Nations League | Viele Tore, wenig Lichtblicke – Die Einzelkritik zum wilden 3:3 zwischen England und Deutschland | OneFootball

Nations League | Viele Tore, wenig Lichtblicke – Die Einzelkritik zum wilden 3:3 zwischen England und Deutschland | OneFootball

Icon: 90PLUS

90PLUS

·27. September 2022

Nations League | Viele Tore, wenig Lichtblicke – Die Einzelkritik zum wilden 3:3 zwischen England und Deutschland

Artikelbild:Nations League | Viele Tore, wenig Lichtblicke – Die Einzelkritik zum wilden 3:3 zwischen England und Deutschland

Spotlight | 3:3 trennten sich England und Deutschland am 6. Spieltag der Nations League. Damit läuft das DFB-Team auf Platz 3 der Gruppe A3 ein, England steigt ab. Die Akteure in der Einzelkritik.

Deutschlands England-Legionäre retten das Remis

45 Minuten lang tat sich vor den Toren nur wenig. England gehörten im Konter die besseren Gelegenheiten. Deutschland hatte – wie bereits gegen Ungarn – extreme Schwierigkeiten, Tempo und Tiefe ins eigene Spiel zu bekommen. Gut zehn Minuten nach Wiederanpfiff brachte Harry Maguire im Strafraum Jamal Musiala zu Fall. Nach Ansicht der Videobilder zeigte Danny Makkelie auf den Punkt. Ilkay Gündoğan versenkte sicher unten rechts zum 0:1.


OneFootball Videos


In Minute 67 wollte Maguire seinen Fehler im Angriff wieder ausbügeln – und verschuldete stattdessen auch das 0:2, weil Kai Havertz links Ex-Chelsea-Teamkollege Timo Werner schickte und den Ball rechts an der Strafraumkante zurückbekam. Mit dem starken Linken schlenzte er sehenswert in den linken Winkel. Mit der sicheren Führung im Rücken geriet die deutsche Mannschaft allerdings unerklärlicherweise ins Wackeln. Zuerst verwertete Luke Shaw eine James-Flanke zum 1:2 (71′). Vier Minuten später fasste Mason Mount nach Saka-Zuspiel zum 2:2 ab. Sieben Minuten vor Schluss verursachte Nico Schlotterbeck gegen BVB-Teamkollege Jude Bellingham den nächsten Foulelfmeter. Abermals schritt Makkelie zum Monitor, um den Tatbestand sicherzustellen. Harry Kane traf wuchtig oben links und stellte die Partie komplett auf den Kopf.

Dieser Browser wird nicht unterstützt. Bitte verwenden Sie einen anderen Browser oder installieren Sie die App

video-poster

Als es so aussah, als wäre die deutsche Mannschaft geschlagen, kamen sie doch nochmal zurück. Weil Robin Gosens auf der linken Seite nachsetzen durfte und Nick Pope einen Gnabry-Schlenzer nur abprallen lassen konnte. Kai Havertz stellte mit der Außenseite den Endstand her.

Weil Italien das Parallelspiel in Budapest 2:0 gewinnen konnte und damit als Gruppensieger ins Final Four einzieht, läuft Deutschland mit diesem Punkt auf Rang 3 ein. England stand, durch die 0:1-Niederlage in San Siro bereits vor der Partie als Absteiger aus Gruppe A3 fest. Die Akteure in der Einzelkritik.

England: Bellingham, Kane und Southgates Joker überzeugen

Nick Pope: Spätestens nach dieser Partie dürfte keine weiteren aufkommen, ob Jordan Pickford Englands Nummer 1 sein wird. Gegen Deutschland spielte Pope des Öfteren mit dem Feuer, ließ sich beispielsweise in der 11. Minute von Jamal Musiala anlaufen und sorgte so für die erste deutsche Chance – und auch das letzte deutsche Tor, als er einen eigentlich harmlosen Abschluss von Serge Gnabry abprallen ließ, sodass Kai Havertz einschieben durfte.  Note: 5,0.

John Stones (bis 37′): Solider Auftritt gegen eine bisweilen erschreckend harmlose DFB-Elf. Musste nach 37 Minuten verletzungsbedingt weichen. Gareth Southgate brachte Kyle Walker. Note: 3,0.

Eric Dier: Größtenteils ordentliche Partie. Sah einzig in der 59. Minute ganz schlecht aus, als er sich von Timo Werner fintieren ließ und hinfiel. Anstatt selbst abzuschließen, brachte der Leipziger allerdings nur einen ganz schwachen Querpass zustande, der geklärt werden konnte. Note: 4,0.

Harry Maguire: Verursachte hüftsteif gegen Jamal Musiala den Foulelfmeter zum 0:1. Wollte diesen Fehler in der Offensive wiedergutmachen, verlor stattdessen das nächste Duell mit Musiala, wodurch das 0:2 entstand. Findigen Beobachtern der Premier League wird aufgefallen sein, dass solche Aktionen bei ihm kein Einzelfall sind. Trotzdem scheint er der Mannschaft irgendetwas zu geben, was ihn unverzichtbar macht. Ein wandelndes Mysterium. Note: 5,0.

Reece James: Solide über seine rechte Seite. Vor allem in der Offensive immer wieder mit gefährlichen Vorstößen. Zum Beispiel der Flanke auf sein Gegenüber Luke Shaw, die zum 1:2 führte. Legte bereits kurz nach der Pause Jude Bellingham eine gute Gelegenheit auf. Note: 3,0.

Artikelbild:Nations League | Viele Tore, wenig Lichtblicke – Die Einzelkritik zum wilden 3:3 zwischen England und Deutschland

Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images

Jude Bellingham: Englands Go to Guy. Versuchte immer wieder, durch Zweikämpfe, durch Präsenz, durch Pässe und Abschlüsse, gefährliche Situationen heraufzubeschwören – auch nach dem 0:2. Nahm mit dem herausgeholten Elfmeter gegen BVB-Teamkollege Nico Schlotterbeck auch faktisch Einfluss auf das Endergebnis. Starker Auftritt des Dortmunders. Note: 2,0.

Declan Rice: Vergangene Saison noch in Topform. Dass er mit West Ham in der Premier League lediglich auf Platz 18 steht, war ihm jedoch auch in der Partie gegen Deutschland anzusehen. Wirkte bei Weitem nicht so präsent wie noch vor einigen Monaten. Bestritt lediglich neun Zweikämpfe, gewann davon allerdings sechs. Auch die Passquote von 95,1 Prozent könnte man positiv erwähnen, wenngleich 39 Ballkontakte für einen Mittelfeldspieler eher überschaubar sind. Note: 4,0.

Luke Shaw: Über die linke Seite offensiv lange Zeit ruhig. Machte in Minute 71 den entscheidenden Laufweg, der die Partie zum Kippen brachte. Mit dem Glück des Tüchtigen murmelte Manchester Uniteds Linksverteidiger den Ball über die Linie und beendete damit eine Serie von 522 Minuten ohne Tor aus dem Spiel heraus. Note: 3,5.

Phil Foden: Tat sich schwer, für Akzente zu sorgen. Insgesamt auch nur mit 27 Ballkontakten, von denen er 13 anbrachte. Ein eher unauffälliger Arbeitstag von Manchester Citys Toptalent. Note: 4,0.

Raheem Sterling: Hatte vor allem in der ersten Hälfte zwei sehr gute Chancen, England in Führung zu bringen. Bei der ersten ließ er mit viel Übersicht Nico Schlotterbeck aussteigen, bevor er an Marc-André ter Stegen scheiterte. Die zweite vergab er aus spitzem Winkel. Nach der Pause wesentlich unauffälliger. Machte in Minute 66 Platz für Chelsea-Teamkollege Mason Mount. Note: 4,0.

Harry Kane: Zeigte einmal mehr, warum sein Name in und um München gehandelt wird. Ständig anspielbar, sorgte immer für Torgefahr – entweder selbst, oder mit präzisen Zuspielen. Schickte vor der Pause Raheem Sterling aufs Tor und in Minute 90 mit einem perfekten langen Ball Bukayo Saka. Seinen Elfmeter verwandelte er perfekt oben links. Note: 2,0.

Einwechslungen von England

Kyle Walker (ab 37′): Kam für seinen angeschlagenen City-Teamkollegen John Stones. Viel zu tun hatte er allerdings nicht. Die Tore fielen zumeist über die gegenüberliegende Seite. Immerhin mit hundertprozentiger Passquote. Dass ihn das DFB-Team nicht in einen einzigen Zweikampf verwickelte, spricht auch Bände – für die Geschwindigkeit des einen und den Auftritt der anderen. Note: 3,0.

Bukayo Saka (ab 66′): Ersetzte Phil Foden und sorgte für wesentlich mehr Alarm auf seiner Position. Keine zehn Minuten auf dem Platz, legte er Mason Mount mit einem cleveren Pass ins Zentrum das 2:2 auf. In Minute 90 bekam er sogar die Großchance auf den 4:3-Siegtreffer. Anstatt sein Pace komplett auszuspielen und den Laufweg zu kreuzen, ließ er sich allerdings von Ilkay Gündoğan abdrängen und war so zum Abschluss mit dem schwächeren Rechten gezwungen, den ter Stegen um den Pfosten lenken konnte. Note: 2,5.

Mason Mount (ab 66′): Kam für Chelsea-Teamkollege Raheem Sterling und nutzte gleich seine erste Gelegenheit zum 2:2. Ansonsten ein My direkter als Sterling. Aber nach dem Ausgleich ohne weitere Aktien. Note: 3,0.

Jordan Henderson (ab 90’+1): Ersetzte in der Schlussphase Jude Bellingham und kam immerhin auf vier Ballkontakte, von denen er einen an den Mann brachte. Eine gute und nachhaltige Bewertungsgrundlage ist etwas anderes. Note: ohne Bewertung.

Gareth Southgate: Schien, trotz anständiger erster Hälfte mit einigen guten Umschaltmomenten, in die nächste Heimniederlage hineinzulaufen. Traf nach dem 0:2 mit Bukayo Saka und Mason Mount gegen eine sichtlich verunsicherte deutsche Elf allerdings genau die richtigen Entscheidungen und ließ die Partie nochmal kippen, bevor ein individueller Fehler Deutschland das Remis rettete. Gerade für sowas kann man ihm nur wenig anlasten. Muss aber bei der Weltmeisterschaft aktiver spielen lassen, will man sich auch gegen die großen – und formstärkeren – Gegner durchsetzen. Note: 3,5.

Deutschland: Lichtblick Musiala, Defensive fällt ab

Marc-André ter Stegen: Hat zweimal glänzend reagiert (25./90.) und seine Mannschaft damit vor weiteren Gegentoren bewahrt. Auch sonst strahlte der Ex-Gladbacher eine enorme Sicherheit aus und war immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Für die Gegentreffer konnte er nichts. Note: 2,0

Thilo Kehrer: Offensiv zaghaft und oftmals etwas unpräzise. Defensiv gewann er zwar den ein oder anderen Zweikampf, aber: Beim ersten Gegentor hätte er Shaw schneller aufnehmen, beim zweiten näher an Mount dran sein müssen. Damit war Kehrer an der negativen Wende durchaus entscheidend mitbeteiligt. Note: 5,0

Niklas Süle: Dribbelte oft an und spielte progressive Pässe oder beteiligte sich an offensiven Kombinationen. Ausbaufähig war aber sein Abwehrverhalten. Zu oft war Süle nicht resolut genug am Gegner dran, beim ersten Gegentreffer fehlte die Kommunikation mit den Mannschaftskollegen. Note: 4,5

Nico Schlotterbeck: Nicht gut in der Spieleröffnung, zudem entscheidend an den Gegentoren beteiligt. Beim 2:2 nur halbherzig gegen Saka. Den Elfmeter zum Engländer Führungstreffer verursachte er mit einem glasklaren Foulspiel selbst. Gebrauchter Tag für den Dortmunder. Note: 5,5

David Raum (bis 68.): Defensiv weitestgehend in Ordnung, wobei auch wenig gefordert. Offensiv derweil ziemlich blass. Wenn er an den Ball kam, ließ er die nötige Präzision vermissen. Note: 4,5

Joshua Kimmich: Ließ im ersten Durchgang an manchen Stellen die Präzision vermissen, erlaubte sich auch defensiv Fehler. Kurz vor der Pause mit einem Ausrufezeichen aus der Distanz (45.+2), nach dem Seitenwechsel dann verbessert. Dennoch hatte auch er schon bessere Auftritte im DFB-Dress. Note: 3,5

Artikelbild:Nations League | Viele Tore, wenig Lichtblicke – Die Einzelkritik zum wilden 3:3 zwischen England und Deutschland

Photo by BEN STANSALL/AFP via Getty Images

Ilkay Gündoğan: Im ersten Durchgang aufmerksam in der Defensive und solide in der Ballverteilung, dazu mit einem ordentlichen Abschluss. In Halbzeit zwei verwandelte er den Elfmeter zum 1:0 souverän und unverbesserlich präzise. Dafür sah der City-Captain vor dem 2:2 gegen Saka nicht so gut aus. Note: 3,0

Jonas Hofmann (bis 45.): Bot sich hin und wieder gut zwischen den Linien an, ansonsten machte der Gladbacher ein sehr unauffälliges Spiel. In seinen seltenen Aktionen strahlte er wenig bis gar keine Gefahr aus. Die Auswechslung zur Pause kam nicht überraschend. Note: 4,5

Jamal Musiala (bis 79.): Gewohnt umtriebig und stark auf engem Raum. Holte den Elfmeter zum 1:0 raus, glänzte mit Balleroberung vor dem 2:0. Apropos Balleroberung: davon hatte er heute einige. Der Youngster lief immer wieder aggressiv an und sorgte damit für einige erfolgreiche Gegenpressing-Sequenzen. Der Lichtblick an diesem Abend. Note: 2,0

Leroy Sané (bis 68.): Hatte nicht eine einzige nennenswerte Offensivaktion, war komplett unsichtbar. Wenn man es gut meint, kann man seine Passquote (95,5 %) als positiv erachten. Die ist bei 22 gespielten Pässen aber auch nicht sonderlich aussagekräftig. Note: 5,0

Kai Havertz (bis 89.): Wirklich gut eingebunden war auch er nicht. Das besserte sich nach der Pause etwas, als er von der Spitze auf die Doppelzehn rückte. Erhöhte mit einem traumhaften Schlenzer auf 2:0, stand beim späten Ausgleich zum 3:3 goldrichtig. Wirklich gerecht wurde er seinem Doppelpack mit der heutigen Leistung nicht, aber: de facto trug er entscheidend zum Punktgewinn bei. Note: 2,5

Einwechslungen von Deutschland

Timo Werner (45. für Hofmann): Konnte anfangs nicht richtig Fuß fassen, hätte bei seiner ersten richtigen Aktion selbst abschließen müssen anstatt im dichten Zentrum den Mitspieler zu suchen (59.). Wurde mit der Zeit durch Tiefenläufe gefährlicher, legte Havertz zudem das 2:0 auf. Note: 4,0

Robin Gosens (68. für Raum): Beim ersten Gegentor ließ er den Gegner frei flanken, offensiv blieb er fast genauso harmlos wie Raum. Undankbar natürlich für ihn, dass er in einer Phase ins Spiel kam, in der England die Oberhand gewann. Note: 4,5

Serge Gnabry (68. für Sané): Hätte beim ersten Gegentor früher nachrücken müssen, ließ sich beim zweiten von Saka nassmachen. Offensiv kam er auch kaum in Szene – mit Ausnahme eines Abschlusses in der 87. Minute, der etwas unbeabsichtigt im Abstauber-Tor durch Havertz mündete. Note: 4,5

Thomas Müller (79. für Musiala): keine Bewertung

Armel Bella Kotchap (89. für Havertz): keine Bewertung

Hansi Flick: Mangelnde Bewegung ohne Ball, wenig Passschärfe, fehlende Breite und Tiefe im Spiel – der Ausdruck „leerer Ballbesitz“ (59 % insgesamt, 65 % in Halbzeit eins) wurde für Spiele wie dieses erfunden. Immerhin: Im zweiten Durchgang wurde es besser – bis die Mannschaft mit einer 2:0-Führung in einen 15-minütigen Tiefschlaf fiel und mit einem Rückstand wieder aufwachte. Insgesamt ein Spiel mit deutlich mehr Tiefen als Höhen. Dazu sei gesagt, dass bei vielen Spielern die individuelle Leistungskurve im Verein auch nach unten zeigt, man kann Flick also nicht für alles verantwortlich machen. Klar ist dennoch: Bis zur WM steht dem Bundestrainer noch ein Haufen Arbeit ins Haus. Note: 4,5

Danny Makkelie: Eigentlich keine Partie, die einem Unparteiischen viel abverlangte. Beide Elfmeter waren Elfmeter, was Makkelie nach Ansicht der Videobilder feststellte. Ansonsten mit nachvollziehbarer Zweikampfbewertung. Positiv ebenfalls zu erwähnen, dass er auf den Elfmeterversuch Thilo Kehrers vor der Pause nicht näher eingig. Note: 2,0.

Spielnote: Rein vom Spielerischen her teilweise Zweitliga-Abstiegskampf-Niveau. Eine Mannschaft hatte das Gros an Ballbesitz, wusste damit allerdings kaum etwas anzufangen und war regelrecht erschrocken vor der eigenen Offensivbewegung. Lieber nochmal einen Rückpass mehr, als den potentiell gewinnbringenden, progressiven Ball in die Spitze, garniert mit einer garantierten Unsauberkeit im Passspiel oder bei der Ballannahme nach spätestens drei Pässen. Das andere Team verschanzte sich ob der jüngsten Negativserie vor dem Tor und suchte sein Glück im Konter. Es war bezeichnend, dass ein individueller Fehler die Partie eröffnete. Auch nach der Pause individuell auf eher überschaubarem Niveau. Aber gegen sechs Tore lässt sich nur schwer argumentieren. Klassischer Fall von: So schlecht, dass es wieder gut war. Note: 3,0.

Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images

Impressum des Publishers ansehen