🎙️ Jule Brand im Interview: "Wir wollen den WM-Titel" | OneFootball

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Helge Wohltmann·5. Mai 2023

🎙️ Jule Brand im Interview: "Wir wollen den WM-Titel"

Artikelbild:🎙️ Jule Brand im Interview: "Wir wollen den WM-Titel"

Es läuft die 119. Minute im ausverkauften Emirates Stadion und Jule Brand nutzt den Aussetzer von Lotte Wubben-Moy, die am eigenen Strafraum den Ball verliert, weil sie gegen die Wolfsburgerin ins Dribbling geht. Brand fackelt nicht lange und schickt eine flache Flanke in die Mitte, wo Pauline Bremer das Leder über die Linie drückt. 3:2. Wolfsburg steht im Finale der Uefa Women’s Champions League.

„Es war ein sehr cooler Moment“, sagt Brand bei der FIFA Trophy Tour, in deren Rahmen der WM-Pokal im adidas Flagship-Store in Berlin präsentiert wurde, zu OneFootball. „Ich gucke mir auch immer noch gerne die Szenen auf YouTube an, als wir das Tor gemacht hatten und sich alle gefreut haben. Die meisten von uns waren noch nicht in einem Champions-League-Finale und es war ein Ziel von uns.“


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Für Brand ist es das zweite große Endspiel innerhalb eines Jahres, im vergangenen Sommer spielte sie mit Deutschland gegen England um die Europameisterschaft. Die Partie ging in der Verlängerung mit 2:1 verloren. Das soll dieses Jahr besser laufen. Erst in der Champions League, dann mit der Nationalmannschaft bei der WM in Australien und Neuseeland.

Mit 20 Jahren ist die Flügelsprinterin eine der großen Hoffnungen für die DFB-Elf, denn trotz ihres jungen Alters hat sie schon einige große Spiele vor vielen Zuschauer*innen erlebt. Das Finale im vollbesetzten Wembley, nun das enge Duell gegen Arsenal. Für Brand aber trotzdem noch keine alltäglichen Auftritte. „Es ist immer noch etwas besonderes, gerade auch in einem Stadion wie dem ausverkauften Emirates zu spielen.“

Volle Konzentration bis nach der WM

Momentan sei allerdings auch nicht die Zeit, um zu reflektieren und alles zu verarbeiten: „Es ist gerade noch etwas surreal, dass man im Champions-League-Finale ist. Ich hätte es vor der Saison auch nicht so gedacht. Wir haben aber noch nichts gewonnen und müssen noch das Finale spielen. Wir wollen Schritt für Schritt auch in den anderen Wettbewerben, in der Liga und im Pokal, erfolgreich sein. Nach der WM kann man dann ein bisschen chillen“, so Brand.

Angetrieben wird sie bis dahin von der Aussicht auf die möglichen Erfolge. Danach gefragt, welche der beiden Trophäen sie Ende August lieber in den Händen gehalten haben will, Champions League oder WM, kommt die Antwort ohne zu zögern: „Beide. Ich will alles gewinnen.“

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Nach dem zweiten Platz vor einem Jahr ist das auch die Erwartung der Öffentlichkeit, die in wenigen Monaten hofft, einen weiteren Weltmeister-Titel feiern zu können. Eine andere Situation als noch in England.

Das sei aber durchaus auch unter den Spielerinnen so, verrät Brand: „Ich finde auch, bei der EM gab es keine großen Erwartungen an uns, deswegen waren wir da ein bisschen entspannter. Jetzt hat man schon das Gefühl, das wir das selbst auch bestätigen wollen, nachdem wir Zweiter wurden und im EM-Finale waren. Das soll auch gerne von außen gesehen werden. Wir freuen uns darauf, sind motiviert, wollen den Titel und dafür geben wir alles.“

In Australien warten mit Marokko, Kolumbien und Südkorea drei Gruppengegner, die bisher bei Weltmeisterschaften nicht sonderlich auf sich aufmerksam machen konnten. „Wir dürfen keinen Gegner unterschätzen, auch wenn es nicht die größten Namen oder Titelfavoriten sind“, warnt Brand trotzdem. „Jedes Spiel wird schwierig, da werden wir dagegenhalten müssen.“

Auch die letzten Tests mit Niederlagen gegen die USA und Brasilien hätten gezeigt, dass noch Arbeit wartet, bevor es mit dem Turnier losgeht: „Man hat in den letzten Spielen gesehen, dass wir defensiv nicht kompakt gestanden haben und nicht viele Torchancen herausgespielt haben“, analysiert sie. „Da sollten wir vielleicht anfangen, aber die Trainerin wird schon einen guten Plan haben.“

WM ohne deutsche TV-Sender?

Fraglich ist aktuell aber immer noch, wer die WM letztlich im Fernsehen zeigt. Die Fifa beklagt sich über zu geringe Angebote der Sender, die wiederum damit argumentieren, dass aufgrund der Zeitverschiebung frühe Anstoßzeiten und demnach schlechtere Quoten drohen. Brand hofft auf eine schnelle Lösung: „Wir Spielerinnen haben uns da auch schon unterhalten. Es ist schade und wir hoffen, dass sich Sender finden.“

Ihre eigene Vorfreude auf die Reise nach Australien beeinflusst das aber trotzdem nicht. Was bei solchen Turnieren nicht fehlen darf? „Uno. Bei langen Reisen ist das wichtig. Beim VfL spielen wir oft. Lena Oberdorf oder Svenja Huth sind mit dabei.“

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Ansonsten habe sie aber nicht viel dabei, um sich abzulenken. Auch keine Konsole: „Nein, wir hatten bei der EM letztes Mal eine coole Location. Beim Hotel konnte man draußen Teqball spielen und verschiedene Sachen nutzen. Sonst ist es auch gut, in der Mittagspause mal zu schlafen und auf dem Zimmer alleine zu sein. Die Switch ist gerade auf Eis gelegt“, sagt Brand dazu.

Wenn sie sich derweil eine Zimmernachbarin aussuchen könnte, würde sie eine Teamkollegin vom VfL Wolfsburg nehmen: „Tabea Waßmuth. Ich bin froh, dass wir gemeinsam in der Mannschaft spielen, wir haben ähnliche Ansichten, ich verbringe gerne Zeit mit ihr und man kann gut mit ihr reden.“

Und wer weiß, vielleicht unterhalten sich Waßmuth und Brand dann bald über die entscheidende Szene im WM-Finale, bei der Jule Brand über die linke Seite dribbelte und die siegbringende Flanke in die Mitte schlug.