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FC Bayern München

·5 Agustus 2025

Tah: „Wir dürfen uns nicht wegducken“

Gambar artikel:Tah: „Wir dürfen uns nicht wegducken“

Ein gutes Buch ist für ihn wie eine Reise, und täglich schreibt er auf, was ihn bewegt: Jonathan Tah will beim FCB Verantwortung übernehmen. Im FC Bayern-Mitgliedermagazin „51“ spricht er über Ronaldinho, Nelson Mandela – und darüber, wie er seine Rolle gefunden hat.

Jonathan Tah im Interview

Jona, du hast vor deinem Wechsel nach München gesagt, du möchtest aus der Komfortzone raus – mit einem Augenzwinkern: Wie ungemütlich ist denn der FC Bayern? (lacht) „Ungemütlich fühlt es sich nicht an. Aber es war für mich ein Sprung raus aus meiner Komfortzone, und das war ganz bewusst: Zehn Jahre hatte ich in Leverkusen eine tolle Zeit, der Verein und ich selbst haben uns weiterentwickelt, und jetzt hatte ich das Gefühl, es ist an der Zeit für mich, noch einmal ein komplett neues Umfeld kennenzulernen.“


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Muss man eben auch mal das Ungemütliche suchen, um voranzukommen? „Ich bin Leverkusen dankbar für die gemeinsame Zeit – aber ich glaube, es ist einfach auch immer wieder mal wichtig, sich selbst zu hinterfragen und zu überlegen: Was kann ich tun, um noch einmal einen Schritt zu machen, um zu wachsen – als Mensch, aber auch als Fußballer. Deshalb habe ich mich so entschieden.“

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FanTAH 4 - Jonathan Tah trägt seit diesem Sommer das Trikot des FC Bayern.

Jetzt erwarten alle von dir, dass du sofort einer der Führungsspieler bist. Wie gehst du mit diesem Druck um? „Erstmal ist es für mich eine Ehre, wenn man von außen so gesehen wird, dass man eine solche Rolle beim FC Bayern einnehmen kann. Ich möchte hier Verantwortung übernehmen. Das ist die Erwartung, die der Verein an mich hat, die auch wahrscheinlich die Mannschaft an mich hat, aber vor allem ist es die Erwartung, die ich an mich selbst habe. Trotzdem muss man sich so eine Rolle immer erst erarbeiten. Man kommt nicht einfach her und sagt: „Hier bin ich, ich übernehme jetzt Verantwortung.“ Da muss man Leistung bringen, dann kommt es mit der Zeit, mit den Spielen, mit vielen Trainingseinheiten – auf wie neben dem Platz.“

Du warst in Leverkusen schon eine Führungsfigur. Ist das bei Bayern anders, mit nahezu ausschließlich Nationalspielern um einen herum? „Hier sind so viele Spieler, die schon viel gewonnen und erlebt haben in ihren Karrieren – das ist definitiv noch mal etwas anderes. Aber ich weiß, was ich hierher mitbringe und wie ich mich einbringen kann. Ich gehe Bayern mit Respekt an – und mit allem, was mich ausmacht.“

Dieser Inhalt kann hier leider nicht dargestellt werden. Zum Anschauen kannst du die Website des FC Bayern München besuchen: Artikel auf fcbayern.com

Was ist für dich Leadership auf dem Platz? „Eine Führungsfigur kannst du nur sein, wenn du dich selbst führen kannst. Meine Philosophie lautet „leading by example“: Du kannst nicht von anderen etwas fordern, was du selbst nicht lebst. Ich möchte auf dem höchsten Level und professionell agieren, den größten Fokus haben, in jedem Spiel konzentriert sein – erst dann kann ich anfangen, das von anderen zu erwarten und sie dann auch zu pushen. Ich bin von Natur aus jemand, der andere motivieren und inspirieren will. Das mache ich viel durch Kommunikation – aber man muss dabei nicht der Lauteste sein, wichtiger ist, in gewissen Situationen klar zu sein und den Überblick zu behalten.“

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„Ich wollte noch einmal wachsen“: Jonathan Tah, 29, hat beim FC Bayern klare Bilder vor Augen.

Hattest du Vorbilder – vielleicht sogar außerhalb des Sports? „Für mich ist Nelson Mandela bis heute jemand ganz Großes, der sehr viel bewegt hat und von dem ich viel Inspiration mitgenommen habe. Wenn ich auf den Sport schaue, habe ich zum Beispiel den Basketballer LeBron James im Kopf. Oder Ronaldinho – er war eines meiner Idole, als ich als Kind auf der Straße Fußball gespielt habe. Und auch wenn das gar nicht meine Position war, hat er für mich diese absolute Liebe zum Fußball verkörpert. Er hatte einfach Spaß am Spiel. Vielleicht hat er einige Dinge im Hinblick auf seine Karriere nicht so gemacht, wie ich sie machen würde. Aber diese spezielle Leidenschaft – die hat er für mich repräsentiert. Und das habe ich mir von ihm mitgenommen.“

Du äußerst dich auch offen zum Thema Rassismus. „Weil ich finde, wir dürfen uns bei vermeintlichen Tabuthemen nicht wegducken. Wir müssen offen darüber sprechen – auch offen über unsere Gefühle. Ich bin jemand, der immer versucht, seine Gefühle zu zeigen und zu erklären, weil es wichtig ist, dass andere verstehen, wie es mir damit geht. Als ich mit meiner Frau zusammenkam, eine Deutsch-Italienerin, wusste sie vieles noch nicht, beispielsweise beim Thema Alltagsrassismus. Sie konnte gewisse Dinge nicht wirklich nachvollziehen. Und es war ex­trem wichtig, dass ich ihr erklärt habe, wie ich mich in bestimmten Situationen fühle und warum mich manches verletzt. Sie hätte es sonst gar nicht wissen können. Deshalb finde ich den offenen Austausch darüber so wichtig.“

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Wenn du auf den Jona vor fünf oder zehn Jahren zurückblickst: Was bringst du mit nach München, was damals noch nicht da war? „Da war ich noch lange nicht an dem Punkt, an dem ich heute bin. In meiner Persönlichkeit, in meiner Bereitschaft, aus mir rauszugehen, Verantwortung zu übernehmen. Natürlich habe ich auch spielerisch an mir gearbeitet – stetig. Aber das Wichtigste ist: Ich habe gelernt, was ich einer Mannschaft geben kann, wie ich ihr helfen kann. Das betrifft auch, wie ich mit den Jungs auf dem Platz umgehe, wie ich kommuniziere, Verantwortung übernehme. Ich habe meine Rolle gefunden – das hatte ich vor fünf Jahren noch nicht.“

Was meinst du mit „ich habe meine Rolle gefunden“? „Es gibt wie auf jeder Position auch verschiedene Innenverteidiger-Typen: „Warriors“, beispielsweise, Kämpfer, die über ihre Leidenschaft kommen. Oder die Spielaufbautypen, die fast wie ein Sechser agieren, um nur zwei zu nennen. Natürlich gibt es noch viel dazwischen, und nicht jeder Spieler lässt sich klar einem Typus zuordnen. Wichtig ist, dass man mit der Zeit seinen eigenen Stil, seine Rolle findet. Beim FC Bayern musst du dich in jedem Teilbereich auf einem gewissen Niveau bewegen. Ich sehe mich selbst am stärksten in der Rolle des Organisators innerhalb der Abwehrkette, aber auch davor. Ich möchte dafür sorgen, dass wir unser Mittelfeld und den Angriff defensiv bestmöglich absichern, gleichzeitig aber auch offensiv in allen Momenten unterstützen. Wenn wir von hinten heraus schon einen wichtigen Einfluss auf die Offensivbemühungen nehmen und Angriffe initiieren, können wir umso dominanter auftreten und unsere Chancen auf den Sieg erhöhen.“

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Bei der Klub-WM in den USA gab Tah sein Debüt für den FC Bayern - und leitete direkt das erste Tor des Turniers ein.

Lesen inspiriert dich – was gibt dir ein gutes Buch? „Ich habe zum Beispiel auch während der Klub-WM jeden Tag gelesen – ich nutze die Zeit zwischen Training und Aktivitäten bewusst, weil es mir guttut. Ein gutes Buch ist für mich wie eine kleine Reise. Ich suche immer etwas aus, was mir persönlich etwas gibt. Manchmal schreibe ich mir Dinge heraus. Ich versuche, das Gelesene, so oft es geht, in mein Leben zu übertragen.“

Du hast ein tägliches Ritual: Morgens schreibst du deine Ziele auf und was du vom Tag erwartest; abends, was du erreicht hast. „Es geht da gar nicht nur so sehr um das, was ich erreicht habe, sondern viel eher um Erlebnisse, für die ich dankbar bin. Ich habe vor einiger Zeit für mich gemerkt: Je bewusster ich lebe, desto klarer bin ich – und desto glücklicher. Wenn ich das Leben bewusst angehe, verstehe ich mehr: Wie geht’s mir gerade? Was beschäftigt mich – und warum? Dieses Daily Journal ist ein tägliches Feedback an mich selbst. Denn heutzutage ist alles so schnell: Internet, Social Media, Ablenkung jeder Art. Man ist oft viel zu wenig bei sich und seinen Werten. Dieses tägliche Ritual bringt mich zu mir zurück, zumindest für einen Moment.“

Was sollen die Leute am Ende deiner Karriere beim FC Bayern über dich sagen? „Dass ich ein authentischer Mensch war. Einer, der mutig war. Der immer versucht hat, Verantwortung zu übernehmen. Und der immer sein Bestes für den FC Bayern gegeben hat.“

Das komplette Interview gibt es in der August-Ausgabe des FC Bayern-Mitgliedermagazins „51“.

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