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·20. April 2021

Nach Pleite in Bielefeld: Schalke 04 steigt in die 2. Bundesliga ab

Artikelbild:Nach Pleite in Bielefeld: Schalke 04 steigt in die 2. Bundesliga ab

Das Spiel für den FC Schalke 04 ist aus! Nach einer 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld stehen die Königsblauen als erster Absteiger aus der Bundesliga fest. Bei nur noch vier ausstehenden Spielen sind es 13 Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, welcher damit außer Reichweite ist. So wird der Vizemeister von 2017/18 in der kommenden Saison erstmals nach 30 Jahren als Zweitligist an den Start gehen.

21 Pleiten besiegeln Abstieg

Vor fast genau 30 Jahren schoss Aleksandr Borodyuk das letzte Zweitliga-Tor der Schalker, die mit einem Punktverhältnis von 57:19 vor dem MSV Duisburg in die Bundesliga aufstiegen. Fast 70.000 Zuschauer feierten im alten Parkstadion von Gelsenkirchen, als es noch nicht einmal die Drei-Punkte-Regelung gab. Nur sechs Spieler des aktuellen Kaders könnten seinerzeit eventuell TV-Bilder davon gesehen haben, doch ob sie sich daran noch erinnern können, ist eine andere Frage. Aleksandr Borodyuk ist übrigens inzwischen Zweitliga-Trainer in seiner russischen Heimat – und auch der FC Schalke 04 ist seit heute wieder offiziell zweitklassig. Nach der 0:1-Niederlage am Dienstagabend ist der königsblaue Traditionsklub bei 13 Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und nur noch vier ausstehenden Spielen nicht mehr zu retten.


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Für die Schalker endet damit eine Saison des Grauens vorzeitig, nur 13 Punkte aus 30 Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Der Negativ-Rekord von Tasmania Berlin (31 Spiele ohne Sieg) wackelte im Verlauf der Spielzeit gehörig, doch ausgerechnet im entscheidenden Duell kam der Stolz der Mannschaft zum Vorschein – per 4:0-Sieg gegen Hoffenheim wurde verhindert, dass die heutigen Akteure als schlechtestes Bundesliga-Team aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Vor einer Woche folgte dann sogar der zweite Saisonsieg, doch demgegenüber stehen satte 21 Niederlagen.

Zweifelhafte Entscheidungen im Kader

Cheftrainer Dimitrios Grammozis ist erst seit 49 Tagen im Amt, hat aber in sieben Spielen auch nur vier Punkte gesammelt. Der Ex-Darmstadt-Coach brachte nur Zweitliga-Erfahrung mit, doch an ihm persönlich ist das Ergebnis des Schalker Niedergangs nicht festzumachen. Fraglich bleibt, ob jemand anderes das Konstrukt, welches den Fans jede Woche aufs Neue als Mannschaft verkauft wird, weitergebracht hätte.

Will man das Ergebnis am Kader festmachen, dann fing wohl alles schon nach der Vizemeisterschaft unter Domenico Tedesco an. Weltmeister, Kapitän und Identifikationsfigur Benedikt Höwedes wurde gnadenlos abgesägt – doch wäre er nicht im Ruhestand, dann hätte Schalke ihn im vergangenen Winter möglicherweise wieder reaktiviert. Ähnlich handhabte es der Klub schließlich auch mit Ralf Fährmann, der als Stammkeeper zwei erfolglose Leihen hinter sich brachte und nun wieder die Nummer eins ist. Auch die 37-jährige Sturmhoffnung namens Klaas-Jan Huntelaar wird von Fans belächelt – und Jahrhunderttrainer Huub Stevens wird sich vermutlich gut überlegen, ob er bei einem Anruf der Schalker Verantwortlichen noch einmal den Hörer abnimmt.

Scherbenhaufen selbst geformt

Die Liste der Spieler, die trotz Leistung aus dem Schalker Raster fielen, ist ebenfalls lang. Guido Burgstaller oder Daniel Caligiuri galten beispielsweise als veraltet und nicht mehr gut genug. Leistungsträger wie Leon Goretzka, Sead Kolasinac oder Max Meyer verließen den Verein ablösefrei, andere wie Weston McKennie oder Thilo Kehrer wurden als Tafelsilber verkauft. Teure Neuzugänge erfüllten die Erwartungen nicht und blühten erst andernorts wieder auf, während Sorgenkinder wie Amine Harit oder Nabil Bentaleb immer wieder neue Chancen bekamen.

Die Rückholaktionen von früheren Schalkern im letzten Winter sowie die Einstellung eines erfahrenen Coaches wie Christian Gross entpuppten sich ebenfalls als Sackgasse – stattdessen schadeten sie dem Verein mit wenigen Ausnahmen wohl mehr als sie ihn vorangebracht haben. Insgesamt 217 Millionen Euro an Verbindlichkeiten sollen zudem auf dem Klub lasten, für den das Land Nordrhein-Westfalen bereits als Bürge fungiert. Insgesamt steht S04 vor einem Scherbenhaufen, den sich die Schalker Verantwortlichen mit mühseliger Kleinarbeit selbst geformt haben – und das in gar nicht allzu langer Zeit.

Eigengewächse machen Hoffnung

Denn seit dem Aufstieg vor 30 Jahren etablierten sich die Schalker in der Bundesliga-Spitze, erreichten 14 Mal eine Platzierung unter den besten fünf Teams. Gleich fünf Mal feierten die Königsblauen die Vize-Meisterschaft, zum ersten Mal auf tragische Art und Weise in der Saison 2000/01 und zuletzt in der Spielzeit 2017/18. In der Champions League waren die Schalker ein Stammgast, hinzu kamen drei DFB-Pokalsiege. Doch wo ist der Esprit hin? Seit dem Abgang von Domenico Tedesco im März 2019 haben sich das bereits sechs verschiedene Übungsleiter gefragt. Eine Antwort hat keiner gefunden.

Ob nun die Trainer-Shootingstars oder die erfahrenen Fußballlehrer den Karren endgültig in den Dreck gefahren haben, das spielt für die Schalker Zukunft jetzt auch keine Rolle mehr. Erwartungsvoll blicken die Fans auf den Kader von morgen, denn angesichts von acht Eigengewächsen, die in dieser Saison an die Profis herangeführt wurden, sind die Hoffnungen da, dass Identifikation beim Arbeiterklub aus Gelsenkirchen bald wieder groß geschrieben wird. Eine seelenlose Truppe darf Schalke nach dem feststehenden Bundesliga-Ende schlicht nicht mehr auf das Grün schicken. Und klar ist: In der kommenden Saison soll der sofortige Wiederaufstieg her.

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