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·11. August 2021

Lebenswege beim 1. FC Köln: Tobias Nickenig – Big Nick, Abwehrkante mit Ballgefühl

Artikelbild:Lebenswege beim 1. FC Köln: Tobias Nickenig – Big Nick, Abwehrkante mit Ballgefühl

Er konnte gerade noch bremsen, als die Auto-Rikscha sich genau vor ihm in den dichter werdenden Verkehr einfädelte. Der Schreck fuhr ihm in die Glieder, unwillkürlich klammerten sich seine Hände um das Lenkrad seiner Limousine. Augenblicke später staute sich der Verkehr auf der mehrspurigen Straße im Zentrum von Nakhon Ratchasima, der fünftgrößten Stadt Thailands. Der Fahrer des Tuk Tuks, wie die dreirädrigen, meist blau lackierten Fahrzeuge aufgrund des charakteristischen Geräuschs ihres Zweitaktmotors genannt werden, drehte sich zu ihm um, machte eine Geste des Bedauerns und lächelte ihm freundlich zu.

Da war es wieder, dieses allgegenwärtige Lächeln, dachte er. Die meisten Menschen hier waren ihm freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend begegnet. Er musste an Wes denken, seinen Dolmetscher, der ihm immer wieder wertvolle Informationen über das Leben in Korat, wie die Einheimischen die Stadt nannten, gab. So hatte er ihm auch das beste Restaurant der Stadt, einen Geheimtipp, gezeigt, das in einer Art Garage beheimatet war und landestypische Köstlichkeiten zu moderaten Preisen anbot. Oder an George Duangmanee, den weltgewandten Präsidenten des Nakhon Ratchasima Mazda FC, der ihn als Sportdirektor verpflichtet hatte.


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Er ließ die Seitenfenster herunter, um etwas Luft ins Wageninnere zu lassen. Zwei Roller schlängelten sich akrobatisch an den Autos vorbei durch den Stau. Er sah zu einem kleinen Platz hinüber, wo einige Kinder mit hörbarem Spaß Fußball spielten und musste an seine Familie denken, die er in Deutschland zurückgelassen hatte, an seine Frau und an Finn, seinen dreijährigen Sohn. Er vermisste sie sehr. Einige Wochen musste er sich noch gedulden, dann würden sie ihn in Ratchasima besuchen kommen. Wie ging es wohl seinen Eltern gerade? Und was machte Florian, sein jüngerer Bruder, und die Freunde aus Jugendtagen, mit denen er genauso hinter dem Ball hergejagt war, wie diese Kinder dort drüben?

Einstimmung auf die Saison mit geistlichem Segen

Das vieltönige Hupen riss ihn aus seinen Gedanken, der Stau begann sich aufzulösen. Langsam nahm sein Wagen Fahrt auf, vorbei an kleinen Restaurants und Garküchen, aus denen ihm der Duft von Ingwer, Knoblauch und exotischen Gewürzen entgegenwehte und sich mit dem Gestank von Auspuffgasen, Benzin und verbranntem Motoröl vermischte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, sein weißes Hemd klebte an seinem Rücken. Würde er sich jemals an dieses Klima mit der extrem hohen Luftfeuchtigkeit gewöhnen können? Anderes war ihm dagegen bereits seltsam vertraut. So hatte er sich mittlerweile an die mitunter kreative Handhabung der wichtigsten Verkehrsregeln gewöhnt, auch wenn dies bisweilen zu Bremsmanövern wie dem von vorhin führte. Auch die Schärfe der einheimischen Speisen machte ihm nichts mehr aus, ganz im Gegenteil! Ja, sogar der Anblick eines Elefanten inmitten der Stadt – in Begleitung eines mit Stock gewappneten jungen Mannes – wunderte ihn nicht mehr, hatte er doch erfahren, dass dieses mächtige Tier von den Menschen hier als Glücksymbol verehrt wird und auch heute noch Bestandteil des täglichen Lebens in Thailand ist.

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Tobias Nickenig als Sportdirektor von Nakhon Ratchasima Mazda FC (Foto: Tobias Nickenig)

Genau wegen solcher Erfahrungen, immer neuen, immer wieder überraschenden, war er das Abenteuer Thailand schlussendlich eingegangen. Als er schließlich seinen Wagen vor dem Trainingsgelände seines Klubs abstellte und ausstieg, musste er an eine Begebenheit von vor einigen Wochen denken. Er war zum 80th Birthday Stadium, der Heimstätte der Swat Cats, wie sein Team liebevoll von den Fans genannt wurde, gebeten worden, wo er der traditionellen religiösen Zeremonie zum Beginn einer jeden Saison beiwohnte. Alle Verantwortlichen des Klubs hatten sich eingefunden, die feierliche Atmosphäre im Stadion war zutiefst beeindruckend. Auf dem Spielfeld hatten sich die Spieler in einem großen Kreis aufgestellt, in dessen Mitte ein hoher buddhistischer Priester stand, kahlköpfig und in ein orangefarbenes Gewand gekleidet. Gemeinsam mit ihnen sprach der Geistliche fast zwei Stunden lang Gebete für einen guten Verlauf der neuen Spielzeit. Hinterher hatte George Duangmanee ihn dem hohen Gast vorgestellt: „Please meet our new manager, who joined us from Germany – Mr. Tobias Nickenig.“

Fußballerische Wurzeln im Rheinland

Gebürtig stammt Tobias Nickenig aus Neuwied, wo er am 1. August 1984 das Licht der Welt erblickt. Sportlich vorbelastet ist er durch die Familie seines Vaters, der selbst in die deutsche U16-Nationalelf berufen wurde, nach einer schweren Verletzung jedoch seinen Traum von einer Fußballerkarriere schon mit 18 Jahren begraben musste. Ein Bruder seines Vaters schnürte seine Fußballschuhe für Preußen Münster, zwei weitere Brüder nahmen an Rheinlandmeisterschaften im Boxen teil. Von klein auf dreht sich bei Nickenig alles um das runde Leder. „Fußball war mein Leben“, erinnert er sich. „Nach der Schule wurden zügig die Hausaufgaben erledigt, dann ging es raus zu den Freunden. Wir nutzten wirklich jede freie Minute und jagten dem Ball hinterher, bis es Abend wurde.“ Und auch danach kann er von dem Spielgerät nicht lassen und nimmt es des Öfteren sogar mit in sein Bett.

“Fußball war mein Leben. Nach der Schule wurden zügig die Hausaufgaben erledigt, dann ging es raus zu den Freunden. Wir nutzten wirklich jede freie Minute und jagten dem Ball hinterher, bis es Abend wurde.”

Mit sechs Jahren schließt er sich dem BSV Weißenthurm an, wo er die Jugendmannschaften des Vereins durchläuft und das ABC des Fußballs erlernt. Sein beachtliches Talent bleibt auch den Verantwortlichen der Spvgg (heute SG) Andernach nicht verborgen, und so wechselt er 1997 in die C-Jugend des zweimaligen Rheinlandpokalsiegers. Tobias Nickenig spielt dort auf der „10“, genau wie sein Vorbild Zinedine Zidane, der zu der Zeit bei Girondins Bordeaux und Juventus Turin für fußballerische Glanzlichter sorgt. „Er war einfach ein perfekter Fußballer, mit exzellenter Technik und unnachahmlicher Eleganz, der im Mittelfeld das Spiel seiner Mannschaft ankurbelte, aber auch immer wieder in die Spitze stieß und dort unglaubliche Tore erzielte,“ schwärmt Nickenig noch heute.

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Nickenigs Vorbild Zinedine Zidane in der Saison 2000/01 (Foto: imago/Camera 4)

Tobias Nickenig hält einen Moment lang inne. „Aber das erste Idol, das war mein Papa“, sagte er dann mit Nachdruck. „Zu ihm schaute ich auf, er war Jugendnationalspieler gewesen, und er war es auch, der mir den Spaß und die Freude an diesem Sport vermittelt hat. Er unterstützte mich, wo er nur konnte, nahm sich Zeit für Extra-Trainings, fuhr mich zu Spielen der Auswahlmannschaften und gab mir unzählige wertvolle Tipps.“

Der 1. FC Köln klopft bei Nickenig an

All dies fällt bei dem jungen Mittelfeldspieler auf fruchtbaren Boden, recht bald folgten Berufungen in die Rheinlandauswahl – und Anrufe interessierter Bundesligavereine. „Bayer Leverkusen wollte mich verpflichten, ich favorisierte jedoch den 1. FC Köln. Ich hatte an einem Sichtungstraining des Geißbockclubs in Neuwied teilgenommen und die Verantwortlichen wohl so überzeugt, dass sie mich schon zu meiner C-Jugendzeit nach Köln holen wollten. Wir kamen jedoch überein, dass ich erst zur B-Jugend zum FC wechseln und bis dahin weiter für Andernach auflaufen sollte.“ Seine Entscheidung für die Kölner wird auch dadurch begünstigt, dass Trainer Thomas Schumacher mit ihm als „Zehner“ plant, während Frank Schaefer, damals in Diensten des Konkurrenten Bayer Leverkusen, ihn eher auf der „6“ sieht.

Pokalsieger mit der A-Jugend des 1.FC Köln und Berufung in die Jugendnationalmannschaft

Zur Saison 2000/01 ist es dann so weit, Tobias Nickenig streift das Trikot seines Lieblingsvereins über. „Ich war von klein auf leidenschaftlicher FC-Fan“, erläutert er. „Mit meinem Vater war ich vorher regelmäßig zur Saisoneröffnung nach Köln gefahren, hatte Fotos mit meinen Idolen Carsten Cullmann, Pele Wollitz und Karsten Baumann gemacht und auch einmal einen Trainingsball des FC ergattert, den ich dann hütete wie einen Schatz.“ Er schmunzelt. „Ich habe damals immer davon geträumt, selber dort irgendwann zu spielen, und Jahre später sollte dies wirklich wahr werden. Carsten Cullmann war mein erster Zimmergenosse beim Trainingslager des FC in der Schweiz, Pele Wollitz wollte mich zum VfL Osnabrück holen, und Karsten Baumann war sogar zweimal mein Trainer, in Aue und in Osnabrück.“

Sein Anfang beim Geißbockclub ist jedoch recht holprig. „Damals habe ich mit meinen Eltern unseren letzten gemeinsamen Urlaub in Ungarn verbracht, während die B-Jugend des FC sich schon zwei Wochen im Training befand“, erinnert er sich. „Die Zugfahrt vom Urlaubsort nach Hause hat dann 24 Stunden gedauert. Dort angekommen habe ich dann schnell meine Sporttasche gepackt, mein Vater hat mich anschließend mit dem Auto zum Geißbockheim gebracht. Thomas Schumacher, mein B-Jugendtrainer, wartete da schon, um mit mir ins Trainingslager zu fahren, das irgendwo im Norden stattfand. Als wir dort ankamen, dachte ich eigentlich, dass ich auf mein Zimmer gehen und endlich einige Stunden schlafen könnte. Schumacher deutete jedoch zum Trainingsplatz, wo meine zukünftigen Mannschaftskameraden sich bereits warm machten. ‘Zieh Dich um, Training in 10 Minuten’, sagte er nur.“

Die ersten Trainingstage sind hart, in Andernach wurde dreimal die Woche trainiert, hier stehen jeden Tag zwei Trainingseinheiten auf dem Programm. „Am Anfang dachte ich, das schaffst Du nie. Ich hatte noch nie so hart trainiert“, sagt er. „Ich weiß noch, dass wir nach dem Training Pappbecher mit Elektrolytgetränken gereicht bekamen. Ich war so kaputt, dass ich gar nicht richtig trinken konnte, sondern lediglich den Rand des Bechers kaputtgebissen habe.” Doch allmählich gewöhnt sich sein Körper an das harte Training. Mit jeder Übungseinheit wächst seine Überzeugung, dass er mithalten kann, spielerisch wie körperlich. Dies wird auch von seinen Mannschaftskameraden registriert und nach kurzer Zeit fühlt er sich im Team integriert. Dabei hilft es ihm auch, dass er zwei der Spieler aus der Rheinlandauswahl kennt, Marc Krause und Jeffrey Yankey.

Mit Konkurrent Schweinsteiger in der Jugendnationalelf

Vor dem ersten Saisonspiel verletzt er sich bei einem Unfall mit seinem Motorroller und muss pausieren. So geht das Trikot mit der Rückennummer 10 an Ümit Kekilli, der sich auf dieser Position auch festspielt. Als Nickenig wieder einsatzbereit ist, fällt Daniel Blankenheim aus, der Stamm-Sechser des Teams. Der gebürtige Neuwieder springt ein und findet Gefallen an dieser Position. „Ich merkte, dass ich in dieser Rolle das Spiel vor mir hatte, und das sagte mir zu“, erklärt er. „Von da an war das Jersey mit der „6“ für mich reserviert.“

“Nach der Schule habe ich zu Hause schnell etwas gegessen, dann ging es zum Bahnhof nach Andernach und von da aus nach Köln. Dort wartete ein Wagen des Vereins, der uns zum Geißbockheim brachte. Abends folgte die gleiche Tour, nur in umgekehrter Reihenfolge.”

In Köln spielt er in einer starken B-Jugend, in der sich mit Kevin Schöneberg und Rajabu Pamba-Müller auch zwei Jugendnationalspieler befinden, die dem jüngeren Jahrgang angehören. Sein Zuhause hat er jedoch noch bei seinen Eltern in Weißenthurm und muss so auch jenseits des fordernden Trainings nicht wenige Strapazen auf sich nehmen. „Nach der Schule habe ich zu Hause schnell etwas gegessen, dann ging es zum Bahnhof nach Andernach und von da aus nach Köln. Dort wartete ein Wagen des Vereins, der uns zum Geißbockheim brachte. Abends folgte die gleiche Tour, nur in umgekehrter Reihenfolge. Die Hausaufgaben habe ich dann im Zug gemacht – oder mit Marc und Jeffrey gequatscht. Gegen elf Uhr abends war ich dann wieder zu Hause.“

Diese Tortur findet vor der Saison 2001/02 ihr Ende. Er zieht nach Immekeppel zur Gastfamilie Andreae. Gleichzeitig hat er auch die Mittelstufe auf dem Neuwieder Gymnasium erfolgreich durchlaufen und findet in der Oberstufe des Elisabeth-von-Thüringen-Gymnasiums in Köln seine neue schulische Heimat. Der Wegfall der langen Zugfahrten wirkt sich positiv auf seine sportlichen Leistungen aus, er wird Stammspieler und Leistungsträger der A-Jugend und wird mit Berufungen in die Mittelrheinauswahl belohnt. In der darauffolgenden Spielzeit stoßen Spieler wie Thomas Kessler, Lukas Podolski, Lukas Sinkiewicz, Silvio Pagano und Christian Schlösser zur A-Jugend und bilden ein schlagkräftiges Team.

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Mit der Mittelrheinauswahl in Südafrika. Tobias Nickenig mit der Nr. 6 (Foto: Tobias Nickenig)

Inzwischen sind auch die Verantwortlichen des DFB auf die guten Leistungen des früheren Andernachers aufmerksam geworden und berufen ihn in die A-Junioren-Nationalmannschaft. Dort trifft er auf einen Konkurrenten auf seiner Position als „Sechser“ – Bastian Schweinsteiger, den späteren Weltmeister, Champions League-Gewinner und vielfachen Deutschen Meister mit Bayern München. Mit ihm teilt er sich nicht nur die Spielposition, Schweinsteiger ist auch am selben Tag geboren wie der Kölner. Am 29. August 2002 ist es dann so weit, Tobias Nickenig kommt zu Beginn der 2. Halbzeit des Länderspiels gegen Österreich zu seinem ersten und, wie sich zeigen sollte, einzigen Einsatz für die DFB-Auswahl – und ersetzt den blonden Münchener. „Ich bin dann noch zu zwei Länderspielen gegen Kanada eingeladen worden, musste aber absagen, weil ich gerade erst am Meniskus operiert worden war“, erläutert er. „Gegen Italien sollte ich zu einem weiteren Länderspiel kommen, diesmal musste ich aus schulischen Gründen verzichten.“

Guter Einstand in der „Zwoten“ – und erste schwere Verletzung

Besser läuft es für Nickenig im Verein. Im Endspiel um den Mittelrheinpokal besiegen die Kölner, die inzwischen von Raimunt Zieler trainiert werden, den ewigen Rivalen aus Leverkusen mit 4:1. Lukas Podolski steuert drei Tore zum Triumph bei – in bunten Schuhen, was zu Beginn dieses Jahrtausends noch eher die Ausnahme darstellt. „Am nächsten Tag haben einige von uns bei der U23 mittrainiert, unter anderem auch Podolski“, erinnert sich der gebürtige Neuwieder. „Sein Schuhwerk fand wenig Gegenliebe bei Trainer Christoph John, der seine Zweifel hatte, ob der frühere Bergheimer viele Einsätze in dem von ihm betreuten Team bekommen würde.“ Tobias Nickenig schmunzelt. „Damit sollte er einerseits Recht behalten, denn Lukas kam lediglich auf zwei Einsätze für die Zweite Mannschaft, lief jedoch ab November für die Profis des FC auf und trug nur ein halbes Jahr danach das Trikot der deutschen Nationalelf bei der Euro 2004.“

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Mittelrheinpokalsieger mit der U19 des 1. FC Köln, T. Nickenig ganz hinten, 2. Spieler v. li., L. Podolski vorne 2. Spieler v. li. (Foto: Tobias Nickenig)

Die Verantwortlichen des FC sind angetan von Nickenigs Leistungen und geben ihm einen Zweijahresvertrag als Vertragsamateur mit einer anschließenden Option für die Profis. Der ehemalige Jugendnationalspieler zahlt dieses Vertrauen nicht nur durch die sieben Tore zurück, die er bei seinen 19 Einsätzen für die „Zwote“ erzielt. Er fühlt sich wohl in dem Team mit Spielern wie Torwart André Maczkowiak, Nermin Celikovic, Giovanni Federico und Daniel Chitsulo.  Doch dann schlägt das Verletzungspech zu – ausgerechnet in der letzten Partie der Saison. „Wir spielten gegen Fortuna Köln im Endspiel des Mittelrheinpokals“, erinnert sich Nickenig. „Ich riss mir das Kreuzband und fiel zum ersten Mal in meiner Karriere monatelang aus.“

Profi beim 1. FC Köln, erster Einsatz im DFB-Pokal und Leihe zu den Sportfreunden Siegen

Es dauert bis zur Rückrunde der Saison 2004/05, bis er wieder einsatzfähig ist, zeigt dann jedoch in den verbleibenden 14 Begegnungen, dass Trainer Christoph John wieder mit ihm rechnen kann. Er ist inzwischen zum Innenverteidiger umgeschult worden und glänzt dort mit seiner Zweikampfhärte, seiner Kopfballstärke und einem guten Spielverständnis. Dies bleibt auch anderen Vereinen nicht verborgen und, da sein Vertrag ausläuft und sich der FC vornehm zurückhält, hört sich Nickenig die Angebote interessierter Vereine an. Angebote der Zweitligisten Braunschweig und Osnabrück trudeln ein und auch Bayer Leverkusen streckt erneut seine Fühler nach dem talentierten Abwehrspieler aus. „Bayer bot mir an, bei der Ersten zu trainieren und bei der Zweiten Mannschaft zu spielen“, erläutert Nickenig. „Der FC bekam Wind davon, besann sich und gab mir einen Profivertrag.“

Der frühere Andernacher wähnt sich am Ziel, er hat das geschafft, wovon er als kleiner Junge beim Besuch der Saisoneröffnung am Geißbockheim immer geträumt hat, er ist nun Profi bei seinem Herzensverein, dem 1. FC Köln. Doch er muss bald erfahren, dass dort nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Saisonvorbereitung unter Trainer Uwe Rapolder ist hart, bisweilen brutal. Die Mannschaft startet gut in die Saison, doch auf einen 2:1-Heimsieg gegen Borussia Mönchengladbach folgt eine Niederlage nach der anderen. Rapolder spürt den wachsenden Druck und setzt verstärkt auf erfahrene Kräfte, was Nickenigs Hoffnung auf Profieinsätze ein jähes Ende bereitet. Er trainiert zwar bei der Ersten, zu Spielpraxis kommt er jedoch nur bei den Amateuren.

Harte Lehrjahre im Profikader des 1. FC Köln

Vor der Winterpause trennt sich der Verein von Rapolder und verpflichtet Hans-Peter Latour als seinen Nachfolger. Auch unter „Pudi“, wie er in der Schweiz genannt wird, reicht es für Nickenig nicht zu Einsätzen bei den Profis und doch nimmt er eine deutlich positivere Atmosphäre beim Training der Profis wahr. „Latour war ein völlig anderer Trainertyp als Rapolder“, erklärt er. „Während Rapolder mitunter sehr laut werden konnte, war Latour ein ruhiger, sehr angenehmer, ja fast väterlicher Coach, der beim Team sehr gut ankam.“ Den drohenden Abstieg in die 2. Liga kann jedoch auch der frühere Trainer der Grasshoppers aus Zürich nicht verhindern.

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Tobias Nickenig im Zweikampf mit Lukas Podolski (Foto: imago/Eduard Bopp)

Schon während der Saisonvorbereitung beim Trainingslager in der Schweiz merkt Nickenig, dass er sich mit seinen Leistungen nicht mehr vor seinen Mitspielern verstecken muss und rückt näher an die Mannschaft heran. Mehrere Berufungen in den Spieltagskader sind Ausdruck dieser Entwicklung, zu Einsätzen bei den Profis kommt es jedoch zunächst nicht. Nach gutem Start gelingt den Kölnern in den letzten sechs Ligaspielen unter Latour kein Sieg mehr. Der Verein entlässt den Trainer, Holger Gehrke und Frank Schaefer übernehmen das Traineramt vorerst. „Das erste Ligaspiel unter den Beiden war in Freiburg“, erzählt Nickenig. „Und ich hatte da schon Signale wahrgenommen, dass ich dort zum Einsatz kommen würde. Als es wieder nur zu einem Platz auf der Bank reichte, war ich schon sehr enttäuscht.“

„Ich wollte raus aus dem FC-Umfeld, weil ich den Eindruck verspürte, als Eigengewächs wie der Lehrling in einer Firma wahrgenommen zu werden.“

Nach einigem Hin und Her und damit verbundenem Medienrummel übernimmt schließlich Christoph Daum das Traineramt – und verschafft Nickenig bei der 1:3-Pokalniederlage gegen Eintracht Frankfurt die ersten Einsatzminuten bei den Profis. Trotzdem reift in ihm der Wunsch nach einer Luftveränderung. „Ich wollte raus aus dem FC-Umfeld, weil ich den Eindruck verspürte, als Eigengewächs wie der Lehrling in einer Firma wahrgenommen zu werden“, sagt er. „Die Sportfreunde Siegen, die gerade aus der 2. Liga abgestiegen waren, meldeten sich bei mir. Mir gefiel das Angebot, der FC einigte sich mit den Siegenern auf eine halbjährige Leihe.“

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Nickenig im Zweikampf mit Naohiro Takahara beim DFB-Pokalspiel in Frankfurt am 19.12.2006 (Foto: imago/MIS)

In der grünsten Großstadt Deutschlands trifft er bei den Sportfreunden auf Trainer Ralf Loose und Mitspieler wie Gaetano Krebs, Peter Nemeth und David Ulm. Nickenig wird schnell zum Stammspieler in der Innenverteidigung der Siegener und bestreitet zwölf Partien für die Sportfreunde. „Die Zeit hat mir ausgesprochen gut getan“, erinnert er sich. „Vor allem für mein Selbstbewusstsein war die Leihe wichtig, weil ich in Siegen als Leistungsträger wahrgenommen wurde und nicht mehr nur als die Kadernummer 18 oder 19. Zudem besuchten Christoph Daum und sein Assistent Roland Koch regelmäßig Spiele der Siegener, so dass auch der Kontakt zum FC weiterbestand.“

Erste Einsätze bei den Profis

Zur Saison 2007/08 kehrt der großgewachsene Abwehrspieler gestärkt und voller Tatendrang ans Geißbockheim zurück zu einer Mannschaft, die das große Ziel, den Aufstieg in die 1. Liga, trotz Startrainer Daum verpasst hat. Nickenig spürt in der Saisonvorbereitung, dass er leistungsmäßig ganz nahe an die erste Elf der Kölner herangerückt ist. Eine Zerrung verhindert noch seinen Einsatz beim ersten Saisonspiel bei St. Pauli, doch am dritten Spieltag ist es dann so weit. Im Heimspiel gegen Alemannia Aachen gibt der frühere Jugendnationalspieler sein Heimdebüt vor 50 000 Zuschauern – allerdings zunächst auf einer ungewohnten Position.

„Ich war Rechtsfuß, spielte jedoch auf der linken defensiven Außenbahn“, berichtet er. „Mir war das jedoch völlig egal, ich hätte mich auch ins Tor gestellt. In der zweiten Halbzeit spielte ich dann Innenverteidiger”, so Nickenig. Er geht die Begegnung recht verhalten an, bemüht, nur keine Fehler zu machen. „Nach einer Viertelstunde wurde einer unserer Eckbälle abgewehrt und Mirko Casper zog unwiderstehlich auf außen davon. Ich nahm die Verfolgung auf, erreichte ihn nach 20 Metern und grätschte ihn ab. Sofort ging ein beifälliges Raunen durch das Publikum, ich wusste in dem Moment, ich war angekommen.“

Immer wieder Pech mit Verletzungen, der Wechsel zum FC Vaduz – und zu Trainer Pierre Littbarski

Das Spiel gegen die Alemannia geht 0:1 verloren, und als es vier Tage später im Heimspiel gegen Carl Zeiss Jena nach 55 Spielminuten 3:1 für den Gast steht, scheint die Saison einen ähnlichen Verlauf zu nehmen wie die vorige. Nickenig läuft diesmal als rechter Außenverteidiger auf und erlebt mit, wie der FC durch drei Tore von Adil Chihi das Spiel noch 4:3 gewinnt. In Erinnerung bleibt ihm das Spiel jedoch wegen einer Szene, in der Faryd Mondragon die Hauptrolle spielt. „Bei Jena sollte deren Stürmer Sandor Torghelle ausgewechselt werden. Chihi hatte gerade den 2:3-Anschlusstreffer erzielt, und Torghelle schlich im Zeitlupentempo vom Platz, um noch etwas Zeit von der Uhr zu nehmen. Mondragon sah das, kam wie eine Furie aus seinem Tor und, um das Prozedere zu beschleunigen, zerrte er den Jenenser zur Außenlinie.“ Er schmunzelt. „Mondragon bekam zwar Gelb dafür, seine Aktion hatte uns aber noch einmal so heiß gemacht, dass wir das Spiel noch umbiegen konnten.“

Weitere Einsätze folgen, die Nickenig jedoch nicht ohne Schmerzmittel absolvieren kann. „Ich hatte mir eine Schambeinentzündung zugezogen, wollte aber jetzt, wo ich den Durchbruch geschafft zu haben schien, nicht aussetzen“, erinnert er sich. „Im Nachhinein muss ich natürlich sagen, dass dies ein großer Fehler war. Ich hätte vier, fünf Wochen pausieren sollen, um die Blessur auszukurieren.“ Er schleppt sich durch die Hinrunde, lässt sich schließlich in der Winterpause bei Dr. Ulrike Muschaweck in München operieren. In der Reha merkt er schnell, dass die Beschwerden nicht nachlassen, sondern sich im Gegenteil noch weiter verschlimmern, so dass eine zweite OP bei der Leistenspezialistin nötig wird.

Verletzungen werfen Nickenig zurück – bis “Tscholli” hilft

Monate ziehen ins Land. Nickenig lässt nichts unversucht, holt sich eine zweite Meinung ein, fliegt einmal wöchentlich nach München zu Dr. Müller-Wohlfahrt zur Spritzenbehandlung, sucht einen Osteopathen auf, lässt seine Zähne untersuchen, doch alles scheint vergebens, keine Besserung in Sicht. Christoph Daum rät ihm schlussendlich, die Behandlung durch Dieter Trzolek, den legendären Physiotherapeuten von Bayer Leverkusen, der inzwischen in Diensten des FC steht, fortsetzen zu lassen. „Tscholli hat mich untersucht und sagte mir anschließend, dass ich in 14 Tagen wieder normal laufen könne“, erzählt Nickenig. „Er hat mich dann behandelt, mit Pendel, Räucherstäbchen und Lasertherapie, und tatsächlich, ich konnte nach einigen Wochen ein Aufbautraining beginnen und merkte, wie ich mich immer mehr belasten konnte.“

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Tobias Nickenig in seinem Heimdebüt als Profi gegen Alemannia Aachen in der Saison 2007/08 (Foto: imago/T-F-Foto)

Der FC hat mittlerweile den Wiederaufstieg geschafft, sehr zu Nickenigs Freude, und doch fühlt sich etwas außen vor, da er so lange nichts zu diesem Erfolg beisteuern konnte. Im Sommertrainingslager in Österreich soll sich dies ändern, die Einheiten sind hart, doch der blonde Innenverteidiger kann voll mittrainieren. Die Kölner haben mit Pedro Geromel einen weiteren Innenverteidiger verpflichtet und sind auf dieser Position mit Youssef Mohamad, Kevin McKenna und dem brasilianischen Neuzugang sehr gut aufgestellt. Kleinere Verletzungen werfen Nickenig immer wieder zurück, zudem weiß er, dass er gegen die drei starken Innenverteidiger kaum zum Zuge kommen wird.

Im Spätherbst hinterlegt er seinen Wechselwunsch, Tomas Oral, damals Trainer des Zweitligisten FSV Frankfurt, möchte ihn an den Bornheimer Hang holen, doch der FC will ihn nicht ziehen lassen. Am letzten Hinrundenspieltag kommt er schließlich beim 2:1-Auswärtssieg in Bochum zu seinem ersten Einsatz in der 1. Bundesliga. In einer hektischen Begegnung, in der Geromel und Novakovic Gelb-Rot sehen, wird er in der 92. Spielminute für Thomas Broich eingewechselt. Doch auch dieser Kurzeinsatz ändert nichts an seiner Überzeugung, dass er beim FC in einer Sackgasse gelandet ist und sein Glück bei einem anderen Club suchen muss. Dann eröffnet sich plötzlich die Gelegenheit zu einem Wechsel.

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Tobias Nickenig im einzigen Bundesliga-Einsatz beim 2:1-Auswärtssieg beim VFL Bochum am 13.12.2008 (Foto: imago/Fishing 4)

„Christoph Daum rief mich in seine Trainerkabine und teilte mir mit, dass der FC Vaduz an mir interessiert sei“, erinnert sich Nickenig. „Ich hatte noch nie von dem Verein gehört, wusste noch nicht einmal, wo Vaduz liegt. Daum sagte mir, dass der Verein in der ersten Schweizer Liga spiele und sich im Abstiegskampf befände.“ Nickenig hält einen Augenblick inne und lächelt. „Und dann erwähnte Daum als zusätzlichen Bonus, dass Vaduz von FC-Legende Pierre Littbarski trainiert werde, der in Deutschland gut vernetzt sei und mich bei guten Leistungen sicherlich zu einem interessanten Klub weitervermitteln könne.“

Der Wechsel zum FC Vaduz – und eine unvergessliche Zeit in Osnabrück

Nickenig fährt mit seinem Berater in die Hauptstadt Liechtensteins und ist sehr angetan vom Weltmeister von 1990, der ihn unbedingt verpflichten möchte. Der blonde Innenverteidiger sagt zu, bestreitet 12 Spiele für Vaduz, kann jedoch den Abstieg nicht verhindern. Die Saison endet Mitte Mai, Nickenigs Vertrag – wie der seiner Mitspieler auch – geht aber noch zum 30. Juni. „Die Trainer fuhren nach dem letzten Spieltag in Urlaub, wir Spieler sollten jedoch bis Ende Juni täglich im dortigen Fitness-Studio trainieren und dabei von einem Physiotherapeuten kontrolliert werden“, erzählt er. „Wenn wir uns dem widersetzen sollten, müssten wir mit erheblichen Gehaltseinbußen rechnen.“ Am Ende einigt man sich gütlich, Nickenig kehrt nach Deutschland zurück.

Stimmungsvolle Pokalabende mit dem VfL Osnabrück und Aufstieg in die 2. Liga

Fortuna Düsseldorf, Aufsteiger in die 2. Liga, zeigt vor der Saison 2009/10 starkes Interesse, der ehemalige Kölner trifft sich mit Trainer Norbert Meier und Manager Wolf Werner. Die Unterschrift unter den Zweijahresvertrag scheint nur noch Formsache, da zieht die Fortuna plötzlich ihre Zusage zurück. Karsten Baumann, inzwischen Trainer beim Drittligisten VfL Osnabrück, meldet sich bei Nickenig und überzeugt ihn von einem Wechsel an die Bremer Brücke. Tobias Nickenig wird diesen Transfer nicht bereuen. „Neben der Zeit beim 1. FC Köln waren die zwei Jahre in Osnabrück meine schönste Zeit im Fußball“, schwärmt er noch heute. „Es stimmte eigentlich alles, wir hatten speziell im ersten Jahr eine sehr starke Mannschaft mit toller Kameradschaft. Meine körperbetonte Spielweise kam bei den Fans gut an, und sozusagen als Kirsche auf der Torte, hatten wir einen unglaublichen Lauf im DFB-Pokal.“

In der ersten Runde empfängt das Team um Spieler wie Angelo Barletta, Benjamin Siegert, Matthias Heidrich und Torjäger Björn Lindemann den Zweitligisten Hansa Rostock und besiegt ihn mit 2:1. Mit dem HSV wartet ein Erstligist als nächster Gegner, ein starkes Team mit Frank Rost im Tor, den Innenverteidigern David Rozehnal und Joris Mathijsen, Zé Roberto im Mittelfeld und Mladen Petric im Sturm. Der VfL liefert eine tolle Leistung ab und geht schließlich mit 7:5 nach Elfmeterschießen als Sieger vom Platz. „In diesem engen Stadion, unter Flutlicht und unterstützt von unseren fantastischen Fans, war jeder von uns besonders motiviert“, erinnert sich Nickenig.

Als Favoritenkiller im DFB-Pokal und Aufstieg in die 2. Liga

Im Achtelfinale muss der BVB mit Trainer Jürgen Klopp im Stadion an der Bremer Brücke antreten. Tobias Nickenig hat es mit Lucas Barrios zu tun und kauft dem besten Torschützen der Dortmunder mit konsequenter Abwehrarbeit und kompromisslosen Tacklings den Schneid ab. Die Fans sind aus dem Häuschen, nach dem sensationellen 3:2-Triumph über den favorisierten Erstligisten feiern sie das siegreiche Team, allen voran Angelo Barletta, den zweifachen Torschützen, und ihn, den blonden Innenverteidiger mit der Rückennummer 4, den sie liebevoll „Das Tier mit der Vier“ oder einfach „Big Nick“ nennen.

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Tobias Nickenig im Zweikampf mit Lucas Barrios beim 3:2-Pokalsieg gegen den BVB (Foto: imago/osnapix)

Im Viertelfinale misst sich der VfL mit Schalke 04 und scheidet nach großem Kampf durch eine unglückliche 0:1-Niederlage aus. Trost findet Karsten Baumanns Truppe in der Liga, wo durch einen 1:0-Sieg bei Wacker Burghausen der Meistertitel geholt und der Aufstieg in die 2. Liga besiegelt wird. Ganz Osnabrück ist in Feierlaune, vor dem Rathaus heizen Hobbymusiker Tobias Nickenig und Björn Lindemann, sein bester Kumpel, mit professionellen Rap-Einlagen den Fans ein, die Stadt scheint in ein tiefes Violett, den Vereinsfarben des VfL, getaucht zu sein.

Nach dem Aufstieg müssen die Osnabrücker allerdings feststellen, dass in der 2. Liga ein anderer Wind weht, besonders auswärts kassieren sie eine Niederlage nach der anderen und können dies zunächst noch durch ihre starke Heimbilanz kompensieren. In der Rückrunde schwinden dann zunehmend die Kräfte, mit Tobias Nickenig fällt zudem eine sichere Bank in der Innenverteidigung mit einer komplizierten Zehenverletzung lange aus. Am 27. Spieltag ist Schluss für Aufstiegstrainer Karsten Baumann, der zunächst durch Joe Enochs und dann durch Heiko Flottmann ersetzt wird.

Abstieg mit Osnabrück und Wechsel in die Türkei

Nickenig wird zum entscheidenden Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt wieder fit und trägt maßgeblich zum 1:0-Auswärtssieg bei, durch den der direkte Abstieg vermieden und die Relegation erreicht wird. In Dresden trennt man sich 1:1, bevor sich die Sachsen dann in einem dramatischen Rückspiel mit 3:1 nach Verlängerung durchsetzen und den VfL zurück in die 3. Liga schicken. Auch für Tobias Nickenig bedeutet dies den Abschied von der Bremer Brücke, da sein Vertrag nur für die 2. Liga gültig ist. Angebote für den ehemaligen Kölner lassen nicht lange auf sich warten, die VVV Venlo zeigt Interesse und auch der FC Reading.

Die lukrativste Offerte kommt jedoch von Orduspor, einem Verein aus der nördlichen Türkei. Nickenig unterschreibt einen Zweijahresvertrag beim Aufsteiger in die Süper Lig. Zu Beginn der Saison 2011/12 hat er allerdings wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, kommt dann jedoch ab dem 6. Spieltag zu sechs Einsätzen und wähnt sich auf einem guten Weg. Dieses Gefühl verstärkt sich noch, als nach der Winterpause Hector Cuper, der ehemalige Trainer von Inter Mailand und dem FC Valencia, verpflichtet wird und dem großgewachsenen Innenverteidiger in einem Gespräch versichert, dass er ihn als feste Größe in der Abwehr sieht.

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Mit Orduspor (goldene Trikots) in der SüperLig. Tobias Nickenig ist der 3. Spieler von rechts. (Foto: Tobias Nickenig)

Umso überraschter ist Nickenig, als der stellvertretende Vorsitzende von Orduspor ihm nur wenig später mitteilt, dass er ab sofort in die 2. Mannschaft versetzt wird. „Ich merkte, dass man mit mir Spielchen spielen und mich rausekeln wollte“, erzählt er. „Hintergrund des Ganzen war, dass damals noch die Ausländerregel galt, ich einen dieser Plätze belegte und Orduspor mit dem spanischen Linksaußen Javito einen Stürmer verpflichten wollte, der den wenig torhungrigen Angriff verstärken sollte.“

Vertragliche Probleme mit Orduspor, Rückkehr in die 2. Liga mit Erzgebirge Aue

Man nimmt ihm das vereinseigene Auto weg und versucht, seine Wohnung zu kündigen. „Ich habe mir juristischen Beistand gesucht und bei der FIFA auf Erfüllung meines Vertrages geklagt, der ja noch fast anderthalb Jahre lief“, erinnert sich der frühere Osnabrücker. Nach der Auflösung des Vertrags kehrt er nach Deutschland zurück. Dort erreicht ihn ein Angebot von Philadelphia Union aus der MLS, mit dem er lange liebäugelt, sich am Ende jedoch dagegen entscheidet. Mit seinen 28 Jahren fühlt er sich noch zu jung für einen Wechsel in die USA.

Schließlich erreicht ihn der Anruf eines ihm wohlbekannten Trainers – Karsten Baumann, der inzwischen das Team des Zweitligisten Erzgebirge Aue betreute. Schnell wird man sich einig, Nickenig unterschrieb einen Einjahresvertrag mit Option und schnürt fortan seine Fußballschuhe für den Klub aus der Bergbau- und Industriestadt zwischen Schwarzwasser und Zwickauer Mulde. Hier trifft er auf ein starkes Team mit Spielern wie Jan Hochscheidt, Marc Hensel, Thomas Paulus – und Torwart Martin Männel. Mit dem Auer Keeper verbindet Nickenig ein besonderes Erlebnis. „Zwei Jahre zuvor geriet ich mit Männel in einem Spiel zwischen Osnabrück und Aue aneinander“, erinnert er sich. „Ich streifte ihn am Hals, worauf er sich theatralisch fallen ließ und eine Rote Karte für mich provozieren wollte. Der Schiri fiel jedoch nicht darauf ein und gab mir noch nicht einmal Gelb dafür.“

Bewegte Zeiten bei Erzgebirge Aue

Beim ersten Training begrüßt Nickenig den Auer Keeper mit einem Lächeln. „Ich wollte ihm einen Spruch reindrücken, ihn fragen, ob sein Hals immer noch schmerzte“, erzählt er. „Ich hatte gerade dazu angesetzt, als Männel mich unterbrach: ‘Mensch, hör’ bloß auf, mit dieser Szene zieht mich mein Schwager immer noch auf’, sagte er.“ Aue verbringt die ganze Saison in der unteren Tabellenhälfte, sichert jedoch am 34. Spieltag den Klassenerhalt durch einen 1:0-Auswärtssieg beim FC Ingolstadt. Nickenig ergattert sofort einen Stammplatz, kann aber ausgerechnet bei der Partie im Müngersdorfer Stadion gegen den 1. FC Köln nicht mitwirken, da er im Spiel davor gegen Energie Cottbus eine Rote Karte erhalten hat. Trotzdem kommt er auf 24 Einsätze, wodurch sich sein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert.  Nach der Saison erreicht ihn ein finanziell sehr attraktives Angebot aus China, doch Aue verweigert ihm die Freigabe.

Artikelbild:Lebenswege beim 1. FC Köln: Tobias Nickenig – Big Nick, Abwehrkante mit Ballgefühl

Martin Männel und Tobias Nickenig im Einsatz für Erzgebirge Aue in der Saison 2012/13 (Foto: imago/Karina Hesslang)

Bereits zu Beginn der nächsten Saison spürt der gebürtige Neuwieder, dass seine Zeit im Profifußball begrenzt sein wird. Zu den ständigen Kniebeschwerden gesellt sich auch noch ein schmerzhafter Bandscheibenvorfall. Kontinuierliches Training ist für ihn nicht mehr möglich, trotzdem beißt er die Zähne zusammen, um seine Mannschaft im neuerlichen Kampf um den Klassenerhalt zu unterstützen. „Es kam häufiger vor, dass ich die ganze Woche über nicht trainieren konnte, mich zum Abschlusstraining gequält und dann am nächsten Tag gespielt habe, nur, um danach wieder eine Woche auszufallen“, erinnert er sich. „Ich habe täglich zwei bis drei Schmerztabletten eingenommen, am Spieltag bekam ich dann noch eine Spritze in die Knie, um die 90 Minuten überhaupt durchstehen zu können.“

„Ich habe täglich zwei bis drei Schmerztabletten eingenommen, am Spieltag bekam ich dann noch eine Spritze in die Knie, um die 90 Minuten überhaupt durchstehen zu können.“

Diesmal klappt es mit der Rückkehr ins Müngersdorfer Stadion, allerdings bereitet sie Nickenig wenig Freude, denn zum einen kassiert sein Team eine 1:4-Niederlage beim 1. FC Köln und zu allem Überfluss zieht er sich erneut eine Rückenverletzung zu und muss das Spielfeld noch vor der Pause auf einer Trage verlassen. Im letzten Drittel der Saison kämpfen die Auer verzweifelt um den Verbleib in der 2. Liga. Nickenig trägt am 29. Spieltag durch sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 zum wichtigen 3:2-Heimsieg gegen Union Berlin bei. Wie so oft spielt er unter Schmerzen. Seine Kniebeschwerden lassen eine Operation – mittlerweile ist dies die siebte (!) – unumgänglich werden, sie ist für Mitte April geplant und würde für ihn das Saison-Aus bedeuten. Die Verantwortlichen der „Veilchen“ wissen darum, beknien ihn jedoch, sich für die entscheidende Partie gegen Dynamo Dresden noch einmal zur Verfügung zu stellen. Wider alle Vernunft läuft er auf und hilft den 2:0-Heimsieg zu sichern, der den Klassenerhalt bedeutet.

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Im Einsatz für Aue gegen seinen alten Verein (Foto: imago/Picture Point)

Die zunächst aufgeschobene Knieoperation erfolgt wenige Tage später, zu den postoperativen Schmerzen gesellt sich bei ihm die Ungewissheit über seine Zukunft. Sein Vertrag läuft aus, von Vereinsseite hört er mal dies und dann wieder jenes, alles bleibt schwammig und wenig konkret. Zukunftssorgen werden in dieser Zeit zu seinem ständigen Begleiter. „Ich habe zum ersten Male in aller Deutlichkeit erkennen müssen, dass es im Fußballgeschäft bisweilen alles andere als fair zugeht“, sagt er. „Ich habe meine Knochen für den Verein hingehalten, meine Gesundheit aufs Spiel gesetzt, bin aufgelaufen, als ich eigentlich auf dem Operationstisch hätte liegen müssen. Nach einigem Hin und Her hat man mir schlussendlich mitgeteilt, dass dem Klub das Risiko zu groß erschienen sei, einem Spieler mit meiner Verletzungshistorie einen neuen Vertrag zu geben.“

Verbissener Kampf in der Reha und das Ende der Karriere

Tobias Nickenig steht nun ohne Vertrag da, kämpft jedoch verbissen um die Rückkehr auf den grünen Rasen, quält sich Tag für Tag in der Reha – und stellt Fortschritte fest. Seine Zuversicht erhält auch dadurch Nahrung, dass sich einige Vereine bei ihm melden. So findet sogar ein Treffen mit Aue statt, die ihr Interesse an einer erneuten Verpflichtung bekunden, dies dann aber nicht weiter konkretisieren. Zudem gibt es einige konkrete Angebote aus dem Ausland, unter anderem zwei aus Griechenland und eines aus dem Iran.  Im August ist er dann so weit, dass er an den Übungseinheiten der TuS Koblenz teilnehmen kann, um zu testen, inwieweit sein operiertes Knie den Belastungen eines wettkampfnahen Trainings standhalten kann.

“Ich weiß es noch wie heute: Es war der 19. August, der Geburtstag meines Vaters, als ich nach Hause fuhr und spürte, dass es vorbei war. Ich hatte Tränen in den Augen, wusste, dass ein wichtiger Teil meines Lebens zu Ende ging.”

Schnell muss er merken, dass sein Optimismus verfrüht war, sein operiertes Knie reagiert heftig und lässt eine weitere Teilnahme am Training der Koblenzer nicht zu. „Ich weiß es noch wie heute: Es war der 19. August, der Geburtstag meines Vaters, als ich nach Hause fuhr und spürte, dass es vorbei war“, erinnert er sich. „Ich hatte Tränen in den Augen, wusste, dass ein wichtiger Teil meines Lebens zu Ende ging.“ Er versucht noch einmal alles, will nicht wahrhaben, dass seine Karriere so früh zu Ende ist und muss doch Ende September feststellen, dass es einfach nicht mehr geht. „Ich fiel damals in ein kleines Loch“, gibt er heute zu. „Mir wurde bewusst, dass sich mein Leben von heute auf morgen vollkommen ändern würde. Ich würde viele gewohnte Abläufe vermissen, den Flachs in der Kabine, das tägliche Training, den Kaffee danach mit den Mitspielern, das Adrenalin, das ich beim Spiel verspürte, und den Wettkampf mit den Gegenspielern.“

Sportdirektor in Thailand, Gründung der Globall Sports GmbH und die Bilanz einer Karriere

Er ist erst 30 und muss jetzt entscheiden, wie seine Zukunft aussehen soll. Christian Lang, ein ehemaliger Mitspieler in der Jugend des 1. FC Köln und langjähriger Freund, stellt den Kontakt zur Deutschen Sparkassenversicherung in Wiesbaden her. „Ich bin dorthin gefahren und habe mir alles angeschaut. Ich würde dort im Büro sitzen, die Bestimmungen des Versicherungsrechts verinnerlichen und Schadensfälle bearbeiten. ‘Willst Du das?’, habe ich mich gefragt und wusste sofort, dass die Antwort ein klares Nein war.“

Zur gleichen Zeit bekommt er Anrufe und Anfragen von allen möglichen Personen aus dem Fußballgeschäft, die ihn bitten, Kontakte herzustellen und seine Verbindungen zu ehemaligen Trainern, Spielern und Vereinen spielen zu lassen. Er merkt, dass dies etwas ist, was ihm liegt. Ein Zufall öffnet ihm dann die Tür ins Spielerberatungsgeschäft. „Jeremy Dow, mein letzter Berater, betreute damals einen thailändischen Nachwuchsspieler, der in Düsseldorf spielte“, erzählt der frühere Kölner „Er wusste, dass Björn Lindemann, den ich aus Osnabrück kannte und der ein enger Freunde geworden war, mittlerweile in Thailand spielte, und bat mich, über ihn für den Jungen eine Einladung zur U19-Nationalelf Thailands zu besorgen. Der Zufall wollte es, dass der Athletik-Trainer der U19 ebenfalls ein Deutscher war.“

Einstieg in die Spielerberatung – und Sportdirektor in Thailand

Nickenig fliegt mit dem Jungen nach Thailand, trifft sich mit den wichtigsten Personen im Thai-Fußball und verschafft dem Nachwuchstalent eine Einladung zur U19. Mit Lindemanns Unterstützung baut er sich innerhalb kürzester Zeit ein Netzwerk dort auf und vermittelt kurz darauf Marco Tagbajumi, einen Stürmer von AEL Limassol, zu Nakhon Ratchasima Mazda FC. Der Präsident dieses Clubs, George Duangmanee, findet Gefallen an der zupackenden Art Nickenigs und bietet ihm den Posten als Sportdirektor der Swat Cats an.

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Tobias Nickenig in Thailand (Foto: Tobias Nickenig)

Nickenig soll dem Club europäische Strukturen verleihen und den Verein strategisch für die Zukunft aufstellen. Er nimmt das Angebot an und geht seine Aufgabe mit großem Elan an. „Ich musste jedoch recht schnell feststellen, dass die Uhren dort etwas anders ticken“, erinnert er sich. „Der Wille zur Veränderung mag vorhanden gewesen sein, allerdings haperte es an der Umsetzung. Oft hieß es „sabai, sabai“, das heißt „ruhig, ruhig“, es ging einfach nicht richtig voran, und deshalb bin ich dann am Ende der Saison wieder zurück nach Deutschland gegangen.“

Die Gründung der Globall Sports GmbH mit Ricardo Tavarez

Schon vor seiner Zeit in Thailand hat er mit Ricardo Tavarez einen alten Bekannten aus Kölner Zeiten wiedergetroffen, mit dem er auch den Transfer von Tagbajumi abgewickelt hat. Tavarez hat lange im SportsLab gearbeitet und gilt als Entdecker von Pedro Geromel. Für den brasilianischen Innenverteidiger fungierte er ebenso als Dolmetscher wie für die portugiesischen Spieler des FC, Petit und Henrique Sereno. Später dann fädelte er die Transfers von Geromel nach Mallorca und von Sereno nach Valladolid ein. Nickenig und er tun sich zusammen und gründen mit der Globall Sports GmbH eine Sportmanagement-Agentur. Als relative Neulinge in diesem Geschäft holen sie sich Rat unter anderem bei Christoph Daum und Michael Meier, die ihnen nahelegen, als Newcomer zunächst Nischenmärkte zu suchen und zu besetzen.

“Durch meine Knie- und Leistengeschichten kann ich mich in Spieler hineinversetzen, die verletzungsbedingt Rückschläge erleiden.”

Die Kontakte nach Thailand erweisen sich hierbei als hilfreich, so vermitteln sie Manuel Bihr, einen ehemaligen Zweitligaprofi beim 1.FC Nürnberg und bei den Stuttgarter Kickers, zu Bangkok United, wo er derart überzeugen kann, dass er mittlerweile Kapitän der Nationalelf Thailands ist. Inzwischen sind sie über die Kontinente hinweg tätig, sind immer noch in Asien sehr aktiv, aber auch in Südamerika, in der Türkei, Belgien, Portugal und mittlerweile auch in Deutschland. Tobias Nickenig kann dabei auf zahlreiche eigene Erfahrungen zurückgreifen. „Durch meine Knie- und Leistengeschichten kann ich mich in Spieler hineinversetzen, die verletzungsbedingt Rückschläge erleiden“, erläutert er. „Andererseits habe ich aber auch hinsichtlich der Gestaltung und Erfüllung von Spielerverträgen so manches erlebt, was ich in die Beratung der von uns betreuten Spieler einfließen lassen kann.”

Eine Karriere mit tollen Erfahrungen, aber auch mit vielen Verletzungen

Wie sieht die Bilanz seiner Fußballkarriere aus? „Ich habe vieles im Fußball erlebt, das ich nicht missen möchte“, sagt er. „Meine Jugendzeit beim FC war wunderschön, die zwei Jahre in Osnabrück waren fantastisch, vor allem der Aufstieg und die Pokalfights in der ersten Saison. Die Auslandserfahrungen haben mich nicht nur als Fußballer weitergebracht und auch an die Zeit in dem familiären Umfeld in Aue denke ich gerne zurück. Auf den Stationen meiner Laufbahn sind viele Freundschaften entstanden, von denen einige bis zum heutigen Tage Bestand haben.“ Er hält einen Moment inne. „Natürlich war auch Negatives dabei. Die vielen Verletzungen, die mich mitunter genau dann zurückwarfen, wenn es für mich persönlich gerade gut lief. Die Quälerei in der Reha, die Zweifel, ob ich wieder mein volles Leistungsniveau würde abrufen können. Unterm Strich überwiegen jedoch ganz klar die positiven Erlebnisse.“

Artikelbild:Lebenswege beim 1. FC Köln: Tobias Nickenig – Big Nick, Abwehrkante mit Ballgefühl

Einer der unvergesslichen Momente in seiner Karriere – Nickenig (Bildmitte) nach dem Pokalsieg gegen den BVB  (Foto: imago/osnapix)

Hat er noch Verbindungen zum 1. FC Köln? „Nicht viele. Von den handelnden Personen aus meiner Zeit bei dem Verein sind kaum noch welche da.“ Verfolgt er die Spiele des Geißbockclubs? „Vor zwei Jahren war ich zum letzten Mal im Stadion – mit Finn, meinem neunjährigen Sohn“, sagt er und lächelt dabei. „Meine Mutter sagt, dass er sie sehr an mich in diesem Alter erinnern würde. Auch er ist total fußballbegeistert und würde am liebsten den ganzen Tag dem Ball hinterherjagen. Nach der Schule schnell nach Hause, Hausaufgaben erledigen und dann mit seinen Freunden auf den Fußballplatz, genau wie ich damals.“

Zum Ende des Gesprächs, das wir pandemiebedingt via FaceTime führen, reden wir noch eine Weile über seine Arbeit in der Globall Sports GmbH. Er erzählt von „seinen“ Spielern, von Richard Sukuta-Paso, der über Südkorea nun beim thailändischen Police Tero FC gelandet ist, von Stanislav Iljutcenko, der inzwischen für Jeonbuk Hyundai in der koreanischen K-League aufläuft und dort auf Boris Tashchy und Mario Kvesic trifft, die bei den Pohang Steelers ihr Geld verdienen. Tobias Nickenig erzählt und beim Zuhören spürt man seine Energie, die Begeisterung, das Feuer für die Tätigkeit, die seit mittlerweile fünf Jahren sein berufliches Leben ausfüllt. Ich muss an Szenen aus seinen Spielen für den VfL Osnabrück denken, in denen er weder sich noch seine Gegenspieler schonte. Diese Hingabe, die Bereitschaft, alles zu geben, die ihn einst auf dem grünen Rasen auszeichnete, scheint er nun auch als Spielerberater an den Tag zu legen. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen nachhaltigen Erfolg im neuen Lebensabschnitt.

Alle “Lebenswege”-Artikel in der Übersicht

Alle “Lebenswege” in der Übersicht:

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf „Joschi“ Chang, ein Mitglied der Kölner B-Jugend-Mannschaft von 1990, die damals Deutscher Meister wurde.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Massimo Cannizzaro, der, einst ein großes Talent, auch die negativen Seiten des Geschäfts kennenlernte.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Stefan Oventrop, der die Schuhe noch nicht an den Nagel gehangen, aber beruflich einen äußerst interessanten Weg eingeschlagen hat.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Frank Ploeger, dessen Traum von einer Profikarriere früh platzte – etwas aus sich gemacht hat er trotzdem.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Gregor Kapitza, in dessen Leben Fußball eine große Rolle spielt – und der immer noch Verbindungen zum Geißbockheim hat.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Hermann Knöppel, der 17 Jahre lang und in etwa 500 Spielen für den 1. FC Köln aktiv war.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Rocco Kühn, der 1993 von Frank Schaefer aus Dresden zum Nachwuchs der Geißböcke geholt wurde und zu den größten Nachwuchshoffnungen gehörte.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Thomas Olschewski, der als erfolgreicher Finanzberater dem Fußball immer noch eng verbunden ist.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs traf Sebastian Zinke, der unter anderem in der Jugend des FC ausgebildet wurde und später zum Aufstiegshelden der Fortuna avancierte.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Michael Loch, der nach seinem Ende bei den “Geißböcken” sein Glück im Berufsleben fand und dem FC als Fan noch verbunden ist.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Jörg Gerlach, der einst Horst Heldt vorgezogen wurde und von der Bundesliga bis zur Kreisliga D alles spielte.

Im Lebenswege-Spezial interviewt effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs diesmal keinen ehemaligen Jugendspieler des 1. FC Köln, sondern den ehemaligen FC-Scout Ralf Maes, der unter anderem Bodo Illgner und Thomas Häßler ans Geißbockheim holte.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Jerome Assauer, dessen Karriere nicht den erhofften Verlauf nahm, aber der 2018 Weltmeister im Kleinfeldfußball wurde.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Dennis Kings, der auch aufgrund eines schicksalhaften Zweikampfs statt großer Fußballkarriere sein Glück als Firmeninhaber fand.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Dano Himmelrath, der als Torwart einst in der A-Jugend aussortiert wurde, aber auf eine erfüllte Karriere zurückblickt.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Daniel Chitsulo, der aus Malawi den Sprung ins Rheinland wagte und hier neben privatem Glück auch Marco Reus als Freund fand.

Wie ergeht es ehemaligen Jugendspielern des 1. FC Köln, die den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben? effzeh.com-Autor Kurt Ludwigs sprach mit Silvio Pagano, der einst bei den “Geißböcken” zu den hoffnungsvollen Talenten zählte. Doch sein Weg führte ihn zu zahlreichen anderen NRW-Clubs – und hinter die Theke zweier Eisdielen.

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