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·27. Mai 2020

Entscheidendes Gegentor: Die Fragen um Bürki bleiben

Artikelbild:Entscheidendes Gegentor: Die Fragen um Bürki bleiben

Borussia Dortmund muss nach dem 0:1 am Dienstagabend gegen den FC Bayern seine Titelhoffnungen begraben. Bei sieben Punkten Rückstand auf den Rekordmeister bräuchte es ein regelrechtes Fußballwunder, um den achten Erfolg in Serie der Münchner zu verhindern. Bei der spielentscheidenden Szene stand aus BVB-Sicht Roman Bürki im Mittelpunkt.

Über den BVB berichtet fussball.news-Redakteur Lars Pollmann


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Ob man dem Schweizer beim Lupfer von Joshua Kimmich einen eklatanten Fehler unterstellen will, sei dahingestellt. Für einen überwältigenden Großteil der Beobachter dürfte feststehen: Unhaltbar war der Ball zumindest nicht. Und weil die Auswirkungen dieses einen Schusses auf den Kasten des BVB so nachhaltig ausfallen, ist das auch für das Echo auf die Aktion der Fall. Unter Anhängern und Kommentatoren sind die alten Fragen aufgetaucht, die bei Bürki selten tief begraben liegen. Ist der Schlussmann wirklich von dem Holz geschnitzt, das Dortmund für eine erfolgreiche Titeljagd in der Bundesliga braucht?

Neun ‚weiße Westen‘

Exakt dieser Frage ist fussball.news im Februar nachgegangen. Seinerzeit schrieb dieses Portal: „In der laufenden Spielzeit ist er kein Torhüter, der die ‚Unhaltbaren herausholt‘. Und einen solchen bräuchte Borussia Dortmund angesichts der erheblichen Mängel in der Abwehrarbeit vermutlich, um nach der Meisterschale greifen zu können.“ Grundlage dieser Beurteilung war ein Blick auf moderne Statistiken, die Bürki keine sonderlich gute Saison attestierten. Quintessenz damals wie heute: Bürki kassiert mehr Tore, als er eigentlich sollte. Das mag angesichts von immerhin neun Spielen mit ‚weißer Weste‘ seltsam anmuten, denn nur Manuel Neuer hat mehr.

Statistisch ein Sonntagsschuss

Doch bot der Treffer von Kimmich weiteren Nährboden für diese Annahme. Sechs Prozent Torwahrscheinlichkeit, prangte es da weltweit auf den Bildschirmen. Dies ergibt eine Berechnung des Bundesliga-Partners Amazon Web Services, der jeden Torabschluss statistisch aufbereitet. Und doch kassierte Bürki den Treffer, und dahinter steckte Methode. Torschütze Kimmich lobte nach der Partie den Trainerstab um Hansi Flick, der seine Mannschaft auf die bisweilen problematische Position des Ex-Nationalspielers hingewiesen hatte. Thomas Müller verpackte seine Sicht der Dinge in eine Art vergiftetes Lob.

Müllers vergiftetes Lob

„Roman Bürki ist ein toller Torhüter, aber eine seiner Stärken ist, dass er ein, zwei Schritte vor dem Tor steht. Und er hat nicht die längsten Arme“, so der Ur-Bajuware gegenüber Reporter Archie Rhind-Tutt, der für das internationale TV-Signal der Bundesliga auf sichere Distanz auf Stimmenfang ging. „Mit diesen ein, zwei Schritten versucht er, einen besseren Winkel herzustellen. Joshua hat das brilliant gesehen und ein großartiges Tor geschossen“, so Müller weiter.

Stabilität auf Top-Niveau

„Ein toller Torhüter, aber“ — so lässt sich die Geschichte von Bürki beim BVB durchaus über längere Zeiträume beschreiben. Dass es ihm an der grundsätzlichen Qualität mangele, wäre deutlich zu viel gesagt. Dass er sie nicht stabil genug abruft, für einen 29-jährigen mit jahrelangem Stammplatz und einem gewissen Führungsanspruch, ist eine bloße Feststellung. Borussia Dortmund steht einmal mehr vor dem Scherbenhaufen einer Titeljagd, zerschellt am FC Bayern.

Steine überall sonst umgedreht

Roman Bürki ist daran keineswegs alleine schuld, selbst bei der Interpretation als Fehler gegen Kimmich wäre er nicht mal hauptverantwortlich für die Niederlage im direkten Aufeinandertreffen. Und doch bleibt diese eine, entscheidende Frage offen. Wenn der BVB nicht mehr bloß eine Ankündigung, sondern den Titel wahr machen will: Muss der Klub nicht zumindest darüber nachdenken, ob er auf der neuralgischen Torhüter-Position dafür optimal aufgestellt ist? Auf nahezu allen anderen Positionen, inklusive an der Seitenlinie, hat Dortmund in den letzten Jahren die Steine umgedreht.

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