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Vertikalpass

·28. April 2024

Das zwayte Tor fällt doch noch

Artikelbild:Das zwayte Tor fällt doch noch

Das Spitzenspiel Leverkusen gegen den VfB hat alle Erwartungen erfüllt: Der VfB bringt den Meister erneut an den Rand der ersten Niederlage, Leverkusen schießt in der Nachnachnachspielzeit den Ausgleich und Schiedsrichter Felix Zwayer greift entscheidend in das Spiel ein. Ich hätte auch Jude Bellingham fragen können: “Man gibt einem Schiedsrichter, der schon mal Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?“ Damit nimmt Zwayer innerhalb von einer Woche zum zwayten Mal spielentscheidenden Einfluss auf ein VfB-Spiel. Es könnten drei Punkte mehr sein aus den Spielen gegen Bremen und Leverkusen. Dabei geht es nicht darum, dass Zwayer eine Mannschaft bevorteilen wollte, er kann es einfach nicht besser. Sein Drang, stets selbst im Mittelpunkt des Spiels zu stehen, ist zudem kaum zu ertragen.


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Es beklagt sich immer die Mannschaft bzw. der Club, der gerne mehr Punkte hätte und sie durch vermeintliche Fehlentscheidungen des Schiris verpasst. Dem entgegnen viele, dass sie doch das Spiel selbst hätten entscheiden können. Im Spitzenspiel am Samstag Abend verweisen sie auf vier Riesenchancen von Serhou Guirassy, von denen er normalerweise drei verwandelt – und auch, wenn man ihn nachts um drei Uhr geweckt hätte. Guirassy vergab alle vier und ermöglichte es so, dass Zwayer das Spiel entschied. Bei engen Spielen kommt es auf jede Kleinigkeit an. Auch auf die große Kleinigkeit, dass jemand vor dem Tor geschubst wird oder den Ball mit Hand gespielt wird. Zwayers Pfeife blieb beim 2:2 durch Robert Andrich dagegen stumm, worüber sich auch Fabian Wohlgemuth ärgerte: “Dieses unglaubliche Spiel hätte eine Spielleitung auf Augenhöhe verdient.”

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Auch Sebastian Hoeneß und Xabi Alonso verzwayfelten am Schiedsrichter und sahen dafür beide die gelbe Karte.

Natürlich kann man einwerfen, hätte Pascal Stenzel in der Nachspielzeit auf der rechten Seite Amine Adli nicht so unbeholfen wie unnötig gefoult, wäre es überhaupt nicht zu dem Freistoß von Florian Wirtz gekommen, in dessen Anschluss der Ausgleich fiel. Und das ist auch richtig: Im Zwayfel muss man sich um die Dinge kümmern, die man beeinflussen kann.

Nach einer sehr rasenschachigen ersten Halbzeit sprudelt der zweite Durchgang nur so über vor spektakulären Szenen. Natürlich die Tore von Chris Führich und Deniz Undav. Dem 1:0 ging wieder ein unglaublicher Vertikalpass von Waldemar Anton voraus, den Jamie Leweling erst herausragend verarbeitete und dann an den Pfosten hämmerte. Den Abpraller verwandelte Führich gedankenschnell. Vor dem 2:0 ist der Ball eigentlich schon weg, weil das Klein-Klein übertrieben wurde. Aber Undav holte sich den Ball an der Strafraumgrenze resolut von Andrich zurück und danach konnte man wieder seine Schusstechnik bewundern. Noch spektakulärer als die Tore die Leistung von Alex Nübel, der mehrfach außergewöhnliche Paraden zeigte, selbst im Sitzen, als er einen Nachschuss von Jonas Hofmann über die Latte lenkte (65.).

Trotz Druck der bisher noch Unbesiegbaren kam der VfB zu einigen Großchancen, die er ungenutzt ließ. Führich fehlten nur wenige Zentimeter und ja, Guirassy hatte nicht seinen besten Tag vor dem Tor. Das 3:1 für den VfB wäre also mehr als möglich gewesen, dann muss nicht über strittige Szenen diskutiert werden. Den Leverkusenern war der späyte Ausgleich fast peinlich. Wirtz lief nur verhalten zum Jubeln, Xabi Alsonso schüttelte ungläubig den Kopf und entschuldigte sich fast bei Hoeneß. Lukas Hrádecký meinte nach dem Spiel: „Wenn es schon sein muss, dann hätte ich gerne gesehen, dass sie uns schlagen.“

Das hätten natürlich auch alle VfB-Fans gerne gesehen. Aber sie haben ein Spiel gesehen, das sie begeistert hat und in dem der VfB eine beeindruckende Leistung gezeigt hat. Das sollte in erster Linie gewürdigt werden und das sollte nun Erinnerung bleiben. Das Happy End blieb aus, aber es bleibt auch das gute Gefühl, dass der VfB in dieser Saison der einzige Club ist, der in allen Spielen die schier übermächtigen Leverkusener am Rand einer Niederlage hatte. Das bringt in der Tabelle natürlich nichts, aber es sind sieben Punkte Vorsprung auf den Tabellenfünften bei noch drei ausstehenden Spielen. Ein Sieg noch und Platz vier ist sicher. Am liebsten gegen Bayern München. Gegen den Rekordmeister müssen allerdings Enzo Millot und Maxi Mittelstädt gelbgesperrt zuschauen.

Zum Weiterlesen: Philipp Maisel kommentiert bei STN/StZ: “Es geht in diesem Business um Entscheidungen, die Millionen bringen oder kosten. (…) Die dürfen nicht länger von Akteuren beeinflusst werden, die in solch einer Regelmäßigkeit daneben liegen.“

Stuttgart.International meint: “Bei allem Ärger über den späten Ausgleich dürfen wir nicht vergessen, wie hoch die Gesamtleistung des letztjährigen Tabellensechzehnten einzuschätzen ist. Die Fans dürfen sich wieder auf Spiele ihrer Mannschaft freuen.“

Im Stadtderby trennen sich die Stuttgarter Kickers und der VfB II unentschieden. Der Spielverlauf mit einer 2:0-Führung des VfB ähnlich wie in Leverkusen. Die Highlights als Video gibt’s von StN/StZ.

Bild: Lars Baron/Getty Images (Aufmacher), Ina Fassbender/AFP (Artikelbild)

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