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·16. Juni 2024

Das große db24-Interview mit Ismaik: "Der Fall Werner ist einmalig im deutschen Fußball"

Artikelbild:Das große db24-Interview mit Ismaik: "Der Fall Werner ist einmalig im deutschen Fußball"

db24: Es sind nur noch wenige Stunden bis zu Ihrer ersten Teilnahme an der 1860-Mitgliederversammlung: Herr Ismaik, wie aufgeregt sind Sie vor Ihrer Premiere?

HASAN ISMAIK: Eigentlich gar nicht - und trotzdem bin ich gespannt, wie so eine Veranstaltung abläuft. Es ist ja mein erstes Mal. Was nicht ideal ist, dass ich, wenn ich rauchen will, immer vor die Halle gehen muss (lacht).


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db24: Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass es einen Wechsel in der Führungsriege des TSV 1860 gibt?

Groß, man muss nur die Kandidaten vergleichen: Auf der einen Seite steht das aktuelle Gremium, das in den letzten sechs, sieben Jahren eigentlich gar nichts zustande gebracht hat und das hinter dieser für die KGaA schädigenden Politik steht - und gegenüber agieren erfahrene Wirtschaftsleute wie Saki Stimoniaris, Klaus Lutz, Matin Gräfer oder Thomas Hirschberger. Normalerweise dürfte es keine Frage sein, wen man hier wählen sollte. Aber wir kennen das ja bei 1860: Es geht nicht immer um Qualität und Führungsstärke, sondern um eine Ideologie, die eigene Macht zu erhalten und ein Stadion bedingungslos zu verteidigen.

db24: Dieser wenig förderliche Kurs wird auch von der Fanvereinigung Pro1860 unterstützt…

Man muss sich das mal vorstellen: Die von Pro1860 eingesetzten Akteure haben einen Leistungsnachweis, der desaströs ist und selbst jeder Gemüsehändler kann eine bessere Bilanz vorweisen. Trotzdem kleben sie an ihren Stühlen und reden davon, dass sie gegen mich nichts haben, sondern nur 1860 im Blick haben. Das beißt sich gewaltig. Was ich immer amüsant finde: Wenn es Niederlagen hagelt, dann bin ich dafür verantwortlich - wenn 1860 gewinnt, dann klopfen sie sich gegenseitig auf die Schulter, laufen über den Rasen und geben sich als große Experten aus.

db24: Lassen Sie uns bitte über ihre Ochsentour quer durch Bayern reden: Wie viel Kraft hat das wirklich gekostet?

Es war ein sehr hartes Training für mich, ich bin körperlich an meine Grenzen gegangen. Wir sind innerhalb weniger Tage mehr als 5.000 Kilometer mit dem Auto quer durch Bayern gereist - dazwischen hatte ich ja auch andere wichtige Termine, Treffen oder Interviews. Ich habe das sehr gerne gemacht, weil ich gesehen habe, was ich in den letzten 13 Jahren verpasst habe: Die Herzlichkeit der Menschen, Wärme, Dankbarkeit, aber auch Kritiker - aber das macht es aus (lacht). Und ich sage Ihnen eines: Ich hätte nicht gedacht, dass Bayern so groß und grün ist. Dieses Land ist einfach ein Geschenk. Aber soll ich Ihnen sagen, was mich am glücklichsten in den vergangenen Tagen gemacht hat?

db24: Ja, gerne…

Als ich am Freitagnachmittag auf das Trainingsgelände gegangen bin und eigentlich zunächst die Plätze anschauen wollte, stand vor dem Fanshop eine Nachwuchsmannschaft des TSV 1860. Ich habe ihnen gesagt, dass sie viel trainieren müssen, dass sie irgendwann in der ersten Mannschaft spielen. Ich liebe Kinder. Ich habe selbst fünf. Und weil ich dem Nachwuchs gerne eine Freude bereite, habe ich ihnen ein Geschenk gemacht und gesagt, sie dürfen aus dem Fanshop alles mitnehmen, was sie wollen…

db24: Danach sind Sie in die Geschäftsstelle hoch. Danach posteten Sie ein gemeinsames Bild mit Geschäftsführer Oliver Mueller: Wie war denn das Aufeinandertreffen?

Wir haben uns kurz ausgetauscht. Ich glaube, er hatte ein schlechtes Gewissen - so wirkte er zumindest auf mich.

db24: Sie meinen, weil er Ihnen untersagt hatte, die Geschäftsstelle für einen Fan-Sprechstunde zu benutzen?

Das war nicht besonders schlau von ihm. Ich gehe fest davon aus, dass Mueller das nicht freiwillig gemacht hat. Er hat sozusagen einen Auftrag vom e.V. ausgeführt. Er hat sich damit selbst in eine Bredouille gebracht, um mich auszugrenzen und mir das Gefühl zu geben, dass ich nicht in das Haus darf, das mir zu 60 Prozent gehört. Mueller muss überlegen, was er macht: Vor ein paar Wochen hat er eine Wahlveranstaltung von Pro1860 genehmigt. Darüber wird in jedem Fall noch zu reden sein. Das ist diese praktizierte Ungerechtigkeit, von der ich immer spreche. Aber ich weiß, dass Mueller nur das ausführende Organ ist. Hätte Müller den Auftrag nicht ausgeführt, würde ihm womöglich das selbe Schicksal wie Pfeifer drohen…

db24: Das sind schon verrückte Praktiken…

Schauen Sie! Ich habe menschlich nichts gegen die mit 50+1 eingesetzten Geschäftsführer, aber wenn ich dann höre, wie der e.V. die Fans für dumm verkauft, dann macht mich das wütend. Unser gemeinsames Unternehmen wird beschädigt. Nehmen wir das Beispiel Christian Werner. Ich wollte ihm als Sportchef eine Chance geben. Er wurde im Spätsommer 2023 aber dreimal vom e.V. abgelehnt. Als dann viel Zeit verstrichen ist, setzte ihn der e.V. plötzlich als Geschäftsführer ein. Es heißt immer wieder, HAM wollte Werner verhindern. Aber eigentlich dürfte Werner gar nicht bei uns arbeiten…

db24: Wieso das denn?

Werner ist nicht nur Geschäftsführer bei 1860, sondern gleichzeitig auch noch Lehrer in Baden-Württemberg. Nein, das ist keine Erfindung meinerseits. Finden Sie das normal? Eigentlich sollte Werner seine volle Kraft den Löwen widmen, aber er ist noch bis Mitte Juli zwei Tage die Woche gleichzeitig Lehrer. Der Fall Werner ist einmalig im deutschen Fußball! Geschäftsführer ist in Deutschland ein Fulltime-Job - und diese Rolle kann man nicht nebenbei machen. Die Verantwortung bei 1860 ist riesengroß. Das ist geschäftsschädigend. Deswegen sage ich Ihnen: Kein Präsident im deutschen Profifußball lässt so eine Konstellation zu, aber Reisinger ist für seine eigenwillligen Geschäfte bekannt. Es ist ein Beweis mehr, dass es ihm nicht um den maximalen Erfolg geht, sondern sich seine Leute zu züchten, nach dem Motto: Ich gebe dir den Job - und du machst das, was ich dir sage!

db24: Möglicherweise musste Geschäftsführer Marc Pfeifer genau deswegen gehen…

So ist es! Dass Pfeifer schnell wieder einen Job findet, das war mir bewusst. Dass ihn aber das Präsidium über die präsidiumsnahe Plattform sechzger.de falsch darstellt, als wolle Pfeifer nicht arbeiten, sondern lieber seinen Vertrag bei 1860 bis zum 30. Juni aussitzen, ist eine bodenlose Frechheit. Der Aufsichtsratsboss von Rot-Weiss Essen hat diese Fehlinformation von Reisinger schnell klargestellt. Diese Richtigstellung war wichtig, so sehen unsere Fans, dass es bei 1860 Menschen gibt, die sehr viel lügen.

db24: Zurück zur Mitgliederversammlung: Was machen Sie, wenn die Wahl nicht so ausgeht, wie Sie sich das wünschen?

Ich glaube fest daran, dass die Vernunft siegt! Wie lange wollen die Fans noch über die Dörfer fahren? Das Präsidium und der Verwaltungsrat bekam lange Zeit, es besser zu machen als ihre Vorgänger. Sie haben nichts gekonnt. Und falls die Mitglieder den aktuellen Kurs bestätigen, akzeptiere ich das. Das ist Demokratie. Aber klar ist auch: Ich werde jetzt nicht mehr nachgeben, bis 1860 wieder aufsteht…

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