Miasanrot
·7. Mai 2024
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·7. Mai 2024
Der Frauenfußball ist dem DFB egal. Das könnte man jedenfalls meinen, wenn man auf die Ansetzung vom DFB-Pokal-Finale zwischen dem FC Bayern München und VfL Wolfsburg blickt. Es wird endlich Zeit, dass sich die Frauen bei Spielansetzungen nicht mehr nach den Männern richten müssen. Ein Kommentar.
Der FC Bayern machte am vergangenen Samstag die dritte der letzten vier Meisterschaften klar, mit Lena Oberdorf wird die beste Spielerin des größten Konkurrenten nächste Saison in München kicken. Die ersten Stimmen glauben einen Machtwechsel an der Spitze des deutschen Frauenfußballs zu erkennen. Der DFB-Pokal war allerdings bisher noch voll im Griff des VfL Wolfsburg: Neun Jahre hält die Siegesserie nun an.
In der Wolfsburger Paradedisziplin könnten die Bayern-Frauen nun also die vermeintliche Wachablösung mit dem ersten Double in ihrer Vereinsgeschichte komplettieren. Eine Partie voller Geschichten und Emotionen. Das schreit nach Vermarktung, Hype-Welle und Primetime.
Stattdessen: Vatertag, 16 Uhr.
Ein Feiertag um 16 Uhr ist doch super: Eigentlich wie Samstag, 15:30, nur als Einzelspiel – aber der Eindruck trügt. Denn der Termin Samstag, 15:30 Uhr lebt auch davon, dass er eine Institution ist. Das gilt für Vatertag, 16:00 Uhr nicht. Da gehen die Leute radeln, an den See oder ins Museum, aber niemand rechnet damit nachmittags vor dem Fernseher zu sitzen, um Fußball zu schauen.
Und dann ist da ja noch der Stadionbesuch. Am selben Tag anreisen geht zwar, aber natürlich nicht so entspannt, wie bei einem Abendspiel. Wenn etwas schiefgeht, läuft man Gefahr den Anpfiff zu verpassen. Gleichzeitig ist es aber auch eigentlich zu spät um am gleichen Tag noch angenehm heimzureisen, auch weil alle Anreisenden – im Gegensatz zu einem Ligaspiel – noch Nachschlag einplanen müssen. Damit zwingt man Berufstätige zu einem freien Tag oder einer Reise voller Strapazen.
Dass es dafür Gründe gibt, ist natürlich klar: Das Spiel ist unter der Woche, weil am Wochenende ja noch Spielbetrieb in der Männer- und Frauen-Bundesliga ist. Der Feiertag wird gewählt, damit Zuschauer:innen überhaupt an einem Donnerstag in Köln sein können. Und das Spiel ist um 16 Uhr, weil ja am gleichen Tag eine halbe Autostunde entfernt ein Europa-League-Halbfinale stattfindet.
Alles Tatsachen, die die jetzige Terminierung einigermaßen erklären können – die aber im Vorhinein eigentlich kein Argument sein können, dass man nicht einen anderen Termin finden kann. Denn diejenigen, die jetzt schon gepackt sind vom Frauenfußball, kommen trotzdem – so gewinnt der Frauenfußball aber keine begeisterten neuen Fans.
Warum nicht am Abend des 34. Spieltags der Männer, die dann kein Samstagabendspiel hätten? Warum nicht, nachdem die Bundesliga-Saison vorbei ist wie bei den Männern? Warum nicht in einer Woche ohne Champions- und Europa-League-Fußball bei den Männern? Warum keine Frauen-Bundesliga-Spiele am Wochenende verlegen, wie es in anderen Ländern für das Champions-League-Halbfinale gemacht wird?
All das wären Ansätze, die es deutlich mehr Zuschauer:innen ermöglichen würde hinzufahren, aber vor allem wäre die Chance wohl größer, dass die Einschaltquoten in die Höhe gehen: Das muss das Ziel sein, bei einem der attraktivsten Spiele des Jahres. Auch im vergangenen Jahr fand das Finale am Vatertag und somit an einem Donnerstagnachmittag statt.
Wolfsburg gegen Freiburg sahen damals knapp über 1,5 Millionen Menschen. Gewiss keine schlechte Quote, aber auch eine, die viel Luft nach oben hätte. Denn das sind Zahlen, die die Bundesliga bei Spielen mit weniger Relevanz ebenfalls schon erzielen konnte. 2022 kamen Wolfsburg und Potsdam im Finale an einem Samstag (16:45 Uhr) ebenfalls auf rund 1,5 Millionen Zuschauer:innen vor den TV- und Streaminggeräten.
Nun kann man argumentieren, dass das der Gegenbeweis sei. Termin also egal? Beide Jahre sind nicht hundertprozentig vergleichbar. Denn eigentlich hätte das Finale 2023 noch viel mehr abliefern müssen. Zu groß waren die Hoffnungen auf tolle Zahlen nach der Europameisterschaft 2022 und vor der Weltmeisterschaft 2023. Daraus hätte man mehr machen können, gar müssen.
Dass Männer und Frauen nicht gleichzeitig spielen liegt im Interesse beider. Sonst würden sie sich gegenseitig das Publikum wegnehmen. Männer werden bei der Terminierung den Frauen aber immer bevorzugt.
Das erkennt man auch unschwer an der Terminierung des letzten Bundesliga-Spieltags oder an dem Spielplan der Frauen jedes Wochenende. Das hat selbstverständlich wirtschaftliche Gründe. Nur ist es die Verantwortung der handelnden Personen, nach vielen Jahrzehnten der Unterdrückung des Fußballs der Frauen auch mal Eingeständnisse zuzulassen.
Es wird Zeit, dass die Verbände und TV-Anbieter – gerade bei großen Spielen – einfach auch mal umgekehrt denken.
05.05.2024
04.05.2024
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