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·25 de mayo de 2025
Woltemade for more: Die größte Woche seines Lebens – nur der Anfang?

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·25 de mayo de 2025
Eine Woche hat bekanntlich sieben Tage, doch manchmal reichen weniger, um beeindruckende Geschichten zu schreiben: Nick Woltemade brauchte nur vier für die vermutlich größte Woche seines Lebens. Sie markierte den Abschluss einer „phänomenalen“ ersten Saison für den VfB Stuttgart – und den Beginn eines noch größeren Kapitels?
In Bremen ein Talent, in Elversberg ein Aufsteiger. 27 Scorerpunkte, ein Aufstieg und eine Initialzündung. In der 3. Liga wurde Nick Woltemade zu einer Hauptfigur eines saarländischen Fußballwunders – und trat damals erstmals ins Rampenlicht. Beim SV Werder Bremen hatte das Eigengewächs zuvor nie wirklich Fuß gefasst. Dabei galt er schon in seiner Heimatstadt als großes Talent und gewann 2020 mit Bremens U19 die deutsche Meisterschaft der Staffel Nord/Nordost. Die Leihe zur SV Elversberg in der Saison 2022/23, damals spielten die Saarländer noch drittklassig, leitete seinen Durchbruch ein.
Zurück in Bremen folgte jedoch Ernüchterung. Werder-Trainer Ole Werner plante ohne ihn. Die Zukunft? Ungewiss. Und als Werner zum Ende der Saison 2023/24 auf Woltemade setzte, war es bereits zu spät. Während der Stürmer an der Weser zur Stammkraft avancierte und sich langsam in der Bundesliga etablierte, hatte er seinen Abschied aus der Hansestadt bereits verkündet. Der VfB Stuttgart erkannte das Potenzial des 1,98-Meter-Hünen und verpflichtete ihn ablösefrei.
Was folgte, war ein erstes Jahr wie aus einem Drehbuch: Kaum angekommen, wuchs Woltemade über sich hinaus. Dabei ist er kein Stürmer im klassischen Sinne. Mit fast zwei Metern Körpergröße hat er zwar der Gardemaß, glänzte aber auch mit feiner Ballbehandlung, Tempowechseln, Beweglichkeit und präzisen Torabschlüssen. Woltemade bewies zudem ein gutes Spielverständnis und wurde auch zu einem wichtigen Vorbereiter. Dass ihm in dieser Saison nur drei Vorlagen gelangen, muss ein statistischer Zufall sein.
An manchen Tagen funktionierte fast alles, was der 23-Jährige versuchte. Ende März reichten 90 Minuten für die deutsche U21-Nationalmannschaft als ein Paradebeispiel dafür. Es war ein Abend wie im Flug: Die hoch gehandelte U21 Spaniens demontierte Woltemade im Alleingang. Übersteiger hier, Lupfer da. Dann noch ein Tunnler und zum krönenden Abschluss „ein typisches Nick-Tor.“ Jeder Ballkontakt war eine Demonstration. Ein Hattrick wie gemalt, der ihm den Spitznamen „Woltemessi“ einbrachte. VfB-Legende Cacau hatte ihn zuvor „Nickinho“ getauft.
Dabei hegte der Stürmer vor seinem Transfer nach Stuttgart noch Zweifel. „Der erste große Wechsel für mich, dann auch noch zum Vize-Meister – das war auch nicht ganz so leicht“, gestand Woltemade Anfang des Monats. Doch der Schritt zum VfB ging für ihn und den Klub absolut auf. 17 Tore in 33 Pflichtspielen lautet die Bilanz der abgelaufenen Saison. Je länger sie lief, desto größer wurde Woltemades Selbstvertrauen. Zu Saisonbeginn schaffte es der Stürmer nicht einmal in den Stuttgarter Champions-League-Kader.
Jetzt ist er ein Unterschiedsspieler und in aller Munde. „Ich bin rundum zufrieden mit der ganzen Entwicklung, aber ich weiß auch, was dazu gehört und mich dahin gebracht hat“, so Woltemade. Der 23-Jährige gilt als eine der größten Entdeckungen der abgelaufenen Spielzeit. Die Saison sei für ihn daher „jetzt schon phänomenal.“ Sie endete mit einer Woche, die er sich wohl nicht besser hätte erträumen können. Zwei Anrufe, zwei Nominierungen. Am Mittwoch erst von Antonio di Salvo für den vorläufigen EM-Kader der U21, einen Tag später von Julian Nagelsmann für das A-Nationalteam.
Woltemades Sommer: Natio hoch zwei. Foto: Alex Grimm/Getty Images for DFB
Während vieler seiner Mannschaftskollegen in die Sommerpause gehen, wird Nick Woltemade gleich zwei Turniere spielen. Beim Final Four der Nations League Anfang Juni winkt das Debüt für die A-Nationalmannschaft. Nagelsmann hatte ihn bereits für das Viertelfinale gegen Italien auf dem Zettel. Er war „nah dran“, wie der Bundestrainer verriet – nun war es soweit. Doch die zwei Nominierungen waren nicht einmal der Höhepunkt einer goldenen Woche.
Das „größte Spiel“ seiner Karriere stand bevor. Am gestrigen Samstag hatte Woltemade die Chance, seine und die Saison des VfB mit einem Titel zu krönen. Im Pokalfinale trafen die favorisierten Stuttgarter auf Drittliga-Aufsteiger und Pokalüberraschung Arminia Bielefeld. Die Underdogs aus Puddingtown warfen sich mit der Wucht eines Traums in dieses Endspiel – doch einmal mehr war es Nick Woltemade, der den Unterschied machte.
Inmitten der Bielefelder Drangphase sorgte er mit seinem Tor zum 1:0 nach einer Viertelstunde für Erleichterung. „Als ich das Tor geschossen habe, war ich schon sehr happy, weil alles abgefallen ist“, sagte Woltemade im „ZDF“-Interview. Mit seinem fünften Tor im Wettbewerb ist er der erfolgreichste Torschütze der Pokalsaison. Der Treffer war kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis perfekter Eins-gegen-Eins-Vorbereitung. Frei vor Bielefelds Schlussmann Jonas Kersken habe der Stürmer gewusst, dass sein letzter Gegenspieler „sein linkes Bein immer offen hat.“ Deshalb wählte Woltemade die rechte Ecke – und traf zur Führung.
Diese gab der VfB Stuttgart nicht mehr ab. Zwar konnten die tapferen Bielefelder in den Schlussminuten noch zweimal treffen (Entstand 2:4), doch die Schwaben gewannen letztlich verdient zum vierten Mal nach 1954, 1958 und 1997 den DFB-Pokal. Damit qualifizierte sich der VfB auch für das internationale Geschäft: Trotz Tabellenplatz neun in der Bundesliga spielt man in der kommenden Saison in der Europa League. Für Nick Woltemade endete das bisher größte Spiel seiner Karriere mit einem Titel.
„Ich kann es noch gar nicht greifen. Ich bin noch zu kaputt vom Spiel. Es ist so viel passiert die letzten Wochen“, sagte er nach dem Abpfiff. Obwohl für ihn und den VfB viel auf dem Spiel stand, ging der großgewachsene Angreifer das Pokalfinale lässig an: „Ich war gar nicht so aufgeregt, habe noch einen Mittagsschlaf gemacht und war entspannt. Meine Eltern waren deutlich nervöser.“
Pokalsieger: der erste von drei Titeln? Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images
Zwar war seine Freude über den Pokalsieg riesig, doch zunächst überwog der Sportsgeist. Während seine Mitspieler ausgiebig feierten, widmete sich Woltemade den Verlierern. Bei allem Stolz war die Trauer der Bielefelder über die verpasste Chance groß. Woltemade spendete ihnen und Trainer Mitch Kniat Trost und zeigte sich gewohnt bodenständig. Der 23-Jährige nahm fast jeden Einzelnen in den Arm. Nach dem Spiel folgten große Worte: „Vor zwei Jahren hab ich auch noch in der Liga gespielt“, blickte Woltemade auf seine Zeit in Elversberg zurück. Er wollte den tapferen Bielefeldern für ihre „starke Leistung“ in dieser Spielzeit gratulieren „und viel Glück wünschen für die neue Saison. Ich finde, das gehört sich so.“
Danach schloss sich auch Woltemade den Feierlichkeiten der Stuttgarter an. Ein verdienter Titel für den kommenden Nationalstürmer, dem trotz der jüngsten Höhepunkte offenbar genau bewusst ist, dass sein steiler Aufstieg kein Selbstläufer war. Dennoch hat sich der Offensivspieler für die kommenden Wochen beim DFB einiges vorgenommen: „Ich würde gerne einen Dreierpack machen, was Titel angeht. Nummer 1 habe ich jetzt. Ich hoffe, diese Lockerheit bleibt.“
Einzig der Jubel nach seinem Tor im Pokalfinale trübte die goldene Woche etwas. Statt die Wiederholung seines Treffers zu genießen, interessierte sich Woltemade mehr für den anschließenden Knierutscher über den Rasen, der ihm ein wenig missglückte. „Ich habe das erste Mal in meinem Leben einen Knierutscher gemacht und habe direkt blaue Knie bekommen“, erklärte er bei „Sky“. Nach einer ausführlichen Videoanalyse fiel sein Fazit trotzdem weitestgehend positiv aus: „Für zwei Meter ist der nicht schlecht.“
Einziges Manko der Woche: ein Knierutscher. Foto: Alex Grimm/Getty Images
Die Restsaison hält für ihn noch zwei Highlights im DFB-Dress parat. Bis dahin kann Woltemade auch an seinem Knierutscher arbeiten – denn treffen wird er diesen Sommer sicher, ob in der Nations League oder bei der U21-EM. Dann dürfte sein Saisonfazit wohl noch besser ausfallen, als ohnehin schon. Vielleicht war es für Nick Woltemade die Woche seines Lebens. Oder nur der erste Akt einer großen Karriere. Woltemade for more.