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Tobias Herrmann·10. Juli 2018
Warum N'Golo Kanté Frankreichs eigentlicher WM-Held ist

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Tobias Herrmann·10. Juli 2018
Pogba, Griezmann und Mbappé. Spricht man über Frankreich, fallen diese drei Namen grundsätzlich an erster Stelle. Zu Unrecht. Denn der eigentliche Held der Franzosen ist nur 1,68 Meter groß und hört auf den Namen N’Golo Kanté.
Glaubt man dem Internet, sind 80 Prozent der Erde von Wasser bedeckt, der Rest von N’Golo Kanté. Der Mittelfeldmann vom FC Chelsea legte in den vergangenen Jahren eine nahezu bilderbuchartige Karriere auf den Rasen und avancierte für Klub und Land zu einer unverzichtbaren Größe. Dank einem phänomenal guten Zweikampfverhalten und der Gabe, Pässe und Laufwege des Gegners frühzeitig vorauszusehen, darf man Kanté heutzutage guten Gewissens das Prädikat “Weltklasse” anheften.
Dabei trauten dem 27-Jährigen nur wenige den ganz großen Sprung zu, als er 2015 aus Caen zu Leicester City wechselte. Die Ablösesumme von knapp neun Millionen Euro war lächerlich gering für einen Premier-League-Aufsteiger. Ein Jahr später bedienten sich die Blues dann für das vierfache beim sensationellen Meister.
Damals wollte es keiner so richtig glauben, aber auch in seiner zweiten Saison auf der Insel war Kanté einer der wichtigsten Bausteine seiner Mannschaft. Mit Chelsea wurde er Meister und später sogar zum besten Spieler der Saison gewählt. Mittlerweile musste man tief in die Tasche greifen, um sich den Franzosen zu angeln. Die Blues riefen 100 Millionen als Ablösesumme aus.
Egal ob in Leicester, oder im glamourösen London: N’Golo Kanté blieb sich immer treu. Bei den Foxes waren es Mahrez und Vardy, die sich ins Rampenlicht schoßen. In London waren es Costa und Hazard. Einer, der immer dabei war und den Kollegen den Rücken frei hielt, war eben dieser N’Golo Kanté. Alles andere wäre auch nicht seine Art.
Anders sieht es da aber schon auf dem Platz aus. Dort spielt er körperlich, giftig und unangenehm für den Gegner. Dabei wirft sein Spiel Fragen auf. Er ist kein Stürmer – erzielte in 29 Spielen für Les Bleus nur ein Tor – aber auch kein Verteidiger (drei Gelbe Karten in 29 Länderspielen). Sechser will er auch nicht sein, die Position des Achters geben seine 1,68 Meter nicht her. Erst antizipieren, dann explodieren, so, oder so ähnlich, ließe sich sein Spiel wohl am besten beschreiben.
Oder man hält es mit den Worten seines Entdeckers Steve Walsh: “Als ich ihn zum ersten Mal spielen sah, dachte ich es gibt zwei von ihm.” Am Ende ist die Annahme wohl nicht weit weg. 80 Prozent der Erde sind von Wasser bedeckt, der Rest von N’Golo Kanté.