90min
·22 May 2025
Frauen-Bundesliga 2024/25: Die 5 besten Sechserinnen

In partnership with
Yahoo sports90min
·22 May 2025
Im Fußball sind sie oft die stillen Heldinnen – die Sechserinnen. Sie räumen vor der Abwehr auf, fangen gegnerische Angriffe ab und bringen gleichzeitig Struktur ins Spiel nach vorne. Als Herzstück des Mittelfelds halten sie die Balance zwischen Defensive und Offensive, sind laufstark, zweikampfstark und haben das Spiel ständig im Blick. Doch welche defensiven Mittelfeldspielerinnen der Frauen-Bundesliga konnten in der kürzlich abgelaufenen Spielzeit am meisten überzeugen? Die fünf besten Sechserinnen der Liga:
Mit Vanessa Diehm hat die TSG Hoffenheim eine junge und vielversprechende defensive Mittelfeldspielerin in den eigenen Reihen. Die erst 21-Jährige ist ein Eigengewächs der Kraichgauerinnen und spielte sich in den vergangenen Saisons in der Startelf der TSG fest. Auch in der kürzlich abgelaufenen Spielzeit war Diehm eine tragende Säule im Team von Theodoros Dedes - stand durchschnittlich 82 Minuten auf dem Rasen.
Die Saison der TSG Hoffenheim war eine große Achterbahnfahrt: Nach der verkorksten Hinrunde konnten sich die Kraichgauerinnen in der Rückrunde zusammenreißen und in der Rückrunden-Tabelle einen starken vierten Platz hinter Bayern, Wolfsburg und Frankfurt einnehmen. Vanessa Diehm hatte an der Entwicklung auch einen Anteil. Obwohl die 21-Jährige noch eine der Spielerinnen der TSG war, die recht konstant ihre Leistung auf den Platz lieferte.
Vanessa Diehm ist auch Kapitänin der U23-Nationalmannschaft / Pablo Blazquez Dominguez/GettyImages
Besonders stark ist Vanessa Diehm in der Zweikampfführung. Pro Spiel macht die U23-Nationalspielerin 3.5 Tackles und kann 4.4 Bälle zurückerobern - mit diesen Werten positioniert sich Diehm über dem Durchschnitt. Die Sechserin von Hoffenheim verfügt außerdem über ein gutes Passspiel und eine überzeugende Handlungsschnelligkeit. Nicht zuletzt deshalb entwickelte sich Vanessa Diehm auch zu einer Stammkraft in der U23-Nationalmannschaft. Kann das Diehm als Sprungbrett in die A-Nationalmannschaft nutzen? Sollte sie auch in der kommenden Saison ihre Leistungen bei der TSG Hoffenheim abrufen, könnte das nicht nur Zukunftsmusik sein.
"Für ihr junges Alter bringt Katharina schon sehr viel Bundesliga-Erfahrung mit. Gleichzeitig hat sie noch enormes Entwicklungspotenzial", attestierte der sportliche Leiter der Bayer04-Frauen, Achim Feifel, Sommer-Neuzugang Katharina Piljic im vergangenen Jahr. Die erst 21-jährige Mittelfeldspielerin kam da frisch von der SGS Essen zur Werkself. Lange brauchte Piljic nicht, um sich unter dem Bayer-Kreuz einzufinden und zur Stammspielerin zu forcieren. Das bestätigen auch die Zahlen: In 18 Spielen lief die junge Spielerin für die Werkself auf und absolvierte durchschnittlich 80 Minuten auf dem satten Grün. Dabei erzielte sie selbst zwei Tore und konnte drei Assits auf ihrem Konto verbuchen.
Katharina Piljic überzeugte vor allem durch ihre gute Antizipation und Variabilität. Trotz ihres jungen Altes gestaltet sie das Spiel der Frauen von Bayer Leverkusen aus der Mitte heraus."Ich bin eher ruhig am Ball und keine aggressive Spielerin, die viel dazwischen grätscht. Trotzdem spiele ich körperbeton ", beschrieb sich Piljic vor etlichen Monaten selbst. Die Sechserin hat einen großen Anteil daran, dass Leverkusen eine so starke Hinrunde hinlegte und die Lücke zu den Big Three weiter schließen konnte.
Katharina Piljic spielt seit vergangenen Sommer unter dem Bayer-Kreuz / Vera Loitzsch/GettyImages
Druck macht der gebürtigen Essenerin wenig aus: Sie findet schnell clevere Lösungen für Probleme. Einzig bei der Pass-Statistik hinkt Piljic ihren Positionskolleginnen etwas hinterher. Trotz ihres vergleichsweise jungen Alters absolvierte die Leverkusenerin bereits stolze 87 Bundesliga-Partien. Es wird viel Spaß machen, ihren weiteren Karriereweg zu verfolgen. Denn sollte sich Katharina Piljic so weiterentwickeln, könnte es für die 21-Jährige noch hoch hinaus gehen - auch in der Nationalmannschaft.
Ein Blick auf die Heatmap von Elisa Senß reicht aus, um zu sehen, was die Sechserin im Spiel der Eintracht-Frauen leistet: Das komplette mittlere Feld ist stark rot eingefärbt. Der Eindruck, dass Elisa Senß nahezu überall ihre Spuren hinterlässt, festigt sich auch, wenn man nur eine Partie der Adlerträgerinnen anschaut. Wenn Elisa Senß zum Tackling ansetzt, wird sie das Leder mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den eigenen Ballbesitz holen. Ihre furchtlose Spielweise hebt sie von anderen defensiven Mittelfeldspielerinnen hervor.
Doch auch die offensiven Qualitäten kommen bei Elisa Senß nicht zu kurz: So erzielte sie in der abgelaufenen Bundesliga-Saison drei Tore und legte ihren Teamkolleginnen vier Mal auf. Gemeinsam mit Lisanne Gräwe bildet Senß das Herzstück des Frankfurter Mittelfelds. Auf beide möchte Cheftrainer Niko Arnautis nur ungern verzichten. Senß startete beispielsweise in 19 der 21 Partien und spielte durchschnittlich 75 Minuten. Die 27-Jährige entwickelte sich schnell zu einer Führungsspielerin der SGE-Frauen, die Verantwortung übernimmt und die Mannschaft auf dem Platz leitet.
Elisa Senß ist ein wichtiger Eckpfeiler bei den Eintracht-Frauen / Inaki Esnaola/GettyImages
Elisa Senß ist eine technisch versierte, aber eben gleichzeitig extrem zweikampfstarke Spielerin. Ihre Qualitäten erkannten unlängst auch die Verantwortlichen der DFB-Frauen. Interimstrainer Horst Hrubesch berief Senß 2023 erstmals in den Kader der A-Nationalmannschaft. Sie sei eine "griffige" Spielerin mit "gutem Tempo", erklärte Hrubesch damals. Seither ist die Adlerträgerin aus dem deutschen Aufgebot nicht mehr wegzudenken. Ihre Leistungen in der Bundesliga dürften diesen Stand nochmals unterstreichen.
"Es ist wichtig für meine kommenden Jahre, dass ich mich hier weiterentwickeln kann und ein bisschen mutiger spiele", erklärte uns Lisanne Gräwe noch in der Hinrunde im exklusiven 90min-Gespräch. Wenige Monate später lässt sich bei der Adlerträgerin in jedem Fall bereits eine Weiterentwicklung erkennen. Die 22-Jährige mauserte sich innerhalb einer Saison zu den besten defensiven Mittelfeldspielerinnen der Liga.
Lisanne Gräwe ist vielleicht nicht die schnellste oder robusteste Mittelfeldspielerin, doch die Adlerträgerin spielt mit Auge. Es wirkt, als verfolge sie stets eine Strategie, um gegen ihre Gegnerinnen anzukommen, als einfach nur blind von einen in den nächsten Zweikampf zu stürzen. Insgesamt spielte die Nationalspielerin 962 erfolgreiche Pässe. Auch in puncto Flankengenauigkeit und erfolgreiche Dribblings können nicht viele Spielerinnen ihr das Wasser reichen.
Lisanne Gräwe im Mittelfeld der Eintracht-Frauen / Thomas Eisenhuth/GettyImages
In den Statistiken macht sich außerdem bemerkbar, dass die 22-Jährige extrem viele Ballkontakte sammelt und somit das Spiel der Eintracht-Frauen diktiert. Daher ist es auch keineswegs verwunderlich, dass Lisanne Gräwe 20 der 21 Spiele von Beginn an auf dem Rasen stand und 12 Mal die vollen 90 Minuten absolvierte. Besonders ist auch, dass die Sechserin der Adlerträgerinnen in schwierigen Spielen nicht abtaucht, sondern weiterhin eine der auffälligeren Spielerinnen war. Im Oktober nominierte Bundestrainer Christian Wück Gräwe zum ersten Mal für die A-Nationalmannschaft. "Lisanne hat ebenfalls mit guten Leistungen, hoher Spielzeit im Verein auf sich aufmerksam gemacht und sich so weiterentwickelt, dass wir ihr den Sprung in die A-Mannschaft zutrauen", erklärte der Chefcoach. Mittlerweile kann Lisanne Gräwe drei Länderspiele für sich verbuchen und von einer EM-Teilnahme träumen.
Seit nun mehr fast fünf Jahren prägt Sarah Zadrazil das Spiel der Bayern-Frauen. Die Österreicherin ist die Personifikation von "Unter dem Radar fliegen". Zwar genießt Zadrazil in der Bundesliga durchaus Ansehen, international wird die 32-Jährige dennoch unterschätzt. Und das, obwohl das Spiel der Bayern ohne sie nicht dasselbe ist. Vollkommen zurecht genoss Sarah Zadrazil unter Alexander Straus eine große Wertschätzung.
Zwar musste die österreichische Nationalspielerin aufgrund einer Muskelverletzung bei ein paar Spielen mit der Bank vorliebnehmen, war aber in den wichtigen Partien zur Stelle. Sie stand insgesamt 19 Mal im Bundesliga-Kader, spielte 13 Mal von Beginn und wurde 4 Mal eingewechselt. In der Champions League verpasste Zadrazil lediglich das Viertelfinal-Rückrundenspiel gegen Olympique Lyon. Trotz der Dreifachbelastung aus Liga, Pokal und UWCL war Zadrazil eine der Spielerinnen im Team der Münchenerinnen, die wirklich konstant ihre Leistung abrufen konnte.
Sarah Zadrazil lenkt das Spiel der Bayern-Frauen / Daniela Porcelli/GettyImages
Die 32-jährige Sechserin glänzt nicht durch viele Offensivaktionen - obwohl sie zuletzt fairerweise auch des Öfteren um den gegnerischen Sechszehner herum zu finden war. Was Zadrazil so stark macht, ist ihre Gabe, das Spiel zu lesen, sich richtig zu stellen, Ruhe am Ball zu haben und im Pressing den Gegnerinnen auf die Nerven zu gehen. Pro 90 Minuten schließt sie 84.3 Prozent ihrer Pässe ab, was deutlich über dem Durchschnitt liegt. Bei der Mittelfeldspielerin der Bayern stimmt einfach das Gesamtpaket: Zwar ist sie in keiner Kategorie die Beste, kann aber jede Komponente einer guten Sechserin mühelos erfüllen. Gerade deshalb ist sie so unverzichtbar für die Bayern.
Kenner der Frauen-Bundesliga werden einen Namen in dieser Auflistung gewiss vermissen: Georgia Stanway. Die Star-Spielerin der Bayern konnte in unserer Hinrunden-Bewertung noch einen Platz finden. Aufgrund ihrer schweren Knieverletzung Anfang dieses Jahres reicht es für die Engländerin aber nicht mehr, da sie viele wichtige Spiele schlichtweg verpasste. Wäre Stanway die komplette Saison fit gewesen, hätte sie mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit auch einen Platz unter den fünf besten Sechserinnen der Spielzeit sicher gehabt. Ähnliches gilt für ihre Vertretung Sydney Lohmann, die durch gute Leistungen im defensiven Mittelfeld auf sich aufmerksam machen konnte und Stanways Fehlen so gut es geht kompensierte. Allerdings fehlte ihr einfach die notwendige Spielzeit in der Hinrunde, um über die gesamte Saison gesehen einen Platz unter den Top fünf einzunehmen. Auch Wolfsburgs Lena Lattwein kämpfte sich in diese Saison. An ihren Leistungen vergangenen Spielzeiten konnte die 25-Jährige aber nicht richtig anknüpfen.