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·12. April 2024
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·12. April 2024
Bei den Olympischen Spielen 2024 nehmen nur zwölf Teams teil, die Qualität des Teilnehmerfeldes hat es aber in sich: Weltmeister Spanien, Rekord-Olympiasieger USA, die amtierenden Goldmedaillen-Trägerinnen aus Kanada und Gastgeber Frankreich treten an. Andere hochkarätige Teams wie Europameister England und die Niederlande haben es nicht nach Paris geschafft. Deutschland muss zunächst seine Gruppe mit Australien und den USA überstehen, um dann nach vorne zu schauen. Das Powerranking zu Olympia 2024 im Frauenfußball - wer ist Favorit?
Neuseeland: Die "Football Ferns" / Kai Schwoerer/GettyImages
Neuseeland geht als großer Underdog in das olympische Turnier. In Ozeanien dominieren die "Football Ferns", die Qualifikation war nicht allzu schwer. Und mit dem sensationellen Auftaktsieg bei der WM 2023 gegen Norwegen bewies Neuseeland auch, dass sie mithalten können. Auch nach der WM erreichten sie etwa ein torloses Remis gegen Kolumbien. Trotzdem fehlen schlicht die individuelle Qualität und die Strukturen auf den Inseln, um echte Chancen auf das Weiterkommen zu haben - die Gruppe mit Frankreich, Kanada und Kolumbien hat es zudem in sich.
Teuerste Spielerin der Welt - Racheal Kundananji / Erin Chang/ISI Photos/GettyImages
Die letzten Jahre waren ein ständiges Auf und Ab für Sambia. Erfolgsmomente, wie der Sieg gegen Deutschland vor der WM 2023, oder das turbulente 4:4 vor den Olympischen Spielen 2021, wechselten sich mit Enttäuschungen ab. Die Enttäuschungen waren allerdings häufiger als die Erfolge des Teams, das mit Racheal Kundananji und Barbra Banda zwei Topstürmerinnen in seinen Reihen hat. 2022/23 unterlag Sambia in Freundschaftsspielen gegen Kolumbien, Südkorea und Irland, siegte nur knapp gegen Tansania und Nordmazedonien. Bis zur Weltklasse ist der Schritt noch groß, vor allem wegen technischer Probleme. Neben dem Fußballerischen wurden bei der letzten WM die Vorwürfe von sexuellen Übergriffen gegen Coach Bruce Mwape publik - dass er immer noch im Amt ist, wirft kein gutes Licht auf den Verband.
Asisat Oshoala, Nigerias Topstürmerin / Brad Smith/ISI Photos/GettyImages
Die Super Falcons sind das historisch dominante Team in Afrika. Gesicht der nigerianischen Elf ist Stürmerin Asisat Oshoala, die im Winter genau wie Sambias Racheal Kundananji zum amerikanischen Klub Bay FC wechselte. Beim letzten Afrika-Cup 2022 kam Nigeria aber nur auf einen enttäuschenden vierten Platz, verlor im Spiel um Platz Drei gegen Sambia. Das Potenzial ist da, wie sie bei der WM 2023 zeigten - in einem unterhaltsamen Achtelfinal-Spiel unterlagen sie erst im Elfmeterschießen gegen den amtierenden Europameister England. In der Gruppenphase siegte Nigeria überraschend gegen Australien, kam gegen Kanada und Irland aber nicht über Unentschieden hinaus - eine der Überraschungstüten des Turniers.
Das Überraschungsteam der WM 2023: Kolumbien / Visionhaus/GettyImages
Nicht nur die Fans der DFB-Frauen waren überrascht von den Auftritten von Kolumbien bei der letzten WM. Die Südamerikanerinnen waren die großen Gewinnerinnen des Turniers, unterlagen nur knapp gegen England. Mit Chelseas Mayra Ramirez und dem wohl größten Sturmtalent aktuell, Linda Caicedo, haben sie gleich zwei Ausnahmespielerinnen in ihren Reihen. Allerdings fehlt gegen die Großen doch noch ein Stück, beim Gold Cup unterlagen sie den USA mit 0:3. Die Favoriten freuen sich sicher trotzdem nicht, gegen Kolumbien zu spielen.
Jessie Fleming und Kadeisha Buchanan jubeln / Alex Slitz/GettyImages
Defensivschwächen kann man beim Team von Bev Priestman nicht diagnostizieren. Im Gegenteil: Kanada holte 2021 die Goldmedaille vor allem dank einer grundsoliden Verteidigung um Vanessa Gilles, Ashley Lawrence und Quinn. Dazu die Elfmeter von Jessie Fleming - fertig war das Erfolgsrezept. Dass der Spielplan so leicht erklärt werden kann, zeigt aber auch, warum Kanada als Titelverteidiger nun nicht zu den großen Favoriten zählt. Verteidigen können die Nordamerikanerinnen immer noch, aber offensiv fehlt der Punch etwas - Rekordtorschützin Christine Sinclair ist inzwischen auch nicht mehr dabei.
Die Matilda sorgten bei der WM 2023 für ein australisches Wintermärchen / Omar Vega/GettyImages
Die Matildas spielten bei der letzten WM sich selbst und ihr Land in einen kleinen Rausch, obwohl sie nach dem zweiten Gruppenspiel schon sehr nah am Ausscheiden waren. Ein starkes Mittelfeld und die Offensivspielerinnen Fowler und Foord konnten besonders überzeugen. Aber können sie es auch in einer lauen Nacht in Paris? Australien hat weiterhin Defensivprobleme, der Ausfall von Sam Kerr durch einen Kreuzbandriss macht die Sache nicht einfacher. Durch viel Laufstärke und aufopferungsvolles Spiel haben die Matildas aber in den letzten Jahren schon oft als Underdog geglänzt.
Brasilien jubelt beim She Believes Cup / Andy Lyons/GettyImages
Ein traditioneller Gigant, der eine schwierige Phase erlebt: Brasilien ist in Südamerika weiter die Nummer eins, aber darüber hinaus ist die Selecao zuletzt am Straucheln gewesen. Ohne die prägenden Figuren der letzten 15 Jahre - Marta, Formiga, Cristiane - muss sich Brasilien neu aufstellen. Mit Kerolin, Debinha und Co. ist weiterhin genug Qualität vorhanden - aber bei der letzten WM schwankte Brasilien zwischen Geniestreichen und einer erschreckenden Ideenlosigkeit. Pia Sundhage musste danach ihren Hut nehmen, ihr Nachfolger Arthur Elias hat bisher gemischte Resultate eingefahren.
Licht und Schatten zeigten die DFB-Frauen zuletzt gegen Österreich / Severin Aichbauer/GettyImages
Die Jahre der Dominanz in Europa sind längst vorbei: Seit der EM 2022 hat sich für Deutschland schmerzlich gezeigt, dass allein individuelle Qualität nicht mehr reicht. Mehr und mehr Teams können auf höchstem Niveau mithalten, Siege gegen Teams wie Kolumbien oder Sambia sind keine Selbstverständlichkeit mehr.Die DFB-Frauen haben eine turbulente Zeit mit Trainerwechsel, Umbruch und Höhen und Tiefen hinter sich. Trotz einer insgesamt mauen Nations-League-Leistung gelang die Qualifikation für Paris. Beim jüngsten Aufschwung profitierte die Hrubesch-Elf aber auch vom Losglück. Interimstrainer Hrubesch hat bereits eine Medaille als Ziel ausgegeben - in Frankreich wird sich zeigen, wie nachhaltig der leichte Aufwärtstrend ist.
Hemmt oder beflügelt das heimische Publikum die Französinnen? / JONATHAN NACKSTRAND/GettyImages
Der Heimvorteil kann die letzten Prozentpunkte aus einem Team herauskitzeln, wie Australien bei der letzten WM bewies. Er kann aber auch schnell zum Nachteil werden, wenn die Euphorie dem Druck weicht. Wenige wissen das so gut wie Frankreich, die bei der Heim-WM 2019, trotz oder wegen der großen Erwartungen, scheiterten. Später wurde vieles über die Atmosphäre bei den Bleues bekannt, von Spielerinnen, die ständig in ihren Zimmern weinten, zu den harten Methoden von Ex-Trainerin Corinne Diacre. Das soll bei Olympia um jeden Preis vermieden werden. Diacre-Nachfolger Hervé Renard ist bei den Spielerinnen beliebt, geht aber nach dem Turnier - Olympia soll ein würdiger Abschluss werden, für ihn wie auch für die Altstars um Eugénie Le Sommer und Amandine Henry. Frankreich muss dafür aber das bekannte Manko ablegen, in den wichtigen Spielen verunsichert aufzutreten.
Hoch veranlagt: Die blitzschnellen Japanerinnen / Brad Smith/ISI Photos/USSF/GettyImages
Die Favoritinnen bei Olympia sind klar. Aber wer kann sie schlagen? Wie ein vernünftiger Spielplan gegen Spanien aussehen kann, das zeigte in den letzten anderthalb Jahren nur ein Team auf perfekte Art und Weise: Japan. In der WM-Gruppenphase siegten die Japanerinnen mit 4:0, die Pässe waren messerscharf und die Konter schnell gefahren. Zugegeben, in dem letzten Gruppenspiel ging es für beide nicht mehr um das Weiterkommen - dennoch zeigte die Partie, wie Spanien doch selbst frustriert werden kann, wenn sie gegen eine hochdisziplinierte Defensive antreten. Mit dem Sieg wurde "Nadeshiko" prompt zu einem der Topfavoriten der WM, bereits in den beiden ersten Gruppenspielen hatten sie geglänzt. Japan spielte den vielleicht besten Fußball der WM - und schied dann im Viertelfinale gegen Schweden aus. Seitdem hatte die Elf um WM-Toptorschützin Hinata Miyazawa und Mittelfeldregisseurin Yui Hasegawa ein Jahr Zeit, um sich weiterzuentwickeln. Ihre Stunde könnte gekommen sein, wenn sie wieder zum richtigen Zeitpunkt die Leistung zeigen - im She Believes Cup zog Japan zuletzt den Kürzeren.
Die USA tankten mit dem Sieg beim She Believes Cup Selbstvertrauen / Jason Mowry/GettyImages
An das ein Spiel gegen Schweden denken auch die USA ungern zurück. Vor dem Sieg gegen Japan hatten die Skandinavierinnen bereits die USA besiegt - auf die denkbar dramatischste Weise. Im Elfmeterschießen schien der entscheidende Strafstoß von Lina Hurtig bereits abgewehrt, die Torlinientechnik zeigte aber, dass der Ball bereits drin war. Torhüterin Alyssa Naeher zeigt sich bis heute vom Gegenteil überzeugt - der Stachel sitzt wohl noch tief.Die USA sind seit der WM 2019 in eine Abwärtsspirale geraten, haben den Umbruch schlecht gemeistert. Nun muss die neue Trainerin Emma Hayes, die nach Saisonende von Chelsea nach Amerika geht, sehr schnell wieder eine spielerische Linie finden und die vielen Toptalente bestmöglich kombinieren. Qualität haben die USA weiterhin - und viele Rechnungen offen. Zuletzt tankten die USA mit dem Sieg im She Believes Cup wieder Selbstvertrauen - nach langen Jahren von unterdurchschnittlichen Leistungen soll es wieder nach oben gehen.
Weltmeisterinnen und Favorit: Spanien / SOPA Images/GettyImages
Noch vor nicht allzu langer Zeit las sich die Liste der Erfolge des spanischen Frauenfußball-Nationalteams eher bescheiden. Obwohl die Spanierinnen im Nachwuchs schon länger gut dabei waren, blieben die Titel auf der höchsten Ebene aus. Erst 2017 errang La Roja den ersten Titel - allerdings keine EM oder WM, sondern den weniger prestigeträchtigen Algarve-Cup, auf den ein Jahr später der Zypern-Cup folgte. Eine Vita, die den USA oder Deutschland kaum Angst bereitete, zudem den Spanierinnen der Ruf nachhing, in den entscheidenden Spielen einen Schritt zu spät zu sein. Seitdem folgte ein bemerkenswerter Aufstieg. Spätestens seit dem Sieg bei der WM 2023 ist Spanien das Team, das es zu schlagen gilt. Gegner werden reihenweise auseinandergepflückt, letztes Opfer waren die Belgierinnen, die mit 0:7 untergingen. Ein ähnliches Los traf auch schon die Schweiz in der Nations League. Gegen Spanien zu spielen, ist die größtmögliche Feuerprobe: Wer nur wenige Zentimeter zu weit aufrückt, einen kleinen Spalt aufmacht, der wird prompt bestraft. Die Passstaffetten sind den Spielerinnen längst ins Blut übergegangen, den Herz des Teams bilden die Champions-League-Siegerinnen aus Barcelona. Da braucht es nicht mal viel taktisches Können von der Seitenlinie - und Spanien könnte sogar noch besser sein, vergibt immer noch einige Chancen. Eine erschreckende Aussicht für die Gegner, die nur bestehen können, wenn sie defensiv extrem stabil stehen und Konter setzen.