
Miasanrot
·21 maggio 2025
Gefährliches Spiel mit Lena Oberdorf: Der DFB sollte auf eine Nominierung verzichten

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·21 maggio 2025
Nationaltrainer Christian Wück hat Lena Oberdorf für den Kader der anstehenden Nations-League-Spiele nominiert. Spielt der DFB mit der Gesundheit der Bayern-Spielerin? Ein Kommentar.
Die in dem Text geäußerte Meinung stellt die persönliche Sicht des Autors dar.
Lena Oberdorf ist zweifelsohne eine der besten Spielerinnen Deutschlands – wenn sie denn fit ist. Und das ist genau das Problem. Wir schreiben den 16. Juli 2024. Die Mittelfeldspielerin, erst vor kurzem vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern gewechselt, steht für die deutsche Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich auf dem Platz. Es ist das letzte Spiel vor den olympischen Spielen, Oberdorf ist im DFB-Mittelfeld gesetzt und fest eingeplant.
Dann passiert es. Oberdorf, für die der FC Bayern angeblich 400.000 Euro Ablöse bezahlt hat, erleidet eine Kreuz- und Innenbandverletzung. Für den DFB, für den FC Bayern, für die Spielerin ist das der Super-Gau: Bis heute hat sie kein Spiel für den FC Bayern bestritten. Weil sie nach ihrer Verletzung nicht fit genug war.
Der FC Bayern betonte in den letzten Wochen immer wieder, dass die Mittelfeldspielerin zwar Teile des Teamtrainings mitmache, allerdings noch nicht bei 100 Prozent sei. Wahr ist, dass Oberdorf die Belastung im Training zuletzt steigern konnte und in den letzten beiden Wochen der Saison auch voll mit dem Team trainierte. Allerdings sind Training und Spiele zwei verschiedene Paar Stiefel.
Noch am 6. Mai äußerte sich Bianca Rech kritisch bezüglich einer Nationalmannschaftsnominierung des Rekordeinkaufs. Sie betonte, dass man den Dialog mit Wück und der ehemaligen Wolfsburgerin suche, stellte aber auch klar heraus: „Eine unfitte Lena Oberdorf zu einer EM fahren zu lassen, das wird weder dem DFB noch uns guttun.“
Zwei Wochen später. Die Sechserin wird für die nächsten Spiele der Nationalmannschaft gegen die Niederlande (30. Mai) und Österreich (3. Juni) nominiert. Es ist der vorläufige Höhepunkt in diesem Ping-Pong-Spiel.
Nationaltrainer Christian Wück wurde in den letzten Wochen nicht müde zu betonen, dass er ihr eine Tür offen lasse und sich eine EM-Nominierung vorstellen könnte, der FC Bayern zeigte sich stets skeptisch.
Eine verständliche Reaktion. Malen wir den Teufel mal an die Wand und das Experiment Oberdorf geht schief, sie verletzt sich erneut, den Schaden und die Kosten hätte der FC Bayern zu tragen. Sollte also nicht der Arbeitgeber hier das letzte Wort haben und die Entscheidung treffen? Gemeinsam mit den Ärzten, die die Spielerin tagtäglich zu Gesicht bekommen? Warum brescht Wück also so vor? Die Antwort scheint klar: Oberdorf wird gebraucht. Christian Wück und der DFB wollen eine erfolgreiche Europameisterschaft spielen. Man könnte sogar sagen, sie müssen.
Denn, so ehrlich muss man sein, die Leistungen unter Wück waren nicht alle vergnügungssteuerpflichtig. Insbesondere die Defensive zeigte sich nach dem Abschied von Marina Hegering und den Ausfällen von Kathy Hendrich, Sara Doorsoun und eben Oberdorf sehr anfällig.
Zehn Gegentore in acht Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Oberdorf könnte hier der entscheidende Faktor sein. Eine Spielerin, die keinem Zweikampf aus dem Weg geht und die Defensive zusammenhält. Eine Spielerin, die als Leaderin auf dem Platz und abseits gebraucht wird.
Doch genau hier sind wir wieder bei dem Anfangspunkt: Die 23-Jährige hat noch kein Spiel bestritten. Sie stand noch nicht einmal für ein Testspiel auf dem Platz oder wurde in der zweiten Mannschaft herangeführt. Wie soll sie, wie Wück es sagte, also im Training beim DFB „dieses Wettkampfgefühl“ erlangen?
Christian Wück und der DFB spielen in der Personalie Oberdorf ein gefährliches Spiel. Durch die Kommunikation vor und nach der Nominierung wird eine Erwartungshaltung geschürt, die im wahrsten Sinne des Wortes ungesund ist. Die Bayern-Spielerin kann nicht die Heilsbringerin für die Europameisterschaft sein. Sie kann auch nicht Plan A im zentralen Mittelfeld sein.
Laut Wück wolle Oberdorf beim DFB „unbedingt den nächsten Step machen und hier wieder Fuß fassen.“ Aber wäre es nicht sinnvoller eine Spielerin nach einem Jahr ohne Spielpraxis behutsam zu integrieren? Ist es verantwortungsvoll, sie mit einem Turnier zu ködern?
Aus Bayern-Sicht ist es verständlich, dass man kommunikativ auf die Bremse tritt. Schließlich hat man in München in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen mit Länderspiel-Abstellungen gemacht. Zur Erinnerung: Gwinn, Simon und auch Oberdorf verletzten sich alle schwer im DFB-Trikot.
Aus moralischer und vielleicht auch kaufmännischer Sicht wäre es daher nicht verwunderlich, wenn der FC Bayern die Nominierung extrem kritisch sieht. Schließlich war es der FC Bayern, der die extrem ehrgeizige Oberdorf nach der Verletzung wieder zu dem Punkt gebracht hat, wo sie jetzt ist: Bei annähernd 100 Prozent Fitness, aber eben ohne Spielpraxis.