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·10 février 2025

Dapo Afolayan – ein Problem für die Defensive?

Image de l'article :Dapo Afolayan – ein Problem für die Defensive?

Beim FC St. Pauli war die Kritik am Defensivverhalten von Dapo Afolayan groß. Nun hat das Global Soccer Network für uns in die Daten geschaut – mit überraschendem Ergebnis.(Titelfoto: Stefan Groenveld)

Wenn es einen Spieler im Kader des FC St. Pauli gibt, dessen Gefühlslage man an seiner Körpersprache ablesen kann, dann ist es Dapo Afolayan. Beim Spiel des FCSP in Leipzig saß der offensive Außenbahnspieler auf der Bank, 90 Minuten lang. Stattdessen kamen mit Noah Weißhaupt, Elias Saad, Scott Banks und sogar Carlo Boukhalfa vier andere Spieler auf „seiner“ Position zum Einsatz. Ein ziemlich herber Schlag für den 27-jährigen, nicht der erste in dieser Saison.


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Afolayan in Leipzig 90 Minuten auf der Bank

Denn durch die Verletzung von Morgan Guilavogui ist auf der offensiven Außenbahn ein Platz frei geworden. Zwar fühlt sich Afolayan auf der linken Offensivseite wohler, aber im Vergleich zu Weißhaupt und Saad hat er bereits sehr viel öfter auch auf der rechten Seite gespielt und dort gute Leistungen gezeigt. Doch Alexander Blessin entschied sich gegen Afolayan und für Boukhalfa, der eigentlich eher im Mittelfeldzentrum zuhause ist. Angesprochen auf diese Entscheidung erklärte der FCSP-Cheftrainer auf der Pressekonferenz nach Abpfiff ausführlich, wie wichtig ihm die defensive Komponente gewesen sei. Nachdem Afolayan in der Vorwoche für sein Verhalten vor dem 1:1 der Augsburger von Blessin kritisiert wurde, unter anderem, weil es dieses Thema bereits die gesamte Saison über geben würde, darf die Startelf-Berufung von Boukhalfa anstelle von Afolayan durchaus als klares Zeichen verstanden werden.

Es ist eine sehr komplexe Situation. Denn deutlich wurde am späten Sonntag in Leipzig auch, dass Afolayan dem Offensivspiel des FC St. Pauli hätte weiterhelfen können. Boukhalfa fand offensiv überhaupt nicht ins Spiel, kam in den 57 Minuten Einsatzzeit nur auf ziemlich magere zehn Ballkontakte (zum Vergleich: der ebenfalls kaum auffällige Scott Banks hatte in seinen 14 Minuten Einsatzzeit einen mehr, Saad hatte in 40 Minuten dreimal so viele). Somit kommen wir zur Frage: Ist Dapo Afolayan wirklich so schlecht in der Arbeit gegen den Ball, dass man bewusst auf seine Fertigkeiten in der Offensive verzichten muss, damit das Defensivspiel nicht zu sehr leidet?

GSN-Analyse zu Afolayans Defensivverhalten

Diese Woche steht der MillernTon-Blog fast ganz im Zeichen einer umfassenden Datenanalyse, die das Global Soccer Network uns geliefert hat. In insgesamt drei Artikeln werden wir uns erst mit dem „Fall Afolayan“ befassen, dann noch die Defensivstärke und die Entwicklung des FC St. Pauli genauer betrachten und zum Abschluss auch noch die individuellen Qualitäten des Kaders unter die Lupe nehmen. Den Anfang macht Dapo Afolayan. Allein schon deshalb, weil die GSN-Analyse hier ein extrem spannendes Bild zeichnet.

Laut den Analysen der Datenexpert*innen vom Global Soccer Network ist Dapo Afolayan nämlich der Spieler im Kader, der am besten auf die offensive Außenbahn passt. Aber auch insgesamt ist diese Position beim FC St. Pauli sehr gut besetzt. Dustin Böttger, CEO von GSN, erklärt dazu: „Man sieht, dass der FC St. Pauli auf den Außenbahnen Spieler hat, die alle perfekt bis sehr gut ins aktuelle Spielsystem passen. Dies spricht dafür, dass man sich, in Verbindung mit dem Trainerteam, beim FC St. Pauli durchaus Gedanken macht, wie die Profile der einzelnen Positionen aussehen sollen und explizit auch danach scoutet.“

Afolayan passt perfekt zum FC St. Pauli

Wie gut einzelne Spieler in das System und die taktische Ausrichtung eines Clubs bzw. einer/s Trainer*in passen, wird vom Global Soccer Network mit der sogenannten „Team-DNA“ angegeben. Im Fall des FC St. Pauli und der Besetzung der offensiven Außenbahnen, sieht diese insgesamt sehr gut aus: Kein Spieler hat einen Team-DNA-Wert von unter 80. Die Werte von Weißhaupt, Banks, Sinani, Guilavogui und Saad sind allesamt mit „sehr gut“ von GSN bewertet (ausführlich wird das im dritten Artikel dieser Woche dargestellt). Nur ein Spieler hat einen Wert über 90 und passt damit „perfekt“: Dapo Afolayan.Das Global Soccer Network erklärt uns auch, warum Afolayan perfekt in das System des FC St. Pauli passt:

  • Extrem dribbelstark & pressingresistent: Afolayan gehört zu den besten Spielern in Eins-gegen-Eins-Duellen, wodurch er sich ideal ins Pressingsystem einfügt.
  • Defensivarbeit & Umschaltspiel: Afolayan arbeitet stark nach hinten mit und unterstützt das hohe Gegenpressing.
  • Anpassungsfähig & vielseitig einsetzbar: Afolayan kann sowohl als Flügelspieler als auch in einer zentraleren Rolle agieren.
  • Fazit: Dapo Afolayan bringt alle Schlüsselqualitäten für St. Pauli mit – Pressingresistenz, Dribbelstärke & Umschaltfähigkeit. Bester Fit für das System.

Extrem wertvoll für St. Paulis Defensive

Aber Moment mal! Dapo Afolayan werden besondere Stärken in der Defensivarbeit beim FC St. Pauli bescheinigt? Ist das nicht genau das Problem, welches er haben soll? Die Diskrepanz zwischen dieser datenbasierten Aussage und dem, was viele visuell empfinden, verwundert doch sehr. Aber es wäre auch nicht das erste Mal, dass das menschliche Hirn Dinge anders wahrnimmt, als sie sind. Deshalb haben wir beim Global Soccer Network nochmal genauer nachgefragt, wie man zu dieser Einschätzung gekommen ist. Schaut mal hier:

Dapo Afolayan ist unter allen offensiven Außenbahnspielern des FC St. Pauli mit einer „Time-to-Press“ von 1,29 Sekunden der schnellste Spieler im Pressing und setzt den Gegner unmittelbar unter Druck. Er verhindert die meisten progressiven Pässe pro 90 Minuten (8,12) und schließt damit gezielt gefährliche Passrouten. Afolayans verhinderter Expected Threat (xT) von 0,51 pro 90 Minuten ist der höchste im Team, was zeigt, dass er nicht nur viele, sondern besonders gefährliche Aktionen des Gegners unterbindet. Sein xT pro Pass liegt bei 0,063, was bedeutet, dass die von ihm gestoppten Pässe überdurchschnittlich gefährlich gewesen wären. Mit 2,24 Umschaltmomenten pro 90 Minuten gehört er zudem zu den besten Spielern beim FCSP im direkten Übergang von Defensive zu Offensive und sorgt dafür, dass Ballgewinne in gefährliche Angriffe umgewandelt werden.

Schaut man bei Afolayan besonders kritisch hin?

Wow. Diese Daten hätten vermutlich viele so nicht erwartet. Der Blick auf ausgewählten Metriken zeigt, dass Dapo Afolayan dem FC St. Pauli defensiv durchaus helfen kann, es sogar in diesen Bereichen oft besser macht als seine Mitspieler. Wie also kann es sein, dass Afolayan unter anderem für sein Defensivspiel kritisiert wird, auch von mir? Haben sich vielleicht alle auf ihn und seine Arbeit gegen den Ball „eingeschossen“ und schaut man bei ihm besonders kritisch hin, wenn er defensiv gefordert ist? Das erscheint durchaus möglich. Und das dürfte zu großen Teilen mit seiner Körpersprache zusammenhängen.

Alexander Blessin erklärte im Frühherbst, als Afolayan schon einmal seinen Stammplatz verlor, dass er „nicht immer online“ sei (eine Einschätzung die ich teile, nun aber hinterfrage). Damals erklärte Blessin, dass es auch um die hohe Anzahl an Ballverlusten von Afolayan gehe, mit der er nicht zufrieden sei, es also nicht nur um die Defensivarbeit geht. Was das Verhalten nach Ballverlust (Hadern, Lustlosigkeit) angeht – ebenfalls ein Punkt, der oft bemängelt wird – zeigt die GSN-Analyse aber, dass Afolayan durchschnittlich am schnellsten in die Pressingaktion reinkommt.

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Alexander Blessin und Dapo Afolayan führen vermutlich nicht die einfachste Trainer-Spieler-Beziehung. Aber es ist hoffentlich eine, die dem FC St. Pauli weiterhilft. // (c) Stefan Groenveld

Daten contra visueller Eindruck

Doch die Zahlen allein reichen natürlich nicht aus, um zu bewerten, wie gut Dapo Afolayan seinen Job in der Arbeit gegen den Ball macht. Es fehlen auch wichtige Statistiken wie Zweikampfwerte und Laufverhalten. Und besonders im auf einen kompakten Verbund basierenden defensiven Spielstil des FC St. Pauli kommt es eben oft auf die Positionierung an, das Erkennen von Situationen und Schließen von Räumen. Dinge, die in Daten nur schwer abgebildet werden können, die eine (zusätzliche) visuelle Bewertung zwingend notwendig machen. Teilweise ist sogar das Gegenteil der Fall: Wer proaktiv Räume schließt, sorgt dafür, dass gefährliche Situationen gar nicht erst entstehen. Dass sich der Gegner dann für einen anderen Weg entscheidet, lässt sich in Daten nur sehr schwer abbilden, sorgt vielleicht sogar dafür, dass ein Spieler weniger Defensivaktionen hat. Und ob eine solche Situation, wie jene, die zum Ausgleichstreffer des FC Augsburg geführt hat, auch in den Daten irgendwie abgebildet werden kann, ist fraglich.

Sowieso gilt: Die Bewertung der defensiven (und auch offensiven) Leistung von Spielern geschieht am besten durch ihre Trainer. Weil oft nur sie wissen, was genau ein Spieler eigentlich machen soll, welche Laufwege wichtig sind, wie er sich taktisch verhalten muss. Daten dienen hier als Unterstützung, unter anderem, um Fehleinschätzungen zu vermeiden. Ob es sich im Fall von Afolayan aber um eine Fehleinschätzung handelt, ist außerhalb des Trainerbüros schwer zu beurteilen.Alexander Blessin hat für die Partie gegen Leipzig entschieden, dass der FC St. Pauli mit Boukhalfa auf der offensiven Außenbahn bessere Chancen hat. Ob das nun auch wirklich besser war, wird nun vermutlich genau angeschaut. Sicher ist auf jeden Fall, dass ein gut aufgelegter Dapo Afolayan dem FCSP extrem weiterhelfen kann – laut GSN-Analyse nicht nur in der Offensive.

Übrigens: Nachdem Dapo Afolayan im Frühherbst bei der Partie gegen den VfL Wolfsburg überraschend auf der Bank platz nehmen musste und Blessin im Anschluss öffentlich erklärte, was genau er von ihm erwarte (und dies auch in einem persönlichen Gespräch tat), antwortete Afolayan nahezu perfekt: Mit einem Treffer und einer defensiv sehr engagierten Leistung gegen die TSG Hoffenheim. So eine Reaktion darf sich gerne wiederholen.// Tim

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