OneFootball
Justus Pludra·22 giugno 2025
In partnership with
Yahoo sportsOneFootball
Justus Pludra·22 giugno 2025
Mit Real Oviedo steht seit dem späten Samstagabend der dritte und letzte LaLiga-Aufsteiger fest. Für die Asturier endet damit eine jahrzehntelange Abstinenz von der spanischen Erstklassigkeit. Angeführt wurden sie dabei von einer beispiellosen Vereinsikone, die damit ihren größten Traum erfüllte. Eine Geschichte so schön, dass sie nur das wahre Leben schreiben kann.
"Es ist das wichtigste Spiel in meiner Karriere", versicherte Santi Cazorla vor dem gestrigen Showdown gegen CD Mirandés. Zur Erinnerung: Der Spanier ist 2008 und 2012 zwei Mal Europameister geworden und neigt mit seinen 40 Lenzen auch nicht zum jugendlichen Größenwahn. Ganz im Gegenteil: Cazorla ist 1,68 Meter gestapelte Bescheidenheit.
Als der Spielmacher um die Jahrtausendwende die Jugendabteilung von Real Oviedo durchläuft, steigt die Profimannschaft im Sommer 2001 in die zweite Liga ab. Den Emporkömmling zieht deshalb in die weite Fußballwelt hinaus. Vor allem bei Villareal und Arsenal erspielt sich Cazorla im Laufe der Jahre Rank und Namen.
📸 JOSE JORDAN - 2005 AFP
Außerdem wird ihm bei den Gunners eine chronische Knöchelverletzung fast zum Verhängnis. Durch eine Infektion treten so schlimme Komplikationen auf, dass die Ärzte zwischenzeitlich befürchten, sie müssen ihrem Patienten das rechte Bein amputieren. Vielleicht könne er nie wieder schmerzfrei gehen - geschweige denn Fußball spielen.
Aber Cazorla kämpft sich nach elf Operationen und 619 Tagen zurück auf den Fußballplatz, stellt sein Spiel um. Eigentlich eher ein Rechtsfüßer schlägt er seine zentimetergenauen Schnittstellenpässe und brandgefährlichen Standards jetzt eben vermehrt mit links. Ab Sommer 2023 dann auch wieder für seinen Jugendklub Real Oviedo.
Ins Gepäck hat ihm seine Frau eine ganz klare Mission gesteckt: "Du gehst da nicht hin, um Geld zu verdienen, sondern um Spaß zu haben, um zu geben und zu helfen". Helfen soll er dabei, den Verein endlich wieder in die erste Liga zu hieven. Das Problem: Oviedos Kassen sind leer. Das Gute: Cazorla will kein Geld. Der Haken? "Ich würde umsonst spielen, aber das ist nicht erlaubt", erklärte der Rückkehrer das arbeitsrechtliche Dilemma.
Das Mindestgehalt von 91.000 Euro jährlich nimmt er widerwillig an, lässt sich in den Vertrag schreiben, dass zehn Prozent der Trikoteinnahmen mit seinem Namen in die Nachwuchsabteilung fließen.
Zwei Jahre später bekommt das Fußballmärchen eigentlich DEN Höhepunkt. Playoff-Halbfinale um den Aufstieg. Es steht 0:1 zwischen Real Oviedo und UD Almeria. Die 49. Minute läuft, Cazorla wurde erst zur Halbzeit eingewechselt. Da tritt der Zauberfuß vor heimischen Publikum - mit links - zum Freistoß an und zirkelt den Ball zum 1:1-Endstand in die Maschen. Das reicht zum Finaleinzug, weil das Hinspiel 2:1 gewonnen wurde.
Im Finale legen Cazorla und der ganze Klub aber nochmal mächtig einen drauf. Das Hinspiel geht ohne den verletzungsbedingt fehlenden Leader mit 0:1 verloren. Im Rückspiel fällt nach 16 Minuten auch das addierte 0:2. Doch wieder ist es Cazorla, der sein Team wach küsst. Sein sicher verwandelter Elfmeter in der 39. Minute ist der Startschuss für ein Comeback, dass sich durch den bilanzierten Ausgleichstreffer in der 52. Minute zum Krimi ausweitet.
Denn bis zum Ende der regulären Spielzeit will kein Treffer mehr fallen. Immer noch geschwächt von seiner Knieblessur wird Cazorla in der 72. Minute ausgewechselt. Einen letzten Sprint zieht er in der Verlängerung dann aber doch noch an. Teamkollege Francisco Portillo gelingt in der 103. Minute das Tor zum Aufstieg, das steht knapp zwanzig Minuten später fest.
Nach 24 Jahren kehrt Real Oviedo damit zurück in die erste spanische Liga. Für Cazorla ist es die Erfüllung seines größten Traumes. "Mit Oviedo aufzusteigen, wäre der perfekte Abschluss meiner Laufbahn, diese Menschen hier haben es verdient", hatte er vor dem Spiel gesagt. Das sei für ihn gleichbedeutend mit dem Gewinn seiner ersten Europameisterschaft. Seine Worte runden eine Fußball-Romanze ab, die jedem Drehbuchautoren um die Ohren geflogen wäre. Doch zum Glück gibt es das wahre Leben - und Santi Cazorla.
📸 RAFA RIVAS - 2008 AFP