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Nina Probst·1. Juli 2025
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Nina Probst·1. Juli 2025
Während bei der Europameisterschaft nur sechs von 16 Mannschaften eine Trainerin hatten, sind diesmal immerhin sieben weibliche Headcoaches beim Turnier in der Schweiz dabei: für Wales, die Schweiz, Spanien, Polen, Norwegen, England und Belgien. Das ist noch immer nicht die Hälfte, zumindest aber ein kleiner Schritt.
Klar, bei weiblichen Nationaltrainerinnen ist zunächst einmal Englands Sarina Wiegmann der Name, der den meisten bekannt ist. Mit den Niederlanden und zuletzt mit England konnte sie einen Erfolg nach dem anderen verbuchen. Doch Wiegmann hat mit den neuen Nationaltrainerinnen vielsprechende Konkurrenz bekommen. Drei Trainerinnen, auf die wir dabei ein besonderes Augenmerk richten sollten, sind Spaniens Montse Tomé, Pia Sundhage in der Schweiz und Rhian Wilkinson für Wales.
Allen voran Tomé, die schon als Co-Trainerin beim Weltmeistertitel 2023 dabei war. Danach übernahm sie als erste Frau die spanische Nationalmannschaft und setzte die Erfolgsserie direkt fort. Spanien gewann unter ihrer Leitung die erste UEFA Nations League der Frauen und erreichte bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris das Halbfinale. Nun will sie mit der Mannschaft die Erfolgsserie fortsetzen.
📸 Judit Cartiel - 2025 Getty Images
Bevor es losgeht, musste sie aber erst einmal die Wogen um ihren Kader glätten. Denn in ihrem 23-köpfigen Aufgebot fehlt WM-Star Jenni Hermoso. Die hatte sich zuletzt von der Nationalmannschaft distanziert, Tomé hatte sie letztlich nicht aufgestellt. Das Thema hatte für Schlagzeilen gesorgt, sollte aber bei EM-Start abgehakt sein. Immerhin hat die 43-Jährige einige weitere namhafte Spielerinnen im Kader.
Die Nationaltrainerin war selbst als Spielerin recht erfolgreich gewesen, die ganz großen Titel hatte sie aber nie geholt. Einzig mit Levante holte sie in der Liga den Meistertitel, mit der Nationalmannschaft erreichte sie 2000 mit der U18 das EM-Finale. Nach ein paar Einsätzen in der A-Mannschaft beendete sie 2012 ihre aktive Karriere und arbeitete als Sportlehrerin.
📸 JAVIER SORIANO - AFP or licensors
Gleichzeitig trieb sie ihre Tätigkeit als Trainerin voran, machte einen Lehrgang und lernte dabei Jorge Vilda kennen, der sie 2018 bei der Nationalmannschaft zu seiner Assistentin machte. 2019 und 2020 war sie außerdem Cheftrainerin der weiblichen U19 in Spanien.
Als Spielerin hat Wilkinson deutlich mehr Erfahrung vorzuweisen als Tomé. Zwischen 2003 und 2017 spielte sie in der kanadischen Nationalmannschaft und holte dort die olympische Bronzemedaille. Auch ihr Vater war kanadischer Nationalspieler, allerdings im Rugby. In Kanada lief sie etwa im Trikot von Ottawa Fury, Boston Breakers oder Portland Thorns auf und spielte außerdem in Norwegen. 2017 beendete sie schließlich ihre aktive Spielerinnenkarriere und setzte fortan auf die Trainerlaufbahn.
📸 Dan Mullan - 2025 Getty Images
Wilkinson trainierte die U17 und die U20 in Kanada und wechselte dann ins Trainerteam der Nationalmannschaft. 2021 war sie schließlich Co-Trainerin der Britinnen und fuhr mit dem Team zu den Olympischen Spielen, ehe sie den Posten als Cheftrainerin bei den Portland Thorns übernahm und die Mannschaft 2022 zum Meistertitel in der NWSL führte.
2024 wurde sie als Cheftrainerin der Waliserinnen bekanntgegeben, dort hat Wilkinson nun einen Dreijahresvertrag. Mit diesem Posten kehrt die 43-Jährige zurück ins Geburtsland ihrer Mutter Shan, wo sie in Cowbridge in Südwales als Kind selbst für ein Jahr lebte. Mit der Nationalmannschaft gelang ihr ein historischer Erfolg: Zum ersten Mal qualifizierte sich Wales für eine Europameisterschaft.
📸 Dan Istitene - 2025 Getty Images
Die Herausforderungen, die nun folgen, sind groß. Wilkinson symbolisierte diese in ihrem ersten Trainingslager mit Wales durch ein Foto von Yr Wyddfa, dem höchsten Berg des Landes. Und dorthin stieg sie auch hinauf, um ihren Kader für die EM zu verkündigen. Die Medien mussten diesen Weg mit ihr gehen.
Ein besonderer Druck wird auf Pia Sundhage liegen. Dass sie mit Druck umgehen kann und daraus Erfolge erzielt, hat die 65-jährige Schwedin in ihrer beeindruckenden Karriere mehrfach bewiesen. Sowohl als Spielerin als auch als Trainerin war Sundhage schon vielfach erfolgreich. Für die schwedische Nationalmannschaft absolvierte sie 146 Spiele und erzielte 75 Tore, wurde mit Schweden Europameisterin und holte in der schwedischen Liga zahlreiche Titel und Pokale.
📸 FABRICE COFFRINI - AFP or licensors
Nach Erfahrungen als Spielertrainerin wechselte Sundhage schließlich ganz die Seite. Seither hat sich eine beträchtliche Liste an Trainerinnenposten gefüllt. Auf Vereinsebene trat sie 2003 ihre erste Position als Cheftrainerin bei den Boston Breakers an und wurde dort in ihrer letzten Saison zur Trainerin des Jahres ernannt. Anschließend wechselte sie zum norwegischen Verein Kolbotn und später nach Örebro in ihre schwedische Heimat.
Auch bei Nationalmannschaften ist Sundhage viel herumgekommen und hat in der ganzen Welt Erfahrungen gesammelt. Sie war Co-Trainerin in Schweden, den USA und China, als Cheftrainerin holte sie mit den USA zweimal Olympia-Gold, mit Schweden olympisches Silber und gewann mit Brasilien die Copa Americana Femenina. 2024 wurde sie schließlich zur Nationaltrainerin der Schweiz ernannt.
📸 Daniela Porcelli - 2025 Getty Images
Die Aufregung war groß, als sie diesen Posten übernahm. Doch der Erfolg hat sich bislang nicht eingestellt. Die Schweiz ist seit acht Spielen sieglos. Der Druck liegt damit aber nicht nur auf der Trainerin, sondern dem ganzen Team. Bevor Sundhage ihren Kader benannte, veranstaltete sie an zwei Trainingslagern eine Art Casting um zu sehen, wer dem Druck standhalten konnte.
Danach wurde Kritik laut, dass sie das Aufgebot zu spät festgelegt habe. Außerdem sollen sich einige Spielerinnen beschwert haben, dass Sundhage zu hart trainiere und keine Rücksicht auf Verletzungen nehme. Beim Auftakt gegen Schweden am ersten Spieltag wird sich zeigen, ob die Kritik berechtigt ist, oder ob Sundhage weiterhin Erfolge sammeln kann.
📸 David Ramos - 2025 Getty Images
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