Brückenschlag 104: Zwischen Bramsche und Bremer Brücke | OneFootball

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VfL Osnabrück

·7 de julio de 2024

Brückenschlag 104: Zwischen Bramsche und Bremer Brücke

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Brückenschlag 104: Zwischen Bramsche und Bremer Brücke

Seit Februar ist er 85 Jahre alt und noch immer so fußballbegeistert wie der kleine Junge, der auf Straßen und Feldern den Bällen hinterherjagte. vfl.de hat Rudolf Kuhlmann, der in den 1960er Jahren auf fast allen Positionen zu finden war, in seiner Heimatstadt Bramsche besucht.


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Rudolf Kuhlmann kam 1948 zu den Bramscher Rasensportlern und erreichte mit der spielstarken A-Jugend das Finale um die Bezirksmeisterschaft. An der Bremer Brücke trafen die Youngster auf den Nachwuchs des VfL Osnabrück, in dessen Reihen seinerzeit hoffnungsvolle Talente wie Erwin Wittkötter, Karl-Heinz „Zorro“ Wöbker oder Dieter Willmann kickten.

Die Lila-Weißen gewannen das Endspiel mit 4:2 und sahen einen der Final-Gegner schnell wieder. Rudolf Kuhlmann, mittlerweile gelernter Autoschlosser, hatte eine Beschäftigung an der Mindener Straße gefunden und von hier aus Kontakt zum VfL aufgenommen. Der Youngster aus dem Nordkreis hinterließ offenbar einen guten Eindruck, denn Kuhlmann wurde nicht nur in die neue Amateurmannschaft berufen. Er spielte bald auch im Oberligakader des VfL eine wichtige Rolle.

„Wer Fußball spielen kann, kann das überall!“

Bis 1967 bestritt er 83 Punktspiele und überzeugte auf (fast) allen Positionen. „Ich stand beim VfL nie im Tor und war nie letzter Mann. Aber Rechtsaußen, dann Linksaußen und später auch Mittelstürmer.“ Als Hellmut Meidt dann ein Defensivspieler fehlte, beorderte er Kuhlmann von vorne nach hinten. „Der Trainer meinte: ´Wer Fußball spielen kann, kann das überall!´ So einfach war das damals.“

Viermal pro Woche bat der VfL seine Kicker zum Training, das Monatsgehalt betrug 320 Mark. Ein hübsches Zubrot, doch ihren Beruf wollten und konnten die Spieler deshalb nicht aufgeben. Oft fand Präsident Friedel Schwarze eine passende Lösung in seinem Stahlbauunternehmen. Auch für Rudolf Kuhlmann, der vom Autoschlosser zum Chauffeur und Transportfahrer umfunktioniert wurde.

Fortan ging es um 6.00 Uhr morgens mit dem Zug von Bramsche nach Osnabrück. Nach der Arbeit war Training angesagt und abends gab es noch Mannschaftssitzungen, die manchmal bis 22.00 Uhr dauerten. Anschließend fuhr Kuhlmann mit dem Zug wieder zurück, oft mit Theo Schönhöft und Manfred Deters, die bis Bramsche den gleichen Weg hatten. Und wenn es nicht allzu spät war, wurde in der Bahnhofskneipe von Walter Horstmann noch ein Bier getrunken …

Die sportliche Bilanz der mittleren 60er Jahre fiel eher durchwachsen aus. In der Regel mussten sich die Osnabrücker mit einem Mittelfeldplatz in der Oberliga zufriedengeben. Trotzdem erinnert sich Rudolf Kuhlmann gern an herausragende Spiele gegen die Nord-Konkurrenz vom Hamburger SV und vom SV Werder Bremen, die legendären Duelle mit der spanischen Nationalmannschaft im Jahr 1962 – und an ein weiteres denkwürdiges Freundschaftsspiel.

Klare Sache gegen Dortmund

Legenden wie Timo Konietzka oder Lothar Emmerich standen noch am Anfang ihrer Laufbahn, als Borussia Dortmund in der Saison 1961 zu einem Freundschaftsspiel gegen den VfL antrat. Doch Heinz Kwiatkowski – Torwart-Ikone und einer der „Helden von Bern“, obwohl er nur bei der 3:8-Vorrundenniederlage gegen Ungarn zum Einsatz kam – konnte mehr Erfahrung in die Waagschale werfen. Rudolf Kuhlmann war gegen den Topfavoriten mindestens ebenso motiviert wie seine Mannschaftskollegen – und im entscheidenden Moment einen Schritt schneller als der Dortmunder Keeper. Sein Tor, von dem er immer noch ein Foto griffbereit hat, blieb nicht das einzige. Nach 90 Minuten stand es 4:1 für den VfL.

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Immer mit Fahne

1967, mit gerade 28 Jahren, hängte Rudolf Kuhlmann seine Fußballschuhe an den Nagel. Mehrere Verletzungen hatten ihm schwer zugesetzt, außerdem musste er den plötzlichen Tod des Vaters verwinden und mit dem Bruder Pläne für die familieneigene Tuchmacherei entwerfen.

Bramsches Präsident Horst Rasch, der Vater des späteren VfL-Präsidenten Dr. Dirk Rasch, lotste ihn wieder zum FCR und bot ihm gleichzeitig eine Anstellung im Familienunternehmen. Kuhlmann blieb 32 Jahre, wechselte in die Werbeabteilung und kümmerte sich unter anderem um die Messestände in Deutschland und im europäischen Ausland.

Für seinen ersten und letzten Verein schnürte er noch mit weit über 40 die Fußballschuhe, unterstützte den FCR aber auch als Trainer der 1. Mannschaft, Nachwuchscoach und Jugendleiter.

„Trotz beruflicher Herausforderungen war der Fußball immer mein Leben“, sagt Kuhlmann und daran hat sich auch im fortgeschrittenen Alter nichts geändert. Beim 1. FC Rasensport 09 Bramsche ist er immer gern gesehen, neben seiner Haustür wehen die Farben der Lila-Weißen und am Wochenende muss er natürlich wissen, wie es für den VfL gelaufen ist. Das wird auch in der Saison 2024/25 so sein, und wenn die Mannschaft sich neu sortiert hat, kann sich Rudolf Kuhlmann durchaus vorstellen, einmal wieder an der Bremer Brücke vorbeizuschauen. „Es muss Spaß machen ins Stadion zu gehen! Und das setzt voraus, dass es eine klare Spielidee gibt und alle vollen Einsatz zeigen“, weiß der 85-Jährige.


Text: Thorsten Stegemann

Bild 1: Rudolf Kuhlmann trifft im Spiel gegen Borussia Dortmund

Bild 2: Rudolf Kuhlmann (Mitte) im Zusammenspiel mit dem kürzlich im Alter von 89 Jahren verstorbenen Manfred Paschke (r.)

Bild 3: Rudolf Kuhlmann (l.) mit seinem Bruder

Bild 4-5: Rudolf Kuhlmann heute

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