Daniel Hanslik: „Deswegen überwiegt die Enttäuschung" | OneFootball

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·26 June 2025

Daniel Hanslik: „Deswegen überwiegt die Enttäuschung"

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Daniel Hanslik hat die beste Saison seiner Karriere gespielt. In insgesamt 31 Zweitliga-Einsätzen (davon 26 in der Startelf) gelangen ihm acht Tore und elf Vorlagen. Damit erreichte er Platz elf in der Scorerliste aller Zweitligaspieler der vergangenen Saison. Für 'Hansi' kein Grund zum Abheben. Der 28-Jährige ist so wunderbar bodenständig und nach fünf Jahren im Betze-Trikot ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Vereins. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der Linksfuß über den Abgang von Ragnar Ache, seine fußballerischen Stärken und seinen Anspruch, die Menschen glücklich zu machen – auch wenn nicht immer alles funktioniert.

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Vielleicht kein würdiger Abschluss

Treffpunkt Betze: Hallo Daniel. Natürlich machen auch Fußballprofis Urlaub, auch wenn es ohne Training nicht ganz geht. Wie hast du die fußballfreie Zeit seit dem letzten Spieltag verbracht?

Daniel Hanslik: Ich war mit meiner Frau und unserem Hund ein bisschen unterwegs. Wir waren zuerst am Gardasee, dann ein paar Tage auf Kreta und anschließend noch ein paar Tage auf Mallorca. Die letzten zehn Tage war ich bei meiner Familie. Es war also relativ entspannt.

Treffpunkt Betze: Apropos letzter Spieltag: Das Spiel in Köln endete ja bekanntlich mit einer 0:4-Niederlage, einem Platzsturm und der Kölner Meisterfeier. Wolltet ihr eigentlich nicht genau das verhindern? Und wie hast du diese letzten 90 Minuten der vergangenen Saison erlebt?

Daniel Hanslik: Ja, richtig. Ich glaube, für uns ist der Worst Case eingetreten. Ich fand, wir sind eigentlich gut reingekommen. Dann kassierst du das Gegentor und hast das Gefühl, alles läuft nur noch für Köln und jeder Fifty-Fifty-Ball fällt dem FC vor die Füße. Dann spielten sie sich auch irgendwie in einen Rausch. Im Nachhinein müssen wir uns wahrscheinlich vorwerfen, dass wir neben dem Quäntchen Glück vielleicht auch nicht den nötigen unbedingten Willen hatten, das noch irgendwie umzudrehen. Das ist aber auch schwierig, wenn das ganze Stadion eine solche Aufstiegseuphorie entfacht. Es war vielleicht kein würdiger Abschluss, aber wir haben trotzdem eine ordentliche Saison gespielt. Trotzdem hätten wir das letzte Spiel vielleicht auch anders gestalten müssen.

Markus Anfang und Flo Junge zu Dank verpflichtet

Treffpunkt Betze: Wie bewertest du die vergangene Saison mit ein wenig Abstand? Ihr wolltet nichts mit dem Abstieg zu tun haben, fandet euch in der Rückrunde aber plötzlich im Aufstiegskampf wieder. Überwog am Ende die Zufriedenheit oder die Enttäuschung?

Daniel Hanslik: Da muss ich ehrlich sagen: Die Enttäuschung. Ich glaube, wir haben uns über die Saison hinweg so entwickelt, dass wir in der Rückrunde stabil oben mitgespielt haben. Dann hatten wir diese Phase mit den Spielen gegen Nürnberg, Magdeburg und Braunschweig, in der unsere kleine Schwächephase eingetreten ist. Das hat uns am Ende wahrscheinlich auch die Chance auf den Aufstieg gekostet. Deswegen überwiegt die Enttäuschung. Weil wir nah dran waren, es aber dann doch nicht geschafft haben. Vor der Saison hätte aber vermutlich niemand gedacht, dass wir bis zum Saisonende oben dabei sind, auch das muss man immer im Hinterkopf behalten. Insgesamt müssen wir daraus neue Energie schöpfen, uns für die neue Saison gut positionieren und dann schauen, wohin die Reise führt.

Treffpunkt Betze: Mit 19 Scorerpunkten hast du deine bisher stärkste Saison in deiner Profikarriere gespielt. Was war das Geheimnis deines Erfolgs?

Daniel Hanslik: Gut, in dieser Hinsicht bin ich Markus Anfang und Flo Junge zu Dank verpflichtet. Sie haben mir eine Rolle zugeteilt, in der ich viel Verantwortung auf dem Platz übernehmen durfte. Ich habe viele Spiele von Beginn an gemacht und allgemein sehr viel Spielzeit bekommen. Und ich habe versucht, das Vertrauen so gut wie möglich zurückzuzahlen. In den Jahren zuvor war ich oft Rotationsspieler, mal stand ich in der Startelf, mal kam ich von der Bank. In der abgelaufenen Saison war ich eher Stammspieler – so entsteht auch eine gewisse Eingespieltheit. Ich mag es, wenn man mir Verantwortung überträgt und etwas zutraut. Ich glaube, ich konnte das in dem Fall auch mit vielen Siegen, vielen Toren und schönen Vorlagen zurückzahlen. Mit Ragnar hatte ich natürlich auch einen Sturmpartner vorne, mit dem ich sehr gut harmoniert habe. Deshalb war es für mich persönlich insgesamt einfach eine runde Saison.

Treffpunkt Betze: Angesichts dieser Werte: Was würdest du sagen, sind derzeit deine größten Stärken?

Daniel Hanslik: Gut, ich muss sagen, dass ich kein klassischer Stürmer bin, denn mir fehlt der dazu nötige Egoismus. Gleichzeitig ist das aber auch meine große Stärke, denn ich weiß genau, wann ich selbst zum Abschluss kommen muss und wann ich meine Mitspieler am besten einsetzen kann. Ich glaube, meine Stärke ist es, die Stärken meiner Mitspieler zu erkennen und sie in Szene zu setzen. Sei es eine Flanke oder ein Pass in den Strafraum auf den Kopf, oder eben auch mal den Ball nur für den Abschluss hinlegen. Andere Spieler wie Kenny musst du die Linie hoch und runter schicken, damit er seine Schnelligkeit ausspielen kann. Ja, das würde ich als meine größte Stärke ansehen, aber auch meine Reaktionsschnelligkeit, Spielintelligenz und taktische Reife.

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Ich gebe immer 100 Prozent

Treffpunkt Betze: Mit Ragnar Ache hat nun dein kongenialer Sturmpartner den FCK verlassen. In der vergangenen Saison standet ihr in 23 Partien gemeinsam auf dem Feld und habt 24 Tore sowie zehn Vorlagen erzielt. Wie werden sich deine Rolle und deine Aufgaben nun verändern?

Daniel Hanslik: Ja, Ragnars Abgang schmerzt mich persönlich sehr. Wir haben uns auf und neben dem Platz sehr gut verstanden. Das zeigen ja auch die Zahlen. Zwischen uns beiden hat sich irgendwie ein blindes Verständnis entwickelt. Jetzt beginnt eine neue Saison. Ragy ist den nächsten Schritt gegangen, wofür ich ihm natürlich alles Gute wünsche. Ich hoffe, er macht so viele Tore wie möglich und bleibt vor allem lange gesund.

Jetzt arbeiten wir gemeinsam an der systematischen Ausrichtung für die neue Saison. Wie flexibel wir agieren werden, welche Rolle einem zugeteilt wird und wer auf welcher Position spielt, hängt ja auch immer vom System ab. In einer Viererkette gibt es beispielsweise manche Positionen nicht, in einem 4-4-2 fällt die 10er-Position weg und im 3-5-2 die Flügel. Deswegen ist es, glaube ich, noch zu früh, um zu sagen, in welche Richtung es da geht. Das werden die nächsten Wochen zeigen, was gut funktioniert. In drei bis vier Wochen wird sich das, denke ich, herauskristallisieren.

Treffpunkt Betze: Lange Verweildauern sind im modernen Fußball eher unüblich geworden. Du bist bald seit fünf Jahren beim FCK. Hast du hier deine fußballerische Heimat gefunden?

Daniel Hanslik: Aktuell muss ich sagen: Absolut. Ich gehe jetzt in meine sechste Saison, wobei meine erste Saison erst im Oktober begann. Aber es ist auf jeden Fall unüblich geworden, im Profifußball in die sechste Saison zu gehen, das gibt es nur noch vereinzelt. Vor allem hier beim FCK, wo es in den letzten Jahren einige personelle Veränderungen in der Mannschaft gab. Aber es ist ja auch irgendwie schön. Das heißt, die Verantwortlichen vertrauen mir, und ich gebe dieses Vertrauen gerne zurück, indem ich versuche, den Fans und den Menschen hier auf dem Platz so viel wie möglich zurückzugeben. Ich glaube, die Leute wissen, wofür ich stehe. Ich gebe immer 100 Prozent, auch wenn vielleicht mal nicht alles funktioniert. Ich versuche, den Menschen zu zeigen: Auch wenn mal nicht viel geht, wir probieren alles, um uns und euch glücklich zu machen. Ich glaube, darum geht es auch. Diese Art und Einstellung, die unser Verein verkörpert, immer an den Tag zu legen.

Wenn es gut läuft, soll es noch schneller gut laufen

Treffpunkt Betze: In derselben Zeit hast du sieben Cheftrainer erlebt. Was macht diese Aufgabe offenbar so schwer? Und was braucht ein FCK-Trainer deiner Ansicht nach, um langfristig Erfolg zu haben?

Daniel Hanslik: Das ist eine sehr gute Frage, die nicht leicht zu beantworten ist, vor allem, weil ich hier Spieler bin und keine Erfahrung im Trainerbereich habe. Was ich sagen kann: Jeder Trainer hatte seine eigene Art und Weise, sein eigenes System bzw. seine eigene Spielidee und logischerweise dann auch seine bevorzugten Spieler für diese Spielidee. Hinzu kommt, dass das Umfeld hier traditionell sehr anspruchsvoll ist. Wenn es gut läuft, soll es noch schneller gut laufen oder noch besser laufen. Ich glaube, bei jedem Fortschritt kann es nicht immer nur bergauf gehen. Wir sind alle nur Menschen. Es wird immer wieder Phasen geben, in denen man vielleicht über zwei, drei Wochen schwächere Leistungen bringt, die unerklärbar scheinen. Wichtig ist, dass man hier weiterhin zu einer Einheit wird. Das heißt, dass das Trainerteam, die Mannschaft, der Verein, die Fans und das Umfeld zu einer Einheit werden und den Verein so tragen, dass er irgendwann wieder dorthin kommt, wo er hingehört.

Treffpunkt Betze: Beim FCK steht in diesem Sommer ein großer Kaderumbruch bevor. Bereits jetzt haben elf Spieler die Mannschaft verlassen, fünf Neue sind dazugekommen - dazu der Trainerwechsel. Welche Auswirkungen haben solche größeren Veränderungen auf euch als Mannschaft?

Daniel Hanslik: Gut, es bringt ja immer eine neue Frische rein. Veränderungen sind nicht zwangsweise negativ. Man kann die Sichtweise schließlich immer auf das Positive lenken. Jeder hat nun quasi eine neue Chance. Es gibt neue Rollenverteilungen, einige Leihspieler kehren zurück und bekommen vielleicht eine zweite Chance. In der Mannschaft ist eine Aufbruchsstimmung zu spüren. Jeder ist motiviert, die Motivation ist sehr hoch. Alle Jungs sind sehr fit und ehrgeizig aus dem Urlaub zurückgekommen. In der Vorbereitung geht es nun darum, sich so vorzubereiten, dass man fit ist und die bestmögliche Leistung auf den Platz bringen kann. Und dann ist es wie jedes Jahr wieder die Entscheidung des Trainerteams, wer auf dem Platz steht und wie lange. Ich glaube, alle freuen sich. Man merkt es auch, das Kribbeln ist wieder da. Als wir jetzt gemeinsam durchs Stadion zum Trainingsplatz gelaufen sind, wurde mir klar: Es wird wieder Zeit, dass die Spiele beginnen. Wir freuen uns alle darauf und sind hochmotiviert.

Treffpunkt Betze: Nun steht die erste Sommervorbereitung unter dem neuen Trainer Torsten Lieberknecht bevor. Was erwartest du: Zuckerbrot oder Peitsche?

Daniel Hanslik: Ich glaube, es wird die Mischung machen. Wir werden sicherlich sehr intensiv arbeiten, werden sehr fit sein und dann wie üblich auch das eine oder andere taktische Element einstudieren. Denn eine gewisse taktische Flexibilität ist wichtig. Ende letzter Saison haben wir über grobe taktische Mittel gesprochen. Da konnten wir aber noch nicht ins Detail gehen, weil die Zeit so knapp war. Ich bin mir sicher, dass das jetzt kommen wird. Wir freuen uns alle darauf. Es ist gewissermaßen ein neues Spielsystem und wir haben einige neue Gesichter. Da heißt es, sich einfach einzuspielen, zu gucken, was funktioniert und was optimiert werden kann, um dann zum ersten Spieltag einfach auf den Punkt da zu sein.

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