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·5. August 2025

Causa Marius Wörl: Leistung statt Fanbrille

Artikelbild:Causa Marius Wörl: Leistung statt Fanbrille

Nach dem souveränen Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern ist die Stimmung im Umfeld von Hannover 96 exzellent. Cheftrainer Christian Titz hat seinen hohen Stellenwert innerhalb der Liga unterstrichen, indem er zahlreiche Neuzugänge binnen kürzester Zeit zu einer funktionierenden Einheit geformt hat. Zu diesen „Neuzugängen“ zählt auch Leih-Rückkehrer Marius Wörl. Sein erster Einsatz im Dress der Profis wurde von vielen Fans sehnlichst erwartet – doch kommt es überhaupt noch dazu?

Marius Wörl hat bei Arminia Bielefeld die Saison seines bisherigen Fußballerlebens gespielt – und das mit gerade einmal 21 Jahren. Bei den Ostwestfalen übernahm er schnell Verantwortung, entwickelte sich zum zentralen Element im Spielaufbau und war trotz seines jungen Alters ein absoluter Führungsspieler. In 37 Drittliga-Partien kam er auf sechs Treffer und zwei Vorlagen. Besonders glänzte er im DFB-Pokal: Sechs Scorerpunkte in sechs Spielen (3 Tore, 3 Vorlagen), darunter der wichtige Ausgleich gegen Bayer Leverkusen sowie ein sensationeller Einzug ins Pokalfinale.

Die Enttäuschung der Arminen war entsprechend groß, als bekannt wurde, dass Marcus Mann Wörl zurück an den Maschsee holt. Die Erwartungshaltung in Hannover dafür umso größer. Aus meiner Sicht muss man seine Entwicklung in Bielefeld gar nicht tief analysieren: Die Leistungskurve ging steil nach oben, erfolgreicher hätte ein Leihgeschäft kaum verlaufen können.


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Wurde Wörl sportlich überflügelt?

Zweikampfverhalten, Timing, Ballführung und Abschlussstärke – all das spricht für Wörl. Eigentlich. Denn im ersten Saisonspiel verzichtete Titz auf den Mittelfeldspieler. Stattdessen kam er bei der U23 zum Einsatz. In der finalen Phase der Saisonvorbereitung fehlte Wörl mehrere Tage krankheitsbedingt – gut möglich, dass das ausschlaggebend für die Entscheidung des Trainers war.

Gleichzeitig ist es aber ebenso denkbar, dass Wörl im Laufe der Vorbereitung sportlich überflügelt wurde. Und – so hart es klingt – an dieser Stelle muss man die Fanbrille absetzen und das Leistungsprinzip betonen. Hannover 96 hat mit Wannis Taïbi einen Spielertypen verpflichtet, der in seiner Entwicklung meiner Meinung nach bereits den entscheidenden Schritt weiter ist.

Das Mannschaftsspiel des Franzosen ist beachtlich. In der abgelaufenen Spielzeit kam er auf durchschnittlich 1,34 Schlüsselpässe pro Partie. Seine Passquote (80,2 Prozent bei 1.012 gespielten Pässen) wird dem Aufbauspiel unter Titz zusätzliche Stabilität verleihen. Auch bei Steilpässen schneidet Taïbi überdurchschnittlich gut ab – eine Erfolgsquote von 50,7 Prozent passt hervorragend zum schnellen Umschaltspiel, das Hannover praktiziert.

Zudem wurde mit Aseko ein Rohdiamant geformt. Sein Treffer gegen Kaiserslautern war die logische Belohnung für eine starke Entwicklung. Nach seiner Einwechslung belebte er das gesamte Spiel, seine Bewegungsabläufe waren eine Augenweide. Bereits in der Vorbereitung sowie in den wenigen Minuten zum Ligaauftakt überzeugte er mit Stellungsspiel, Dynamik und Robustheit. Nach allem, was ich bislang gesehen habe, sehe ich auch ihn aktuell vor Wörl. Mein Take: Hätte Stefan Leitl schon vergangene Saison auf Aseko gesetzt, wäre der Wunsch nach Wörl heute womöglich gar nicht so laut.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin Fan von Marius Wörl und war von seinen Leistungen in Bielefeld schlicht begeistert. Ich wünsche mir sehr, dass er die Chance auf den Dreikampf erhält und sich womöglich durchsetzt. Gleichzeitig ist es aber auch verständlich, sollte sich Wörl nicht mit einem Platz auf der Bank zufriedengeben wollen.

Am Ende zählt bei einem ambitionierten Zweitligisten das Leistungsprinzip. Und genau das ist es, was sportlichen Erfolg ausmacht – auch wenn es manchmal bedeutet, die Fanbrille abzulegen.

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