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·26 June 2025

U21 im Finale! Die Wiedergeburt der deutschen Turniermannschaft

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Das deutsche EM-Märchen in der Slowakei geht weiter! Nach einem 3:0 über das hochgelobte Frankreich steht die U21 im Finale und greift gegen England nach dem Titel.

Rudi Völler traf den Nagel nach Abpfiff der Partie auf den Kopf. „Deutschland gegen England, mehr geht nicht. Das ist ein Traumfinale“, jubelte der DFB-Sportdirektor. „Ich freue mich drauf. Es wird sicherlich ein großes Spiel werden – und hoffentlich gewinnen wir 2:1.“


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Völlers Optimismus ist nicht unbegründet. Im Gegenteil: Schon im letzten Vorrundenspiel traf Deutschland auf die Three Lions und gewann mit einer vermeintlichen B-Elf – natürlich – mit 2:1. Nun hoffen sie im Lager der DFB-Junioren allesamt auf einen ähnlichen Ausgang und den vierten EM-Stern nach 2009, 2017 und 2021.

Die deutsche U21 im Stile einer Turniermannschaft

Die Vorzeichen zur Realisierung dieses Traums könnten (fast) nicht besser sein: Die deutsche U21 spielt ohne wenn und aber ein fabelhaftes Turnier und gewann als einziges Team alle fünf Partien. Nach Auftakterfolgen gegen Slowenien und Tschechien bewiesen die Schützlinge von Bundestrainer Antonio Di Salvo zuletzt, dass man auch die vermeintlich Großen im Schach halten kann – es folgten Siege gegen England, Italien und Frankreich.

Noch viel wichtiger als die puren Namen der Gegner: Die Nachwuchsadler bildeten in diesen drei Begegnungen sämtliche Facetten einer herausragenden Turniermannschaft ab! Gegen England fand man sich damit ab, den Ball auch mal weniger zu haben und stattdessen ein Augenmerk auf kompaktes Verteidigen zu legen. Vorne nutzen Ansgar Knauff und Nelson Weiper die wenigen Chancen höchsteffizient.

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Foto: Getty Images

Im Viertelfinale gegen die Squadra Azzurra bewies die DFB-Elf dann eindrucksvoll, dass sie auch mit Rückschlägen umgehen kann und drehte die Partie nach dem 0:1-Rückstand fast postwendend. Auch der Last-Minute-Ausgleich der Italiener warf Deutschland nicht aus der Bahn, letztlich konnte man nach einer dramatischen Verlängerung die Oberhand behalten.

Und nun also Frankreich: Das hochgelobte Star-Ensemble der Équipe Tricolore, mit einem Marktwert von 340 Millionen das teuerste Team dieser EM, unterlag gegen den dreifachen Europameister deutlich mit 0:3 – und das obwohl Les Bleus mehr Ballbesitz und einer höhere Anzahl an Abschlüssen verzeichnen konnten. Doch wieder einmal verteidigten die Deutschen um den aufopferungsvoll kämpfenden Gladbacher Rocco Reitz leidenschaftlich und schlugen ihrerseits mehrfach eiskalt zu.

Der DFB hat wieder einen Torhüter!

Eine weitere und die zugleich wichtigste Zutat für den überraschend deutlichen Erfolg gegen Frankreich war die großartige Torhüter-Leistung von Noah Atubolu. Der Freiburger zeigte in Kosice sein „bestes U21-Spiel“ und trieb die gegnerischen Angreifer immer wieder zur Verzweiflung. Vor allem der sensationelle Reflex beim Flugkopfball von Thierno Barry (68.) wird in Erinnerung bleiben.

Insgesamt präsentiert sich Atubolu aktuell in bestechender Form. Abgesehen von einem minimalen Stellungsfehler beim Freistoß-Gegentor gegen Italien agiert der 23-Jährige als zuverlässiger und insbesondere hochsouveräner Rückhalt. „Noah spielt eine überragende Europameisterschaft“, stellte auch Bundestrainer Di Salvo nach dessen Fabel-Leistung gegen Frankreich bei Sat1 fest.

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Foto: Getty Images

Nicht umsonst avancierte Atubolu am Mittwochabend zum Rekordtorhüter einer deutschen U21-Nationalmannschaft: Mit seinem 21. Einsatz löste er niemand Geringeren als Torhüter-Ikone Manuel Neuer ab. „Wir haben ihn schon vor drei Jahren dazugeholt, weil wir wussten, dass er ein Top-Torhüter ist, ein Talent. Ich habe davon keine Ahnung, aber die Torhüter-Trainer haben gesagt, nimm ihn dazu“, scherzte Di Salvo. „Und deswegen hat er es verdient, so viele Spiele zu spielen.“

Der 1,90m-Hüne knüpft damit nahtlos an seine starke Bundesliga-Saison an und mausert sich mehr und mehr zu einem der aufregendsten Keeper-Versprechen auf dem europäischen Kontinent. Je nach Ausgang der aktuellen Posse um Marc-André ter Stegen ist es zumindest nicht ausgeschlossen, dass Atubolu schon bei Weltmeisterschaft 2026 das Tor der A-Nationalmannschaft hüten wird. Zu rasant verläuft seine Entwicklungskurve in den vergangenen zwei Jahren und zu groß ist auch die deutsche Baustelle zwischen den Pfosten.

Die U21 als Vorbild für die A-Nationalmannschaft?

So oder so beweist Atubolu aktuell, wie wichtig ein starker Schlussmann für einen tiefen Turnier-Run ist. Insbesondere in Deutschland – einem Land, das historisch betrachtet immer über herausragende Torwarte verfügte – ist die Sehnsucht nach einer verlässlichen Lösung auf der Linie groß. Um in den kommenden Jahren wieder den Nimbus einer „Turniermannschaft“ zu erlangen, wird Julian Nagelsmann in dieser Hinsicht Klarheit schaffen müssen!

Doch auch anderweitig könnte es aus Sicht des A-Teams lohnen, einen ganz genauen Blick auf die aktuellen Auftritte der U21 zu werfen. Die Widerstandsfähigkeit, die leidenschaftliche Arbeit gegen den Ball und die Effizienz im Abschluss, die der eigene Nachwuchs aktuell in der Slowakei an den Tag liegt, ließ der viermalige Weltmeister in den letzten Jahren fast immer vermissen.

Viele würden diese Werte vielleicht als verloren gegangene „deutsche Tugenden“ bezeichnen, doch im Endeffekt sind es Grundvoraussetzungen, um im modernen Fußball erfolgreich sein zu können. Das brachte Ex-Bundestrainer Joachim Löw bereits vor der Weltmeisterschaft 2006 auf den Punkt.

Die Leistungen der DFB-Junioren zeigen, dass das die Qualitäten einer kampfstarken und abgezockten Turniermannschaft noch immer im deutschen Fußball schlummern. Viele der aktuellen U21-Stars werden sie in den kommenden Jahren hoffentlich in die A-Nationalmannschaft übertragen.

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