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·25 agosto 2025

„Es geht in eine gute Richtung“

Immagine dell'articolo:„Es geht in eine gute Richtung“

Der Punktgewinn des FC St. Pauli gegen Borussia Dortmund war verdient – und zeigt, wie gut das neue Team bereits harmoniert.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Meine extrem limiterten Französisch-Kenntnisse habe ich mir nicht in der Schule, sondern zumeist bei „Tour de France“-Übertragungen zugelegt. Mit Begriffen wie Peleton, Maillot jaune oder Tête de la course komme ich im Fußball aber leider nicht sonderlich weit. Aber es gibt Ähnlichkeiten: Nur Ulle hat mich mal so laut brüllen lassen, wie ich es sonst nur in Fußballstadien tue – 2003 war das, Etappe nach Ax-3-Domaines, Vinokourow attackiert, Ullrich ballert drüber, Armstrong kann das Hinterrad nicht halten. ULLLEEEEE! Mein Bruder hört das Gebrüll, springt patschnass aus der Dusche und hechtet zum Fernseher, während ich eben jenen weiter anschreie. Und hey, immerhin habe ich es geschafft, etwas Französisch in den Titel des Spielberichts (Déjà-vu, mit besserem Ende) zu schummeln.


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Das ist ein komischer Beginn eines Nachdrehers zum Spiel des FC St. Pauli gegen Borussia Dortmund, gebe ich gerne zu. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir etwas bessere Französisch-Kenntnisse bei meiner Arbeit helfen würden. Denn immerhin hat Alexander Blessin in der Medienrunde nach dem BVB-Spiel das Wort Chapeau verwendet. Gut, da wissen nun auch hartgesottene Sprach-Banaus*innen was das bedeutet, da braucht es keinen Sprachkurs für. Aber in der Mixed Zone kann es helfen. Und den Spielern von Borussia Dortmund hätte es sicher auf dem Rasen des Millerntors geholfen.

Denn Danel Sinani berichtete nach Abpfiff, dass das neu zusammengesetzte Offensiv-Trio des FC St. Pauli auf Französisch kommuniziere. Mathias Pereira Lage, Andreas Hountondji und Sinani sind sozusagen – Achtung, ich fürchte diese Bezeichnung könntet ihr auch in einer Boulevard-Zeitung lesen – die „French Connection“ des FC St. Pauli.OhGottOhGottOhGott, wo führt dieser Text nur hin? Ne Story über Franzosen beim FCSP? Gute Güte?!?! Ich lasse diese drei Absätze trotzdem ausnahmsweise mal stehen, damit ihr einen Eindruck bekommt, was nachts nach einem Spiel des FC St. Pauli für wirre Gedanken in meinem Kopf umherschwirren, wenn ich nach einem Einstieg für MillernTon-Artikel suche.

Viel Selbstkritik in der Mixed Zone

So. Montag. Nochmal von vorne:Der Bundesligaauftakt des FC St. Pauli ist geglückt. Für das 3:3 gegen Borussia Dortmund gab es einen verdienten Punkt. Dieser Punktgewinn ist auch exakt das, was der FCSP für seine Leistung am Samstagabend verdient. Sicher nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Und während viele Fans diesen Punkt noch auf den Rängen des Millerntor-Stadions feierten, gab es in der Mixed Zone viele Stimmen, die bemerkenswert selbstkritisch waren.

Da war nämlich auch einiges an Ärger zu hören über individuelle Fehler. Hauke Wahl etwa erklärte recht nüchtern: „Wir können noch besser gegen den Ball arbeiten, als wir es heute getan haben. Wir haben ein paar Fehler zu viel gemacht, die wir in den letzten Spielen der Vorsaison nicht gemacht haben.“ Auch Danel Sinani sagte zwar, dass man „einen Punkt gewonnen“ habe, ergänzte aber sofort, wie sehr man sich über die drei Gegentreffer ärgere. Tatsächlich sind die Gegentreffer allesamt ärgerlich. Beim ersten ließ das Team eine Halbfeldflanke zu, auf deren Gefahr Blessin bereits vor dem Spiel hinwies. Beim zweiten spielte der BVB einen Standard so aus, wie er es oft tut: Am zweiten Pfosten wird eine Überzahl geschaffen – auch das hätte besser verteidigt werden können. Beim dritten Treffer pennte die FCSP-Innenverteidigung kollektiv.

Defensiv stabil, trotz dreier Gegentreffer

Nun ist Fußball ein Fehlersport und es lassen sich in jeder Situation, die zu einem Torschuss führt, auch Fehler beim Gegner finden. Zur Wahrheit gehört aber auch: Borussia Dortmund kam insgesamt auf nur acht Abschlüsse – so wenige wie in der Bundesliga zuletzt im Dezember 2024. Auch wenn es ungewohnt ist, dass sich der FC St. Pauli drei Gegentreffer fängt (das gab es letzte Saison in der Liga nur dreimal, nie waren es mehr), so hat das Team insgesamt doch eine sehr ordentliche Leistung auch gegen den Ball gezeigt. Trotzdem erklärten nahezu alle Spieler nach Abpfiff in der Mixed Zone, dass sie mit der Arbeit gegen den Ball nicht so richtig zufrieden sind.

Zufrieden ist ja sowieso ein Wort, welches seit der Ankunft von Alexander Blessin beim FC St. Pauli auf dem Index steht (satisfait dann entsprechend auch, hehe). Musste ich am Samstag auch feststellen, als ich Blessin in der Medienrunde danach fragte, wie zufrieden er, angesichts von fünf Neuzugängen in der Startelf, mit dem Zusammenspiel des Teams sei. „Du weißt“, so der FCSP-Coach „zufrieden bin ich nie. Aber es geht in eine gute Richtung.“ Blessin erklärte, dass es vor allem im Bereich der Laufwege noch Luft nach oben gibt und wie wichtig so ein Spiel wie gegen Coventry gewesen sei, wo eben nicht alles rund lief und man daraus viel Lehrmaterial ziehen konnte. Grundsätzlich haben sich „die Neuen aber gut eingefügt. Das ist eine halbe Mannschaft und birgt immer eine Gefahr, aber ich glaube, wir haben es ganz gut hingekriegt. Wohlwissend, dass wir nicht zufrieden sind und noch einiges zu tun haben.“

Neuzugänge bereits gut integriert

Blicken wir also mal auf die Neuen, von denen gleich fünf in der Startelf standen:Am unauffälligsten war sicherlich Mathias Pereira Lage. Doch das bedeutet nicht, dass er wenig gearbeitet hat. Er ist neben Danel Sinani der einzige FCSP-Spieler, der mehr als 12 Kilometer gelaufen ist (ligaweit Platz 17). Die Distanz an sich ist also schon gut, herausragend wird es durch die tiefergehenden Zahlen. Denn Pereira Lage hat am ersten Spieltag die meisten intensiven Läufe der gesamten Bundesliga hingelegt und liegt auch bei den Sprints in den Top 10. Nicht nur treue Leser*innen des MillernTon werden wissen: Diese Kombination ist selten und extrem wertvoll. Entsprechend dürfte sein Wert für den FC St. Pauli deshalb bereits hoch sein. Sollte er dazu noch besser in die Offensivabläufe eingebunden werden, so wird er nicht weniger bedeutend sein. Ein gutes Debüt also.

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Richtig laufstark präsentierte sich Mathias Pereira Lage gegen Borussia Dortmund. Zukünftig folgen hoffentlich noch viele erfolgreiche Offensivaktionen für den FC St. Pauli. // (c) Stefan Groenveld

Mit Louis Oppie (ebenfalls sehr laufstark) und Arkadiusz Pyrka standen zwei neue Außenverteidiger auf dem Platz. Und während man bei Oppie aufgrund seiner Leistungen im Pokal gegen Bundesligisten schon eine Idee davon bekommen konnte, dass er da mithalten kann (was er auch getan hat), ist die Leistung von Pyrka bemerkenswert. Schließlich hat der 22-jährige zuvor mehr als ein halbes Jahr lang keinen Fußball im Ligabetrieb gespielt. Bereits in den Testspielen des Sommers zeigte sich eine extrem steile Lernkurve (auch wenn Blessin ihm weiterhin Probleme bei der defensiven Positionsfindung attestiert), die sich nun bisher nahtlos fortsetzt. Der Lohn: Pyrka hat aktuell die Nase vorn im Konkurrenzkampf um die rechte Schienenposition des FC St. Pauli. Da Manos Saliakas nach seiner Einwechslung aber auch extrem viel Dampf machte, ist zu hoffen, dass dieser Konkurrenzkampf beide zu Höchstleistungen antreibt (und bitte daran denken, dass Pyrka auch eine Position weiter vorne spielen kann).

Licht und auch etwas Schatten gab es bei Andréas Hountondji. Wobei man grundsätzlich festhalten muss: Wenn man als Offensivspieler einen Treffer erzielt, dann ist die grundsätzliche Bewertung positiv. Und sowieso ist sehr positiv, dass Hountondjis Spielweise auch gegen den BVB, also auf Bundesliganiveau, einen positiven Impact hat. Gleich zweimal war er in der ersten Hälfte durchgebrochen, sein Tempo und Timing ist gut und war zumindest für die BVB-Abwehr teilweise zuviel. Zudem war er auch als Wandspieler ab und an hilfreich. Das lässt darauf hoffen, dass Hountondji auch im weiteren Saisonverlauf eine echte Verstärkung ist. Blessin erklärte nach Abpfiff: „Die Entwicklung von Hountondji, die geht schon nach oben. Er hat aber natürlich schon auch noch Baustellen, wo man ihm Zeit geben muss. Er ist sehr lernwillig und da werden wir weiterhin dran arbeiten. Es freut mich für ihn, dass er so eine Chance auch so verwertet hat.“

Fujita weckt Gefühle

Über die Fähigkeiten von Joel Fujita wurde bereits einiges geschrieben. Auch gegen Borussia Dortmund zeigte der Neuzugang, dass er dem Spiel des FC St. Pauli viel geben kann. Besonders in der ersten Halbzeit war er auch im Passspiel wertvoll, zeigte ein gutes Gefühl, wann er das Spiel mit nur einem Kontakt schnell machen muss, wann er progressiv spielt und wann mehr Ruhe angebracht ist. Zudem hatte er mit acht Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte die mit Abstand meisten aller Spieler auf dem Platz. Auch wenn seine Leistung sicher nicht ganz so auffällig war (vielleicht haben wir uns auch einfach schon ein wenig daran gewöhnt, wie gut er kicken kann), so ist völlig unzweifelhaft: Fujita ist ein großer Gewinn für den FC St. Pauli. Er gibt einem das Gefühl, dass auch der Fußball des FCSP aus ästhetischer Sicht eine nochmal höhere Ebene erreichen kann.

Ebenfalls auffällig in der Entwicklung, wenn auch kein Neuzugang: Abdoulie Ceesay, der im Strafraum gefoult wurde und später auch einige gute Aktionen hatte. Blessin betonte zwar die wilde Spielweise von Ceesay, aber stellte auch etwas verblüfft fest: „Der sprintet ja alles mit 100 Prozent an.“ Auch die Leistung von Danel Sinani sticht heraus, nicht nur aufgrund von Tor und Vorlage. Sinani war Aktivposten, führte die meisten Zweikämpfe aller Spieler und war der laufstärkste Akteur auf dem Platz. Der 28-jährige knüpft damit mehr oder weniger nahtlos an die guten Leistungen zum Ende der Vorsaison an. Nachdem er fast 20 Monate nicht so richtig Fuß fassen konnte beim FC St. Pauli, ist er nun nicht nur fester Bestandteil der Startelf, sondern mit solchen Leistungen wie gegen den BVB auch eigentlich unverzichtbar.

Die Mannschaft des FC St. Pauli ist neu zusammengesetzt, doch harmoniert bereits ganz gut miteinander. Damit das in naher Zukunft noch viel besser wird, ist so ein Erlebnis wie am Samstag Gold wert. Wahl erklärte: „Es ist als Mannschaft extrem wichtig, Erfolgserlebnisse zu sammeln, denn sie schweißen zusammen“ und sieht das Team insgesamt auf einem guten Weg: „Für die 7-8 Wochen, die wir zusammen sind, ist das schon auf einem guten Level. Aber in gewissen Details können wir schon noch besser werden.“

Besser werden, nicht zufrieden sein – das Team des FC St. Pauli hat den „ewigen Prozess“-Gedanken seiner Trainer (auch Hürzeler betonte das mantra-artig) voll verinnerlicht und ist trotz vieler neuer Gesichter schon sehr weit. Nun wird sich hoffentlich zeigen, dass dieser Trend auch nachhaltig ist. Zumindest in der Mixed Zone wurde deutlich, dass die Spieler die Leistung zwar zu schätzen wissen, sich aber trotzdem nicht zurücklehnen. James Sands: „Für heute ist ein Punkt heute ok, zukünftig wollen wir aber drei haben.“ Am besten fängt der FC St. Pauli damit beim Derby an. Das heißt auf Französisch übrigens genauso…

// Tim

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