Zu Besuch in Dortmunds Oper | OneFootball

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·4 ottobre 2024

Zu Besuch in Dortmunds Oper

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Beim historischen 7:1 gegen Celtic Glasgow ist unser Kolumnist Matthias Esch live dabei und berichtet, wie er den Stadionbesuch erlebt hat

Der Abend des 1. Oktober beginnt für mich in einer Dortmunder Wohnsiedlung. Ich stelle mein Auto am Straßenrand ab und laufe los Richtung Stadion. Zwei Männer überholen mich. In der Hand haben beide ein schwarzgelbes Sitzkissen. "Der Sahin, den triffste bald auffem Arbeitsamt…in der Schlange". Okay…


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Ich besuche das Spiel in einer merkwürdigen Mischung aus privatem und beruflichem Interesse. Gutes Spiel für einen Stadionbesuch und ich muss es mir eh anschauen, weil ich für DAZN in der Champions League-Highlightsendung den Spieltag zusammenfasse. Dieses Spiel wird definitiv dabei sein. Warum es ein besonderes wird, weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

An einem Champions League-Abend hat man in Dortmund das Gefühl man würde in die Oper gehen. Nur eben mit Menschen, die während der Vorstellung gerne rauchen und ständig aufstehen, um neues Bier zu holen. Kommt während der Zauberflöte komisch. Ist während der Champions-League-Hymne kein Problem.

Das Westfalenstadion macht seinem klischeeartigem Ruf an diesem Abend wieder alle Ehre: das Publikum ist so bunt zusammengewürfelt wie die Garderobe von Olivia Jones. Auch in meiner Reihe. Rechts neben mir sitzt ein 15 jähriger BVB-Hardcore-Fan, der jeden, wirklich jeden Spielzug kommentiert. Meistens liegt er daneben, es stört ihn nicht. Mit diesem Selbstverständnis sollte der regelmäßig wackelnde BVB vielleicht öfter spielen.

Vollkommene Souveränität bei absoluter Ahnungslosigkeit. Links neben mir sitzt eine ca. 20 jährige Influencerin. Sie liebt ihr Handy und ihren Freund, der sie mitgenommen hat. Den BVB liebt sie jetzt eher nicht so. Vor mir sitzt ein Familienvater in einem teuren Mantel, der sehr viel schimpft. Neben ihm wiederum sitzt ein sehr sehr betrunkener Schotte, toll.

Inmitten dieses gesellschaftlichen Querschnitts sehe ich das sehr frühe 1:0 für den BVB. Was alle Menschen um mich herum gemeinsam haben, ist folgendes: sie sind überrascht. Wie wenn jemand vom Ordnungsamt an deinem Auto vorbeigeht, aber dir keinen Strafzettel gibt. Wann passiert sowas mal? Das sieht alles so überraschend gut aus. Dann das 1:1…das Dortmunder Publikum atmet kollektiv erleichtert auf. Aaaah…das ist doch unser Verein. Dann wird es gruselig. 2:1…direkt danach? Adeyemi? Ist der eigentlich noch mit dieser Rapperin zusammen? 3:1. 4:1. Die ersten Menschen neben mir kontrollieren ihr Ticket, ob sie wirklich bei der richtigen Veranstaltung sind. Am Ende steht es 7:1. Deutschland-Brasilien in Dortmund. Und wie schon 2014 begleitet die meisten Fans wieder das gleiche Gefühl bei diesem Ergebnis: Skepsis. Da stimmt doch was nicht. Welche Art von Fiebertraum passiert hier? Was bin ich sehend?

Fußball ist eine merkwürdige Sportart. Der BVB spielt am Samstag in Berlin. An der alten Försterei. Reality-check-Time. Schwieriges Auswärtsspiel. In der Champions League spielen die Dortmunder als nächstes bei Real, beim Titelverteidiger aus Madrid. Danach wissen wir mehr. Über die merkwürdige Sportart Fußball und darüber, ob Nuri Sahin zum Amt muss.

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