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·24. Juni 2024

Die DFB-Elf nach der Gruppenphase: Ein Hallo-wach-Moment, den es gebraucht hat?

Artikelbild:Die DFB-Elf nach der Gruppenphase: Ein Hallo-wach-Moment, den es gebraucht hat?

Nach den überzeugenden Auftaktsiegen gegen Schottland und Ungarn musste die deutsche Mannschaft gegen die Schweiz den ersten kleinen Dämpfer hinnehmen. Doch die DFB-Elf belohnte sich spät – und zeigte eine Qualität, die im weiteren Turnierverlauf noch imminent wichtig werden kann.

DFB-Elf mit dem befürchteten Schlendrian

Da war es also: Dieses eine durchwachsene Gruppenspiel, das die deutsche Nationalmannschaft auch bei erfolgreichen Turnieren fast immer im Petto hat. Kroatien 2008, Serbien 2010, Ghana 2014, Polen 2016 – zumeist war es die zweite Partie, in der sich die DFB-Elf ganz besonders schwer tat. Gestern war es also das dritte Spiel, in dem die bisher so makellos durch die EM gekommene Nagelsmann-Elf einen ersten kleinen Reality-Check erhielt.


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Nach dem aberkannten Tor von Robert Andrich (17.) fiel das DFB-Team in ein zwischenzeitliches Leistungsloch und wurde vom starken Dan Ndoye prompt in Rückstand geschossen (28.). Infolgedessen rannte der Gastgeber über eine Stunde lang an und hatte dabei sichtbare Probleme mit der Schweizer Mannschaft, die von Trainer Murat Yakin exzellent eingestellt worden war.

Pressing und Rasen bereiten der DFB-Elf Probleme

„Die Schweiz ist ein unangenehmer Gegner“, erkannte auch Bundestrainer Julian Nagelsmann nach dem Spiel an. Und stellte die Leistung der Eidgenossen damit sogar noch etwas unter den Scheffel. Mit ihrem situativ sehr hohen Anlaufen stellte die „Nati“ die deutsche Mannschaft vor sichtbare Probleme und provozierte Ballgewinn um Ballgewinn.

Insgesamt acht Pässe fingen die Schweizer Balljäger ab und eroberten darüber hinaus noch ganze 52 Mal das Spielgerät zurück. Es war daher auch kein Zufall, dass sowohl das Führungstor als auch das wegen abseits aberkannte 2:0 von Ruben Vargas (84.) nach Ballgewinnen in der deutschen Hälfte fielen. Die DFB-Akteure wirkten teilweise fahrig, das gegen Schottland und Ungarn noch so hervorragend funktionierende Kurzpassspiel war nur in wenigen Phasen von Erfolg gekrönt.

Artikelbild:Die DFB-Elf nach der Gruppenphase: Ein Hallo-wach-Moment, den es gebraucht hat?

(Photo by Stu Forster/Getty Images)

Hat der schon vor der Partie viel kritisierte Frankfurter Rasen daran seinen Anteil? „Du hast keinen Halt auf dem Platz“, bemängelte Nagelsmann schon vor dem Anpfiff. Und tatsächlich: Insbesondere die Edeltechniker Florian Wirtz und Jamal Musiala hatten mit dem Geläuf zu knabbern. Vor allem Wirtz konnte seine Extraklasse am Ball nur selten ausspielen und befindet sich seit dem Schottland-Spiel so ein wenig auf Formsuche.

Auch die Pässe der deutschen Mannschaft holperten oft über den Rasen und besaßen dadurch oft nicht die nötige Schärfe. Doch die Schwierigkeiten des DFB-Teams nur an der Spielfläche festzumachen, würde deutlich zu kurz greifen. Erstmals in diese Turnier wurde der viermalige Weltmeister mit einer hoch anlaufenden Mannschaft konfrontiert, die Toni Kroos und Co. mit ihrer physischen Gangart das Leben schwer machte. Insbesondere Breel Embolo bereitete der deutschen Innenverteidigung um Antonio Rüdiger und Jonathan Tah einen unruhigen Abend. Auch die Konterabsicherung stellte wieder einmal eine Problemzone dar. Nagelsmann wird, auch wegen der Gelbsperre von Jonathan Tah, vor dem Achtelfinale an ein paar Stellschrauben drehen müssen. Denn egal, ob Deutschland auf Dänemark, Serbien oder Slowenien treffen wird – alle Nationen werden den gestrigen Schweizer Auftritt genauestens analysiert haben.

Füllkrugs später Ausgleich – Eine Initialzündung?

Nichtsdestotrotz gibt es aus deutscher Sicht keinen Grund, jetzt in einen Zustand der Panik zu verfallen. Trotz aller Widrigkeiten zeigte die DFB-Elf ein ordentliches Spiel und tat eigentlich auch genug, um dieses zu gewinnen. Eine Torschussbilanz von 18:4 und ein xG-Wert von 1,54:0,6 sprechen da eine klare Sprache. Auch die Schiedsrichterleistung fiel in einigen Situationen zumindest nicht zugunsten der deutschen Mannschaft aus. Das Klammern von Silvan Widmer gegen Maximilian Beier (70.) hätte zwingend mit einem Strafstoß geahndet werden müssen.

So jedoch musste die Nagelsmann-Truppe bis zur letzten Minute um ihr Glück kämpfen. Niclas Füllkrug besorgte den späten Ausgleich (90.+2) und verwandelte die Frankfurter Arena in einen tobenden Hexenkessel. Wie viel der deutschen Mannschaft dieser Treffer bedeutete, war auch anhand des euphorischen Jubels abzulesen.

Artikelbild:Die DFB-Elf nach der Gruppenphase: Ein Hallo-wach-Moment, den es gebraucht hat?

(Photo by JAVIER SORIANO/AFP via Getty Images)

„Ich glaube, dass man solche Spiele auch braucht. Das kann noch einmal Kräfte bringen. Das hat der Moral sehr, sehr gut getan“, sagte der sichtlich erleichterte Kapitän Ilkay Gündogan nach Spielende. Und tatsächlich kann die lange Phase des Rückstandes inklusive des späten Ausgleichtreffers im weiteren Turnierverlauf von imminent wichtiger Bedeutung sein. In einer bislang sehr reibungslosen Vorrunde sah sich die DFB-Auswahl erstmals mit hartnäckigem Widerstand konfrontiert und zeigte darauf hin, dass sie auch mit Rückschlägen umgehen kann. Im Hinblick auf die bevorstehende K.o.-Runde könnte die gestrige Partie daher ein guter Testlauf gewesen sein. „Matchwinner“ Füllkrug fügte nach Abpfiff hinzu: „Das war ein schöner Moment für uns als Team, das kann schon entscheidend sein. Das verändert die Situation.“

Der zweite Anzug sitzt

Mindestens genau so entscheidend war es auch, dass wieder mal die Joker stachen. Nico Schlotterbeck überzeugte nach seiner Einwechslung, wie schon im Test gegen Griechenland, mit Zweikampfstärke und progressivem Spielaufbau. Der Dortmunder dürfte im Achtelfinale für Jonathan Tah in die Startelf rücken. David Raum belebte das deutsche Spiel auf der linken Seite merklich und bereitete den Ausgleich mit einer hervorragenden Flanke vor. Nicht ausgeschlossen, dass Nagelsmann einen Wechsel auf der linken Defensivposition zumindest in Erwägung zieht.

Auch die Offensiv-Joker stachen. Die Rufe nach einem Startelfeinsatz Füllkrugs dürften nach dessen Tor nicht leiser geworden sein. An die Box-Präsenz und die Kopfballstärke des Stürmers kommt ein Kai Havertz, trotz großen Fortschritten in diesen Bereichen, einfach nicht heran. Beier leistete durch seinen (fast) herausgeholten Elfmeter ebenfalls seinen Beitrag, lediglich Leroy Sane fiel nach seiner Einwechslung erneut etwas ab. „Nicht nur ich – alle Joker haben gut funktioniert. Die Flanke kam perfekt“, stellte Füllkrug daher nochmal in aller Deutlichkeit klar.

Das Remis gegen starke Schweizer könnte für die deutsche Nationalmannschaft also ein Hallo-wach-Moment zum richtigen Zeitpunkt gewesen sein. Erstmals bei der Heim-Europameisterschaft wurde die DFB-Elf vor eine richtige Prüfung gestellt – und bestand diese. Zwar schleppend und erst auf den letzten Metern, doch gerade diese Tatsachen könnten vor dem Beginn der K.o.-Runde einen Moment der Initialzündung ausgelöst haben.

(Photo by JAVIER SORIANO/AFP via Getty Images)

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