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·24 November 2024
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Werder Bremen hat schon einige große Namen aus der eigenen Jugendabteilung in den Profifußball gebracht. Namen wie Max Kruse, Aaron Hunt, Davie Selke, Tim Borowski, Florian Griliitsch, Philipp Bargfrede, Dennis Diekmeier, Sebastian Polter, Eren Dinkci, Niclas Füllkrug und viele mehr stehen auf der Liste derer, die sich aus der Bremer Jugend heraus den Traum vom Profifußball erfüllen konnten. Till Winkelmann hat es in diese Liste allerdings nicht geschafft. Zwar galt der ehemalige Junioren-Nationalspieler als großes Talent im Werder-Nachwuchs, doch der ganz große Sprung in den Profibereich - oder zumindest in die Nähe davon - zeichnete sich bei dem heute 19-jährigen Rechtsaußen nicht ab. Dieser könnte nun aber wohl anderswo doch noch Realität werden.
Im Februar 2024 wagte Winkelmann den Sprung aus der U19 der Bremer nach Italien und schloss sich dort der U19 des Erstligisten US Lecce an für den aktuell auch Ex-Bundesligastar Ante Rebic und das frühere Torwarttalent des FC Bayern, Christian Früchtl, spielen. Winkelmann hofft bei den Italienern auf den Durchbruch im Profiteam und arbeitet hart dafür. "Wenn man sich klar macht, dass es Jahr für Jahr nur ein kleiner Prozentsatz von Nachwuchsspielern in den Profibereich schafft, ist es wichtig, den richtigen Fokus zu besitzen und gleichzeitig mehr zu machen als andere. Seit einigen Jahren lebe ich viel bewusster, verzichte auf Industriezucker oder Milchprodukte. Extraeinheiten auf dem Platz oder im Gym sehe ich nicht als Strafe an, sondern bin einfach dankbar, dass mir diese Chance gegeben wird, noch besser und noch stärker zu werden“, so das Offensivtalent in einem Interview mit transfermarkt.de. Als seine Vorbilder der Kindheit gelten Ricardo Quaresma und Stephan El Shaarawy. Dass Winkelmann sein feines Füßchen bei seinen Vorbildern abgeschaut hat erkannte man bereits in Bremen wie ein Twitter-Beitrag aus dem Jahr 2019 zeigt.
Bei seinem neuen Klub ist Winkelmann absoluter Leistungsträger, feierte bereits sechs Torbeteiligungen in elf Ligaspielen für die U20 von Lecce und trug im Duell mit dem FC Bologna sogar stolz die Kapitänsbinde. Die kurze Zeit in Italien hat den 1,83m großen Flügelflitzer reifen lassen. "Ich möchte nicht klingen, wie ein 30-Jähriger oder 40-Jähriger, aber ich bin durch die Zeit hier in Italien erwachsener und reifer geworden“, so Winkelmann. "Manchmal blicke ich schmunzelnd zurück, wie ich mich als Teenager teilweise verhalten habe und wie ich mich jetzt in bestimmten Situationen verhalte. Vieles hängt aber auch damit zusammen, dass ich hier komplett auf mich allein gestellt bin. Meine Familie lebt in Deutschland. Wenn ich Sorgen oder Probleme habe, dann muss ich die mit mir allein ausmachen. Dadurch lernt man, reflektierter zu werden, sich bewusst mit seinen Problemen auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden.“ Sicherlich kein schlechter Prozess wenn man auf dem Weg ist Profifußballer zu werden.
Der Fußball und damit verbunden die Ausbildung junger Spieler in den Nachwuchsbereichen unterscheidet sich dabei allerdings klar zu Deutschland - das durfte auch Winkelmann schon feststellen. "Generell sind die Spieler hier sehr talentiert und besitzen eine hohe Qualität. Die fußballerischen Schwerpunkte sind anders gelegt. Es gibt viele Vereine, die hier großen Wert auf ergebnisorientierten Fußball legen. Dass Italien das Land der Taktik ist, erkennt man auch immer wieder im Training. Es geht um das richtige Verteidigen und das richtige Pressen. Es geht darum, wie der Block in bestimmten Spielsituationen verschoben wird“, berichtet er. Dabei war der Start für ihn durch die Sprachbarriere wahrlich kein einfacher. "Im Training wird ausschließlich Italienisch gesprochen. Italienisch gepaart mit Taktiktraining war für mich zu Anfang eine große Herausforderung. In den ersten Trainingseinheiten habe ich mich verhalten, wie ein aufgescheuchtes Hühnchen. Ich wusste nicht, wo ich hinlaufen muss, geschweige denn wie ich mich verhalten muss. In der Kabine habe ich mich gefühlt wie ein Austauschschüler. Das hat aber alles meinen inneren Ehrgeiz geweckt. Ich bin vom Typ her so: Wenn etwas nicht klappt, dann bin ich einen Tag sauer, reflektiere, warum es nicht klappt, und versuche dann alle Hebel in Bewegung zu setzen, um aus meinen Fehlern zu lernen. So habe ich dann schnell Italienisch lernen wollen. Dabei haben mir meine Mitspieler sehr geholfen. Die Jungs haben es sehr geschätzt, dass ich ihre Sprache unbedingt lernen wollte und mich bei Fehlern korrigiert. Mittlerweile spreche ich ganz gut Italienisch.“
Winkelmanns Herzensvererin ist und bleibt aber Hannover 96 für den er bereits vor seiner Zeit bei Bremen in der Jugend kickte. "Eigentlich hatte ich nie vor, Hannover zu verlassen. Ich bin durch und durch Roter. Ich verfolge jedes Spiel von 96. Beispielsweise ist Nicolo Tresoldi bis heute ein sehr guter Freund von mir. Jedoch gab es damals verschiedene Gründe, weshalb ich nach Bremen gegangen bin“, so das Offensivjuwel über seinen engen Bezug zu den Niedersachsen. Wer weiß, vielleicht wird sein Herzensverein ja in Zukunft auf ihn aufmerksam und bringt ihn zurück in seine sportliche Heimat.
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