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·20 August 2025

Neu-Kölnerin Marina Hegering: "Noch besser als erwartet"

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Für Marina Hegering ist der 1. FC Köln die sechste Station in der Google Pixel Frauen-Bundesliga, innerhalb von 18 Jahren wohlgemerkt. Die langjährige Nationalspielerin soll beim FC vorangehen. Im DFB.de-Interview spricht die 35 Jahre alte Innenverteidigerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über die ersten Wochen in Köln, ihre Erwartungen, Zukunftspläne und die Entwicklung der höchsten Spielklasse.

DFB.de: In gut zwei Wochen starten Sie mit dem 1. FC Köln in die neue Saison. Wie sehr kribbelt es schon und wie lauten Ihre Erwartungen, Frau Hegering?


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Marina Hegering: Die Vorbereitung war unfassbar lang, das bin ich schon gar nicht mehr gewohnt. (lacht) Es wird langsam wirklich Zeit, dass es losgeht. Die Vorfreude ist bei uns allen sehr groß. Wir wollen gut starten und Schritte in die richtige Richtung machen.

DFB.de: Der FC hat eine eher enttäuschende Saison hinter sich, musste lange um den Klassenverbleib kämpfen. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass es diesmal besser läuft?

Hegering: Wir haben sehr gut gearbeitet und uns schon in vielen Dingen verbessert. Da wir insgesamt ein sehr junges Team zusammen haben, bin ich mir sicher, dass wir weitere Fortschritte machen und uns im Laufe der Saison weiter festigen werden.

DFB.de: Wie würden Sie insgesamt ihre ersten Eindrücke vom Team und vom Verein beschreiben?

Hegering: Sehr positiv. Ich bin rundum zufrieden, habe mich vom ersten Tag sehr wohl gefühlt. Die Arbeit mit den Mädels bereitet mir große Freude. Die Voraussetzungen und die Rahmenbedingungen, die uns der FC bietet, sind sehr gut. Ich fühle mich in meinem Wunsch, nach Köln zu wechseln, absolut bestätigt. Vieles ist sogar noch besser als erwartet.

DFB.de: Sie sollen als Führungsspielerin vorangehen. Wie sehen Sie selbst Ihre Rolle innerhalb der Mannschaft?

Hegering: Mir ist bewusst, dass ich sofort große Verantwortung tragen werde und vor allem die jungen Spielerinnen unterstützen soll. Das sehe ich als super coole Herausforderung an.

DFB.de: Mit Ihren Ex-Vereinen VfL Wolfsburg und FC Bayern München haben Sie um die Meisterschaft gekämpft und einige Titel gewonnen. Wie sehr müssen Sie sich umstellen?

Hegering: Das sehe ich nicht so dramatisch. Zum einen habe ich beispielsweise bei Bayer 04 oder bei der SGS Essen auch schon länger für Vereine gespielt, die nicht zu den Topteams der Liga gehörten. Zum anderen war es ja meine bewusste Entscheidung, von Wolfsburg nach Köln zu wechseln. Dass wir mit dem FC nicht um die Champions-League-Plätze mitspielen, dürfte jedem klar sein. Erfolg verbinde ich aber auch nicht automatisch mit Titeln. Es ist auch ein Erfolg, wenn wir das große Potenzial unseres Teams ausschöpfen. Es ist ein riesiger Erfolg, wenn es uns gelingt, unsere jungen Spielerinnen weiterzuentwickeln und zu verbessern. Das möchte ich sehr gerne begleiten.

DFB.de: Zum Wiedersehen mit Ihrem bisherigen Klub kommt es bereits am 3. Spieltag. Wie sehr freuen Sie sich schon speziell auf das Duell mit den "Wölfinnen"?

Hegering: Es ist immer schön, auf seinen früheren Verein zu treffen und viele bekannte Gesichter wiederzusehen. Im Fall von Wolfsburg ist es auch deshalb spannend, weil sich das Team sehr stark verändert hat. Grundsätzlich ist der VfL nicht unser Maßstab. Dennoch werden wir natürlich alles tun, um ein gutes Spiel abzuliefern.

DFB.de: Mit Cheftrainerin Britta Carlson haben Sie schon viele Jahre bei der Nationalmannschaft zusammengearbeitet. Hat das bei Ihrem Wechsel eine Rolle gespielt?

Hegering: Es ist richtig, dass wir bei unseren Gesprächen auf das Kennenlernen verzichten konnten. (lacht) So waren wir schnell bei den wesentlichen Punkten. Jede weiß, was sie von der anderen zu erwarten hat. Das ist schon mal ein Vorteil. Die Zusammenarbeit ist sehr gut.

DFB.de: Eigentlich wollten Sie Ihre aktive Karriere schon 2024 beenden und ins Trainerteam Ihres damaligen Vereins VfL Wolfsburg wechseln. Was hat zum Umdenken geführt?

Hegering: Ich habe damals einfach gespürt, dass ich noch viel zu viel Lust habe, selbst zu spielen, auf dem Trainingsplatz zu arbeiten und mit den Mädels in der Kabine zusammen zu sein. Solange ich Bock habe und die Gesundheit mitspielt, werde ich nicht aufhören.

DFB.de: Haben Sie denn grundsätzlich weiterhin vor, Trainerin zu werden?

Hegering: Das ist auf jeden Fall nach wie vor in meinem Kopf.

DFB.de: Sie haben schon mit zahlreichen Trainer*innen zusammengearbeitet. Wer hat Sie denn bisher am meisten beeindruckt oder inspiriert?

Hegering: Da wäre es nicht richtig, eine einzelne Person zu nennen. Von jeder Trainerin und von jedem Trainer nimmt man etwas mit - entweder positiv oder auch mal negativ. Alle tragen so zu einem Bild bei.

DFB.de: In Köln läuft Ihr Vertrag jetzt bis 2027. Haben Sie auch deshalb noch einige Jahre als Spielerin im Tank, weil Sie während Ihrer Karriere auch schon sehr lange verletzungsbedingt pausieren mussten?

Hegering: Das höre ich in der Tat nicht zum ersten Mal. Ob das wirklich stimmt, kann ich nicht sagen. Alexandra Popp hat nur wenige Monate nach mir in Duisburg angefangen und spielt auch immer noch, obwohl sie nicht so lange raus war wie ich.

DFB.de: Ihr erstes Bundesligaspiel für den damaligen FCR 2001 Duisburg haben Sie fast auf den Tag genau vor 18 Jahren bestritten. Haben Sie das noch exakt in Erinnerung?

Hegering: Meine erste Einwechslung beim 1:0-Auftaktsieg beim Hamburger SV hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, um ehrlich zu sein. Mein Startelfdebüt gegen Wolfsburg und meinen ersten Doppelpack in der Bundesliga dagegen schon eher, das müsste gegen Crailsheim gewesen sein.

DFB.de: Was hätten Sie geantwortet, wenn Ihnen damals jemand prophezeit hätte, dass Sie jetzt immer noch in der Frauen-Bundesliga spielen?

Hegering: Vermutlich hätte ich denjenigen für verrückt erklärt. (lacht) Aber jetzt geht es mir sehr gut damit.

DFB.de: Wie bewerten Sie die Entwicklung der Liga seit Ihrem Karrierestart?

Hegering: Um es mit einem Wort zu sagen: Krass! Ich bin ja nach so langer Zeit so etwas wie eine Zeitzeugin und kann nur sagen, dass eine wahnsinnige Entwicklung stattgefunden hat, die wir damals als utopisch abgetan hätten. Das betrifft nahezu sämtliche Bereiche. Es war zur damaligen Zeit ein reiner Amateursport. Wenn es neben dem Trainer noch einen Co- und einen Torwarttrainer gab, dann war das schon etwas Besonderes. Heute haben wir professionelle Bedingungen und werden von zahlreichen Experten betreut. Statt zum Teil auf Dorfplätzen spielen wir in großen Stadien. Das alles zeigt, wieviel sich schon bewegt hat, auch wenn wir noch nicht am Ende des Weges angekommen sind. Es geht noch mehr.

DFB.de: Gehen Sie davon aus, dass die EM in der Schweiz der Google Pixel Frauen-Bundesliga noch einen weiteren Schub geben wird?

Hegering: Ich hoffe es auf jeden Fall und kann mir gut vorstellen, dass die Zuschauerzahlen noch weiter steigen werden. Die Marke Frauenfußball wächst, unser Team hat außerdem bei der EM ein sehr gutes Bild abgegeben und beste Werbung gemacht.

DFB.de: Es war das erste große Turnier nach Ihrem Rücktritt aus der Nationalmannschaft. Wie haben Sie das DFB-Team verfolgt?

Hegering: Ich habe extrem mitgefiebert, fühlte mich wie ein Familienmitglied, das von außen die Daumen drückt. Eine besonders spezielle Erfahrung war das Viertelfinale gegen Frankreich, das wir mit unserer gesamten Mannschaft bei einem Public Viewing in Köln gesehen habe. Das Spiel hat maximale Emotionen ausgelöst. Zum ersten Mal außerhalb eines Männerturniers habe ich gesehen, wie viele Menschen in Deutschland-Trikots unterwegs waren, um unser Team zu unterstützen. Das war schon sehr cool.

DFB.de: Worauf freuen Sie sich persönlich in der neuen Saison am meisten?

Hegering: Eigentlich auf alles. (lacht) Es wird auf jeden Fall spannend, wie es sich auswirkt, dass jetzt zwei Teams mehr in der Liga dabei sind. Es sind interessante Vereine aufgestiegen. Vor allem die Partien beim 1. FC Union Berlin an der Alten Försterei und beim HSV im Volksparkstadion werden etwas Besonderes sein. Wir alle freuen uns natürlich vor allem darauf, auch wieder ein Highlight-Spiel im RheinEnergieStadion bestreiten zu dürfen. Ich habe dort zwar schon mehrfach bei Pokalfinals gespielt, aber noch nie mit 90 Prozent der Fans im Rücken. Das wird etwas ganz Besonderes.

Der 1. FC Köln startet am 6. September um 14 Uhr gegen RB Leipzig im Franz-Kremer-Stadion in die neue Saison der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Hier geht es zum Ticketverkauf.

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