Herbert Ilsanker über Emotionen, Weggefährten und Abschiede | OneFootball

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·24. Mai 2024

Herbert Ilsanker über Emotionen, Weggefährten und Abschiede

Artikelbild:Herbert Ilsanker über Emotionen, Weggefährten und Abschiede

„Es ist mir nicht peinlich, wenn mir einige Tränen kommen“

In Taxham ist es dieser Tage besonders ruhig, die Sommerpause hat Einzug gehalten. Einzig der Rasenmäher des Greenkeepers sorgt für die gewohnte Geräuschkulisse, während Herbert Ilsanker nach 19 Jahren als Tormanntrainer seinen Schreibtisch räumt.

In Zukunft wird der 57-Jährige als Goalie-Scout sein Büro direkt im Stadion haben, es ist also kein Abschied, sondern nur ein Wechsel, dem er mit Vorfreude entgegenblickt. Trotzdem: Etwas Wehmut schwingt für den Salzburger allerdings doch mit, schließlich ist Taxham für ihn in all der Zeit zum zweiten Zuhause geworden.


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Zu seinem heutigen Geburtstag haben wir uns noch mal mit Herbert getroffen und mit ihm über seine Zeit in unserem Trainerteam gesprochen, bevor er ab Juli seine neue Rolle bei uns im Klub antreten und hinter den Kulissen wirken wird.

Interview mit Herbert Ilsanker

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Mit einigen Tagen Abstand: Wie war für dich der große Abschied in der Red Bull Arena? Das war schon sehr emotional. Allein zum Abschluss in meinem „Wohnzimmer“ noch ein letztes Mal das Aufwärmen mit den Goalies zu leiten, war für mich richtig schön. Spätestens, als dann die Leute alle aufgestanden sind, spürt man auch wirklich, was man in 19 Jahren geschafft hat. Am Vortag gab’s ja schon die Verabschiedung im engen Kreis. Die Mannschaft und der Staff hatten sich da eine kleine Überraschung überlegt. Da kamen mir schon die Tränen, und ich muss sogar jetzt in diesem Moment noch aufpassen, dass sie mir nicht wieder kommen, weil es mir schon richtig nahegeht und man 19 Jahre nicht einfach so verstecken kann. Es ist mir aber nicht peinlich, weil ich eben ein Mensch bin und Gefühle hab. Du hast dir im Anschluss an das Spiel viel Zeit für die Fans genommen, wie war das für dich?

Dass ich nach den Spielen zu den Fans gehe, ist ja an sich nichts Ungewöhnliches. Plötzlich kamen dann die „Ilse aufs Podest“-Rufe. Das war dann auch schön, sich auf diesem Wege bedanken zu können. Das Stadion war voll und auch nach dem Abpfiff sind noch viele lange Zeit dageblieben. Es war alles in allem einfach eine runde Geschichte, bei der ich mir von allen schön verabschieden konnte – auch wenn ich eigentlich gar nicht weg bin. Die meisten werde ich ja weiterhin sehen, nur eben in einem anderen Aufgabenbereich.

Meine Entscheidung steht schon seit einem Jahr fest, und es war ohne Frage die richtige.

In letzter Zeit hast du das Aufwärmen ja deinem Kollegen Sebastian Baumgartner überlassen, weil es für dich auch schon mit Knie- und Fußschmerzen verbunden war – der Rollenwechsel ist also nach wie vor die richtige Entscheidung?

Ja, zu 100 Prozent, das war eine Punktlandung. Ich glaube nicht, dass ich noch eine ganze weitere Saison hinbekommen hätte. Mein Bub, der Stefan, meinte auch zu mir, ich sollte lieber aufhören, bevor ich nur noch über den Platz humple und es peinlich wird – damit hat er auch völlig recht! Meine Entscheidung steht schon seit einem Jahr fest, und es war ohne Frage die richtige.

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In deinen 19 Jahren hier hat sich das Tormann-Spiel generell verändert. Wie war das für dich als Trainer?

Es ist auf jeden Fall deutlich komplexer geworden. Allein deshalb war es gut, dass Sebastian und ich das Goalie-Training zu zweit gemacht haben, weil du damit bei den Übungen deutlich mehr Optionen hast und die Einheiten sowohl vielseitiger als auch realitätsnäher gestalten kannst. Im Spiel kommen die Schüsse auch nicht monoton mit Ansage auf eine Seite. Als Tormann muss man auch im Raum schnelle Entscheidungen treffen, Schüsse sind unberechenbar, all das haben wir versucht, verstärkt einzuarbeiten.

Inwieweit spiegelt sich unsere Klub-Identität denn im Tormann-Spiel wider?

Der größte Unterschied bei uns im Vergleich zu vielen anderen Teams ist, dass unsere Tormänner viel intensiver mitspielen müssen und richtig viel im Raum zu tun haben. Wenn wir den Ball irgendwo in der gegnerischen Hälfte verlieren, attackieren wir direkt die Abwehrkette, und dann muss auch der Goalie entsprechend hoch stehen und den Raum beherrschen. Bei anderen Teams kann sich der Tormann nach Ballverlust direkt zurückziehen und verstärkt darauf konzentrieren, das Tor zu verteidigen. Bei uns muss er, wie ein Feldspieler, immer hellwach sein!

Ich möchte keinen einzigen Tag und kein einziges Training hier missen.

Du hast viele Goalies und Trainer erlebt – welche Zusammenarbeit hat dich besonders geprägt?

Ich wurde in letzter Zeit oft gefragt: Wer waren die besten Goalies, die besten Trainer, die beste Elf und alles Mögliche. Ich werde da aber keine einzelnen Leute herauspicken. Jeder hatte seine Eigenheiten, seine Stärken und alles. Es ist richtig schwer zu sagen, wer da jetzt gut und besser war, und das mache ich auch nicht gerne. Ich habe vom Anfang bis jetzt zum Ende überragende Goalies erlebt. Ich habe mit vielen coolen Typen zusammengearbeitet und immer eine gute Zeit gehabt, ich möchte keinen einzigen Tag und kein einziges Training missen, hier in Taxham sind wir einfach wie eine Familie.

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Als Tormanntrainer ist die Zusammenarbeit mit den Goalies ja eine besonders enge. Bleibt man da auch mit den Torhütern in Kontakt, wenn sie in die große weite Fußballwelt hinaus wechseln? Immer wieder, ja. Gerade vor ein, zwei Wochen habe ich mal ein bisschen mit Philipp (Anm.: Köhn) geschrieben, auch mit Pete (Anm.: Peter Gulacsi) kürzlich erst. Mit Eddie Gustafsson war ich sowieso enger im Kontakt, weil er in der Akademie ist, genauso mit Heinz Arzberger. Eigentlich hat der Kontakt mit den meisten bis heute gehalten, und das freut mich auch, weil es mir zeigt, dass ich zumindest als Mensch nicht allzu viel falsch gemacht haben kann. Macht dich das auch stolz, wenn ehemalige Schützlinge irgendwo im Einsatz sind? Absolut! Die meisten schauen ja nur auf Peter Gulacsi und die anderen Stammspieler, aber da waren ja einige Goalies dabei, die keiner wirklich auf dem Schirm hatte, die trotzdem ihren Weg gegangen sind – ein Patrick Pentz, Carlos Coronel, Domenik Schierl, Thomas Dähne oder Fabian Bredlow zum Beispiel. Natürlich verfolgt man, was die so machen, auch wenn das alleine mittlerweile ein ganzes Stück Arbeit geworden ist, da den Überblick zu behalten. Wie schwierig ist es generell bei Goalies, junge Talente heranzuführen und zu entwickeln? Auch da sind wir in einer speziellen Situation beim FC Red Bull Salzburg. Unterm Strich wird unser Klub am Erfolg gemessen, und es wird erwartet, dass wir immer ganz oben stehen. Gerade bei einer jungen Mannschaft, wie wir sie haben, kann ein routinierter Tormann sehr hilfreich sein. Einen Youngster ins kalte Wasser zu werfen, ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden, und die allgemeine Aufregung der Medien und Fans bei einem Fehler ist umso größer, da wird doppelt genau auf die Hände und Füße geschaut. Das haben wir auch damals bei Cican (Anm.: Stankovic) gesehen. Doch auch wenn es nicht einfach ist, ist das Ziel sicherlich, in Zukunft auch ein junges Talent im Tor zu haben. Welche Rolle spielt deine jahrelange Erfahrung in deiner neuen Rolle und worauf wirst du als Goalie-Scout besonders achten?  Wenn ich ein Fußballspiel anschaue – ob privat oder beruflich – achte ich ausschließlich auf die Torhüter. Es gibt viele Scouts, die automatisch auf das große Ganze schauen. Wenn mich einer nach dem Spiel fragt, wie mir der Außenverteidiger gefallen hat, werde ich ihm nichts erzählen können. Ich schaue auf den linken Tormann und auf den rechten Tormann, das war’s. Neben den technischen Fähigkeiten ist bei Keepern auch ganz wichtig, wie sie mit ihren Mitspielern umgehen und nach Gegentoren auftreten.

Ich werde weiterhin im Stadion dabei sein und den Burschen die Daumen drücken.

Wirst du trotz des Rollenwechsels weiter regelmäßig in der Red Bull Arena anzutreffen sein? Und wie blickst du unserer kommenden Spielzeit entgegen?

Ich bin sehr optimistisch! Ich bin mir sicher, dass wir in der neuen Saison deutlich souveräner und gefestigter auftreten werden. In den letzten Spielen hat man schon gesehen, was in den Burschen steckt. Natürlich wird sich da mit dem neuen Trainer einiges tun, ich weiß auch nicht, was sich im Kader ändert. Wenn Spieler gehen, kommen aber auch qualitative nach, da mache ich mir keine Sorgen. Und ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass wir das wieder packen. Und natürlich: Ich werde weiterhin im Stadion dabei sein und den Burschen die Daumen drücken!

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