Miasanrot
·21 de junio de 2024
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Habemus Top-Favorit? Spanien glänzt gegen Italien, spielt den Europameister an die Wand. Im heutigen Blog sprechen wir über die neue spanische Generation und ob Deutschland wirklich schon die Knie zittern sollten. Dazu der tiefere Tiefpunkt Southgates.
Italien wie Spanien überzeugten im ersten Spiel mit dem nebst Deutschland besten Ballbesitzspiel des Turniers, es wurde eine enge Partie erwartet und vom Ergebnis war es das auch, doch das trügt. Spanien bestimmte von der ersten Minute an die Partie, presste Italien nach hinten. Donnarumma rettete mit der bislang mit Abstand besten Torhüter-Leistung des Turniers mehrfach weltklasse. Erst in den letzten Minuten schaffte Italien wirklichen Druck nach vorne auszuüben, ohne jedoch weiterhin für Torgefahr zu sorgen. Das Ergebnis machte die Dinger spannender, als sie waren.
Die Abgesänge auf die Ballbesitz-Nation Spanien waren verfrüht und ohnehin von vornherein absurd. Gegen Kroatien mochte man nach 90 Minuten weniger den Ball gehabt haben, doch lag das zum einen an der frühen 3:0-Führung und zum anderen, dass die Kroaten selbst auch ganz gerne den Ball haben.
Nein, wie sehr die Spanier noch immer den Ball lieben, ließen sie die Italiener spüren. Sie liebten ihn so sehr, dass sie ihn sofort wiederhaben wollten, wenn sie ihn dann doch verloren. Das Geheimnis der spanischen Dominanz war seit jeher das Gegenpressing und ist es noch heute. Kaum war ein Ball weg, schnappten die Spieler hyänenartig zu und bekamen ihn wieder. Gerade Grimaldo-Verdränger Cucurella war hier immer wieder erfolgreich.
Überhaupt hat Spanien wohl das beste Außenverteidiger-Paar der Euro. Die Qualität weiter innen allerdings konnte von den Italienern nicht getestet werden. Gegen Kroatien wackelte das nominell nicht ganz so leistungsstarke Paar noch sehr. Le Normand von San Sebastian, Nacho als ewige Nummer drei Reals und Laporte aus der Wüste. Die eigentlich so großartige neue spanische Generation an Talenten scheint die Innenverteidigung übergangen zu haben, so richtig aufgedeckt hat es nur noch niemand.
Dafür hat sich das Talent gleichmäßiger verteilt, statt gleich sechs Weltklasse-Mittelfeldspieler zu haben, hat diese Generation endlich Panzerknacker links, wie rechts. Gerade Nico Williams spielte di Lorenzo derart schwindelig, der Europameister konnte einem leidtun.
Vielerorts wird diese Mannschaft vertikaler gepriesen als die Altmeister rund um Xavi. Tatsächlich ist es einfach eine direkte logische Folge der Tempospieler auf Außen. Die Titelsammler hatten das noch nicht, so mussten oft Verlegenheitslösungen herhalten mit Iniesta oder Silva, die oft durchschlagsarme Statik kam nicht freiwillig. Außer David Villa besaß kaum jemand bei den Titelhattrickern nennenswerte Athletik, das hat sich nun grundlegend geändert.
Bei den Italienern erhärtete sich mein Eindruck des Albanien-Auftaktes: Was sie taktisch machen ist eigentlich viel interessanter als die eigentlichen Spieler, die das ganze ja mit Leben füllen sollen. Verschiebungen von Offensiv-Libero-artigen Innenverteidigern und zurückfallenden Sechsern gab es gegen Spanien natürlich nicht zu bestaunen. Man rannte ja auch nicht 90 Minuten an, ganz im Gegenteil.
So deckte das spanische Angriffspressing auf, wie wenig Spielfähigkeit hinten bei Italien steckt: Um gegen diese Spanier zu bestehen, braucht man qualitativ hohen, selbstbewussten Spielaufbau. Hohe Technik auf den Flügeln kann auch sehr hilfreich sein, damit der lange Befreiungsball auch verarbeitet werden kann.
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Nichts davon hatte Italien. Der Abwehrkette fehlte die Pressingresistenz, den Wingern die Technik. Da halfen dann auch Jorginho und Barella nicht.
All diese Dinge sprechen übrigens für Deutschland. Die gestern noch entfachte Euphorie, wich während des Spiels vielerorts blankem Entsetzen, bei der Aussicht diesen Spaniern im Viertelfinale begegnen zu müssen, doch die Grabreden kommen zu früh. Deutschland hat nämlich die Passstärke hinten um sich zu befreien und die Techniker vorne, um nicht nur schwere Bälle zu verarbeiten, sondern mit den riesigen freien Räumen ein Fest zu veranstalten.
Moment mal, Deutschland und pressingresistent, seit wann denn das?
Man darf Pressinganfälligkeit gegen verteidigende Teams nicht mit dem vergleichen, was Angriffspressing a la Spanien einem abverlangt. Griechenland stand tief und attackierte die aufgerückten Aufbau-Spieler auf Höhe der Mittellinie, bei Spanien wären diese Duelle weit näher am eigenen Tor, was es gefährlicher für beide Teams macht: Bei einem Ballgewinn ist das Team mit Angriffspressing nah am Torerfolg, allerdings hat das verteidigende Team auch mehr Möglichkeiten zur Befreiung mit langen Bällen, weil das pressende Team nur noch mit wenigen Spielern absichert. In vorderster Reihe hat die Nationalmannschaft die besten Techniker des Turniers.
So sehr Deutschland schon seit Jahren mit pressenden Mittelklasse-Teams Probleme hat, gegen große Nationen fühlt man sich regelmäßig pudelwohl mal tiefer stehen zu können, kombiniert sich dann immer wieder mit einer Sicherheit nach vorne, die Beobachter selbst in den dunkelsten Nationalmannschaftstagen überraschte.
Dieses Spanien allerdings würde es mit einem anderen, selbstbewussten Deutschland zu tun bekommen. Es könnte zum Kryptonit mit seinem Angriffspressing werden, doch Deutschland könnte mit seiner Technik auch zum Kryptonit Spaniens werden. Aber warten wir erst einmal das Achtelfinale ab.
„Wir wissen, dass es ein Experiment ist und wir keinen natürlichen Ersatz für Kalvin Phillips haben“ Gareth Southgate – Du hast Declan Rice und Jude Bellingham auf dem Spielfeld!
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