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·15. August 2022

Fenerbahçe: Jesus und das unlösbare Abwehrrätsel

Artikelbild:Fenerbahçe: Jesus und das unlösbare Abwehrrätsel

Jorge Jesus hat noch einige Nüsse zu knacken, da die Rädchen eigentlich in keinem Mannschaftsteil ineinandergreifen. Während es in der Offensive allerdings vor allem auf die sehnlichst erwartete Verstärkung für die Mittelstürmerposition ankommt und im Mittelfeld eigentlich ein Überangebot herrscht, ist die Lage in der Abwehr kompliziert.

Klar ist lediglich der Aufbau: Jesus setzt auf eine Viererkette, wobei eine Drei-Mann-Lösung nach den Experimenten zu Beginn der letzten Saison unter Vítor Pereira wohl auch zu Empörung unter den Fans führen würde. Auch beim ersten Blick auf das vorhandene Personal scheinen genügend Spieler vorhanden zu sein. Doch der Schein trügt.


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Ehrlicher ist da das Studium der bisherigen Begegnungen. Kein einziges Mal setzte Jesus in bisher insgesamt fünf Partien auf dieselbe Viererkette. Das hat unterschiedliche Gründe. Serdar Aziz verletzte sich im ersten Spiel, einige Spieler brauchten nach der Sommerpause mehr Regenerationszeit und andere kamen erst nach und nach zum Verein. Auch abgesehen davon ist allerdings keine Stammbesetzung abzusehen. Hier lohnt ein Blick auf die einzelnen Teile.

Stammkraft rechts, viele Optionen links

Zumindest rechts hinten scheint die Sache klar: Bright Osayi-Samuel hat sich zu einem Rechtsverteidiger moderner Prägung entwickelt und macht seine Sache meistens sehr ordentlich. Flattert kein unmoralisches Angebot mehr für den Nigerianer ein, wird er rechts in der Viererkette gesetzt sein. Dabei gibt es zumindest für sporadische Entlastung auch Alternativen: Ferdi Kadıoğlu kann die Position bekleiden, Burak Kapacak hofft immer noch auf eine Chance und Nazım Sangaré soll zumindest in der Rückrunde zurückkehren.

Auf der anderen Seite scheint die Lage eigentlich noch viel komfortabler, bisher gab es hier aber eher eine Problemstelle. Ferdi Kadıoğlu ist weiter vorne deutlich wertvoller und zeigt immer wieder Timing- und Stellungsprobleme. Filip Novák ist auch weiterhin bestenfalls ein Joker und wird von Jesus nur als Notlösung gesehen. Davon kann Çağtay Kurukalıp nur träumen und dürfte ein Kandidat für einen (Leih-)Wechsel sein. Die zukünftige A-Lösung heißt Ezgjan Alioski, der Neuzugang ist allerdings mit einem Trainingsrückstand nach Istanbul gekommen und spielte daher bisher keine Rolle. Notnagel war somit Luan Peres, doch der Brasilianer interpretierte seine eigentlich bekannte Rolle nicht gut und ließ die Balance zwischen defensiver Absicherung und offensiven Vorstößen fast gänzlich vermissen.

Problemzone Innenverteidigung

In Zukunft sollte das allerdings kein Problem sein, da der 28-Jährige eigentlich als Innenverteidiger eingeplant ist. Oder etwa nicht? Im Zentrum gibt es aktuell die größten Probleme und eine gute Lösung ist nicht in Sicht. Gesetzt war bisher nur Attila Szalai. Da der Ungar aber erstens nicht immer sattelfest wirkte und zweitens immer wieder mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wird, stehen hinter ihm Fragezeichen. Vom Standing her könnte er Abwehrchef sein und Peres neben ihm spielen. Das Problem ist, dass die beiden vermeintlich besten Innenverteidiger linksfüßig sind. Natürlich hätten sie die Qualität trotzdem zu harmonieren, die ideale Lösung wäre das aber nicht. Abhilfe würde natürlich Aziz schaffen, bis der aber wieder fit ist, bleibt guter Rat teuer. Zunächst begnadigte Jesus den eigentlich aussortierten Tisserand, nur um ihn dann wieder auszusortieren. Nun droht das gleiche Spielchen mit Mauricio Lemos. Der eigentlich eingeplante Gustavo Henrique zeigte bei seinen bisherigen Einsätzen riesige Defizite und ließ befürchten, dass selbst die Süper Lig eine Nummer zu groß sein könnte.

Keine Lösung in Sicht

Und jetzt? Man möchte nicht mit Jorge Jesus tauschen, da eigentlich jede Lösung einen Haken hat. Das gilt selbst, wenn Aziz wieder zurück ist, da dann entweder der zweitteuerste Neuzugang Peres oder der wertvollste Innenverteidiger Szalai auf die Bank müssten. Spielen beide zusammen, gibt es keinen Rechtsfuß in der Innenverteidigung und zieht man einen der beiden auf Außen, büßt man Offensivpower ein. Es wird spannend, welches Modell der neue Coach favorisieren wird. Bisher scheint er es selbst nicht zu wissen. Vielleicht gibt aber das heutige Spiel gegen Kasımpaşa weiterer Hinweise.

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