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·20. März 2023

SV Sandhausen – FC St. Pauli: Stimmen und Statistiken

Artikelbild:SV Sandhausen – FC St. Pauli: Stimmen und Statistiken

Der FC St. Pauli zeigt beim 5:0-Erfolg in Sandhausen eine überragende Leistung und stellt gleich eine Reihe von Saisonrekorden auf. Die Stimmen und Statistiken zum Spiel.(Titelbild: foto2press/imago images/via OneFootball)

Es ist schon wirklich selten, dass es in der 2. Bundesliga Spiele gibt, die so deutlich in ihrem Spielverlauf und Ausgang sind. Der FC St. Pauli konnte das erste Mal seit sieben Jahren in Sandhausen gewinnen, führte bereits nach 25 Minuten mit 3:0. Dabei war der FCSP vor allem spieltaktisch enorm überlegen, aber die Stimmen der Spieler zeigen auch, dass die Einstellung für diese Partie passte. Die Analyse zum Spiel: Rekord(e)brecher


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Trainerstimmen

Hürzeler: „richtiger Schritt in die richtige Richtung“

Zum ersten Mal seit seiner Ernennung zum Cheftrainer hatte ich den Eindruck, dass Fabian Hürzeler mit der Leistung seines Teams vollauf zufrieden war. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel sagte er, er sei vor allem mit dem ersten Drittel des Spiels sehr zufrieden gewesen: „Wir haben einen sehr dominanten, guten Fußball gespielt. Wir waren gut in der Positionierung, haben klaren und einfachen Fußball gespielt und uns dann auch belohnt.“

Und dann findet Hürzeler aber doch noch ein paar Worte der Kritik: Denn nach dem 3:0 sei sein Team „unsauber“ geworden. Doch die 45. Minute mit dem Platzverweis und dem 4:0 war ein weiterer „Gamechanger“. Aufgrund der deutlichen Führung sei das Spiel dann in der zweiten Halbzeit „ein bisschen vor sich hin geplätschert“, aber Hürzeler zeigte sich dann vor allem mit seinen Einwechselspielern zufrieden. Und so war er „happy, dass wir die zweite Halbzeit auch seriös zu Ende gespielt haben“.So sei es dann „ein richtiger Schritt in die richtige Richtung“ gewesen. Das Team verfolge „einen Prozess, den wir weitergehen“ und man wisse, wo man herkomme: „Deshalb versuchen wir auch nicht abzuheben.“ Als jemand, der diesen Prozess von außen betrachtet, sage ich lieber: Choo-Choo!

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Fabian Hürzeler war mit der Leistung seines Teams völlig zurecht hochzufrieden.

Oral: „haben alles reingeworfen, dass wir nicht abgeschlachtet werden“

SVS-Trainer Thomas Oral betont zu Beginn seines Statements: „Ich hab den Anfang etwas anders gesehen“, denn sein Team habe vor dem 0:1 „drei Konterchancen gehabt“. Doch nach dem 0:1 sei der SV Sandhausen „eine andere Mannschaft“ gewesen, als jene „die ich in den letzten drei Wochen kennengelernt habe“. Und ab da, so der Eindruck, musste er sich richtig zusammenreißen, um nicht ausfallend zu werden.

Oral wählte trotzdem ziemlich vernichtende Worte: „Ich möchte nicht zu viel dazu sagen, möchte vorsichtig sein mit den Worten, die ich wähle.“ – denn er wolle sich nicht die harte Arbeit der letzten Wochen zerstören. Von dem, was sich „die Jungs“ in den letzten Wochen erarbeitet hätten, sei „nach dem 0:1 nichts mehr zu sehen“ gewesen. Das Team habe sich dann zwar in der zweiten Halbzeit gewehrt („haben alles reingeworfen, dass wir nicht abgeschlachtet werden“), doch trotzdem fällt das Fazit deutlich aus und darf durchaus als Wink mit dem Zaunpfahl an die Spieler zu verstehen sein: „Wir müssen schauen mit welchen Spielern wir diesen Abstiegskampf endgültig angehen“.

Kern-Statistiken

Nur einmal bisher in dieser Saison spielte der FC St. Pauli mehr als 600 Pässe in einem Spiel: Genau 625 waren es gegen den SV Sandhausen im Hinspiel. Nun spielten sie sogar über 700, was auch ligenübergreifend ein ziemlich seltener Wert ist. Aber ein solch dominantes Spiel ist ja auch ziemlich selten.

*Laufdistanz von Bundesliga.de

Über 700 Pässe sind auch nur dann möglich, wenn das Team entsprechend viel Ballbesitz hat. 74% waren es gegen Sandhausen, weit mehr als der bisherige Höchstwert (68% vs. FCK im Rückspiel). Ein Tiefstwert stellen die 4.9% lange Bälle des FC St. Pauli dar – der Pass von Metcalfe vor dem 3:0 zählt aber natürlich dazu.

Bemerkenswert war die Passsicherheit des FC St. Pauli. Die Quote erfolgreicher Pässe ins letzte Drittel beträgt schier unfassbare 86.4%. Alles über 70% ist schon sehr, sehr gut – das hat der FCSP diese Saison viermal geschafft – nur acht von 66 Pässen, die nicht beim Mitspieler ankamen sind dann aber schlicht überragend.

Rekorde, Rekorde, Rekorde

Die Gegenwehr des SV Sandhausen war spätestens mit dem Platzverweis gebrochen. Interessant ist die Umstellung, die das Team nach dem 0:3 vollzog. Vorher liefen sie, wenn überhaupt, sehr verhalten an (PPDA: 26), dann presste das Team plötzlich sehr hoch (PPDA: 6.1), was wohl der Hauptgrund für die unsaubere Spielweise des FCSP gewesen sein dürfte. In der zweiten Halbzeit fiel der Wert dann in Unterzahl ins Bodenlose, sodass ein PPDA von 23.7 Saisonrekord ist.

Und das ist noch lange nicht alles: Der FC St. Pauli gewann 80.5% seiner Defensivduelle, nie war das Team erfolgreicher (bisher: 73.7% vs. Darmstadt). Auch das führte dazu, dass der SV Sandhausen nur vier Ballkontakte im FCSP-Strafraum hatte – ebenfalls Saisonrekord.

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Die Bilder gleichen sich: Ob in Nürnberg, Magdeburg, Paderborn (auf dem Foto zu sehen) oder Sandhausen – für die Spieler gab es nach Abpfiff der bisherigen Rückrundenspiele immer drei Punkte zu feiern.

Der SV Sandhausen hatte insgesamt sehr große Probleme Zugriff zu bekommen. Nie verlor der FCSP seltener den Ball in dieser Saison (70x – bisheriger Tiefstwert: 98x vs. HSV). Das resultierte dann in insgesamt 43 Positionsangriffen, was ebenfalls Saisonrekord ist. Interessant dabei: Fast die Hälfte (20) der Angriffe kamen durch das Zentrum, was das Spiel und den fehlenden Zugriff, den der SVS vor allem auf Eric Smith hatte, gut beschreibt (12 Angriffe über links, 11 über rechts).

Expected Goals

Noch ein Rekord, der sich auch direkt in den xG-Werten wiederspiegelt: Nie hat der FC St. Pauli häufiger Torschüsse abgefeuert (Spitzenwert bisher die 21 Versuche gegen den SVS im Hinspiel und gegen den HSV). Nur gegen den FCM im Hinspiel gingen ebenfalls acht Torschüsse auf das gegnerische Tor.

Sämtliche xG-Werte (sofern nicht anders markiert) stammen von fotmob

*xGOT: Expected Goals on Target (xGOT) misst die Wahrscheinlichkeit, dass ein gezielter Schuss zu einem Tor führt, basierend auf der Kombination aus der zugrunde liegenden Chancenqualität Expected Goals (xG) und der Endposition des Schusses im Tor. Dabei werden Schüsse, die platzierter sind und in den Ecken landen, besser gewertet als Schüsse, die direkt in die Mitte des Tores gehen.

Setzt sich die Rekordserie auch bei den xG-Werten fort? Nein, nicht ganz. Der eigene xG-Wert war gegen Fürth in der Hinrunde mit 3.2 höher. Allerdings gab es da auch einen Elfmeter (den Paqarada nicht verwandelte), der mit reinzählt.Der gegnerische xG ist dann aber schon ein Rekord: Weniger als die 0.5 (genau 0.49 – nach wyscout) hat der FCSP in dieser Saison noch nie zugelassen.

Einzelbewertung

Auffällig: Die Ratings von whoscored und sofascore sind identisch (abgesehen vom Team-Wert des SVS). Das war die letzten Spiele nicht der Fall. Keine Ahnung, ob es da eine Veränderung (Zusammenlegung) gab oder so. Sollte das der Fall sein, so ist es natürlich Quark diesen Wert quasi zu verdoppeln und dann daraus einen Mittelwert zu bilden. Stay tuned – nach der Länderspielpause wissen wir sicher mehr.

Berücksichtigt sind nur Spieler, die mindestens 25 Spielminuten auf dem Feld waren

Na klar, auch bei den Einzelbewertungen gibt es Rekordwerte. Allerdings möchte ich nach diesem Spiel nur ganz ungern überhaupt einzelne Spieler hervorheben. Das würde dem Spiel und den Spielern nicht gerecht werden. Denn wenn von vorne bis hinten und andersherum wirklich (fast) alles passt, dann wäre es einfach unfair, wenn man einzelne Spieler hervorhebt. Der FC St. Pauli hat am Sonntag in Sandhausen vor allem als Team überzeugt, war spieltaktisch, individuell und auch in Sachen Einstellung klar überlegen.

Stimmen

(Die Spieler-Stimmen habe ich der Webseite des FC St. Pauli entnommen.)Kapitän des Teams war Leart Paqarada, der beim letzten Sieg des FCSP in Sandhausen auch auf dem Platz stand, allerdings für den SVS. Er betonte, dass es neben den Dingen auf dem Platz, auch noch etwas neben dem Platz gab, was dem Team weitergeholfen hat: „Es hat sich dank unserer Fans wie ein Heimspiel angefühlt. Einfach überragend, dass am Sonntagmittag mehr als 2.500 St. Pauli-Fans hier waren. Wir konnten sie für ihr Kommen belohnen, sie können den Nachmittag genießen.“

Über die Gründe für den Erfolg in Sandhausen sagte Jackson Irvine: „Man konnte die Energie schon vor dem Spiel spüren. Die haben wir auch auf den Platz mitgenommen“. Er betonte, dass das Team mit der Leistung im Fürth-Spiel nicht zufrieden war. Daraus haben die Spieler anscheinend große Motivation gezogen. Nun sei „die Lücke zu Platz drei immer noch groß“, aber der Doppel-Torschütze betonte: „Den tollen Lauf wollen wir nach der Länderspielpause fortsetzen“.

Smith äußert Hoffnung auf mehr

Auch Lukas Daschner erzählte, dass es durch den Support von den Rängen „ein Stück weit ein Heimspiel“ gewesen sei. Auf dem Platz, der laut Daschner richtig gut gewesen sei, zeigte das Team dann aus Daschners Sicht womöglich eine Bestleistung: „Vielleicht war es die beste erste Halbzeit, die wir gespielt haben“, weil „wenig Fehler“ gemacht worden seien.Neben Daschner („Wir wussten, was uns hier erwartet.“) betonte auch Eric Smith: „Wir wussten, dass es eines der schwersten Auswärtsspiele sein würde“. Dem Team ist es also gelungen nicht nachzulassen, man scheint einige Lehren aus dem dann doch eher glücklichen Spielverlauf zuletzt gegen Fürth gezogen zu haben.

Smith war es dann auch, der in seinen Worten etwas forscher wurde: „Wenn wir so wie heute spielen, sind wir wirklich schwer zu schlagen“, sagte er den Journalisten vor Ort (Abendblatt (€)). Und aus acht Siegen in Folge ergibt sich auch ein gewisses Selbstbewusstsein, welches gepaart mit der aktuellen Tabelle unmissverständlich als Kampfansage verstanden werden wird: „Uns gefällt es, der Jäger zu sein. Natürlich ist es etwas Spezielles, dass es jetzt der HSV ist, den wir jagen. Hoffentlich werden wir sie kriegen“.

// Tim

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Sofern nicht anders markiert, stammen sämtliche Statistiken von Wyscout.

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