90PLUS
·03 de agosto de 2025
Großer Bayer-Ausverkauf: Welche Probleme ten Hag sofort drohen

In partnership with
Yahoo sports90PLUS
·03 de agosto de 2025
Der Umbruch bei Bayer 04 Leverkusen fällt größer aus, als es den Verantwortlichen lieb ist. Das erschwert die Arbeit für den neuen Coach.
Vor einem Jahr schaffte es Bayer 04 Leverkusen überraschend, alle Leistungsträger nach dem sensationellen Doublegewinn zu halten. Ein gewichtiges Argument war Trainer Xabi Alonso, der die Mission Titelverteidigung mit der Werkself angehen wollte. Jetzt ist der Spanier weg und die Meistermannschaft in ihre Einzelteile zerbrochen. Auf den neuen Coach Erik ten Hag kommen große Aufgaben zu.
Der Aderlass der Rheinländer sucht europaweit seinesgleichen. Mit Superstar Florian Wirtz, Schienenspieler Jeremie Frimpong und Abwehrchef Jonathan Tah haben drei Leistungsträger den Klub schon früh im Transferfenster verlassen, vor wenigen Tagen verließ auch noch Taktgeber Granit Xhaka die BayArena. Der Schweizer will in der kommenden Saison mit Aufsteiger Sunderland den Klassenerhalt in der Premier League schaffen.
Dabei hatte ten Hag nach dem Trainingslager in Rio de Janeiro noch klargestellt, dass kein weiterer Führungsspieler den Verein verlassen wird. Mit seinen forschen Aussagen hat sich der 55-Jährige seinen Job nicht gerade leichter gemacht. Im Gegenteil: Für den Coach werden die ersten Monate an neuer Wirkungsstätte deutlich komplizierter als erwartet. Der Niederländer tritt als Nachfolger Alonsos in die größtmöglichen Fußstapfen, muss seinen eigenen Spielstil implementieren und dabei noch den größten Umbruch der letzten Jahre moderieren.
Denn die Abgänge schwächen die Werkself nicht nur wegen ihrer fußballerischen Ausnahmequalität. Dem Vizemeister bricht eine ganze Achse an Führungsspielern weg. Xhaka war der klare Wortführer im Mittelfeld, auch ohne Kapitänsbinde war es der Schweizer, der auf dem Feld die Ansagen gab und die Teamkollegen dirigierte.
Foto: Getty Images
Dazu fehlt mit Tah nun der unangefochtene Abwehrchef. Torhüter und Kapitän Lukas Hradecky ist auf dem Sprung nach Monaco. Mark Flekken kann den Finnen zwischen den Pfosten definitiv ersetzen und ist vermutlich sogar eine Verbesserung gegenüber dem 35-Jährigen. Doch auch Hradeckys Wort hatte in der Mannschaft Gewicht, der Schlussmann war eine klare Führungsfigur. Selbst Wirtz – beileibe kein Lautsprecher – war alleine durch seine fußballerischen Fähigkeiten eine Gallionsfigur, an der sich die Mitspieler orientieren konnten.
Einen neuen Spielführer gibt es bisher noch nicht, das „Führungsvakuum“ zu füllen, ist eine der wichtigsten Aufgaben für ten Hag. Als Kandidat gilt Robert Andrich, der die Mannschaft zuletzt in der Vorbereitung anführen durfte. „Ich hatte das Glück, die Binde schon letztes Jahr und auch vorletztes in der Europa League zu tragen. Ich könnte mich schon daran gewöhnen“, meldete der 30-Jährige Ambitionen an.
Auch die eher introvertierten Edmond Tapsoba und Stürmer Patrik Schick könnten zum Kapitän aufsteigen. Der Tscheche hatte zuletzt bereits an seine Kollegen appelliert, dass es jetzt mehr denn je auf die verbliebenen Spieler der Meistermannschaft ankommt. „Personalität zeigen und rauskommen“, forderte der 29-Jährige, auch um den Neuzugängen die Eingewöhnung zu erleichtern.
Es bleibt abzuwarten, ob und wann die Zugänge die Lücken in Startelf und Hierarchie füllen können. Jarell Quansah kam aus Liverpool für die Innenverteidigung, um Tah zu ersetzen, kam bei den Reds zuletzt aber kaum zum Zug. Der Engländer hat vielversprechende Anlagen, ein gutes Tempo und starkes Timing in den Zweikämpfen, agiert aber noch zu fehlerbehaftet. Die Führungsrolle von Tah muss daher wohl Tapsoba übernehmen, der auch unter ten Hag ebenso gesetzt sein dürfte wie Linksfuß Piero Hincapié.
Den Weggang Xhakas rückt Akteure wie Andrich und Aleix Garcia in den Fokus. Je nach Gegner kann ten Hag zwischen dem robusten Nationalspieler und dem technisch versierten Spanier als Nebenmann für Exequiel Palacios wählen. Florian Wirtz kann nicht ersetzt werden, das wissen sie in Leverkusen und betonten daher seit dem Rekordwechsel des 22-Jährigen, dass die Nachfolge auf mehrere Schultern verteilt werden soll.
Foto: Getty Images
Doch weil der erst 19-Jährige Ibrahim Maza noch Zeit braucht, steht Malik Tillman gleich im Rampenlicht. Der US-Amerikaner aus der Jugend des FC Bayern kam für rund 40 Millionen Euro aus Eindhoven und startet als einer der größten Hoffnungsträger in die neue Spielzeit. Die weiteren Neuzugänge – Innenverteidiger Axel Tape, Rechtsaußen Farid Alfa-Ruprecht und Stürmer Christian Kofane – sind allesamt noch keine zwanzig Jahre alt und sollen behutsam aufgebaut werden.
Für Erik ten Hag wird es darum gehen, die Neuen schnellstmöglich zu integrieren. Der niederländische Trainer ist dabei bereit, sich dem Kader ein Stück weit anzupassen. Auf früheren Stationen ließ der 55-Jährige meist im 4-3-3 oder 4-2-3-1 spielen, doch da der Kader der Werkself weiterhin auf eine Dreierkette ausgelegt ist, vertraut er bisher weiter auf das Alonso’sche 3-4-2-1. Ein cleverer Schachzug des ehemaligen ManUnited-Coaches, der so die gefestigten Strukturen innerhalb der Mannschaft nicht weiter einreißt, als die Abgänge es ohnehin schon getan haben.
Dennoch wird der neue Übungsleiter dem Spiel des Vizemeisters seinen Stempel aufdrücken wollen. Ten Hag steht für aggressives Pressing und schnelles Umschalten, wobei seine Mannschaften auch immer wieder eigene Ballbesitzphasen einbauen sollen. Das klappte bei Ajax hervorragend, den Traditionsklub führte er 2019 bis ins Halbfinale der Champions League. Beim zusammengewürfelten Kader in Manchester stießen Trainer und Spielphilosophie jedoch an ihre Grenzen, auch weil bei den dauerkriselnden Red Devils ruhiges Arbeiten nicht möglich war.
In Leverkusen findet ten Hag ein deutlich unaufgeregteres Umfeld vor, auch die Erwartungen innerhalb des Klubs sind realistisch. „Unser Ziel ist, immer zu den Top 4 der Liga zu zählen und in der Lage zu sein, Titel zu holen“, sagte Geschäftsführer Simon Rolfes der Sport Bild, weiß aber, dass der Umbruch Zeit braucht. Dennoch stellte der Ex-Nationalspieler klar, dass mit den Wirtz-Millionen die nächste Titel-Mannschaft aufgebaut werden soll. Damit nahm sich Rolfes auch selbst in die Pflicht. Im Kader fehlt weiter ein rechter Schienenspieler und ein weiterer Sechser. Es wartet eine Menge Arbeit unterm Bayer-Kreuz.
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo
Ao vivo