Die kuriosesten Transfers ever: Amateur lügt sich in die Premier League | OneFootball

Eine kurze Google-Suche hätte dem FC Southampton mit Sicherheit viel Zeit und Ärger erspart, dem Verein aber auch einen der wohl kuriosesten Transfers gekostet. Im Jahr 1996 kommt es in Southampton wohl zum größten Betrug der jüngeren englischen Fußball-Geschichte. Ein Amateur lügt sich zu einem Premier-League-Einsatz.

53 Minuten reichen dem Senegalesen Ali Dia für den Legendenstatus und verschaffen ihm einen von den Southampton-Fans eigens für ihn gedichteten Song. „Ali Dia is Liar“ wird es noch lange durch das Stadion in Southampton schallen. Doch was machte Dias Kurzeinsatz im Trikot des FC Southampton so besonders?

Wie der Transfer zustande kam

Im Winter 1996 bekam Southampton-Trainer Graeme Souness einen Anruf. Am Telefon gab sich ein Mann als George Weah aus. Der liberische Weltfußballer berichtete, sein junger, entwicklungsfähiger Cousin suche aktuell einen Verein in der Premier League. Dieser Cousin hätte bereits 13 Partien für die senegalesische Nationalmannschaft absolviert und gemeinsam mit ihm bei PSG gestürmt. George Weahs angeblicher Cousin hörte auf den Namen Ali Dia.

Dieses Angebot kam dem dünn besetzten Kader ganz gelegen. Und so wollte oder konnte Souness dieses – bei näherem Hinsehen vielleicht doch etwas enkeltrickähnliche – Angebot nicht ausschlagen.

Blöd nur, dass Dia weder in der senegalesischen Nationalmannschaft noch bei PSG gespielt hatte. Eigentlich war Dia nach einem kurzen Engagement beim VfB Lübeck in der zweiten Liga zu Blyth Spartans gewechselt war. Dort spielte der Mittelstürmer in der National League North. In der sechsten englischen Liga konnte Dia allerdings nicht überzeugen. Er wurde freigestellt, machte einen Scherzanruf, unterschrieb einen Einmonatsvertrag und landete im Training von Southampton.

Wie sich Dia zur Legende machte

Im Training des FC Southampton fiel Dia eher negativ auf. Ein damaliger Mitspieler äußerte im Nachgang einmal, dass er glaubte Dia sei ein Fan, der ein Training mit der Mannschaft gewonnen habe und deshalb bei den Profis mittrainieren dürfte.

Trotz seiner überschaubaren Trainingsleistungen sammelte der Senegalese im Spiel gegen Leeds United einige Premier-League-Minuten. Trainer Souness sah in seiner Mannschaft nur zwei fitte Stürmer. Einer von ihnen: Ali Dia. So schaffte er es in den Spieltagskader und nach einer Verletzung von Matt Le Tissier kam Dia überraschend zum Einsatz. Ab der 32. Minute trieb der Amateurstürmer sein Unwesen.

Besonders glanzvoll war seine Performance nicht. Matt Le Tissier verglich Dias Verhalten auf dem Platz einmal mit dem eines Bambis auf Eis. Dennoch sammelte der Stürmer ein Highlight. Er zwang den Torhüter Leeds zu einer Parade.“Erst“ nach über 50 Minuten wurde er wieder ausgewechselt. Für ihn kam trotz Rückstand ein Innenverteidiger. Souness hatte offensichtlich genug gesehen.

Am Tag nach dem Spiel erschien Dia ein letztes Mal auf dem Trainingsgelände des FC Southampton. Danach war er erstmal spurlos verschwunden und lieferte somit ordentlich Gesprächsstoff und sorgte dafür, dass sich mehrere Mythen um den angeblichen Cousins Weahs rankten. Mittlerweile ist klar, dass Dia im Anschluss an seine fußballerische Karriere seinen Bachelor und Master in Business Administration machte und erfolgreicher Geschäftsmann wurde. Das scheint ganz objektiv betrachtet dann vielleicht auch die ehrlichere Arbeit zu sein.