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·10 juillet 2024

Sandro Wagner ist beim DFB nicht mehr wiederzuerkennen

Image de l'article :Sandro Wagner ist beim DFB nicht mehr wiederzuerkennen

Er ist der Assistent von Bundestrainer Nagelsmann und ordnet sich als Co-Trainer ein. Als Fußballprofi klopfte er noch kräftig Sprüche

Wenn ich im Netz auf den Sportportalen surfe, bei Focus, Bild oder sonstwo, springt mir aus den Überschriften immer der eine Name entgegen: Nagelsmann hier, Nagelsmann da, Nagelsmann überall. Er setzt die Agenda, er schwingt die großen Reden, er vertreibt den Trübsinn über das EM-Aus im Viertelfinale. „Er hat“, gab DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Samstag zu, „das Amt des Bundestrainers neu definiert.“ Julian Nagelsmann ist ein begnadeter Frontmann.


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Was man bei so viel Personenkult schnell übersieht: Ohne Sandro Wagner, seinen Co-Trainer, wäre die Wiedergeburt der Nationalmannschaft nicht möglich gewesen. Im Trainerteam ist er die Nummer 2 neben Benjamin Glück und der einzige mit erwähnenswerter Spielerkarriere. 44 Tore in 180 Bundesliga-Spielen, dreimal Meister und zweimal DFB-Pokalsieger, neunmal Champions League: So eine Bilanz hat kein zweiter DFB-Trainer vorzuweisen. Trotzdem sieht man ihn kaum.

An der Trainerbank trägt er dieselben Shirts wie jeder andere Nagelsmann-Assistent. Das Podium bei Pressekonferenzen überlässt er seinem Chef und den Nationalspielern. Auf Sprüche, für die er als Profifußballer berühmt war und geliebt wurde, verzichtet er, seit er Nagelsmann zuarbeitet. Bloß nicht auffallen, bloß nicht reizen: Das passt so gar nicht zu dem Wagner, den ich als Spieler kannte. Nicht vergessen: 2018 hatte er mit dem DFB gebrochen - mit dem Trainer.

Der Zoff mit dem damaligen Bundestrainer Joachim Löw eskalierte, als Wagner nicht für die WM in Russland nominiert wurde. Er trat mit einem Knall zurück: „Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen, ehrlich und direkt Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse.“ Rumms! Sechs Jahre ist das jetzt her. Er spielte noch ein bisschen bei Bayern mit, ging nach China, wurde Trainer in Unterhaching. Und blüht jetzt als Nagelsmann-Assi auf.

Den A-Trainerschein hat er absolviert, als er längst im Profigeschäft etabliert und mit der SpVgg Unterhaching in die 3. Liga 2023 aufgestiegen war. Er wollte dann zum DFB und die U20-Junioren betreuen. Daraus wurde nichts, weil Rudi Völler als Interimstrainer kurzfristig einen Assistenten brauchte. Wir erinnern uns: beim 2:1 im September gegen Frankreich. Weil sich Sandro Wagner eben nicht mehr der gleiche wie früher war, behielt ihn Nagelsmann, als er im Herbst übernahm.

Was die Zusammenarbeit erleichtert: Beide haben eine gemeinsame Vergangenheit bei der TSG Hoffenheim. Der eine wurde im Februar 2016 mit nur 28 Jahren Cheftrainer, der andere empfing ihn kumpelhaft. Sandro Wagner damals: „Ich duze den Trainer. Ich bin ja drei Monate älter. Aber im Ernst. Es gibt nur gute und schlechte Trainer. Julian ist ein guter.“ Heute mit 36 schenkt ihm Nagelsmann denselben Respekt in bemerkenswerter Ehrlichkeit zurück.

Beim Thema „Charakterköpfe“ sagt der Bundestrainer über Sandro Wagner: „Das ist ganz wichtiger Punkt, warum er im Trainerteam ist. Er hat Nationalmannschaft gespielt, Champions League. Ich weiß auch grundsätzlich, wie eine Kabine funktioniert - aber nicht auf dem Niveau. Ich habe nicht Fußball unter diesen emotionalen Belastungen gespielt. Es ist gut, eine Meinung zu haben, wie eine Gruppe funktioniert, wie sich Spieler in gewissen Situationen fühlen.“

In der Tierwelt würde man sagen: Symbiose - der eine profitiert vom anderen und umgekehrt. Der Kabinenflüsterer Sandro Wagner war’s nämlich, der Teamgeist schon bei der Tischordnung durchsetzte: Im EM-Quartier in Herzogenaurach ließ er die Mannschaft komplett an einer langen Tafel essen, damit sich nicht an den üblichen Einzeltischen Grüppchenbildung formieren konnte. Er hatte das bei seinem China-Job erlebt: Die Ausländer sonderten sich von Einheimischen ab.

Sandro Wagner als Teamplayer. Wo ist der Sandro Wagner, der früher Sprüche wie diesen hier raushaute: „Gemessen an all dem, was man aufgibt, finde ich, dass auch die bei Bayern zu wenig verdienen - selbst zwölf Millionen oder so.“ Oder auch: „Zum Schiedsrichter sage ich nichts. Bevor ich eine Geldstrafe bekomme, kaufe ich mir lieber eine schöne Uhr.“ Oder hier: „Wenn du bei uns ein gutes Auto hast, musst du es fünf Ecken weiter parken, damit keiner neidisch ist.“

Die öffentliche Meinung war ihm als Profikicker gleichgültig, er meinte: „In der Wahrnehmung bin ich sicher nicht einer der beliebtesten Spieler. Aber das ist völlig in Ordnung. Ich bin keiner, der sich verstellt. Die Leute wissen ja auch nichts von mir. Ich habe kein Facebook-Profil, wo ich meinen Hamster fotografiere.“ Auf Instagram hat er ein Profil. Aber dort sieht man viel Belangloses, ein paar Spielbilder und so. Eine großes Dankeschön, ja - aber keinen Hamster.

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