
Miasanrot
·14 Agustus 2025
Christopher Nkunku? Bayern sollte mehr Liverpool wagen

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·14 Agustus 2025
Christopher Nkunku soll wieder auf der Shortlist des FC Bayern München stehen. Eine Wette mit Potenzial zum Scheitern.
Noch ist unklar, wie der FC Bayern München auf den bevorstehenden Abgang von Kingsley Coman reagieren wird. Ziemlich klar ist hingegen, dass einer der Kandidaten für die Nachfolge Christopher Nkunku ist.
Der Franzose stand schon im vergangenen Winter im Fokus von Max Eberl und Co. – jetzt berichten mehrere Medien aus England und Deutschland wieder vom Interesse des FCB. Bei „passenden“ Konditionen würde man den Transfer in Betracht ziehen.
Wie genau „passend“ definiert ist, geht aus den Berichten nicht wirklich hervor. In Deutschland gab es vor einigen Wochen ein Missverständnis: Einige Medien teilten die Falschmeldung, dass der FC Chelsea bereit sei, den Offensivspieler für 25 Millionen Euro zu verkaufen. Dabei ging es darum, dass die Blues ihre ursprünglichen Forderungen um diese Summe gesenkt hätten.
Denn The Athletic berichtete, dass die Engländer nun 43,3 Millionen Pfund verlangen würden – umgerechnet rund 50 Millionen Euro. Im Winter sollen es noch 65 Millionen Pfund, also ca. 75 Millionen Euro gewesen sein. Unabhängig davon wäre dieser Transfer für den FC Bayern aber keiner, der den Verkauf von Kingsley Coman rechtfertigen würde – es folgen die entsprechenden Argumente.
Doch zunächst erstmal die Gegenperspektive. Gerade Artikel wie dieser suggerieren gern mal eine argumentative Überlegenheit und damit verbundene Einseitigkeit, die die handelnden Personen in ein schlechtes Licht rücken kann. Darum geht es natürlich nicht.
Selbstverständlich gibt es wie bei nahezu jedem Spieler Argumente, die für einen Transfer sprechen würden. Bei Nkunku ist das vor allem eine beeindruckende Quote an Toren und Assists. Seit seinem Durchbruch bei den in Leipzig ansässigen Österreichern absolvierte der 27-Jährige insgesamt 234 Pflichtspiele – 172 beim Brausevertreter, 62 beim FC Chelsea.
Dabei gelangen ihm 88 Tore und 61 Assists – macht eine Quote von 0,64 Torbeteiligungen pro Spiel. Viel beeindruckender: Bei 15.253 Minuten Einsatzzeit war Nkunku alle 102 Minuten direkt an einem Tor beteiligt. Zum Vergleich ein paar Zahlen von (ehemaligen) Spielern des FC Bayern (ihre gesamte Zeit in München):
Nkunku würde sich hier also durchaus als einer der torgefährlicheren Spieler in den aktuellen Kader einreihen – allerdings vor allem dann, wenn man ihn nicht als reinen Mittelstürmer betrachtet. Eine solche Betrachtung ist angesichts der vielen Positionen, die er für Leipzig und Chelsea gespielt hat, aber durchaus gerechtfertigt.
Nimmt man die Rolle als „Hängende Spitze“ ebenfalls mit in die Kategorie „Sturmzentrum“, dann hat er insgesamt 98 Spiele dort absolviert. Die restlichen 136 Einsätze verteilen sich auf die offensiven Flügel, die Zehnerposition und sogar auf das zentrale Mittelfeld.
Es spricht für Nkunku, dass er mehrere Positionen auf offensichtlich hohem Niveau spielen kann. Es spricht auch für ihn, dass er sich nicht an die Liga anpassen müsste. Bayern bekäme bei einem Transfer sofort einen Spieler, von dem man erwarten kann, dass er in diesem Kader eine gute Rolle spielt. Rein sportlich wäre dieser Transfer also alles andere als unbegründbar.
Und doch gibt es im Gesamtkontext zu viele Aspekte, die dagegen sprechen. Angefangen bei der langen Krankenakte Nkunkus: Seit der Saison 2022/23 hat er laut transfermarkt.de 412 Tage Ausfallzeit verbucht. Dabei verpasste er für Clubs und Nation 76 Pflichtspiele – das sind 25 pro Saison.
Zwar war Nkunku in der vergangenen Saison nur sechs Spiele wegen einer Blessur raus, aber das Risiko wird dadurch nicht signifikant kleiner. Mehrfach betroffen war er bereits im Kniebereich und an den Oberschenkeln – Verletzungen, die auch beim FC Bayern mit der hohen Belastung immer wieder auftauchen.
Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Münchner zu viele Spieler im Kader hatten und haben, mit denen man nicht optimal planen konnte. Mit Harry Kane, Michael Olise und Luis Díaz scheint man auf dem richtigen Weg zu sein, Nkunku wäre aber ein weiterer Spieler, bei dem man an jedem Spieltag darauf hoffen muss, dass er fit bleibt.
Bei aller sportlichen Qualität muss zudem hinterfragt werden, ob sich der 27-Jährige noch weiterentwickeln kann. In diesem Alter gibt es nur noch wenige Ausnahmespieler, die entscheidende Schritte nach vorn machen können. Gerade auf den sehr dynamischen Offensivpositionen verlieren viele Spieler ab 29/30 Jahren zunehmend an Qualität.
Bayern würde hier also ein Investment in einen Spieler tätigen, der bestenfalls noch drei, vier Jahre auf einem für sie guten Niveau die Kaderpositionen in den Top-6 der Offensive auffüllt und dort regelmäßig Lücken ohne großen Qualitätsverlust auffüllt, vielleicht sogar zwischenzeitlich zum guten Stammspieler wird. Im schlechtesten Fall zahlt man eine mittlere zweistellige Millionensumme für einen Spieler, der häufig ausfällt, keinen echten Rhythmus findet und in zwei bis drei Jahren nochmal an Niveau verliert.
Dazwischen gibt es viele Szenarien, die nahezu allesamt die Frage erlauben: Ist es das wert? Und hat sich der recht späte Abgang in diesem Sommer von Coman dafür wirklich gelohnt? Eigentlich wäre das ein Tausch für einen Spieler, der zwei Jahre jünger und etwas torgefährlicher ist, dafür aber in anderen Bereichen des Spiels wie Dribblings oder Dynamik nicht mit Coman mithalten kann. Es wäre bestenfalls Stagnation – für viel Geld.
Lieber sollte der FC Bayern mehr Liverpool wagen. Die Reds geben regelmäßig Spieler im Alter von 28 bis 31 Jahren ab, die eigentlich noch ein hohes Niveau haben – und ersetzen sie mit jüngeren Spielern, die potenziell besser werden können. So ließ man in den letzten Jahren unter anderem Sadio Mané, Fabinho, Roberto Firmino oder eben Luis Díaz ziehen. Dafür kamen dann beispielsweise Ryan Gravenberch, Dominik Szoboszlai oder Florian Wirtz.
Auch Liverpool kauft mal ältere Spieler und auch dort ist nicht jeder Transfer ein Volltreffer. Insgesamt ist der Ansatz, ältere Spieler eher einen kleinen Tick früher als andere zu verkaufen, aber doch bemerkenswert – und das machte sich in den letzten Jahren auch bezahlt.
Dass die Bayern Coman jetzt abgeben, ist also durchaus ein guter Schritt. Dann sollte der Nachfolger aber nicht einfach nur eine Lücke schließen, sondern Weitblick haben. Und genau dieser Weitblick fehlt bei Nkunku. Das betrifft nicht zuletzt auch das Budget des FC Bayern.
Im kommenden Sommer laufen zahlreiche Verträge aus – darunter einige Vielspieler der letzten Jahre. Es deutet sich schon jetzt an, dass man mehr als zwei, drei Qualitätsneuzugänge braucht. Die werden viel Geld kosten. Warum also nicht schon jetzt versuchen, diese spezifische Baustelle möglichst langfristig zu schließen und nicht 30, 40 oder gar 50 Millionen Euro auszugeben, die einem in zwei, drei oder vier Jahren die nächste Baustelle aufreißen?
Irgendwie wäre es schon ironisch, würde der FC Bayern nicht nur den Wirtz-Deal von Liverpool mehr oder weniger unfreiwillig mitfinanzieren, sondern auch Chelsea nun dabei helfen, mit Xavi Simons eine weitere Verjüngung anzustreben.