Pustekuchen in Paderborn | OneFootball

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·7. August 2022

Pustekuchen in Paderborn

Artikelbild:Pustekuchen in Paderborn

Man will doch diese Mannschaft einfach nur toll finden und gern haben. Sich an ihr erfreuen und endlich mal wieder durch eine coole, solide Saison getragen werden. Es wurden starke neue Spieler verpflichtet, für die man uns in der ganzen Liga beneidet. Derrick Köhn ist sogar schon zum neuen Publikumsliebling avanciert! Und dennoch fehlt nach 3 Punkt- und einem Pokalspiel immer noch der richtige Funke, um das Feuer der großen Liebe zu entfachen. Das Hannoversche Herz, es wartet und schmerzt…

Mehr als 3000 Fans zieht man in Zeiten allgemein steigender Preise und Kosten nicht einfach so auf eine Auswärtsfahrt. Zumal mitten in den Sommerferien und auch mitten im Führungs-Zoff zwischen Martin Kind und dem EV.. Und dennoch hatte die Hannoveraner Fanszene Bock auf einen eindrucksvollen Besuch in Ostwestfalen. 3000 + tingelten am Samstag gut gelaunt per S-Bahn an die Pader. Und sie bekamen bei sonnigem Wetter von beiden Seiten ein lebendiges, abwechslungsreiches Spiel geboten! Bei dem Hannover 96 leider mal wieder die Puste ausging.. .

Halbzeit 1 zeigte ein mutig nach Vorne spielendes Team aus Hannover, das sich mit einer Mischung aus Giftigkeit und Gedankenschnelle ein leichtes Übergewicht erkämpfte. Schon in Minute 10 trudelte ein Ball von Harvard Nielsen an den Pader-Pfosten, bevor er 2 Minuten später einen üblen Zusammenprall von Torhüter Huth mit seinem Vorstopper Van der Werff ausnutzte und unbedrängt zum 0:1 einschob. Strike und völlige Eskalation im Gästeblock 🎉 Danach war Paderborn zwar immer wieder gefährlich, besonders über die beiden Halbaußen Justvan und Muslija, verlor aber auch immer wieder Bälle gegen unsere resolut pressenden/draufgehenden Jungs. Besonders zwischen der Innenverteidigung und dem Torwart der Hausherren herrschten eklatante Schwierigkeiten. Hier hätte man eigentlich konsequenter in den Abschluss gehen und ein zweites Tor erzielen MÜSSEN!! Zunächst setzte die rote Offensive weiter nach und drängte den SCP weiter zu Fehlern. Trainer Leitl schien den Gegner gut analysiert zu haben und brachte mit Cedric Teuchert anstelle von Sebastian Kerk in der Startelf genau die Spritzigkeit in die vorderen Halbräume, die Paderborn gar nicht mochte. Es waren genau diese gut abgefangenen Bälle, die schnell nach Vorne gespielt die meiste Gefahr brachten. Das war insgesamt echt klasse anzuschauen, was 96 da nach Ballgewinn nach Vorne startete! Allerdings blieb auch Paderborn in der eigenen Offensive gefährlich und durfte nach einem blöden Eigentor von Luca Kranjic in der 28. Minute den Ausgleich bejubeln. Schon wieder war es einer dieser unnötigen und in der Folge schlecht verteidigten Standards, die zu einem Gegentor führten! Mega ärgerlich, aber auch kein Vorwurf an Luca Kranjic… In der Situation konnte er wenig machen.


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So wogte das Spiel spannend hin und her und man freute sich über Spielzüge und einen Mut, den unsere Roten scheinbar Woche für Woche weiter trainieren. Wie oft gab es in der letzten Saison (und davor) das Dilemma, daß man nach Gegentreffern verzagte und den Matchplan verlor. Ganz anders heute: 37. Minute, Köhn geht auf links mal wieder unwiderstehlich bis zum Strafraum durch, Flanke, Ball abgewehrt an die Latte, und Cedric Teuchert staubt geistesgegenwärtig ab! Bäm, 1:2, und das nicht unverdient!

Die Handschrift des Trainers macht sich bemerkbar – aber noch nicht in der Defensive

Als Schiedsrichter Braun kurz später zur Pause pfiff, durften sich unsere Roten über eine effektive Führung freuen, hätten aber auch mit einem verdienten Unentschieden zufrieden sein müssen. Paderborn entpuppte sich als der unangenehme, spielstarke Gegner, gegen den wir in den bisherigen 5 Ligaspielen noch nie gewinnen konnten. Wo wir anfangs von erhoffter Liebe und Begeisterung philosophiert hatten, wäre diese also nach rund 47 Minuten wohl vollends erfüllt gewesen. Eigentore passieren, und auch einen Muslija werden wir wohl nie ganz ausschalten können. Aber im Großen und Ganzen stimmte der Spirit, der Mut und das gut kombinierte Spiel sehr positiv. Die ersten 3 Punkte der Saison hingen kurz mal verheißungsvoll in der Luft…

Mit Beginn der 2. Halbzeit gab es einen spielentscheidenden Wechsel: Der Biss, mit dem wir Paderborn vorher noch den Schneid abkaufen konnten, blieb überraschend in der Kabine, und stattdessen durften sich Halbherzigkeit, Schlappheit und fehlende Konzentration in den Reihen der Roten breit machen. Fortan war es das Team von Stephan Leitl, das zu spät an den Ball kam, hinterher lief, reagierte statt agierte. Paderborn übernahm das Pressing und Hannover zollte Tribut an die laufintensiven, kräftezehrenden ersten 45 Minuten. Beier, Schaub und sogar Nielsen tauchten komplett weg, bzw wurden nun besser an der Wäsche gepackt. Max Besuschkow schien sein Pulver komplett verballert zu haben, und Abräumer Fabian Kunze mußte gelbbelastet runter, da ihm der immense Druck des SCP definitiv die zweite gelbe und damit einen Platzverweis eingebracht hätte. Für ihn kam Gael Ondoua, der seine Sache aber ordentlich machte. Das hochgelobte Mittelfeld von Hannover 96 brach von Minute zu Minute mehr in sich zusammen. Vielleicht hätte es rechtzeitig einen Tausch von Beier und Schaub gebraucht, um nochmal einen frischen Schub zu spenden? Mit Enzo Leopold, Antonio Foti und Nicolo Tresoldi saßen passende Alternativen auf der Bank. Verteidigung beginnt bekanntlich im Sturm, aber stattdessen stellte 96 das Pressing in den vorderen 2 Reihen quasi ein und lief nur noch hinterher. Dann kann man das auch gleich ganz lassen… In Minute 78 kam Sebastian Stolze in die Partie, der im neuen System von Leitl seine Position noch nicht gefunden zu haben scheint. Seine Impulse blieben mal wieder überschaubar. Kurz vorher kam auch Sebastian Kerk für Cedi Teuchert, aber auch er war heute kein Lenker oder Standard-Versenker. Folglich verflachte das Anlaufen auf die Paderborner Abwehr zu einer Farce und aggressive Angriffe wie in der ersten Halbzeit fanden kaum mehr statt. Die ungefähr zeitgleich getätigten Wechsel auf Paderborner Seite zeigten sofort mehr Wirkung und belebten deutlich die Offensive, was zu einem klaren Übergewicht der Hausherren in der 2. Halbzeit führte. Leider muß man hier die Frage stellen, warum neue, frische Spieler von der Bank bei uns nicht das Energie-Level der Start-Elf hochhalten können…? Paderborn wechselt aus und erhöht sogar nochmal den Druck, und wir schaffen es nicht, mit frischen Kräften dagegen zu halten und neue Antworten zu liefern…? Vielleicht die Taktik zu wechseln und eine Führung wenigstens dreckig über die Zeit zu retten? Stephan Leitl hat eine starke Spielidee, aber auch nur eine Startelf, die diese umgänglich auf dem Platz umsetzen kann. Ab der 60. Minute wird’s dann schon konditionell und personell eng. Schon nach dem Spiel gegen St. Pauli schrieb ich, warum hier keine Alternative zur Raute einstudiert wird. Prinzip Flügelzange und Brechstange. Hier besteht Redebedarf, Herr Leitl!

Ein weiteres Manko war meiner Meinung nach das zu lange Zögern bei Torabschlüssen. Es gab in den 90 Minuten genug gute Momente, in denen wir uns bis zum Strafraum durchkombinieren konnten. Dort aber wurden falsche Entscheidungen getroffen, nochmal versucht ab zu spielen oder den Ball auf den starken Latschen zu legen. Anstatt die Pille einfach mal aufs Tor zu hauen. Vielleicht hätte auch wir dann das Glück eines Paderborner Eigentores gehabt, oder der Keeper hätte den Ball unglücklich nach Vorne abprallen lassen, so wie RR Zieler vor dem 2:2 … Paderborn setzte 30 Schüsse ab, 3 mal gab es zudem Pfosten- bzw Lattenschüsse, wohingegen Hannover nur 16 mal den Schuss probierte.

Wir können froh sein, heute eine selten geile erste Halbzeit bekommen zu haben, die gezeigt hat, dass hier unter der Woche scheinbar tatsächlich gut gearbeitet und sich stetig verbessert wird. Das war schon eine Ansage und eine Handschrift! Hatten wir in der Form schon länger nicht mehr in Hannover. Aaaaber das kann eben auch nicht das Ende vom Gelände sein, liebe Mannschaft!! Mit etwas mehr Glück und Willen wäre in Paderborn durchaus ein starkes Unentschieden drin gewesen!

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