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·01 de julho de 2024

EM 2024: Warum Kai Havertz Fußball-Deutschland so spaltet

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Kein Spieler der deutschen Nationalmannschaft polarisiert derzeit so stark wie Kai Havertz. Dabei überzeugt er in seiner Rolle. Ein Kommentar.

Die meisten nationalen und internationalen Sportredaktionen attestierten Kai Havertz beim 2:0-Sieg im Achtelfinale der EM 2024 gegen Dänemark eine gute bis sehr gute Leistung. Die bekanntlich kritische L’Equipe gab ihm eine 7/10 – die 10 wird quasi nie vergeben. Doch schaut man in die Kommentarfelder stößt man weitestgehend auf Unverständnis bis hin zu blankem Spott. Der Grund? Seine Chancenverwertung.


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Keine Frage: Gegen die Dänen ließ Havertz einige gute Gelegenheiten liegen, machte aus 1.98 expected Goals nur ein Tor – und das kam vom Punkt. So hervorragend der Elfmeter geschossen war, das war mindestens ein Treffer zu wenig.

Was allerdings auch zur Geschichte gehört: Um Tore zu schießen, muss man überhaupt in diese Situationen kommen. Der Volley mit links, nachdem der Ball in seinem Rücken 40 Meter in der Luft war und er ansatzlos dem Gegner enteilt war? Der knapp (!) verpasste Chip in der 59. Minute, nachdem er mit einem Weltklasse-Kontakt zwei Verteidiger stehen ließ? Ein Niclas Füllkrug kommt wohl gar nicht zu diesen Chancen. Was keine Kritik ist. Das wird von ihm auch nicht erwartet.

Womit wir zum eigentlichen Punkt kommen: Kai Havertz nur anhand seiner Tore, viel mehr anhand seiner nicht erzielten Tore zu bewerten, wird ihm nicht gerecht. Denn um seine Leistungen zu schätzen, muss man seine Rolle verstehen. Kai Havertz ist kein traditioneller Stürmer. Und damit fremdeln einige in diesem Land.

DFB-Elf: Kai Havertz ist kein traditioneller Stürmer

Ganz unverständlich ist das nicht. Früher war es simpler. Da war ein Vorstopper da, um den Ball auf die Tribüne zu dreschen. Und ein Stürmer, um eben Tore zu schießen. Ganz einfach. Der Sport hat sich allerdings weiterentwickelt, ist komplizierter und facettenreicher geworden. Heute sind Verteidiger „pressingresistente Aufbauspieler“. Und manche Teams spielen ohne echten Stürmer.

Havertz habe den Job „Raum für andere zu kreieren“, sagte jüngst Bundestrainer Julian Nagelsmann. Er sei in der internen Bewertung „deutlich höher angesiedelt als in der Öffentlichkeit“. Und auch wenn es der Auffassung vieler Kritiker widerspricht: “Es geht für den Stürmer nicht immer nur darum, ein Tor zu machen.“ Nein: Es geht darum, dass die Mannschaft (!) ein Tor oder Tore macht.

Und – das ist kein Zufall – das tun seine Teams wie am Fließband: Sein Arbeitgeber Arsenal brach letzte Saison den Vereinsrekord für die meisten Tore in einer Premier-League-Saison (91). Ohne echten Knipser. Deutschland hat die meisten Tore der EM 2024 auf dem Konto. Ohne echten Knipser. Aber beide haben Kai Havertz.

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(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Darum ist Havertz so wertvoll

Seine Rolle ist in beiden Teams essentiell: Wegen seines Verständnisses dafür, wann und wie er eine Defensive stressen, strecken, Gegenspieler binden oder Lücken schaffen kann. Und dank seiner Funktion als „Katalysator“, wie es Ange Postecoglu, Trainer von Arsenals Erzrivalen Tottenham, ausdrückte: „Er sorgt dafür, dass die Offensive ständig in Bewegung ist.“ Bis er oder seine Mitspieler daraus Kapital schlagen.

Und, das sollte bei aller berechtigten Kritik an seinen Abschlussproblemen nicht vergessen werden: Havertz ist immer noch ein sehr torgefährlicher Spieler: 13 Tore und 7 Vorlagen in seiner ersten Saison bei Arsenal; 18 Tore und 15 Vorlagen in 50 Länderspielen für Deutschland – viele davon im Mittelfeld oder sogar als Außenverteidiger. Das ist eine gute Quote. Eine Quote, die durchaus besser werden könnte. So gut ist seine Technik, so vergleichsweise neu diese Stürmerrolle für ihn. Aber vielleicht auch für seine Kritiker.

Folglich lässt sich die Diskrepanz bei den Bewertungen seiner Leistungen vielleicht so erklären: Kai Havertz ist eine Art Lackmustest. Ein Prüfstein dafür, mit welcher Aufmerksamkeit, Unbefangenheit und welchem Hintergrund jemand ein Fußballspiel verfolgt. Ob jemand die vollen 90 Minuten gesehen hat oder nur die Highlights. Ob jemand sich intensiv mit den Spielern ohne Ball beschäftigt, oder nur beim Handy-Daddeln hochschaut, wenn der Kommentator laut wird. Und ob jemand die Rolle versteht, die Havertz in dieser Offensive bekleiden soll oder eben nicht.

Dazu gehören Tore, aber eben nicht nur.

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