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·18 December 2024
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Wieder mal gehört der BVB zu den absoluten Sorgenkindern der Bundesliga. Die Schwarzgelben liegen kurz vor Beginn der Winterpause auf einem völlig enttäuschenden achten Platz. Dabei wurde der Klub im Sommer noch für seine Transferarbeit gelobt.
„Auf dem Papier gefällt mir es gut, was sie im Sommer gemacht haben“, erklärte unter anderem Dietmar Hamann bei Sky. Der durchaus umstrittene TV-Experte spiegelte damit die fast einhellige Meinung wieder, wonach der BVB im vergangenen Transfer-Sommer sehr viel richtig gemacht habe. Unter anderem tätigten die Dortmunder einen Doppelschlag beim VfB Stuttgart und lotsten Top-Torjäger Serhou Guirassy sowie wie Kapitän Waldemar Anton nach Westfalen.
Doch nur wenige Monate später ist die Stimmung rund um den Signal Iduna Park weitaus weniger positiv. Nach 14 Bundesliga-Spieltagen rangiert der BVB auf einem katastrophalen achten Tabellenplatz und musste auch im DFB-Pokal bereits die Segel streichen. Aber woran liegt das? Schlagen die Neuzugänge weniger gut ein als erwartet? Oder sind es eher die Arrivierten, deren Leistungen zu wünschen übrig lassen? Wir stellen den Dortmunder Neuzugängen ein erstes Winterzeugnis aus!
Als kostspieligster Transfer des vergangenen Sommers wurde Maximilian Beier für eine Ablöse von 28,5 Millionen Euro aus Hoffenheim geholt. Der 21-Jährige kam aus einer starken Saison mit 16 Treffern und drei Vorlagen, die ihm einen Kaderplatz bei der Heim-Europameisterschaft verschaffte. Gemeinsam mit Serhou Guirassy sollte Beier in Dortmund die Nachfolge des abgewanderten Sturm-Duos Füllkrug/Haller antreten.
Rein statistisch fällt die bisherige Zwischenbilanz allerdings ernüchternd aus. In 19 Pflichtspielen erzielte der Youngster gerade einmal zwei Tore, dazu kommt ein Assist. Beier absolviert in der Bundesliga nur 55 Prozent aller möglichen Spielminuten und ist damit viel eher Rotations- als gesetzter Stammspieler. Von einem fast 30 Millionen Euro teuren Neuzugang erhofft man sich selbstredend einen anderen Output.
(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)
Man muss dem deutschen Nationalspieler jedoch zugute halten, dass die Umstände beim BVB alles andere als leicht sind. Beier wird häufig auf den für ihn ungewohnten offensiven Flügelpositionen eingesetzt, seine Abschlussqualität und sein immenser Zug zum Tor kommen dabei nur selten zur Geltung. Unter dem selben Problem litten bereits Donyell Malen und Karim Adeyemi, die ebenfalls eine längere Anpassungszeit in schwarzgelb benötigten. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen muss Beier in der Rückrunde definitiv konstanter abliefern. Note: 4
Auch die Verpflichtung von Waldemar Anton ließ sich die Borussia immerhin 22,5 Millionen Euro kosten. Angesichts der herausragenden Vorsaison wurde dieser Deal jedoch als absolutes Schnäppchen angesehen. Anton führte den VfB Stuttgart als Kapitän zur Vizemeisterschaft und ist mittlerweile fester Bestandteil der deutschen Nationalmannschaft. Trotz vorheriger Treuebekundungen gegenüber seinem Ex-Verein entschied sich der 27-Jährige dazu, im Ruhrgebiet den nächsten Karriereschritt gehen zu wollen.
Auch beim BVB spielte sich Anton auf Anhieb in die Stammelf und zählte insbesondere in den ersten Saisonwochen zu einer festen Größe. Doch ganz so überzeugend wie beim VfB agierte der 1,89m-Hüne dabei nicht. Die Dortmunder Schießbude konnte Anton bislang nicht in den Griff bekommen, hatte daran mit gelegentlichen Unkonzentriertheiten und kleineren Wacklern seinen eigenen Anteil. Im Passspiel weist Anton jedoch herausragende Statistiken auf und zählt europaweit zu den fähigsten Spielern auf seiner Position.
Die vergangenen Wochen wurden dann vor allem durch Verletzungsprobleme geprägt. Aufgrund von Oberschenkelproblemen und einem anschließenden Muskelfaserriss verpasste Anton schon vier Partien, beim Jahresabschluss gegen den VfL Wolfsburg wird der Innenverteidiger aber wieder zum Kader gehören. Der 20-Millionen-Mann spielt wahrlich keine schlechte Saison, besitzt im Hinblick auf die Rückrunde dennoch massives Verbesserungspotenzial. Note: 3
Der drittteuerste Neuzugang des vergangenen Sommers ist der eigentliche Königstransfer. Aufgrund einer Ausstiegsklausel sicherten sich die Westfalen Serhou Guirassy für den vergleichsweise schmalen Taler von 18 Millionen Euro. Mit 28 Saisontoren in 28 Bundesliga-Spielen zählte der Guineer im letzten Jahr zu den besten Stürmern Europas und hätte sich seinen Arbeitgeber quasi aussuchen können.
Die ersten zwei Spiele verpasste Guirassy aufgrund einer hartnäckigen Knieverletzung, was den BVB-Verantwortlichen bei der Verpflichtung allerdings bekannt war. Der 28-Jährige debütierte am dritten Spieltag gegen den FC Heidenheim und besaß in Folge keinerlei Eingewöhnungsprobleme. Nach acht Einsätzen in der Liga hatte Guirassy sechs Treffer und zwei Assists auf dem Konto, auch in der Champions League überragt der Goalgetter mit sechs Toren in sechs Partien.
(Photo by Lars Baron/Getty Images)
Doch der gebürtige Franzose gibt seiner Mannschaft so viel mehr als nur Treffer. Auch mit dem Rücken zum Tor ist Guirassy eine stetige Anspielstation, macht so Bälle für seine Mitspieler fest und setzt diese immer wieder herausragend in Szene. Zweifelsohne ist der Neuzugang die absolute Lebensversicherung der Dortmunder Offensive, auch wenn er in den abgelaufenen Bundesliga-Spielen eine kleine Flaute hatte. Note: 2
Der erfahrene Pascal Groß schlug mit dem Rückenwind einer beeindruckenden Premier-League-Saison und einer Teilnahme an der Heim-EM im Signal Iduna Park auf. Ganz schnell wurde deutlich, dass dem BVB ein zentraler Mittelfeldspieler mit einer derartigen Pass- und Ballsicherheit zuvor gefehlt hatte. Trotz seines fortgeschrittenen Fußballer-Alters von 33 Jahren wurde die Ablöse von sieben Millionen Euro daher als absolut gerechtfertigt betrachtet.
Und so war es auch kein Zufall, dass Groß in den ersten Saisonwochen der wahrscheinlich beste Spieler im gesamten BVB-Kader war. Der Mannheimer stand fast immer über 90 Minuten auf dem Feld und kontrollierte das Mittelfeld mit einer beeindruckenden Umsicht. Doch je mehr Partien vergingen, desto verzichtbarer wurde Groß. Der Routinier trat nicht mehr ganz so dominant auf und verlor seinen zunächst unumstrittenen Stammplatz zuletzt an Felix Nmecha.
Es muss Groß jedoch zugute gehalten werden, dass er aufgrund der Dortmunder Personalprobleme zwischenzeitlich als Rechtsverteidiger aushelfen musste und so deutlich weniger Einfluss auf das Spiel nehmen konnte. Trotz eines kleineren Leistungstiefs in den vergangenen Wochen ist die Verpflichtung von Groß noch immer ein absoluter Gewinn. Der DFB-Star ist flexibel, anspruchslos und macht nur wenige Fehler. Zuletzt fehlten allerdings die klaren Ausreißer nach oben. Note: 3+
Noch in der Vorsaison hatte Yan Couto einen entscheidenden Anteil an der sensationellen Champions-League-Qualifikation des FC Girona. Mit zwei Toren und zehn Assists zählte die Leihgabe von Manchester City zu den produktivsten Außenverteidigern in ganz Europa und schaffte es so auch auf den Notizzettel von Sebastian Kehl. Für eine Leihgebühr von vier Millionen Euro wechselte der Brasilianer schließlich zum Königsklassen-Zweiten.
Das BVB-Kapitel von Couto verläuft bisher allerdings alles andere als nach Plan. Immer wieder wird der 22-Jährige von Blessuren und hartnäckigen Muskelverletzungen zurückgeworfen. Nur vier Mal stand Couto wettbewerbsübergreifend in der Startelf, nur einmal spielte er über die vollen 90 Minuten. Das Talent des Rechtsverteidigers lässt sich dabei durchaus erahnen, doch wirklichen Einfluss auf das Dortmunder Spiel konnte Couto noch nicht nehmen.
Die feine Technik, die außergewöhnliche Passstärke und die immense Flankenqualität des viermaligen Nationalspielers kennen die schwarzgelben Anhänger bislang also vor allem aus Highlight-Videos. Um mehr als eine kurzzeitiger Gastspieler zu sein, an den sich in Zukunft niemand in Westfalen mehr erinnern wird, muss Couto im neuen Jahr eine deutliche Leistungssteigerung erbringen. Vor allem aber muss er konstant fit bleiben. Note: 5
(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)