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·24 de abril de 2025
Kommentar: Trainer-Tabula-rasa als unwürdiges Schauspiel

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·24 de abril de 2025
Markus Anfang, Kees van Wonderen, André Breitenreiter - innerhalb von nur 20 Stunden sorgten drei Vereine für Trainer-Entlassungen - entweder sofort oder am Saisonende. Ein Tabula-rasa als unwürdiges Schauspiel. Ob die Hire-and-Fire-Politik zum Erfolg führt, darf stark bezweifelt werden. Ein Kommentar.
Gewinnst du, bist du der Held. Verlierst du, geht es um deinen Kopf. Wie heißt es so schön ehrlich? Als Cheftrainer bist du die ärmste Sau in einem Verein. Denn in Zeiten des Misserfolgs erhält kaum noch jemand die Chance, um Fehler auszubessern, um das Ruder herumzureißen, um in Ruhe zu arbeiten. Ein positives Beispiel vorweg: In der letzten Länderspielpause erhielt Daniel Scherning weiter das Vertrauen bei Eintracht Braunschweig, woraufhin zehn Punkte aus vier Partien geholt wurden. Der BTSV steht nun vor dem Klassenerhalt - und die Entscheidung, an Scherning festzuhalten, galt als große Überraschung. Weil sowas im Profifußball "normalerweise" nicht mehr vorkommt. Und, dass die Entlassungswelle von Cheftrainern "normal" geworden ist, ist vielleicht das größte Problem der Vereine. Zumal jeder neuer Cheftrainer auch neue Spielideen mitbringt.
In Kaiserslautern hieß es am Samstag noch, dass es keine Trainerdebatte gibt. Jetzt ist Markus Anfang weg. Der erste Cheftrainer, der unter der Regie von Neu-Sportdirektor Marcel Klos getauscht wurde. Aber schon der fünfte Mann, der unter der Leitung von Sport-Geschäftsführer Thomas Hengen gehen musste. Und das seit Mai 2022. Mit dem Rauswurf von Marco Antwerpen kurz vor der später erfolgreichen Zweitliga-Relegation machte sich der 50-Jährige einen Namen, nun soll der Super-Impuls im Endspurt noch einmal helfen. Unabhängig von Erfolg oder Misserfolg ist jetzt schon klar: Jeder Trainer, der am Betzenberg unterschreibt, wird ab sofort wissen, dass seine Tage nach drei Niederlagen in Folge - wie bei Anfang - bereits gezählt sind.
Wie schnelllebig das Geschäft wirklich geworden ist, zeigt sein Nachfolger: Torsten Lieberknecht. Der war zu Saisonbeginn nämlich noch in Darmstadt, am 33. Spieltag wird er nun gegen die Lilien antreten. Klar, im Profifußball dürfen Liebeserklärungen gerne getätigt werden, aber keine Rolle spielen. Auf den Ex trifft trotzdem niemand gerne nach so kurzer Zeit. Und Anfang? Der heuert womöglich zur neuen Saison beim FC Schalke 04 an, wo Kees van Wonderen vor die Tür gesetzt wird. Ein schnelles Wiedersehen könnte es also auch in diesem Fall geben, was zeigt, wie absurd die Konstellationen manchmal werden können. Hannover 96 steigert das Ganze sogar noch.
André Breitenreiter kam im Winter für Stefan Leitl, um die Chance auf den Aufstieg zu ergreifen. Der Punkteschnitt war jedoch niedriger, die Amtszeit umso kürzer. Stattdessen reitet der Ex-Coach nun mit Hertha BSC die Erfolgswelle, weil er 50 Tage nach seinem 96-Aus in der Hauptstadt unterschrieb. Breitenreiter musste innerhalb von sechs Jahren also zweimal bei den Niedersachsen die Koffer packen, insgesamt neun Trainer versuchten sich bei den Roten in dieser Zeit. Da stellt sich doch die offensichtliche Frage: Ist immer der Trainer Schuld? Sicherlich nicht. Aber in der Regel muss kein Sportdirektor oder Sport-Geschäftsführer gehen. Dabei sind es die hiesigen Sportchefs, die die "Hire and Fire"-Mentalität erst richtig in den Vereinen etabliert haben. Schließlich geht es selten um ihre Köpfe, selbst wenn sie dergleichen schon mehrere rollen ließen.
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