90min
·28 Juli 2025
Verstärkung auf der Zehn: Warum der HSV in die Serie A blicken sollte

In partnership with
Yahoo sports90min
·28 Juli 2025
Am Sonntagabend des 24. August ist es endlich soweit: Der Hamburger SV schnuppert nach siebenjähriger Abstinenz erstmals wieder Bundesligaluft – und das gleich mit einem Traditionsduell auswärts bei Borussia Mönchengladbach. Spätestens wenn die Partie dann um 17:30 Uhr angepfiffen wird, dürfte jedem Hamburger Fan das Fußballherz bis zum Hals schlagen. Jahrelang hat man auf diesen Moment gewartet. Damit das auch noch bis nach Saisonende anhält, muss an der Elbe aber noch an einigen Stellschrauben gedreht werden, um den Kader bis zum Saisonstart bestmöglich auf Vordermann zu bringen.
Dafür könnte man durchaus noch eine Verstärkung auf der Zehnerposition gebrauchen. Denn: Nachwuchsjuwel Bilal Yalcinkaya hat seine Klasse bislang nicht unter Beweis stellen können und könnte noch verliehen werden. Immanuel Pherai fällt mit einem Innenbandriss im Knie aus und muss selbst nach seiner Rückkehr erst seine Bundesligatauglichkeit unter Beweis stellen. Bislang steht nur eine einzige Minute im deutschen Oberhaus in der Vita des 24-jährigen Niederländers. Das ist in Summe deutlich zu wenig – selbst wenn man mit Star-Neuzugang Yussuf Poulsen als Spieler hinter der Sturmspitze planen sollte. Unterm Strich bleibt also, dass der HSV gut daran täte, sich für das zentraloffensive Mittelfeld noch einen Neuzugang zu sichern, um mehr Flexibilität in das von Trainer Merlin Polzin bevorzugte 4-3-3-System zu bringen. Wir werfen genau dafür einen spannenden Vorschlag in die Runde.
Betrachtet man die Kaderstruktur der Hanseaten, wird deutlich, dass die Offensive nach einem bestimmten Schema aufgebaut ist. Während Robert Glatzel als echter Strafraumstürmer, Yusuf Poulsen vor allem als Spezialist für Pressingmomente und Ransford Königsdörffer als Waffe im Umschaltspiel durchaus viel taktische Breite ins Hamburger Spiel bringen, sind die Flügel überwiegend auf Tempo ausgelegt. Egal, wen man aufstellt – ob Jean-Luc Dompé, Rayan Philippe, Bakery Jatta oder Fabio Baldé: dieser Spieler verspricht dann in erster Linie Dynamik, Tempo, Spielwitz und Zug zum Tor. Nun wäre es natürlich von Vorteil, einen Spieler inmitten dieser ganzen Power zu haben, der für Ordnung, Tempowechsel und den besonderen Schuss Genialität sorgt. Und da wäre der erst 19-jährige Nationalspieler Montenegros, Vasilije Adzic, ein mehr als interessanter Spieler.
Taktgeber im Mittelfeld: Vasilije Adzic / Danilo Di Giovanni/GettyImages
Das Mittelfeldjuwel von Juventus Turin verfügt über die Attribute, die dem Spiel des Hamburger SV gut zu Gesicht stehen würden. Der 1,85 m große Youngster kam im vergangenen Sommer mit einem Marktwert von 600.000 Euro zur Alten Dame in den Norden Italiens. Juve legte 7,2 Millionen Euro auf den Tisch, um ihn von Buducnost Podgorica loszueisen. Adzic lieferte 18 Scorerpunkte in 68 Pflichtspielen für seinen Ausbildungsverein in der ersten Liga und war in der Quali zur Conference League in zwei Spielen an zwei Treffern direkt beteiligt. Bereits bei seinem Profi-Debüt im August 2022 traf das Juwel im Alter von 16 Jahren und drei Monaten auf Anhieb und avancierte damit zum jüngsten Torschützen der Vereinsgeschichte sowie zum zweitjüngsten Torschützen in der Ligageschichte Montenegros. Auch in seinem ersten und bisher einzigen A-Länderspiel für Montenegro im Juni diesen Jahres traf Adzic schon nach fünf Minuten zum debüt-Tor. Der Juve-Youngster durfte über 90 Minuten auf der Zehn ran und legte ein gelungenes Länderspieldebüt hin.
Zu den großen Stärken des in Deutschland eher unbekannten Talents gehören seine Fähigkeiten, ein Spiel zu lesen und clevere Entscheidungen zu treffen - beispielsweise wann es besser ist, das Tempo anzuziehen oder herauszunehmen. Adzic ist permanent anspielbar und fungiert beinahe wie ein Magnet rund um den gegnerischen Strafraum. Mal zieht er den Ball im Zentrum an sich, wenig später unterstützt er auf dem Flügel und schafft Zwei-gegen-eins-Situationen. Trotz seines jungen Alters wirkt er oft schon recht abgebrüht und scheint häufig bereits zu verstehen, wann es Sinn macht, den Weg nach vorne zu suchen, oder aber über den Pass zurück den Aufbau neu zu strukturieren. Darüber hinaus scheint Adzic auch ein echtes Mentalitätsmonster zu sein. Mit seiner selbstbewussten Art und breiten Brust würde er sicher schnell die Herzen der HSV-Fans gewinnen. Und wenn das noch nicht reicht, würde der Montenegriner die letzten Zweifler mit seinen Standards um den Finger wickeln. Alles in allem würde der 19-Jährige dem HSV eine weitere Nuance verpassen.
Adzic hat allemal das Zeug zum Taktgeber im Zentrum, muss aber wie jedes Nachwuchstalent noch geformt werden. Bei Juventus ergibt sich diese Möglichkeit allerdings meist nur im Training. Und da könnte der HSV die optimale Lösung bieten.
Der Vertrag des hochveranlagten Montenegriners bei Juventus Turin läuft langfristig noch bis 2029, doch bisher kam er bei neun Einsätzen für die Profis insgesamt nur auf schlappe 77 Einsatzminuten. Um sich weiterzuentwickeln, benötigt Adzic aber dringend Spielpraxis, die er beim HSV mit Sicherheit bekommen würde - zumindest mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit als bei den Italienern. Die Turiner wären im Sinne der Entwicklung ihres Juwels (aktueller Marktwert vier Millionen Euro) mit Sicherheit bereit, ihm die Möglichkeit zu geben, auf höchstem Niveau zu wachsen. Dabei dürften die Italiener den Hanseaten womöglich auch finanziell entgegenkommen und ein Leih-Paket schnüren, das in den Rahmen des Hamburger SV passen würde. Idealerweise vielleicht sogar auf zwei Jahre angelegt.
Weitere HSV-News lesen: