90PLUS
·18 février 2025
Marmoush als Hoffnungsträger für City? 3 Thesen zur Champions League!
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·18 février 2025
Am Dienstag- und Mittwochabend stehen in der Königsklasse die Rückspiele der Playoffs an. Kann ein moderner Klassiker erneut Drama liefern? Dabei könnte ein Neuzugang aus der Bundesliga eine zentrale Rolle spielen. Gibt es außerdem ein neues Team im Kreise der Topfavoriten auf den Titel? Jakob Haffke formuliert drei Thesen zu den Rückspielen der Play-Offs in der Champions League.
Das Hinspiel lieferte genau das, was sich der neutrale Zuschauer erhofft hatte. Zweimal ging Manchester City in Führung, zweimal glich Real Madrid aus. Als sich beide Seiten einig schienen, dass ein 2:2 ein respektables Ergebnis sei, leistete sich Pep Guardiolas Team einen folgenschweren Ballverlust. Die Königlichen taten das, was sie nun einmal tun. Vinicius Junior legte den Ball an Ederson vorbei und Jude Bellingham drückte den Ball zum 2:3 über die Linie. Erneut hatte Real Madrid in der Champions League ein beeindruckendes Comeback vollendet und den Kopf aus der vermeintlichen Schlinge gezogen.
Doch was bedeutet das fürs Rückspiel? Große verbale Ankündigungen einer Aufholjagd aus Manchester waren bisher nicht zu vernehmen. Guardiola sprach sogar davon, dass die Chancen auf ein Weiterkommen „bei einem Prozent“ lägen. Einige Aspekte sprechen jedoch dafür, dass es noch einmal richtig spannend werden könnte. In der Premier League gewann der amtierende englische Meister überzeugend mit 4:0 gegen Newcastle. Vor allem Winter-Neuzugang Omar Marmoush glänzte mit einem Hattrick innerhalb von 14 Minuten. Der Ägypter bringt mit seiner Dynamik und Torgefahr ein neues Element in Citys Offensive und harmoniert bereits sehr vielversprechend mit Haaland. Neuzugang Nico überzeugte im Mittelfeld, lieferte ein starkes Liga-Debüt und könnte Rodri zumindest teilweise vergessen machen. Auch ein zunächst befürchteter Ausfall von Erling Haaland scheint kein Thema zu sein.
Ein Weiterkommen für City scheint also keinesfalls außerhalb des Bereichs des Möglichen zu liegen. Doch selbst wenn die Skyblues in Führung gehen sollten, ist Real dann wirklich geschlagen? Das Hinspiel und die KO-Spiele der letzten Jahre haben gezeigt: Es scheint kaum möglich ein Szenario zu erdenken, aus dem die Madrilenen sich in der Champions League nicht houdiniesk befreien könnten.
Allerdings ist Real Madrid weiterhin weit davon entfernt unfehlbar zu sein. In der Abwehr fehlen wichtige Säulen, sodass Carlo Ancelotti improvisieren muss. Der Kader ist durch zahlreiche Ausfälle ausgedünnt und Rotation in der Defensive und im zentralen Mittelfeld nur eingeschränkt möglich. Im Hinspiel blieb Marmoush bis in die Schlussphase auf der Bank. Es ist davon auszugehen, dass er am Mittwoch startet und gemeinsam mit Haaland der Madrider Behelfsabwehr einen langen, beschwerlichen Abend bescheren wird. Gegen Osasuna kam Real am Samstag zudem in der Liga nicht über ein 1:1 hinaus und ließ im Titelkampf erneut Punkte liegen. Jude Bellingham sah die rote Karte und auch aufgrund eines strittigen Elfmeters arbeiteten sich die Madrilenen im Anschluss mal wieder am Schiedsrichter ab.
Meine These daher: Manchester City gelingt es, angetrieben von Omar Marmoush, gegen Real Madrid tatsächlich den Rückstand zu egalisieren und diesmal bleibt auch ein legendäres Comeback der Madrilenen aus.
Seitdem die Qatar Sports Investment Gruppe im Jahr 2011 die Mehrheit an Paris Saint-Germain übernahm, war das Ziel klar: Der Henkelpott soll her! Serienmeister in der heimischen Ligue 1 schön und gut, Präsident Nasser Al-Khelaifis großes Interesse gilt bis heute dem ganz großen Wurf in der Champions League. Auf den großen Coup wartet man in der französischen Hauptstadt allerdings bis heute. Mal wurde ein Vorsprung aus dem Hinspiel auf nahezu groteske Art und Weise verspielt, mal war PSG den etablierten europäischen Spitzenteams schlichtweg nicht gewachsen und 2019/20 entschieden im Finale gegen die Bayern Nuancen. Erst dreimal ging es weiter als bis ins Viertelfinale. Unvergessen bleibt die 1:6-Niederlage gegen Barcelona 2016/17 nach einem überragenden 4:0 im Hinspiel. Auch letztes Jahr war im Halbfinale überraschend der BVB die Endstation.
Im Sommer 2024 ging zudem mit Kylian Mbappé der letzte Superstar des Teams. Herausragende Individualisten bildeten stets den Kern der Pariser und waren gleichzeitig zentral für den Misserfolg in der Champions League. Sei es Zlatan Ibrahimovic, Neymar oder Lionel Messi oder der bereits angesprochene Mbappé. Sie alle einte die Fähigkeit jederzeit für Glanzlichter sorgen zu können. Allerdings konnte entweder der Rest des Teams qualitativ nicht mithalten oder die genannten Superstars erzeugten eine solche Unwucht im Team, dass im entscheidenden Moment das Gesamtkonstrukt zusammenbrach.
Unter Trainer Luis Enrique hat ein Umdenken stattgefunden. In seiner zweiten Saison hat der Spanier ein Team ganz nach seinen Vorstellungen geformt. Es gibt keinen ganz klar herausragenden Star mehr und die Pariser treten endlich wie eine Einheit auf. In der Liga hat Paris SG in der ganzen Saison noch kein einziges Spiel verloren und auch in der Champions League konnte PSG nach einem schwachen Start, der zumindest in Teilen mit einer schweren Auslosung begründet werden kann, das Ruder noch herumreißen. Siege gegen RB Salzburg, Manchester City und den VfB Stuttgart sicherten das Weiterkommen. Insbesondere die letzten beiden Erfolge waren auch in der Art und Weise durchaus beeindruckend.
Ousmane Dembélé ist der Mann der Stunde bei Paris SG. (Photo by Alex Grimm/Getty Images)
Die Abwehr um Kapitän Marquinhos ist meist stabil, im Mittelfeld überzeugen Fabian Ruiz, Vitinha und Joao Neves und im Sturm stehen Enrique zahlreiche hochkarätige Optionen zur Verfügung. Zu Saisonbeginn brillierte vor allem Bradley Barcola auf dem linken Flügel. In den letzten Monaten ist Ousmane Dembélé förmlich explodiert und steht inzwischen bei 23 Saisontoren in allen Wettbewerben. Zusammen mit Winterneuzugang Khvicha Kvaratskhelia, dem jungen Désiré Doué, dem flexiblen Kang-In Lee und Mittelstürmer Goncalo Ramos, der nach langer Verletzung zurück ist, hat Enrique zahlreiche Optionen zur Verfügung. Meist präferiert der ehemalige Barcelona-Coach, der 2014/15 mit den Katalanen die Champions League gewann, eine „falsche Neun“ und viele Rotationen seiner Offensivspieler im 4-3-3-System.
Das Rückspiel der Play-Offs gegen Stade Brest dürfte nach dem 3:0-Sieg im Hinspiel Formsache sein. Danach wartet im Achtelfinale mit Liverpool oder Barcelona ein echter Hochkaräter. Doch in der aktuellen Form ist den Parisern zuzutrauen auch ein solches Schwergewicht, auf dem Weg zum ersehnten Titel in der Königsklasse, zu besiegen.
Meine These daher: Paris SG hat sich in dieser Saison unter Luis Enrique als Team enorm weiterentwickelt und muss auf jeden Fall zu den Favoriten auf den Titel gezählt werden.
Atalanta Bergamo verlor das Hinspiel gegen Club Brügge überraschend, kann Gian Piero Gasperinis Team zurückschlagen? (Photo by Paolo Bruno/Getty Images)
Neben dem spektakulärem Spiel zwischen Manchester City und Real Madrid, sowie dem souveränen Sieg von Paris SG und dem ersten Erfolg von Niko Kovac als BVB-Trainer liefen einige Hinspiele der Play-Offs eher unter dem Radar. Bei PSG und Dortmund ist nicht zu erwarten, dass Stade Brest und Sporting CP noch einmal zurückkommen und den Spieß umdrehen können.
Anders sieht es hingegen in den anderen Paarungen aus, obwohl es in den Hinspielen kein einziges Unentschieden gab. Über mögliche Szenarien zwischen City und Real wurde bereits gesprochen. Auch die weiteren sechs Begegnungen sind noch weitestgehend offen. Atalanta Bergamo, von einigen als Geheimfavorit gehandelt, hat Zuhause gegen Club Brügge alle Chancen das 1:2 aus dem Hinspiel vergessen zu machen. Auch AC Mailand strebt danach seiner Rolle als Favorit gegen Feyenoord im heimischen San Siro gerecht zu werden. Nicht auszuschließen, dass die AS Monaco mit dem Rückenwind eines 7:1-Erfolgs gegen Nantes im Rückspiel gegen Benfica triumphiert.
Auch PSV Eindhoven baut darauf, dass Juventus weiterhin instabile Leistungen zeigt und die PSV Zuhause zurückkommen kann. Selbst ein überraschendes Comeback von Celtic in der Münchener Allianz Arena scheint angesichts der Wackler der Bayern zumindest nicht ausgeschlossen zu sein. Der neutrale Zuschauer kann also am Dienstag- und Mittwochabend mit viel Spannung und Wendungen rechnen.
Meine These daher: In den Rückspielen der Play-Offs wird es mindestens vier Begegnungen geben, in denen eines der Teams den Rückstand aus dem Hinspiel egalisieren und in die nächste Runde einziehen kann.
Jakob Haffke
(Photo by Stu Forster/Getty Images)