Textilvergehen
·6 de abril de 2024
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·6 de abril de 2024
Es passt ein bisschen zu dieser Saison, dass sie uns die märchenhaften Enden konsequent verweigert. So auch beim 0:1 von Union gegen Leverkusen im Stadion an der Alten Försterei. Es hätte sicher nicht nur mir sehr gut gefallen, wenn das Team von Trainer Nenad Bjelica mindestens einen Punkt geholt hätte. Denn das Hinspiel gegen die hundertprozentige Tochter des Bayer-Konzerns war der absolute Tiefpunkt der Hinrunde.
Nicht wegen der Höhe der 0:4-Niederlage, sondern wegen der Art und Weise, wie sie zustande kam. Damals machte es den Eindruck, als sei das Union-Team nicht mehr wettbewerbsfähig. „Urs Fischers Team fällt auf Rang 18: selbstverschuldet und zu Recht“, hatte ich damals getitelt. Und diese Überschrift lässt die dramatische Situation erahnen, in der sich der Verein befand.
Union hat nun gegen Leverkusen zwar keinen Punkt geholt, aber dafür einen Punkt gemacht: Die Mannschaft ist nicht mehr das verunsicherte Team aus der Hinrunde, das sich einfach seinem Schicksal ergibt. Sie verteidigt wieder diszipliniert. Die Spieler unterstützen sich. Und vor allem gibt es mehr und mehr Profis, die wieder eine gute Form zeigen. Also ist alles gut? Lassen wir unsere rot-weiße Brille auf und kommentieren einfach überall „Mund abputzen, weitermachen“?
Auf keinen Fall. Denn es ist wirklich nicht alles gut. Lasst uns mal dorthin gehen, wo es weh tut. In die absolute Nachspielzeit des Grauens (und das muss in dieser Saison etwas heißen, denn davon gab es einige). Ich tippte gerade in meine Notizen-App „Sehr starke erste Halbzeit von Trimmel“, als Robin Gosens Leverkusens Tella kurz vor Grundlinie an der linken Strafraumgrenze abgrätschte. Über die Gelb-Rote Karte müssen wir nicht diskutieren.
Robin Gosens geht nach der Gelb-Roten Karte vom Platz, Foto: Matthias Koch
Worüber ich aber schon diskutieren möchte, ist die Art und Weise wie ein bereits vorbelasteter Spieler in so einen Zweikampf geht. Denn bereits um die 10. Minute holte sich Gosens für eine sehr riskantes Duell am eigenen Strafraum Gelb ab. Mit noch schlechterem Timing hätte schon da für ihn Schluss sein können. Es spricht für den Linksverteidiger, dass er später auf Instagram schreibt: „Sorry Unioner, Niederlage geht auf meine Kappe!!“ Wobei natürlich nicht Gosens alleine die Schuld am Ergebnis gegen Leverkusen trifft.
Wir könnten an dieser Stelle viel spekulieren, auch über die Zukunft von Gosens bei Union. Aber das bringt uns ehrlich gesagt im Moment nicht weiter. Was wir feststellen können: Seiner Mannschaft hat Gosens mit seinen beiden übermotiviert wirkenden Aktionen ebenso wenig geholfen wie seinen eigenen Ambitionen für die Europameisterschaft in einigen Wochen.
Nach dem Platzverweis für Gosens wurde es unübersichtlich. Leverkusen trifft erst den Pfosten, dann das Tor, aber der Treffer wird weggepfiffen. Glück gehabt. Dachte nicht nur ich. Auch wenn mir erst nicht klar war, warum das Leverkusener Tor nicht gegeben wurde. Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkt habe, dass gar nicht das Abseits eines Leverkuseners mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, sondern ein Handspiel von Christopher Trimmel direkt vor dem Pfostenschuss.
Die Zuschauer im Stadion haben wieder als letzte erfahren, was die Unparteiischen überprüft hatten, Foto: Matthias Koch
Wir können es auch hier kurz machen: Das Handspiel war auf den TV-Bildern klar. Und wegen Verhinderung einer klaren Torchance hätte der Union-Kapitän auch die Rote Karte sehen können. Doch die ließ Schiedsrichter Benjamin Brand stecken. Möglicherweise waren sich die Referees nicht einig, ob der Ball ohne das leichte Touchieren Trimmels sicher ins Tor gegangen wäre.
Es ist wirklich schade, dass eine unfassbar starke Leistung Trimmels durch diese eine Aktion, die am Ende spielentscheidend war, getrübt wird. Denn Stellungsspiel, Aggressivität in den Zweikämpfen und Läufe nach vorne waren heute so gut vom Kapitän, dass ich mich ernsthaft frage, ob wirklich Schluss sein muss nach dieser Saison. Hier wird viel spekuliert aktuell. Auch dazu würde ich sagen: Lasst erst einmal die Mannschaft den Klassenerhalt sichern, dann können wir spekulieren.
Christopher Trimmel bedankt sich nach dem Spiel bei den Fans für die Unterstützung, Foto: Matthias Koch
Zwei Aktionen kurz nacheinander von zwei sehr erfahrenen Spielern haben Union vielleicht das Spiel gekostet. Aber auf der Guthabenseite verbuche ich, dass das Team auch zu zehnt dem kommenden Deutschen Meister einen starken Kampf geliefert hat. Dabei ist es nicht kopflos geworden, sondern funktioniert mittlerweile wieder wie eine sehr gut abgestimmte Verteidigungsmaschine.
Es ist das Spiel nach vorne, an dem es weiter hapert. Yorbe Vertessen sieht man an, dass ihm noch die Robustheit fehlt. Er erinnert mich in der Hinsicht ein bisschen an Brenden Aaronson in der Hinrunde. Hoffentlich hat sich Vertessen nicht ernsthaft verletzt, als er wegen Oberschenkelproblemen zum Ende der ersten Halbzeit den Platz verließ.
Yorbe Vertessen musste Ende der ersten Halbzeit verletzt vom Platz, Foto: Matthias Koch
Was das Spiel noch deutlich gemacht hat: Union benötigt zügig einen Sieg, um in der Tabelle nicht noch einmal Richtung Relegationsplatz gezogen zu werden. Am Freitag in Augsburg gibt es die nächste Chance dazu.
Jonathan Tah auspfeifen: Wie wichtig ist dieses Ritual, das seinen Grund in einem Field Interview nach dem Unionsieg über Leverkusen im Januar 2021 hat? Ist es wichtiger als der Support des eigenen Teams?
Trikots mit Sonderwerbung: Ich hatte in der Vorberichterstattung der Fernseh-Übertragung etwas die Augen darüber gerollt, wie leichtfertig Sky dem Union-Hauptsponsor Sendezeit schenkt, die sonst für Werbung teuer erkauft werden muss. Nur weil statt Sponsorenlogo dort die Logos von Sendungen zu sehen waren. Aber vielleicht sind die Trikots mit Star Trek oder Paw Patrol ein guter Moment, um mal die eigene Werbe-Schmerzgrenze auszuloten?
Denn der Waldseite war das möglicherweise zu viel, wie die Banner aus der ersten Halbzeit vermuten lassen:
Protestbanner mit Detailkenntnis von Paw Patrol; Bild: Icke auf BlueSky
Vor allem die Forderung nach Heimspielen im Heimtrikot dürfte verfangen.
Protestbanner mit Forderung, in Heimspielen das Heimtrikot zu tragen; Bild: Icke auf BlueSky
Ich kann für mich sagen, dass mich diese Trikotsache nicht anhebt, weil ich ihr entgehen kann. Das ist für mich so wie mit den Pittiplatsch-Sachen oder T-Shirts mit Postleitzahlen aus dem Fanshop. Da zucke ich mit den Schultern. Das stört mein Union-Erlebnis nicht. Andere stört das. Und wiederum andere kaufen sich die Shirts, weil sie das toll finden. Ich habe zum Beispiel eins geholt für eine Person, die sich sehr darüber gefreut hat.
Aber ich verstehe, dass man die Sache mit dem Heimtrikot wichtig findet. Sonst bräuchte man es schließlich nicht mehr Heimtrikot nennen. Andererseits gab es beim Sondertrikot mit dem Mellowpark drauf keine Forderung danach, unbedingt im Heimtrikot spielen zu müssen.
Heute um 14 Uhr spielen Unions Frauen gegen den FC Carl Zeiss Jena II auf der Fritz-Lesch-Sportanlage in Adlershof. Der Eintritt ist frei (Vereinsmitteilung). Gegen 18 Uhr nehmen wir unsere Podcast-Episode auf, die ihr live hören könnt.