Von Jägerinnen zu Gejagten: FC Bayern will Wachablösung schaffen | OneFootball

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·22. März 2024

Von Jägerinnen zu Gejagten: FC Bayern will Wachablösung schaffen

Artikelbild:Von Jägerinnen zu Gejagten: FC Bayern will Wachablösung schaffen

Erster gegen Zweiter bzw. Meister gegen Vize-Meister heißt es am Samstagabend in der Frauen-Bundesliga, wenn sich ab 17:45 Uhr der VfL Wolfsburg und der FC Bayern München im vielleicht vorentscheidenden Spiel um die Meisterschaft gegenüberstehen werden. Es könnte eine erste Entscheidung im Titelkampf geben, doch vor allem wird es die ultimative Testprobe für die Münchnerinnen werden, ob sie endgültig ihre Rolle als Jägerinnen ablegen und zu den Gejagten werden wollen.

Zwar bestreitet Bayern-Coach Alexander Straus, dass das Rennen um Platz Eins durch einen Sieg seiner Mannschaft die Vorentscheidung bringen könnte, trotzdem ist die aktuelle Situation klar. Denn sogar mit einer Niederlage am 17. Spieltag würde der FC Bayern in der Tabelle weiterhin mit einem Punkt Vorsprung vor den Wölfinnen liegen. Dieser Fakt mache Straus zufolge "keinen Unterschied, aber es verändert den Kontext für das Spiel. Wir können ohne große Angst in die Partie gehen. Gleichzeitig wissen wir, dass wir uns mit einem Sieg in eine sehr gute Position bringen können."


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"Großer Respekt" vor Wolfsburg

Vor der Mannschaft aus Wolfsburg herrscht "großer Respekt" bei den Bayern, da es sich um ein Team handle, dass viel Erfahrung und gewonnene Titel zu bieten habe. Besonders die Offensive aus Alexandra Popp, Ewa Pajor, Jule Brand und Co. wird schwer zu stoppen sein. Allerdings steht dem beim FCB die beste Defensive der Liga entgegen, die bisher erst fünf Gegentore hinnehmen musste.

Einen Anteil an dieser Leistung hatte Torhüterin Mala Grohs. "Die Wolfsburger Offensivspielerinnen haben alle ihre Qualitäten", erklärt die Keeperin. "Ich persönlich erinnere mich als Vorbereitung an die letzten Spiele und was dort auf mich zugekommen ist. Aber im Allgemeinen schauen wir uns Muster an, die im Spiel wichtig sein werden - beispielsweise Standards." Ansonsten konzentriere die Bayern-Schlussfrau sich darauf, ihren Körper und Kopf fit für das Spiel zu machen.

Während die Offensivgewalt in grün-weiß sicherlich schwer zu stoppen sein wird, sieht der FCB-Trainer auch eine Chance darin: "Wolfsburg muss gegen uns auf Angriff spielen. Wir wissen, was uns erwarten wird. Dadurch werden sich aber auch Möglichkeiten und Räume für uns öffnen, die wir ausnutzen wollen."

Übermacht der Wölfinnen schwindet

Die Münchner Mannschaft befindet sich derzeit in einer Phase, in welcher man dem VfL die zuvor bestehende Position als führende Mannschaft im deutschen Fußball der Frauen streitig machen will. Wolfsburg habe in der Vergangenheit das getan, was der FC Bayern in Zukunft erreichen will. "Wir wollen diese Dominanz, die sie seit einigen Jahren besitzen. Sie sind das gewöhnt und wir sind auf dem Weg, auch dorthin zu gelangen", verkündet Straus seine derzeitige Mission.

In den vergangenen Wochen ist immer häufiger das Thema um das Machtverhältnis zwischen Wolfsburg und dem FC Bayern aufgekommen, nicht zuletzt durch den Wechsel von Starspielerin Oberdorf nach München. Der Bayern-Trainer bestreitet, dass diese Diskussionen ihn beeinflussen. Mehr betrachte er respektvoll die Leistungen der Wölfinnen aus den letzten Jahren, sehe aber den Abstand zu seinem Team immer geringer werden: "Wir befinden uns in einem Prozess, um die Grundlagen zu errichten und Stück für Stück in diese Position zu gelangen." Man könne erst von einer neuen Dominanz oder einem Machtwechsel sprechen, wenn der FCB drei oder vier Jahre in Folge gewinnen würde.

Auf dem Weg dorthin müsse man im Verein vor allem nachhaltige Entscheidungen treffen. Als Beispiel werden hier die Transfer von Georgia Stanway von vor zwei Jahren genannt, Eriksson und Harder, die im vergangenen Jahr hinzugestoßen sind und Oberdorf, die sich dem Verein im kommenden Sommer anschließen wird. "Wir können nicht so agieren wie Chelsea, die eine Spielerin wie [Mayra] Ramirez im Winter für 500.000 Euro und noch weitere Spielerinnen verpflichtet haben", erklärt Straus. "Wir gehen das ganze Schritt für Schritt an und wollen dabei vor allem nachhaltig vorgehen. Das ist einer der Aspekte, die mich besonders an diesem Verein gereizt haben."

Gelingen soll diese Entwicklung unter anderem auch über den starken "Teamspirit", den Grohs im Presse-Talk anspricht: "Jetzt gerade ist die Stimmung in der Kabine und auf dem Platz richtig gut. Wir sind dort eine Einheit geworden und gehen diesen Weg gemeinsam." Auch die Vertragsverlängerung von Sydney Lohmann spreche dafür, das man sich auf dem richtigen Weg befinde.

Damnjanovic fit, Startelfeinsatz für Eriksson unwahrscheinlich

Nachdem Stürmerin Jovana Damnjanović im letzten Duell gegen Leipzig (5:0) den Platz aufgrund einer Verletzung frühzeitig verlassen musste, steht sie für das Topspiel wieder zur Verfügung. Laut Straus habe die serbische Nationalspielerin einen Schlag gegen das Schienbein bekommen, habe allerdings das Training am Donnerstagmorgen komplett absolvieren können. Wie bereits in den vergangenen Partien könnte Damnjanović gegen den VfL erneut die offensive Rolle hinter Teamkollegin Lea Schüller einnehmen.

Hingegen bleibt ein Startelfeinsatz der schwedischen Nationalspielerin Magdalena Eriksson unwahrscheinlich. Die Innenverteidigerin stand nach längerer Verletzungspause am letzten Wochenende erstmals wieder im Kader und erhielt 30 Minuten Spielzeit. Auch wenn es sich bei der 30-jährigen um eine Spielerin mit viel Erfahrung handelt, die in einer Partie wie gegen Wolfsburg sicherlich gebraucht wird, kommt ein Platz in der Startelf wohl noch zu früh - auch um einer erneuten Verletzung vorzubeugen. Stattdessen sollte ihre Landsfrau Linda Sembrant erneut die Position neben Kapitänin Glódís Perla Viggósdóttir einnehmen. Sembrant war im Winter als Backup für Eriksson gekommen und hat diese bisher erfolgreich vertreten.

Bei den Bayern gab es in dieser Woche eine besonders erfreuliche Nachricht zu vermelden, denn Carolin Simon, die nach einer Kreuzbandverletzung fast ein ganzes Jahr lang pausieren musste, kehrte erstmals wieder ins Mannschaftstraining zurück. "Ich bin sehr froh, dass Caro zurück im Mannschaftstraining ist", freut sich auch Straus. Gleichzeitig macht der Norweger aber darauf aufmerksam, dass die Außenverteidigerin noch Zeit benötige, bis diese wieder voll einsatzfähig sei: "Sie benötigt noch einige Wochen, aber wir werden dafür sorgen, dass wir sie in dieser Zeit auf ihr Comeback vorbereiten."

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