Der-Jahn-Blog
·23 novembre 2024
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·23 novembre 2024
Wenn man von einer Mannschaft an der Elbe spricht, haben viele automatisch andere Teams als den 1. FCM im Kopf. Jedoch liegt auch Magdeburg an der Elbe. Unter Christian Titz schaffte man 2021/22 als Meister den Aufstieg in die 2. Bundesliga und hält sich seitdem erfolgreich dort.Diese Saison kann man beobachten, dass die Magdeburger nur zwei Niederlagen erlitten haben. Man war bereits auf Platz 2 der Tabelle vorgedrungen, bis sich aktuell kleine Probleme bemerkbar machten. In den vier Spielen gab es eben jene zwei Niederlagen (gegen Hamburg und Hannover) und zwei Unentschieden (Kaiserslautern und Ulm). Man wanderte somit von Platz 2 langsam auf 9 hinab. Doch der Eindruck darf nicht täuschen: mit einem Sieg gegen unseren Jahn könnte man bis auf Rang 2 hochspringen. Doch da wird unser Jahn hoffentlich ordentlich dagegenhalten.
Das Einzige, was der Jahn und die kommenden Gegner aus Sachsen-Anhalt aktuell gemeinsam haben, ist das “Burg” im Namen. Tabellarisch ist die Sache klar: Der 1. FCM ist mit 18 Punkten aus 12 Spielen auf Platz 9 der Tabelle. Zum 16., Münster, hat man 7 Punkte Vorsprung. In einer wie mittlerweile jährlich engen (und jährlich besten aller Zeiten) 2. Bundesliga-Saison fehlen allerdings nur 3 Punkte auf den aktuellen Tabellenzweiten Paderborn. 17 Gegentoren stehen 20 Tore zu Buche. Der FCM spielt bis dato eine gute bis sehr gute Saison und hat durchaus Hoffnungen, sich weiterhin im oberen Tabellendrittel zu halten. Die eingangs erwähnten Punktverluste schmerzen, jedoch sollte die Favoritenrolle für alle Beteiligten klar sein. Zum 1. FCM und worauf die Jahnelf achten sollte, kommen wir noch einmal in einer kleinen Gegnervorstellung.
Unsere Jahnelf ist Tabellenletzter. 7 Punkte aus ebenfalls 12 Spielen. Immerhin beträgt der Abstand auf Platz 16 “nur” vier Punkte und der Abstand auf Braunschweig auf Platz 15 fünf Punkte. Eine kleine Träumerstatistik: Auf Platz Zwei sind es aktuell 14 Punkte, also ist noch alles drin. Fünf erzielten Treffern (drei davon in einem Spiel) stehen 32 Gegentore entgegen, Spitzenwert. Zuletzt gab es eine 0:2-Auswärtsniederlage gegen Schalke 04, bis dato Vorletzter, die in diesem Spiel besser aussahen als in allen 11 Spielen zuvor. Ein paar farbenfrohe Eingangsminuten, die schön anzusehen waren, waren auch das einzig Schöne, was mir jetzt beim Schreiben dieses Vorberichts noch im Kopf hängt. Die Lage ist wie das Wetter aktuell: trist.
Am 21. November 2024 war es soweit: Der SSV Jahn Regensburg gab den Mann bekannt, der Joe Enochs Erbe als Cheftrainer des SSV antreten soll. Und es ist: Andreas Patz. Andi Patz bleibt uns also erhalten, nun gut, das war kein großes Geheimnis. Achim Beierlorzer hatte dies schon auf der Mitgliederversammlung am 12. November 2024 mehr oder weniger bestätigt. Der Mann, der mit der Mannschaft das wahrscheinlich bisher größte Saisonhighlight mit dem Sieg gegen Fürth im Pokal geschaffen hat und darauf folgend drei Punkte gegen Elversberg holen konnte. Aber auch der Mann, der an der Seitenlinie stand, als der Jahn sich ohne jede Gegenwehr vom Tabellenletzten daherspielen ließ. Eine Runde weiter im Pokal, drei Punkte aus zwei weiteren Spielen. Wie geht es weiter?
Werfen wir zuerst einen kleinen Blick auf die bisherigen Stationen und die Entwicklung unseres neuen Cheftrainers: Andreas Patz, geboren am 14. Oktober 1983 in Bad Salzungen, einer Kreisstadt in Thüringen, startete 2012 als Trainer beim DFB-Stützpunkt. Dort arbeitete er bis Mitte 2017. Zwischenzeitlich arbeitete er für die Jugendabteilung des RW Erfurt. Dann wurde er zwischen Februar 2017 und Juni 2018 Chefanalytiker der ungarischen Nationalmannschaft, er arbeitete dort unter anderem mit Bernd Storck zusammen. Unter ebenjenem Bernd Storck wurde er Co-Trainer bei Royal Mouscron und Cercle Brügge. 2020 zog es ihn zurück in die Heimat, und er rutschte über die U19 zum Cheftrainer des damals wie heute Regionalligisten Carl Zeiss Jena. Anschließend schloss er sich letztes Jahr dem Trainerstab unserer Jahnelf an und wurde Co unter Joe Enochs.
Wie der Stil von Andreas Patz aussieht, konnte man in den ersten drei Spielen der Jahnelf durchaus erkennen: Hinten gut stehen, vorne einen reinmachen. Das ist eine sehr vereinfachte Sicht der Dinge und tut dem Neutrainer vielleicht auch Unrecht, aber ein anderer Eindruck wurde wohl keinem Jahnfan vermittelt. Andi Patz hat in einem interessanten Interview mit der Jahnzeit über seinen Stil und seine bisherige Laufbahn gesprochen. Er wird wohl vorerst dem Stil seines Vorgängers treu bleiben, schließlich hat er diesen ja auch mit geprägt. In der Länderspielpause hatte er allerdings auch Zeit, der Mannschaft seine Vision und seine Pläne vorzustellen und vielleicht auch schon teilweise einzutrainieren.
Was aber festzuhalten ist: Die Entscheidung, an Andreas Patz festzuhalten, dürfte für alle Beteiligten eine schwere sein. Patz hat wenig Erfahrung als Cheftrainer, er befindet sich aktuell im Lehrgang zur Pro-Lizenz, vor allem wenig Erfahrung, eine Mannschaft in so einer Situation zu trainieren. Er zeichnet sich aber wohl unter anderem dadurch aus, dass er wie Joe Enochs (Danke Joe) eine sehr gute Bindung zur Mannschaft aufgebaut hat und dies weiter tun will. Für ihn wird es schwer sein, sich zu beweisen, ich glaube aber, alle Jahnfans wünschen ihm das Allerbeste.
Wer in dieser Thematik für einige nicht ganz so gut aussieht, ist Achim Beierlorzer. Viele Stimmen sind enttäuscht, werfen dem Verein vor, “die billigste Lösung” genommen zu haben, sogar von “Schattentrainer” ist die Rede. Dann gibt es aber auch wiederrum die Stimmen welche das genaue Gegenteil sagen und den eingeschlagenen Weg richtig finden. Immerhin muss man auch die Chancen für Entwicklungen geben.Ja, das ist das typische Gerede im Internet, dennoch wird Achim Beierlorzer für diese Entscheidung gerade stehen müssen, ob sie nun krachend scheitert oder sich als goldrichtig erweist.
Ich für meinen Teil hoffe zutiefst, dass Andi Patz mit der Mannschaft die Kurve kriegt, nicht weil ich nächstes Jahr nicht wieder nach Verl fahren will, sondern weil ich hoffe, dass ein junger Trainer nicht verbrannt wird und die Möglichkeit hat, sein Geschick zu beweisen.
Der 1. FC Magdeburg, gegründet 1965, ist der mitgliederstärkste Verein aus Sachsen-Anhalt. Die Magdeburger haben eine lange, traditionsreiche Geschichte, die wie bei vielen ehemaligen DDR-Klubs auch tiefe Tiefen beinhaltet. Der Europapokalsieger der Pokalsieger (die heutige Europaleague) von 1974 meldete im Jahr 2002 sogar Insolvenz an. Wie die meisten Ikonen des Ostens litt auch der 1. FCM unter der Wiedervereinigung und den damit verbundenen Verfehlungen des DFB.
2015 erfolgte der Aufstieg in die 3. Liga. 2018 und 2022 gelang jeweils der Aufstieg in die 2. Bundesliga. Letztes Jahr konnte man mit Platz 11 das beste Ergebnis seit dem Ende der DDR erzielen. Dieses Jahr sind sie auf dem besten Weg, einen weiteren Meilenstein zu setzen. Mit Julian Pollersbeck, Sebastian Ernst und Alexander Bittroff stehen drei ehemalige Magdeburger im Kader des Jahn Regensburg. In den bisherigen sieben Aufeinandertreffen konnte sich der Jahn drei Mal durchsetzen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen stehen zu Buche. Ein kleiner Hoffnungsschimmer also.
Wie bereits erwähnt, verlief der Saisonstart der Magdeburger nahezu perfekt. Nur die drei Punkte aus den letzten fünf Spielen bereiten Trainer Christian Titz Sorgen. Nun geht es gegen den Tabellenletzten, unsere Jahnelf.
Die Magdeburger spielen einen aktiven, ballbesitzenden Fußball. Sie sind offensiv gut besetzt und haben in 12 Spielen bei statistisch erwarteten 21,81 Toren bereits 20 erzielt. Sie werden also vor unserem Tor nicht lange fackeln, daher gehe ich nicht davon aus, dass wir hier ohne Gegentor bleiben werden. Die Mannschaft von der Elbe hat mit 29 gelben und drei roten Karten ähnlich viel auf dem Kerbholz wie wir, sodass es sicherlich ein arbeitsreicher Tag für den Schiedsrichter Florian Heft und sein Team werden wird.
Fünf der 20 Tore für Magdeburg erzielte Martin Kaars. Der 25-jährige Niederländer wechselte zu Saisonbeginn von Helmond Sport zu den Magdeburgern. In elf Spielen konnte er neben seinen fünf Treffern drei Torvorlagen beisteuern und ist somit der Topscorer der Magdeburger. Der schnelle Stürmer sucht zügig den Weg zum Tor. 30 Torabschlüsse hat er bereits auf dem Konto. Eine Passquote von 79% bei 128 gespielten Pässen zeigt außerdem, dass er sehr ballsicher ist und selten Ballverluste hat.
Der 1. FC Magdeburg ist also nicht nur aufgrund seiner erfolgreichen Vergangenheit ein besonderer Gegner für den SSV Jahn Regensburg. Die beiden Mannschaften stehen für unterschiedliche Spielphilosophien. Während Magdeburg auf schnellen, kombinationsreichen Fußball setzt und gerne den Ball in den eigenen Reihen hält, bevorzugt Regensburg eine direktere Spielweise mit langen Bällen und schnellen Umschaltaktionen. In den bisherigen direkten Duellen konnte der Jahn zwar einige Erfolge feiern, doch Magdeburg verfügt über eine erfahrenere Mannschaft und eine höhere individuelle Qualität. Es wird ein spannendes Spiel, in dem die Defensive des Jahn gefordert sein wird, um die schnellen Angriffe der Magdeburger zu unterbinden. Forza SSV!