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·14. Oktober 2020
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·14. Oktober 2020
In Kürze beginnt die neue Saison in der UEFA Champions League. In der Gruppe C treffen der FC Porto, Manchester City, Olympiakos und Olympique Marseille aufeinander. In unserer Vorschau stellen wir alle Teams genauer vor.
Der Portugiesische Meister und Pokalsieger FC Porto kehrt nach einem Jahr Abstinenz wieder in die Champions League zurück und dieses mal sogar als Gruppenkopf. Mit Manchester City ist zwar trotzdem ein internationales Schwergewicht in der Gruppe, verstecken müssen sich die Portugiesen aber nicht. Der FC Porto hat eine erfahrene Mannschaft und auch als Verein viel Erfahrung in der Königsklasse. Letztes Jahr scheiterte das Team von Trainer Sergio Conceicao (45) zwar in der Champions League Qualifikation – und startete deshalb in der Europa League, wo in der Zwischenrunde gegen Bayer Leverkusen Endstation war – war in den acht Jahren zuvor aber immer dabei. In der Spielzeit 2018/19 scheiterte Porto erst im Viertelfinale am späteren Sieger FC Liverpool.
Nach dem Doublesieg in der vergangenen Saison verlief der Start in die Liga ordentlich, aber nicht perfekt. Nach zwei Siegen zum Auftakt verlor Porto bei CS Maritimo mit 2:3. Besonders die Offensivfreude ist bei bisher zehn Toren aus drei Spielen auffällig. Conceicao lässt in einer offensiven 4-3-3-Formation spielen. Die komplette Mannschaft denkt in erster Linie offensiv, so gelingt es oft, in der portugiesischen Liga zu dominieren. Das Toreschießen ist nicht unbedingt primär die Aufgabe des Sturms, in allen Mannschaftsteilen sind torgefährliche Spieler. Auf einen von ihnen muss der FC Porto jetzt verzichten.
Linksverteidiger Alex Telles (27) traf in den ersten drei Ligaspielen schon zweimal, aber weitere Treffer kommen nicht hinzu. Zumindest nicht in der portugiesischen Liga für den FC Porto. Telles ist kurz vor Ende des Transferfensters für 15 Millionen Euro zu Manchester United gewechselt. Mit Danilo Pereira (29) ging ein weitere defensiver Stammspieler, er schließt sich auf Leihbasis PSG an. Auch im Sturm gab es einige Abgänge: Mit Fabio Silva (18) wechselte ein Toptalent für 40 Millionen Euro nach Wolverhampton, beim FC Porto war er aber noch kein Stammspieler. Im Mittelsturm gingen mit Zé Luis und Tiquinho Soares (beide 29) zwei feste Größen.
Im Gegenzug kamen einige Neue: Die Lücken in der Abwehr wurden mit den Außenverteidigern Zaidu Sanusi (23), Nanú (26) und Carraca (27) aus der heimischen Liga geschlossen. In der Innenverteidigung gelang ein Coup: Der hochveranlagte Malang Sarr(21) wurde vom FC Chelsea ausgeliehen. In der französischen Liga war er in Nizza die letzten Jahre über Leistungsträger. Auch für das Mittelfeld wurde mit Marko Grujic (24) ein Spieler geliehen, der in den vergangenen Jahren überzeugte. Der Serbe kommt nach zwei Leihjahren bei Hertha BSC vom FC Liverpool. Für den Sturm kam Evanilson (20) aus Brasilien. Trotz vieler Abgänge hat der FC Porto einen erfahrenen Kader, der mit vielen Talenten verstärkt wurde.
Die prominenteste Mannschaft der Gruppe A steht nach der Ziehung nur an zweiter Stelle. Manchester City landete als englischer Vizemeister nur im zweiten Lostopf und ist deshalb kein Gruppenkopf. Die Citizens waren letztmals 2017 nicht im ersten Topf, setzten sich damals aber in einer Gruppe mit Shakhtar Donetsk, Neapel und Feyenoord als Gruppensieger durch. Auch in diesem Jahr ist City der Favorit auf den Gruppensieg und alles andere als das Erreichen des Achtelfinals wäre Sensation und Blamage zugleich.
Das Team war aber nicht ohne Grund nur im zweiten Lostopf. Vergangene Saison landete City in der Premier League mit satten 17 Punkten Rückstand hinter dem Meister FC Liverpool. In der Champions League war im Viertelfinale gegen Olympique Lyon Schluss, weil die anfängliche Formation von Trainer Pep Guardiola (49) nicht funktionierte, und das Team später kein Mittel gegen das rasante Konterspiel der Franzosen fand. Zum dritten mal hintereinander schied City im Viertelfinale aus, weiter sind die Skyblues unter Guardiola noch nie gekommen.
In der vergangenen Spielzeit hatte Manchester City einige Probleme, als man Spiele, in denen man überlegen war, durch mangelnde Effektivität verlor oder Schwächen in der eigenen Abwehr offenbart wurden. Einige Probleme nimmt man bisher mit in die aktuelle Spielzeit: In der Premier League ist der Titelfavorit für die eigenen Ansprüche schlecht gestartet, holte nur vier Punkte aus den ersten drei Partien. Beim 2:5 gegen Leicester City wurde die Abwehr überrollt, City ging in Führung und hatte die Partie im Griff, ehe Leicester ausglich und der Favorit den Faden verlor und sich vier Gegentreffer am Stück fing. Gegen Aufsteiger Leeds United kam das Starensemble Citys nicht über ein 1:1 Unentschieden hinaus, wieder misslang es, die eigenen Linie nach der 1:0-Führung beizubehalten. Mit dem Unentschieden war Manchester City also gut bedient.
Auf die vielen individuellen Fehler in der Abwehr hat City auf dem Transfermarkt reagiert: Die beiden Innenverteidiger Rúben Dias (23) und Nathan Aké (25) kamen für über 110 Millionen Euro und sollen helfen, die Abwehr zu stabilisieren. Beide müssen sich aber erst noch eingewöhnen, Aké stand zum Beispiel beim 2:5 gegen Leicester auf dem Platz, erzielte aber ein Kopfballtor. Im Angriff sollen junge Stürmer die Kaderbreite erhöhen. Besonders Rechtsaußen Ferran Torres (20), der für 23 Millionen Euro vom FC Valencia kam, hat großes Potenzial. Der Spanier ist ein zielorientierter Stürmer, in seinen ersten fünf Pflichtspielen für City gelangen ihm zwei Vorlagen und ein Tor.Der Kader von Manchester City ist dieses Jahr wieder sehr ausgeglichen und auf fast allen Positionen doppelt besetzt. Wenn sich die Abwehr findet, ist City Favorit auf den Gruppensieg. Der Kader ist, wie eigentlich jedes Jahr, gut genug, um den Titel zu holen. Entscheidend wird sein, ob City die Nerven behält, und ob Guardiola seiner angestammten Taktik auch in den großen Spielen treu bleibt.
Nur Außenseiter ist Olympiakos Piräus. Der griechische Doublesieger hatte sich in der Champions League Qualifikation mit 2:0 und 0:0 gegen Omonia Nikosia aus Zypern durchgesetzt. Für Olympiakos ist es die achte Teilnahme in zehn Jahren. Vergangene Saison wurden die Griechen in einer Gruppe mit dem FC Bayern, Tottenham Hotspurs und Roter Stern Belgrad knapp Dritter. In der Europa League schied Olympiakos im Achtelfinale gegen Wolverhampton aus. In der Liga holte das Team von Trainer Pedro Martins (50) nach drei Jahren wieder die Meisterschaft und blieb in der Liga unbesiegt.
Ungeschlagen ist Olympiakos bislang auch in dieser Spielzeit, in der griechischen Liga holte man aus den ersten drei Partien zwei Siege und ein Unentschieden. Dabei steht Piräus vor allem defensiv stabil, in fünf Pflichtspielen gab es erst ein Gegentreffer. Taktisch lässt Martins oft angriffsfreudig in einem 4-3-3 oder dem ähnlichen 4-2-3-1 spielen. Defensiv ist Piräus in der griechischen Liga aber weniger gefordert als in der Champions League, weshalb der Trainer auch mal ein stabileres 4-4-2 mit Doppelsechs probiert.
Auf dem Transfermarkt hat sich beim griechischen Meister viel getan: Linksverteidiger Konstantinos Tsimkas (24) ging für 13 Millionen Euro zum FC Liverpool und mit Guilherme (29) verließ ein weiterer Stammspieler den Club. Er ging zu Al-Sadd nach Katar. Ansonsten gingen einige Spieler ablösefrei und wurden verliehen. Ablösefrei war auch ein alter Bekannter, der gegen Ende seiner Karriere noch einmal in der Champions League spielen möchte: Mit Rafinha (34) hat Olympiakos jetzt einen Champions League Sieger in seinen Reihen. Der Brasilianer gewann den Henkelpott 2013 mit dem FC Bayern München. Auch Neuzugang Mohamed Dräger (24) hat in Deutschland gespielt, der Rechtsverteidiger kommt vom SC Freiburg.
Ein weiteres bekanntes Gesicht bei Olympiakos ist Matthieu Valbuena (36), der in der Champions League Grupppenphase auf seinen Ex-Club Marseille treffen wird. Im Angriff sticht derzeit Mittelstürmer Youssef El Arabi (33) heraus. Er traf in den ersten fünf Pflichtspielen dreimal.
Olympiakos hat trotz vieler Transfers in diesem Sommer einige Leistungsträger, die seit Jahren im Verein spielen und einige Champions League Erfahrung mitbringen. Vergangenes Jahr war man nur einen Sieg im direkten Duell gegen Tottenham vom Achtelfinale entfernt. Olympiakos hat den Vorteil, dass die Mannschaft eingespielt ist und die Neuzugänge integriert wurden, das vergleichsweiase niedrige Niveau der heimischen Liga könnte hingegen ein Nachteil sein, weil der Leistungsunterschied zur Champions League zu hoch sein könnte.
Nach sieben Jahren kehrt Olympique Marseille in die Champions League zurück. Vor zwei Jahren spielte OM zuletzt in der Europa League, schied aber in der Gruppenphase aus und unterlag unter anderem zweimal Eintracht Frankfurt. In der vergangenen Saison gab es also keine Dreifachbelastung und das kam dem Team zugute. In der ersten Saison von Coach André Villas-Boas (42) wurde Marseille Vizemeister. Es war die beste Saison seit sieben Jahren. In der Zeit hat sich einiges verändert. Der Verein hat einen neuen Kurs gefunden.
Stand Olympique Marseille nach der Meisterschaft 2010 viele Jahre für große Ziele und Ambitionen, die nur selten erreicht wurden, gelang es dem Management und Trainer Villas-Boas in der vergangenen Saison aus geringen finanziellen Mitteln viel zu machen. Er lässt taktisch flexibel spielen und sein Team nimmt die Spielweise in die aktuelle Spielzeit mit, auch wenn die Ergebnisse mit zuletzt drei Remis in Folge noch zu wünschen übrig lassen. Dass nicht gleich alles gelingt, überrascht aber nicht, OM hat eine recht junge Mannschaft und nicht das große Geld für Neuzugänge. Unter Villas-Boas geht es vor allem um Entwicklung.
In Marseille sollen sich talentierte Spieler entwickeln – möglichst an der Seite von erfahrenen Profis. Das zeigen auch die Transfers: Mit Luis Enrique (18), Leonardo Balerdi, Papa Gueye und zuletzt Michael Cuisance (alle 21) sind junge Talente gekommen. Mit den Verteidigern Álvaro Gonzáles (30) und Yuto Nagamoto (33) sind auch Spieler gekommen, die das Team führen sollen.
Vor allem in der Defensive setzt Marseille auf Erfahrung. Die Abwehr auch ist der einzige Mannschaftsteil, den Villas-Boas nicht regelmäßig umstellt. Der Portugiese variiert taktisch viel, vor allem in der Offensive. Viele junge Spieler kommen so zu ihren Einsätzen und können sich entwickeln. Für die Gegner ist Marseille so schwerer auszurechnen, aber auch noch nicht voll eingespielt. Der große Name Olympique Marseille ist tatsächlich der größte Außenseiter der Gruppe, hat aber auch enormes Potential und kann überraschen.
Manchester City und der FC Porto sind die Favoriten, wobei City trotz des zweiten Startplatzes noch bessere Chancen auf das Achtelfinale hat. Läuft es schlecht, muss Porto, das viele Änderungen im Kader hinnehmen musste und noch kurzfristig Stammspieler verlor, um das Achtelfinale bangen. Denn Olympiakos Piräus und Olympique Marseille können überraschen. Piräus hat leichte Vorteile im Kampf um den Europa League Platz drei und kann mit etwas Glück um das Champions League Achtelfinale mitspielen.
(Photo by Mike Egerton – Pool/Getty Images)