FC St. Pauli vs. SV Werder Bremen 0:2 – An der Grenze angekommen | OneFootball

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·15 de dezembro de 2024

FC St. Pauli vs. SV Werder Bremen 0:2 – An der Grenze angekommen

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Leider verdient verliert der FC St. Pauli das Heimspiel gegen den effizienten SV Werder Bremen, weil taktische Probleme spät und fehlende geistige Frische gar nicht in den Griff bekommen wurden.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Fast bin ich geneigt zu sagen: Immerhin muss sich der FC St. Pauli dieses Mal nicht darüber ärgern sich für eine gute Leistung nicht belohnt zu haben. Anders als in vielen Spielen in dieser Saison zuvor hat man nämlich verdient verloren. Aber das ist natürlich totaler Quark, denn verloren ist verloren, null Punkte sind null Punkte, scheiße ist scheiße – egal, ob verdient oder nicht.


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Die Aufstellung

Wie erwartet stand Danel Sinani anstelle des gesperrten Morgan Guilavogui in der Startelf. Den freien Kaderplatz besetzte Romeo Aigbekaen, ein extrem schneller Spieler, der diese Saison in der U23 des FC St. Pauli bereits sechs Treffer erzielte.Beim SV Werder Bremen gab es ebenfalls nur eine Veränderung in der Startelf im Vergleich zum letzten Spiel: Marco Grüll ersetzte den verletzten Justin Njimnah in der Offensive.

Der SV Werder Bremen startete in einer Art 3-4-3, veränderte diese Formation relativ schnell in ein 3-5-2 und war taktisch insgesamt extrem flexibel. Der FC St. Pauli begann im gewohnten 3-4-3, änderte diese Formation aber zur zweiten Halbzeit in ein 4-3-3 und zeigte allgemein einige neue taktische Elemente.

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Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli vs. SV Werder Bremen FCSP: Vasilj – Wahl, Smith, Nemeth – Saliakas, Irvine, Boukhalfa, Treu – Sinani, Eggestein, Afolayan SVW: Zetterer – Stark, Friedl, Jung – Weiser, Stage, Lynen, Schmid, Köhn – Ducksch, Grüll

FC St. Pauli defensiv in Unterzahl und offensiv zahnlos

Der SV Werder Bremen agierte am Millerntor zu Spielbeginn in einem 3-4-3 mit Romano Schmid als offensiven Außenbahnspieler. Zumindest hatte ich mir das zu Spielbeginn notiert. Doch die Bremer verhielten sich im Spielaufbau sehr flexibel und das hat zu großen Teilen mit der Position von Schmid zu tun. In den ersten Minuten nach Anpfiff sah man Schmid oft zusammen mit Marco Grüll und Marvin Ducksch in vorderster Reihe positioniert. Das änderte sich aber relativ schnell – und damit begannen die Probleme für den FC St. Pauli.

Doppelsechs vs. 3

SVW-Trainer Ole Werner erklärte nach Abpfiff, dass man im Spiel relativ schnell gesehen habe, dass man eine numerische Überzahl im Mittelfeld generieren kann, weil „St. Paulis Innenverteidiger die Gegenspieler nicht so weit verfolgen. Deswegen haben wir versucht beide Achter ein bisschen flacher zu nehmen.“ Gegen die beiden Bremer Mittelfeldspieler Jens Stage und Senne Lynen agierten Carlo Boukhalfa und Jackson Irvine mannorientiert. Durch die flachere Positionierung von Schmid im Aufbau konnten die Bremer diese Mannorientierung vor Probleme stellen, weil Schmid von den FCSP-Innenverteidigern nicht so weit verfolgt wurde. Werder hatte somit eine Überzahl im Mittelfeld, die vom FC St. Pauli im 5-2-3-Defensivverbund nur mit großem Aufwand ausgeglichen werden konnte.

Es war ganz sicher nicht nur aufgrund dieser spieltaktischen Problemtatik, dass dem FC St. Pauli oft der Zugriff auf die Spieler des SV Werder Bremen fehlte. Aber dieses Problem war eines, welches auch dazu führte, dass der FCSP gezwungen war jederzeit extrem konzentriert zu sein und mehr Laufarbeit zu leisten, um die Unterzahl auszugleichen. Werder Bremen war zwar anzumerken, dass sie als Team im Spielaufbau extrem gefestigt sind in den Abläufen. Aber das Bremer Aufbauspiel war auch keineswegs so hochklassig, dass man es nicht verteidigt bekam, trotz der Unterzahl im Zentrum.

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Positionierung Aufbauspiel SV Werder Bremen

In Ballbesitz agierte der SV Werder Bremen nach kurzer Zeit im Spiel gegen den FC St. Pauli mit zwei eher flachen Achtern und einem Sechser, anstatt höherstehenden Achtern. Da die Innenverteidiger des FC St. Pauli die fallende Bewegung von Romano Schmid nicht mitgingen, konnte Bremen im zentralen Mittelfeld eine Überzahl erzeugen. Erst durch eine tiefgreifende taktische Umstellung der Formation auf ein 4-3-3, konnte der FCSP die Unterzahl im Zentrum egalisieren.

St. Pauli zeigt neue „alte“ Muster

Denn trotz dieser Problematik, die der FC St. Pauli gegen den Ball dauerhaft lösen musste, hatte Bremen eigentlich so gut wie keine Torgefahr erzeugen können. Vielmehr war der FCSP in den ersten 20 Minuten dem Bremer Tor sogar etwas näher. Im Spielaufbau zeigte das Team von Blessin dabei einige neue Elemente. Danel Sinani agierte zwar nominell auf der rechten offensiven Außenbahn, spielte aber konsequent im offensiven Halbraum. Manos Saliakas sollte – wie im Vorbericht vermutet – die rechte Offensivseite besetzen. Konjunktiv, scheiße. Blessin erklärte später, dass Saliakas Probleme hatte „die Höhe zu finden.“ Die rechte Seite des FCSP blieb jedenfalls lange Zeit ziemlich zahnlos.

Frühe Gelbe Karten für Bremen verändern Spielweise

Auf der anderen Seite hielt Dapo Afolayan seine Außenbahn – und über diese Seite konnte der FC St. Pauli auch einige Male durchbrechen. Hier war zu merken, dass die Bremer Defensive alles andere als sattelfest ist, besonders dann, wenn der Gegner die Tiefe bespielt. Der FCSP legte es auf dieser Seite genau darauf an, Afolayan wurde etliche Male mit langen Pässen in die Tiefe geschickt. Blessin erklärte später, dass man dieses taktische Element umso energischer wählte, weil die SVW-Innenverteidiger Friedl und Stark bereits relativ früh mit Gelb verwarnt wurden und in direkte Duelle mit Afolayan gezwungen werden sollten.

Ein weiteres neues taktisches Element des FC St. Pauli war die Rolle von Philipp Treu. Wobei das so neu nicht war. Treu rückte bei eigenem Ballbesitz immer wieder in den linken defensiven Halbraum und agierte somit zusammen mit Eric Smith auf der Doppelsechs. Blessin erklärte später, dass man über Treu in die Verlagerungen kommen wollte, im besten Fall initiiert durch Sinani. Durch diese Positionierung konnten Jackson Irvine und Carlo Boukhalfa ihre Positionen auflösen. Irvine zog es öfter nach rechts raus, wo er zusammen mit Sinani Überzahl-Situationen erzeugen sollte. Boukhalfa sollte gar ganz nach vorne schieben und neben Johannes Eggestein als zweite Spitze agieren. Gerade die Bewegung von Boukhalfa war aber nicht immer gegeben, sodass er sich mit Treu im Mittelfeldzentrum einige Male auf den Füßen stand, was für das Offensivspiel alles andere als förderlich gewesen ist.

Köhn besorgt mit ersten SVW-Torschuss die Führung

Zurück zum taktischen Verhalten von Werder Bremen: Ganz plakativ war das Bremer Führungstor leider genau so eine Situation, die die Bremer mit ihrer fixen in-game-Anpassung auch erzeugen wollten. Auf der rechten Seite kombinierten sie sich nach vorne, Jens Stage schob von der rechten Achterposition weiter nach vorne und zwang so Eric Smith dazu rauszuschieben. Zwar betonte Blessin später, dass Smith diese Situation auch anders hätte verteidigen können, doch in der Dynamik machte Stage auch einfach eine sehr gute Bewegung, hatte aus dem Mittelfeld kommend einen dynamischen Vorteil gegenüber Smith. Mit einer starken Ballannahme zog Stage an Smith vorbei, spielte den Ball auf die linke Seite zum völlig blanken Derrick Köhn, von dem sowohl Saliakas als auch Sinani schmerzhaft weit entfernt standen. Bitter: Dieser Schuss von Köhn zum 1:0 war der erste Bremer Torschuss.

Vielleicht war es das Gegentor, vielleicht die taktische Umstellung der Bremer, aber auf jeden Fall hatte der FC St. Pauli nach dem 0:1 große Probleme zu seinem Spiel zu finden. Das dürfte auch daran gelegen haben, dass in einigen Zonen der Zugriff fehlte, aber trotz der numerischen Überzahl im Mittelfeldzentrum, gelang Werder Bremen offensiv relativ wenig. Blessin sprach nach Abpfiff davon, dass er bei in den ersten 60 Minuten auch eine gewisse „Galligkeit auf zweite Bälle“ seiner Spieler vermisst habe. Zudem habe sein Team immer wieder in „rote Zonen hineingespielt“ – also genau dahin, wo Bremen guten Zugriff hatte – und so immer wieder leichtfertig Bälle verlor. Erst kurz vor der Halbzeitpause gab es überhaupt wieder Torschüsse, auf beiden Seiten. Das Spielniveau war ziemlich dürftig.

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FC St. Pauli kommt an seine Grenzen

Zur zweiten Halbzeit gab es dann eine ziemlich tiefgreifende Umstellung beim FC St. Pauli: Eric Smith agierte nun auch gegen den Ball auf der Sechser-Position, das Team fortan in einem 4-3-3. Diese Umstellung war eine klare Reaktion auf die numerische Unterzahl des FCSP in der ersten Halbzeit. Nun gab es mit Smith und Irvine zwei Spieler, die direkt den Bremer Achtern zugeordnet waren, Boukhalfa agierte fortan konsequent offensiver, schob auf den gegnerischen Sechser. Mit dieser Umstellung hatten die Bremer ein paar Probleme. Ole Werner erklärte später, dass man rund eine Viertelstunde gebraucht habe, um sich daran anzupassen, was unter anderem mit einem Positionswechsel von Stage und Schmid beinhaltete.

Verhaltenweise wie bei Fünferkette, leider zu Viert

Doch auch der FC St. Pauli hatte mit dieser Umstellung ein Problem. Sie war ein Mitgrund, warum es wenige Minuten nach Wiederanpfiff 0:2 stand. Ein schneller Abstoß von SVW-Torwart Zetterer landete auf der linken Seite des FCSP, der insgesamt ziemlich offensiv positioniert war. Dort hatte Mitchell Weiser zu viel Platz und flankte den Ball in den Lauf von Ducksch. Der ehemalige FCSP-Stürmer war völlig blank im Zentrum, weil die Innenverteidigung des FC St. Pauli zu weit auf die linke Seite schob – und hatte keine Probleme mit dem vierten Bremer Torschuss für den zweiten Treffer zu sorgen. Brutal effizient.

Die Fehlerkette des FC St. Pauli vor diesem Gegentreffer ist dabei vielfältig. Unter anderem basiert sie darauf, dass sich alle so verhalten haben, als wenn man mit einer Fünferkette agiert, was ja aber nicht mehr der Fall gewesen ist. Denn die Spieler schoben sehr weit auf eine Seite anstatt die Tiefe zu sichern, zudem fehlte Saliakas im Defensivverbund, weil dieser kurz zuvor viel weiter vorne agierte. Klar, einen solchen Konter kann man sich auch fangen, wenn man mit einer Fünferkette spielt, denn auch da kann man den Fehler machen nicht die Tiefe zu sichern. Doch mit einem Innenverteidiger weniger auf dem Platz, wird dieses Verhalten umso wichtiger – und das Problem größer, wenn es nicht passiert.

Unterbrechung durch Pyro-Rauch

Vor dem 0:2 gab es eine längere Unterbrechung aufgrund nicht abziehendem Pyrorauchs. Angesprochen darauf, ob diese ungewollte Unterbrechung zu Problemen führte, erklärte Blessin, dass das natürlich der Fall gewesen sei (wie auch Ole Werner). Ist auch logisch, weil Fußballteams schon sehr genau die Belastung steuern und kontrollieren wollen. Vielleicht ist sie besonders blöd, wenn man sich einiges vornimmt für die zweite Halbzeit und diese dann, ehe sie richtig gestartet ist, wieder unterbrochen wird (zumal die Bremer dann bereits die taktische Anpassung des FC St. Pauli erkannt haben dürften). Wichtig hierbei, weil es in einigen Medien bereits mit einer anderen Tonalität geschrieben steht: Alexander Blessin nannte die Unterbrechung „ungünstig“, hat aber erklärt, dass sie keinesfalls als Ausrede für die eigene Leistung dienen kann.

Sowieso wurde die Leistung des FC St. Pauli eher etwas besser nach der Unterbrechung: Nach dem 0:2 zog sich Werder Bremen tiefer zurück, schob teilweise deutlich weniger vor in den Offensivbewegungen. Warum auch, mit einer Zwei-Tore-Führung im Rücken? Der FC St. Pauli hatte also mehr vom Spiel, Blessin erklärte, dass sein Team in den letzten 30 Minuten auch „galliger“ gewesen sei. Doch es fehlte einiges, um wirklich gefährlich zu werden. Zwar kam der FCSP gut ins letzte Drittel der Bremer, doch dort angekommen, mangelte es an Torgefahr. Von 15 Torschussversuchen feuerte der FCSP zehn außerhalb des Strafraums ab, von 19 Flanken kamen gerade einmal drei beim Mitspieler an. Angesprochen auf die Probleme im letzten Drittel sprach Blessin nach Abpfiff davon, dass zu oft falsche Entscheidungen getroffen und (Abspiel-)Momente verpasst wurden, was generell auch Ausdruck einer zu geringen Handlungsschnelligkeit ist. Werder Bremen hingegen dürfte sich für die eigene Effizienz feiern, haben sie doch aus relativ wenig (acht Torschüsse, zwei davon in der Nachspielzeit) ziemlich viel herausgeholt.

Wille ist da, doch es fehlt etwas beim FC St. Pauli

Seien wir mal ehrlich, auch wenn es wehtut: Dem FC St. Pauli ist die Bereitschaft nicht abzusprechen. Im Gegenteil: 124 gelaufene Kilometer sprechen da eine andere Sprache. Aber die von Blessin angesprochene „fehlende Galligkeit auf zweite Bälle“ ist so ein weicher Faktor, der in diesem Spiel eine sehr große Rolle gespielt haben dürfte, ebenso wie die fehlende „geistige Frische“, die der Trainer ansprach. Das der sichtbar müder werdende Dapo Afolayan in dieser Partie durchspielte, sagt eigentlich alles aus, was man wissen muss. Das der FCSP sonst (abgesehen von Johannes Eggestein) vorne nur mit Spielern agierte, die allesamt in der Vorsaison nur eine kleine, teilweise sogar gar keine Rolle gespielt haben, macht das Bild komplett.

Die Niederlage gegen Werder Bremen ist ein erheblicher Dämpfer. Dieses Gefühl haben nicht nur viele Fans, sondern war auch allen Spielern und dem Cheftrainer nach Abpfiff deutlich anzumerken. Der FC St. Pauli muss nun noch zum schweren Auswärtsspiel nach Stuttgart. Denkt euch bitte die Betonung auf „muss“ im letzten Satz. Ich würde lügen, wenn ich schreibe, dass ich mich gerade jetzt auf dieses Spiel freue und nicht für ein Vorziehen der Winterpause bin. Das sieht hoffentlich zu Wochenbeginn wieder anders aus. Doch was in den Vorwochen mit großem (körperlichen) Aufwand kaschiert werden konnte, wurde gegen Werder Bremen deutlich: Der FC St. Pauli pfeift auf dem letzten Loch, ist an seine Grenzen gekommen.

Immer weiter vor!// Tim

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