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·7 août 2025
Frank Mill: Mehr als ein Fehlschuss

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·7 août 2025
Ein Tor, das nie fiel, machte ihn weltberühmt. Doch wer Frank Mill nur auf diesen Moment reduziert, verpasst die wahre Geschichte eines Spielers, der anders war – und gerade deshalb nach seinem Tod unvergessen bleibt.
Frank Mill konnte lachen. Auch über sich selbst. „Bei mir bleibt wenigstens ein Tor, das keins war„, sagte er rückblickend – und meinte damit jenen legendären Pfostenschuss, der ihm einen festen Platz in der Bundesliga-Geschichte sicherte.
Damals, im August 1986, in seinem ersten Spiel für Borussia Dortmund. Im Olympiastadion in München gegen die Bayern. Als er Jean-Marie Pfaff umkurvt hatte und den Ball statt ins leere Tor an den Pfosten setzte. Ein Bild, das sicherlich jeder Fußballfan kennt. Aber das kaum etwas über ihn erzählt.
Denn Mill war mehr als dieser Fehlschuss. Ein Straßenfußballer mit Köpfchen. Teamspieler mit Timing. Schlitzohr, Spielmacher, einer, der in kein Schema passte und vieles anders machte als üblich. Er war trotz 123 Bundesligatoren nie der klassische Mittelstürmer, nie der Killer im Strafraum, sondern einer, der genauso gerne vorlegte, wie er selbst traf. Der zwar den Erfolg, aber nie das Rampenlicht suchte.
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Mill hatte ein herausragendes Auge. Auf dem Platz sah er Räume schon, bevor sie entstanden. Und neben dem Platz sah er das Schöne, machte – unüblich für einen Fußballer – eine Ausbildung als Florist. Unorthodox wie sein Karriereweg, der immer ein bisschen anders verlief, als er hätte können. Und in dem Mill zwar immer mit dabei war, aber nie im Rampenlicht bzw. wenn, dann oft für die falschen Dinge.
Ein eigentlich fixer Wechsel zu Bayern München zerschlug sich nach einer Roten Karte in einem U21-Spiel. Statt in München landete Mill bei Gladbach, wo er allerdings zu einem der besten deutschen Stürmer wurde. Beim WM-Titel 1990 war er dabei, aber spielte keine einzige Minute. Doch er ergatterte das Trikot von Diego Maradona. Und dann war da dieses Tor, das nie fiel, ihn aber in der Bundesligageschichte verewigte.
Diese Szene blieb haften. Sogar mehr als seine eigentlichen sportlichen Sternstunden. Olympiabronze als Kapitän in Seoul 1988, das 25.000 Tor der Bundesliga-Geschichte im gleichen Jahr. Oder das DFB-Pokalfinale 1989 mit Borussia Dortmund gegen Werder Bremen. Mill glänzte beim 4:1-Sieg mit einem Tor, zwei Vorlagen und einer Rettungstat auf der eigenen Linie. Der Titelgewinn im Spiel seines Lebens, wie er selbst sagte.
Ein Leben, das ihn fußballerisch über Rot Weiss Essen, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund schließlich noch zu Fortuna Düsseldorf führte und das er nach der Karriere mit seinen Fußballschulen dem Jugendfußball widmete. Dem Nachwuchs das Spiel vermittelte. Mit Disziplin, Haltung, aber vor allem auch Spaß. Der war eine Konstante in seinem Leben, das am 5. August 2025 mit nur 67 Jahren nach einem Herzinfarkt viel zu früh endete.
Der deutsche Fußball hat einen Mann verloren, der in der Bundesliga tiefe Spuren hinterlassen hat. Anders, als es hätte kommen können, aber vielleicht auch genau deshalb unverwechselbar. Eine Karriere, die zeigt: Nicht jeder muss im Rampenlicht stehen, um unvergessen zu bleiben.
Mehr zur Karriere von Frank Mill hört ihr in der neuesten Folge des Podcasts 100 Fußballlegenden. „Frank Mill: Mehr als ein Fehlschuss“ gibt es bei Spotify und überall, wo es Podcasts gibt.
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