Joachim Standfest: „Beim Derby kriegst nichts am Servierteller!“ | OneFootball

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Österreichische Fußball-Bundesliga

·1. Dezember 2023

Joachim Standfest: „Beim Derby kriegst nichts am Servierteller!“

Artikelbild:Joachim Standfest: „Beim Derby kriegst nichts am Servierteller!“

Joachim Standfest: „Beim Derby kriegst nichts am Servierteller!“

1. December 2023 in ADMIRAL Bundesliga

Artikelbild:Joachim Standfest: „Beim Derby kriegst nichts am Servierteller!“

Vor dem längst ausverkauften Ländle-Derby spricht der Altach-Coach über seine einprägsamsten Derbyerlebnisse als Spieler, was den angeschlagenen Erzrivalen Austria Lustenau so gefährlich macht und welchen Vorwurf sich sein Team gefallen lassen muss.


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Wenn Altach am Sonntag um 14:30 Uhr Lokalrivale Austria Lustenau empfängt, wird die CASHPOINT Arena bereits an diesem frühen Nachmittag zum Hexenkessel. Bereits seit zwei Wochen ist das Vorarlberg-Derby ausverkauft – die letzten Tickets im freien Verkauf waren nach nicht einmal zwei Tagen weg. Und das obwohl beide Teams von ihrer Punkteausbeute keine rosigen Zeiten erleben – Austria Lustenau hat sogar noch keinen einzigen Sieg am Konto. Wie gefährlich so ein Gegner in einem Derby trotzdem sein kann, weiß Joachim Standfest. Der Altach-Coach hat in seiner langen Spielerkarriere schon über 30 solcher „besonderer Spiele“ in Wien und Graz ausgefochten. Jetzt soll endlich der erste Derbyheimsieg unter ihm für Altach her.Wie ist die Stimmung bei euch nach vier Niederlagen in Folge?

Die ist natürlich nicht so, wie sie zu Beginn der Saison schon war. Auch wenn die Leistungen, abgesehen vom Wattens Spiel, in Ordnung waren. Wir haben einfach zu wenige Tore geschossen.Das Spiel gegen Klagenfurt wäre mit einer besseren Chanenverwertung anders ausgegangen.

Ja, es verfolgt uns schon die ganze Saison, dass wir richtig gute Chancen nicht nutzen und mit leeren Händen dastehen.

Ihr habt aus den letzten vier Spielen 10 Gegentore bekommen und in den letzten 6 Partien nur ein Tor geschossen.

Das mit den Gegentoren würde ich jetzt nicht überbewerten, weil da war der negative Ausreißer gegen Wattens dabei und da waren Salzburg und Rapid als Gegner dabei. Es happert am Tore schießen nicht am Verteidigen.

Du hast Anfang der Saison im Bundesliga-Journal gesagt, es wird besonders wichtig sein, bei Altach endlich Kontinuität reinzubringen. Das hat früh in der Saison schon besser ausgeschaut. Ist man doch noch nicht so weit?

Ja, wir sind nicht so konstant, wie uns viele schon gesehen haben. Wir haben schon gute Spiele gemacht, auch bei vielen Niederlagen waren wir eigentlich knapp dabei. Wir haben aber im Sommer viele neue Spieler bekommen. Dazu haben sich die Gegner auf unser Spielsystem besser eingestellt und es haben uns wichtige Spieler gefehlt, die wir schwer ersetzen können. Gustavo und Constantin Reiner sind uns 6 Wochen ausgefallen. Manuel Prietl hat in den ersten Spielen gezeigt, wie wichtig er für uns sein kann – den haben wir mit einem Kreuzbandriss verloren. Das spielt da alles rein.

Wenn man von euren Baustellen spricht, muss man aber sagen – Derbygegner Austria Lustenau hat noch viel mehr und diese Saison noch gar kein Spiel gewonnen. Dazu hat es sie mit den Ausfällen der Schlüsselspieler Surdanovic, Fridrikas oder Maak noch härter getroffen. Wie gefährlich sind sie trotzdem im Derby?

Natürlich sind sie gefährlich. Sie haben gerade gegen Sturm auch gezeigt, was in der Mannschaft steckt – vor allem erste Halbzeit. Und da hatten sie ein richtig gutes Umschaltspiel. Es ist für uns schwer auszurechnen, was da nach dem Trainerwechsel auf uns zukommt. Ein Derby hat außerdem immer eigene Gesetze. Da kriegst du nichts am Servierteller.

Schon letzte Saison war Altach in einigen Derbys Favorit und hat trotzdem bittere Derbyniederlagen einstecken müssen.

Ja, Lustenau hat letztes Jahr als Aufsteiger halt auch eine überragende Saison gespielt. Da kam schon viel zusammen, dass wir kein Derby gewinnen konnten

Wie ist denn die Stimmung aktuell in Vorarlberg, nachdem beide Teams gerade so zu kämpfen haben?

Ich weiß nicht, wie sie in Lustenau ist, aber sicher nicht angenehm, nachdem sie vor zwei Wochen den Trainer abgelöst haben. Bei uns war sie bis vor zwei, drei Wochen noch sehr gut. Wir müssen uns einfach den Vorwurf gefallen lassen, dass wir aus guten Leistungen zu wenige Punkte geholt haben. Dadurch ist die Leichtigkeit etwas verloren gegangen. Jetzt müssen wir diese Phase durchtauchen.

Du hast als Spieler bei Derbys eine leicht positive Bilanz, wobei du mit dem GAK gegen Sturm erfolgreicher warst als mit der Austria gegen Rapid. Was sind für dich deine schönsten Derbyerinnerungen?

Ganz schwer zu sagen, weil das waren immer unglaubliche Spiele. Erst mein vierter Bundesligaeinsatz überhaupt war, als ich mit 19 Jahren im Grazer Derby eingewechselt wurde. Da sind wir leider untergegangen und ich bin bei 0:4 reingekommen. Obwohl es ein entäuschendes Erlebnis war, war es auch ein großartiges. 2002 haben wir mit einem Derbysieg den Cup gewonnen – das war auch was ganz Besonderes. Jedes einzelne Derby war großartig – vor allem wo Sturm und GAK richtige Fanmagneten waren. Mein Derbytor in Wien mit der Austria gegen Rapid werde ich auch nie vergessen.

Du hast schon so viele Derbys als Spieler und jetzt schon ein paar als Trainer in den Knochen. Was macht sie so besonders?

Jeder kennt fast jeden im Stadion, die sich da gegenübersitzen, aber ein anderes Trikot anhaben. Das macht immer ein bissl den Reiz aus. Es ist immer eine Häcklerei und Rivalität dabei. Da geht man einfach gern ins Stadion und kann am nächsten Tag den Arbeitskollegen aufziehen, wenn man die Partie gewonnen hat. Beim Derby geht es um so etwas. Die ganz argen Rivalitäten, verstehe ich persönlich nicht wirklich.

Das Ländle Derby ist ja jetzt schon lange ausverkauft.

Ja, die Nachfrage war so groß, dass gar nicht mehr viele karten in den freien Verkauf gekommen sind. Das ist sicher auch ein Zeichen, dass wir heuer gute Leistungen gebracht haben. Am 3. Dezember musst du einmal 8.500 Leute ins Stadion reinbringen. Es ist schon beeindruckend, was bei unserer Fangemeinde los ist.Apropos Winterwetter. Wie geht’s euch gerade mit den Trainingsbedingungen?

Es hat reingeschnieen, dann regnet es wieder die ganze Zeit. Wir haben schon gröbere Platzprobleme seit letzter Woche. Aber da geht es den anderen Mannschaften nicht viel besser.

Fotos: Gepa Pictures

Redakteur: Christoph König

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