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·12 giugno 2024

Die Drei-Klassen-Gesellschaft

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Die Personalpolitik des Bundestrainers wirft Fragen auf. Einigen Nationalspielern gibt er eine Stammplatz-Garantie, andere lässt er im Ungewissen - sogar seinen Kapitän Ilkay Gündogan. Dahinter steckt Kalkül

Bei Manuel Neuer ließ der Bundestrainer keinen Raum für Zweifel: Er spielt! Da kann der 119-malige Nationaltorwart und Weltmeister von 2014 noch so viele Patzer produzieren: Er spielt! Julian Nagelsmann holte sich sogar die öffentliche Unterstützung seines Sportdirektors Rudi Völler, damit auch jedem Fan und Journalisten klar wird: Er spielt! Debatte beendet.


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Man fragt sich nur: Warum spricht Nagelsmann bei anderen Wackelkandidaten kein Machtwort? Er könnte zum Beispiel über seinen Kapitän Ilkay Gündogan sagen, dass der Platz hinter Mittelstürmer Kai Havertz für ihn reserviert ist. Und dass ein schlechtes EM-Eröffnungsspiel am Freitag gegen Schottland nichts an dieser Vormachtstellung ändern würde.

Ja, er lobt Gündogan. Einen Freifahrtschein stellt Nagelsmann ihm aber nicht aus. Ebensowenig Robert Andrich im defensiven Mittelfeld neben Toni Kroos. Oder Maximilian Mittelstädt links in der Abwehrkette. So bleiben Leroy Sané, Pascal Groß und David Raum EM-Spieler in Spe. Gut für den Leistungsdruck. Schlecht für das Sicherheitsgefühl in der Start-Elf am Freitag.

So bildet sich im Verlauf der EM-Vorrunde unübersehbar eine Drei-Klassen-Gesellschaft in der deutschen Nationalmannschaft heraus. Erste Klasse: Dazu gehören Spieler, an denen Nagelsmann keine Sekunde zweifelt. Manuel Neuer im Tor. Antonio Rüdiger und Jonathan Tah in der Innenverteidigung. Joshua Kimmich rechts in der Abwehrkette. Toni Kroos im Mittelfeld.

Man kann auch davon ausgehen, dass Florian Wirtz und Jamal Musiala in der Offensive gesetzt sind. Nagelsmann hat öffentlich keine substanzielle Kritik geäußert, als die zwei Jungstars zuletzt großen Murks gekickt haben. Ihnen gehöre die Zukunft, das hat Toni Kroos auf der DFB-Pressekonferenz am Dienstag abermals betont. Bei Nagelsmann beginnt die Zukunft jetzt.

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Im Sturmzentrum ist die Rollenverteilung festgelegt: Kai Havertz fängt an, Niclas Füllkrug wartet auf seinen Einsatz. Konkret bedeutet das: Havertz soll als „Spielender Neuner“ Löcher in die Abwehr des Gegners reißen und die Verteidiger mürbe rennen, Füllkrug irgendwann reinkommen und notfalls als „Klassischer Neuner“ die Bälle ins Netz hauen.

Füllkrug gehört damit zur zweiten Klasse in der Drei-Klassen-Gesellschaft. Er weiß, dass er spielt, aber halt nicht von Anfang. So wie die genannten Sané, Groß und Raum. Nagelsmann hat betont, dass seine Elf aus 13, 14 Feldspielern besteht - aus den zehn, die anfangen, und den paar, die nachrücken. Alle anderen im 26-Mann-Kader müssen ein bisschen mehr Sitzfleisch mitbringen.

Chris Führich zum Beispiel, der Wirbelwind vom VfB Stuttgart, übernimmt die Rolle, die André Schürrle so vortrefflich bei der WM 2014 gespielt hat. Er kam damals mit dem Spezialauftrag ins Spiel, die Dinge zu wenden, wenn alles festgefahren schien. Wie im WM-Finale gegen Argentinien, als er links durchbrach und Mario Götze den Ball zum 1:0-Siegtor auflegte.

Von dieser Spielersorte gibt’s einige im EM-Kader, dritte Klasse eben. Beispielsweise Nico Schlotterbeck und Waldemar Anton in der Abwehr. Oder Benjamin Henrichs für die Außenpositionen. Oder Deniz Undav im Sturm. Man sollte ihre Bedeutung nicht kleinreden. Die Turniergeschichte der Nationalmannschaft erzählt wunderbare Geschichten über diesen Typus.

Die berühmteste ist wohl die von Horst Hrubesch 1980. Er kam im ersten Gruppenspiel gegen die Tschechoslowakei (1:0) nicht mal zum Einsatz, als Klaus Fischer wegen eines Beinbruchs fehlte. Karl-Heinz Rummenigge und Klaus Allofs bildeten das Stürmerpaar. Als er dann spielte, traf er nicht - bis zum EM-Finale. Torschütze beim 2:1 gegen Belgien war - zweimal Hrubesch.

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