Nur die Raute
·02 de setembro de 2025
HSV chancenlos gegen St. Pauli: 3 Gründe für die bittere Derbypleite!

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·02 de setembro de 2025
Nach dem 0:2 im Stadtderby herrschen erste Anzeichen von Frust und Verunsicherung im HSV-Umfeld vor. Aber was lief im Spiel gegen den Rivalen eigentlich schief? Es gibt drei Erklärungsansätze.
Cheftrainer Merlin Polzin besaß in den ersten zwei Spielen zwei Probleme in der Auswahl seiner Startelf:
1. Es waren noch nicht alle benötigten Neuzugänge da.
2. Seine offensiven Topspieler gingen angeschlagen in die Saison.
Das sind beides keine Dinge, die aus Pech entstehen. Bei den Neuzugängen wurde sich darauf geeinigt, lieber spät tätig zu werden, als frühzeitig Spieler zu verpflichten, von denen man nicht zu 100% überzeugt ist.
Diese Art zu handeln bedeutete für Polzin und sein Trainerteam jedoch, dass sie im Spiel gegen Gladbach und im Stadtderby auf Spieler in Rollen zurückgreifen mussten, die für sie nicht wirklich geeignet waren.
So war es sehr auffällig, dass sich Nicolai Remberg sehr viel tief fallen ließ, um als weitere Anspielstation im Aufbau zu fungieren. Doch diese Aufgabe liegt dem Mittelfeld-Abräumer nur bedingt. Das Problem: Lässt Polzin für den kombinationsstärkeren Meffert auf der Bank, fehlt dem HSV die nötige Intensität gegen den Ball.
Genauso darf man sich fragen, ob nicht auch der Tiefgang von Rayan Philippe helfen könnte. Hier herrscht aber dasselbe Thema der fehlenden Profile vor: Emir Sahiti wird momentan in der Startelf bevorzugt, weil er mit seiner Ballsicherheit und seinen schnellen Bewegungen auch zwischen den Linien als Verbindungsspieler agieren kann. Dadurch, dass der HSV lange keinen offensiv denkenden Mittelfeldspieler verpflichtet hatte, war Polzin mehr oder weniger dazu gezwungen Sahiti aufzustellen, um zumindest ein Mindestmaß Ballsicherheit ins Zentrum zu bekommen. So fehlte den Rothosen aber der Tiefgang in letzter Reihe. Ransford Königsdörffer konnte dieses Problem nicht im Alleingang auffangen.
Und auch der 2. oben genannte Punkt ist nicht von der Hand zu weisen: Man kann in diesem Fall natürlich dafür argumentieren, dass Teams nicht von einzelnen Spielern abhängig sein sollten. Doch in der jüngeren Vergangenheit waren gerade Aufsteiger häufig darauf angewiesen, dass Einzelspieler in den entscheidenden Momenten ihre Genialität zeigen. Wenn aber mit Jean-Luc Dompé und Yussuf Poulsen die zwei besten Offensivspieler angeschlagen auf der Bank sitzen, wird es äußerst schwer, gleichwertige Qualität zu bekommen.
Foto: Getty Images
Gegen den FC St. Pauli spielte der HSV wiederholt mit der Kombination aus Daniel Elfadli als zentralen Innenverteidiger sowie Nicolai Remberg und Nicolas Capaldo im zentralen Mittelfeld. Was gegen den Ball maximale Intensität und Physis verspricht, wird mit dem Ball allerdings zu einfallslos. Denn: Alle drei Spieler definieren sich vorrangig über ihre Defensivarbeit. Insbesondere Elfadli und Remberg zeigten häufig, dass sie zwar solide Anlagen als Ballschlepper besitzen. Passstarke Spielmacher sind sie aber beileibe nicht.
Daher war es etwas unverständlich, dass ausgerechnet diese beiden Spieler das eigene Zentrum besetzten. Der HSV agierte wieder mit der einstudierten Dreierkette aus Innenverteidigern, dicht davor spielte Remberg als tiefer 6er. Der Neuzugang bewegte sich phasenweise so tief, dass er neben Elfadli in die letzte Linie rutschte. So ergab sich eine flache Viererkette. Es war also kein Zufall, dass man häufig Probleme hatte, den Ball konstruktiv in die gegnerische Hälfte zu tragen.
So lag die gesamte Verantwortung auf Warmed Omari, der seine Sache erneut ordentlich machte, und auf Jordan Torunarigha, der abgesehen von seinen Slapstick-Ausrutschern vor allem im ersten Durchgang sehr gute Ansätze in der Ballprogression zeigte. Immer wieder wählte er den mutigen Pass in die letzte Kette, wo die Anschlussaktion komplett verpuffte. Diese Eindimensionalität im eigenen Spiel machte es dem Kiezclub letztlich zu einfach, den Druck auf den Spielaufbau des HSV nur situativ zu erhöhen. Das Problem: Zu wenig Bewegung, zu wenig Ballsicherheit, zu wenig Passtempo.
Dabei fehlte es dem HSV insbesondere am nötigen Tempo. Das gilt sowohl mit als auch ohne Ball. Zudem suchte man mit Ausnahme von Ransford Königsdörffer vergeblich nach Spielern, die den direkten Weg in die Tiefe wählten. Mit Alexander Røssing-Lelesiit und Giorgi Gocholeishvili hätte der HSV noch zwei weitere Spieler für Tiefenläufe gehabt. Doch diese waren mehr damit beschäftigt, sich in Positionen zu begeben, um überhaupt einen Pass zu erhalten. Zu häufig wurden die Bälle verschleppt und nicht schnell genug verlagert.
Als Resultat waren Røssing-Lelesiit und Gocholeishvili die beiden Spieler mit den wenigsten Ballaktionen. Die Einschränkung: Der Georgier nahm sich durch seinen Platzverweis die Chance auf weitere Aktionen.
Für den HSV wird es in den kommenden Monaten darauf ankommen, mehr Geschwindigkeit auf den Platz zu bekommen. Es braucht mehr Variationen im Spiel, was durch Neuzugänge und hergestellte Synergien und Automatismen im Laufe der Saison noch besser funktionieren dürfte.