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·15 de dezembro de 2024
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Humorlos gewinnt der Nordklub auch das Topspiel auf St. Pauli. So langsam darf man an der Weser wieder von Europa träumen
Fans, die die 2000er aktiv miterlebt haben, verbanden mit Werder Bremen die pure Offensive. Das Motto unter Trainerlegende Thomas Schaaf war häufig: Lieber 4:4 Remis spielen als 1:0 gewinnen. Diese für Werder-Fans wunderbare Zeiten sind längst vorbei. Doch jetzt, unter Ole Werner, kratzt Werder Bremen wieder an den europäischen Plätzen. Das 2:0 beim FC St. Pauli im Bundesliga-Topspiel war ein ungemein wichtiger Sieg für die Grün-Weißen. Bremen steht nach 14 Spielen bei sehr ordentlichen 22 Punkten. So gut waren sie zuletzt 2009. Doch abgesehen von der Punkteausbeute erinnert nichts an diese Zeiten. Das neue Werder spielt nicht begeisternd, es nimmt allen anderen die Begeisterung.
Werner erinnert vielleicht mit seinem norddeutschen Gemüt an Schaaf, aber er lässt einen völlig anderen Fußball spielen. Die stabile Defensive in der Dreierkette ist die Basis für Werders solides Auftreten. Entsprechend sind die Spiele mit grün-weißer Beteiligung wahrlich keine Feinkost. Wer bei den Pflichtsiegen in Bochum und jetzt auf St. Pauli eine Masse an Torchancen erwartete, wurde bitter enttäuscht. Das einzige Feuerwerk veranstalten gestern die Fans auf den Rängen. Werner erwartet schnörkellosen, stringenten Fußball ohne große Expermimente.
Gegen St. Paulis starke Defensive verlangte er vorm Spiel bei Sky den schnellen Ball hinter die Ketten. Beide Tore entstanden exakt nach den Vorstellungen des Trainers. Um uns nicht falsch zu verstehen: Ole Werner ist beileibe kein Trainer, der nur bolzen lassen will. Sein Torwart, Hendrik Zetterer, bekam vor einem Jahr den Vorzug vor Routinier Jiri Pavlenka, weil er besser mit dem Ball am Fuß ist. Zetterers Abschlag vor dem 2:0 war ein Traumpass, wie ihn David Beckham nicht besser hätte spielen können.
Werder Bremen ist nicht bekannt für große Töne im Erfolg. Auch nach diesem Sieg wird kein Verantwortlicher durchdrehen und von der Europa League faseln. Clemens Fritz und Peter Niemeyer werden auch weiterhin betonen, dass erstmal der Abstieg vermieden werden muss. Aber so gering müssen die Ansprüche nicht sein. Die Mannschaft überzeugt durch Konstanz, nicht durch einzelne Gala-Auftritte. Leistungsträger wie Jens Stage, Marco Friedl und Mitchell Weiser machen jede Woche ihren Job. Schwere Fehler und schwache Auftritte wie in Mönchengladbach werden von Trainer wie Spieler quasi mit Abpfiff erkannt und klar angesprochen. Seit diesem Spiel holte Werder zehn Punkte aus fünf Spielen. In einer Liga, in der viele Verantwortliche am Mikrofon ihre Saison schönreden, ist Werder die wohltuende Abwechslung. „Nicht lang schnacken“ nennt man diese Haltung im Norden. Führt diese Haltung den Club wieder nach Europa?
Es wird schwer, denn Bremen kämpft mit begrenzten Mitteln. Im Fever-Pitch Podcast erwähnte Werder-Experte Tobias Escher völlig zurecht, dass Mainz, Augsburg und Freiburg finanziell mittlerweile besser dastehen als die Hansestädter. Die Misswirtschaft der 2010er-Jahre, die Pandemie und der Abstieg 2021 ließen den Klub extrem leiden. Teure Verkäufe wie der von Niclas Füllkrug (17 Millionen Euro) entstanden mehr zufällig als strategisch. Ein totales Missverständnis wie Königstransfer Naby Keita tut dann doppelt weh. Keita war ständig verletzt und wurde dann aus disziplinarischen Gründen aus der Profimannschaft ausgeschlossen. Nun ist er an Ferencvaros Budapest verliehen. Andere Teams hätten sich von so einem Theater vielleicht verunsichern lassen. Nicht so Werder. Kapitän Friedl unterstützte bemerkenswert offen die Entscheidung von Peter Niemeyer. Auf Keitas Position entpuppt sich Stage mittlerweile zu einem echten Torjäger. Er ist kein Künstler wie früher Diego, aber seine Torquote ist nicht unbedingt schlechter. Sechs Treffer erzielte der Däne in zehn Spielen. Unter den Mittelfeldspielern der Bundesliga liegt er damit auf Platz Zwei. Nur ein gewisser Jamal Musiala traf acht Mal.
Für Werder geht es im letzten Spiel vor Weihnachten zuhause gegen Union Berlin. Ein echter Lackmustest für Werder, da sie als leichter Favorit in das Spiel gehen. Gewinnen sie auch dort, können sich die Ansprüche so langsam der Tabelle anpassen. Und seien wir doch ehrlich: In einer Liga mit Heidenheim, Hoffenheim und Wolfsburg darf ein Verein wie Werder nicht die graue Maus der Liga sein.
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